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Laufberichte

Mein Neuanfang nach Corona

 

Meine Marathonerlebnisse hätten so schön im Oktober auslaufen können, aber es kam ganz anders als erhofft. Geplant waren die Marathons „dahoam“ in München und ein paar Wochen später als Endspurt jener in Frankfurt. Doch dann erwischte mich das kleine Virus C. Ich überstand die Infektion mit einigen Tagen „AU“ (der gelbe Schein!) mit Kopfweh und Gliederschmerzen. Der Hausarzt warnte mich zudem vor sportlichen Extrembelastungen. Somit durften sich einige Tage lang auch die Sportschuhe ausruhen.

Dann fing ich nach Ende der Isolation langsam mit Spaziergängen an, etwas flottere Märsche folgten. Aber an Anstiegen nahm ich bewusst das Tempo heraus, denn da solle die Luft fehlen, das beobachtete ich bei Mitläufern, die kurz zuvor auch darniederlagen. Anfang November wagte ich schon die erste langsame Laufeinheit im Lauftreff, wo ich hinterher zockelte. Trotzdem reifte die Idee, in diesem Jahr zumindest noch den Halben beim Waldmarathon in Zeil zu laufen.

Der Lauf ist zwar nicht leicht mit über 800 Höhenmeter auf dem langen Kanten, aber der Zwei-Rundenkurs durch die Hassberge ist abwechslungsreich und kurzweilig. Und wenn ich es bei einer Runde belassen kann und auch nichts versäume, was zu fotografieren und zu berichten ist, umso besser. Am letzten Tag der Voranmeldefrist buche ich mich ein.

2004 begann die Erfolgsgeschichte in Zeil. Der TV 1884 Zeil, genauer gesagt die Lauf- und Leichtathletikabteilung „Rote Teufel“, hat als Ausrichter alle Fäden in der Hand. „Häuptling“ und Chef Hubert Karl muss da nicht mehr viel organisieren, denn seine Helfer brennen wie jedes Jahr auf ihren Einsatz beim Marathontag. Zum Hubert werde ich später noch berichten.

Vier Wettbewerbe stehen auf der Agenda und da müsste doch für jeden etwas dabei sein. Marathon und Halber für die Läufer, und für die Steckerlgeher sind Strecken über 21,1 und 7,5 Kilometer ausgesteckt. Das Zeitlimit ist mit sechs Stunden sehr großzügig, aber man sollte sich von dem hügeligen Gelände nicht täuschen lassen. Das Startgeld ist bei zeitiger Meldung sehr günstig. Beim Marathon nimmt man 30 Euro, beim Halben 20 Euro, die Walker kommen noch günstiger an die Startnummer. Als Gegenleistung erhalten wir ein sauerstoffreiches Läufchen, im Ziel Medaille und bei Abgabe der Startnummer eine Flasche Wein aus der Gegend. Logisch, dass die Gesamtsieger weitere Preise erhalten. Und für die stärksten Teams gibt es einen Fresskorb mit Bier und Fleischwaren aus der Region.

Knapp 600 Meldungen sind eingegangen, zwar muss der Marathon ein leichtes Minus hinnehmen, aber der Halbe hat eine Steigerungsrate von 20 Prozent zum Vorjahr, das erscheint mir in dieser Zeit, in der fast jeder Laufveranstalter Federn lassen muss, eine gute Ausgangsposition für die Zukunft. Was die Läufer in die Hassberge treibt, ist die Natur, ein Treffen mit Gleichgesinnten oder nochmal zum Ausklang der Laufsaison etwas Besonderes laufen. Eine Herausforderung ist es allemal, die hügelige Laufstrecke in einer zufriedenstellenden Performance zu rennen. Und Premierenläufer sind da auch unterwegs.

Im Gegensatz zum letzten Jahr sind die Umkleiden und Duschen in der Schulturnhalle benutzbar. Mit der Bahn fahre ich wieder nach Zeil, nur dass es schon in Ingolstadt eine Störung gibt, der RE aus München (neue Züge!) kommt mit Verspätung an und beendet seine Fahrt. So komme ich in Zeil mit einer Stunde Verspätung an, aber zeitlich ist es noch im Rahmen. Die Startnummernausgabe erreiche ich mit einer Handvoll Gleichgesinnter in 15 Minuten Fußmarsch. Die Startunterlagen gibt es in Sekundenschnelle, nur die Nummer, keine Zugaben oder Geschenke. Das reicht hier völlig, denn die guten Gaben werden beim Lauf gereicht oder hinterher.

 

 

Gerade ein paar Meter entfernt von der Schule fahren die Shuttles ab zum Setzbachbrunnen. Da doch einige Läufer auf das Shuttle warten, ziehe ich es vor, die 1,5 Kilometer zum Startplatz zu marschieren, der Weg ist ausgeschildert, verlaufen ist unmöglich und einem Einlaufen steht da auch nichts entgegen. Ich empfehle, ein wenig Wechselklamotten mitzunehmen, damit man sich nach dem Rennen gleich etwas Trockenes überziehen kann. Zwar ist am Himmel noch etwas “Restnebel“, der sich aber auflösen wird, blaue Lücken sind schon zu sehen. Vor der Temperatur ist es ganz angenehm und kein Wind. Das war aber hier schon anders. Einige Wiederholungstäter berichten von Graupel- und Schneeschauern.

Rund 15 Minuten vor unserem Start um 11.00 Uhr bin ich vor Ort am Setzbachbrunnen. Die Marathonis hat man bereits um 10.00 Uhr losgelassen. Nach einigen freundlichen Worten der Moderatorin werden wir an die Startlinie gebeten. Den Hubert sehe ich bislang nicht, der wird sich mit 21,1 Kilometer nicht begnügen wollen, der macht doch den langen Kanten, da bin ich mir sicher.

 

 

Nach ein paar Bildern gliedere ich mich in das laufende Volk ein. Mein Plan, die Steigungen sehr, sehr langsam anzugehen und dann auf den flachen Stücken auch nicht zu schnell zu rennen. Wenn es über zwei Stunden gehen sollte, ist es egal. Nach überstandener C-Infektion  sollte man nicht gleich wieder in die Vollen gehen. Der Arzt meint, dass man erst nach ein bis zwei Monaten wieder hergestellt ist. Es muss ja nicht dazu kommen, dass man wie ein Bekannter in Sportlerkreis erst eine Herzmuskelentzündung entwickelt und in Folge einen Herzschrittmacher braucht. Mein Rat, lasst euch Zeit mit dem Trainingsbeginn nach einer Infektion.

2,3 Kilometer lang müssen wir uns gleich zu Beginn im Wald auf einer Steigung (150 Höhenmeter) hocharbeiten. Die Laufapp leistet gute Dienste und sagt mir die Kilometersplitts ein, der erste Kilometer über sieben Minuten, der zweite knapp darunter, so passt mir das Tempo. Nach einer knappen Viertelstunde endet die Steigung und unsere Strecke geht nun hinaus auf die Felder. Die Sonne hat mittlerweile die Oberhand gewonnen. Links sehe ich den Dreiländerstein, wo sich bis 1803 die Länder Würzburg, Bamberg und Sachsen-Coburg berührt haben. Eine Frau ist am Applaudieren. Viele Zuschauer wirst du hier nicht finden. Eigentlich ist der Lauf durch die Natur etwas für unsere Seele.

 

 

Nur kurz geht es Richtung Bischofsheim, dann biegen wir rechts ab in Richtung Brandholz. Gerade wenn es feucht ist, wären hier Trailschuhe notwendig, doch heute reichen normale Treter mit Profil. Gefällig geht es auf gesplittetem Waldweg zur ersten Trinkstelle bei Kilometer vier. Willi und seine Mädels haben den Laden voll im Griff.

Es geht gefällig weiter bis zur Kreisstraße von Zeil nach Bischofsheim, wo uns die Feuerwehr bei der Überquerung assistiert. Unser Kurs geht nun immer weiter hinunter am Steinbach auf schnellem Untergrund, hoch ist das Tempo, es rollt. Nur bei einem Kilometerschnitt erschrecke ich, denn einer ist knapp unter fünf Minuten. Nach Kilometerschild sechs kommt die Quittung, eine Linkskurve, es geht hinauf. Passenderweise sagt ein Schild auf der rechten Seite „der Berg ruft“. Ich nehme das Tempo deutlich heraus und jogge die rund 500 Meter bei der zehnprozentigen Steigung hoch. Vel Raum verliere ich nicht im Feld, denn einige marschieren bereits. Später laufen wir auf die Schlusswalker auf, dann sehe ich doch einige kleinere Grüppchen. Die sind 45 Minuten vor uns gestartet.

Nach dem Gegenanstieg können wir es wieder am Geißgraben laufen lassen, wieder habe ich Kilometerabschnitte von gut fünf Minuten. Kurz vor Kilometer zehn endet am der V-Stelle im Längenbachtal am gleichnamigen See das gefällige Stück. Unterbrechung, wir können wieder verpflegen: Cola, Iso, Tee, Bananen, Kuchen, Riegel und Cräcker liegen auf den Tischen. Du fühlst dich hier gut aufgehoben, es mangelt an nichts. Nach wenigen Augenblicken mache ich mich wieder auf den Weg.

 

 

Der führt nun jetzt am Längenbach hinauf, es geht leicht bergan, auf rund drei Kilometer rund 80 Höhenmeter. Anfangs ist die Steigung nur sanft, zum Ende hin wird es ein wenig steiler, ich nehme das Tempo abermals heraus. Beim kurzen Gegenverkehrsbereich sehe ich einige Marathonläufer entgegenkommen. Die Helfer vom BRK weisen uns nun rechts ein, es geht hinauf. Letztes Jahr hatte man hier tiefen Boden, nun hat man den Weg hergerichtet.

Nach Kilometer 13 verlassen wir wieder den Wald und sehen vor uns Bischofsheim, nun von der anderen Seite. Links unten höre ich Musik von der V-Stelle am Bischofsheimer See. Fast im Karacho laufe ich hinunter, Kilometer 14 ist abgehakt. Wie schon vorher, gibt es am Verpflegungsangebot nichts auszusetzen.  Der Hubert weiß schon, was sich Läufer wünschen.

Dann beobachte ich eine lustige Szene, denn Matthias betätigt sich als laufender Verpflegungsposten und trägt Theresa trink- und essbares hinterher. Bei der kurzen Unterredung stellt sich heraus, dass Theresa ihre Premiere auf der 21,1 Kilometer-Strecke absolviert. Und sie schaut gut aus. Wer weiß, ob beide nicht noch zum Ende hin aufdrehen können und den Reporter hinter sich lassen. Fit for Fire Fighting, ihr Motto, denn beide gehören der Feuerwehr Lohndorf an.

Nach wenigen Minuten erreiche ich wieder den Gegenverkehrsbereich, wo uns die Helfer nun rechts einweisen. Und dem Schwung aus dem Gefälle heraus müsste man mitnehmen können, denn abermals wartet eine deftige Steigung mit rund 50 Höhenmeter. Ich nehme mein Tempo wieder zurück und kämpfe mich mit angezogener Handbremse hoch. Also, ihr seht schon, einfach ist der Kurs nicht, aber immer schön abwechslungsreich. „Heul nicht, du hast dafür bezahlt“, sagt eines von vielen Motivationsschildern und damit ist auch alles gesagt.

Wir erreichen die bekannte Kreisstraße, wo eine Seite für uns abgesperrt ist. Nur rund 200 bis 300 feinsten Asphalt können wir unter die Sohlen nehmen, dann überqueren wir die Kreisstraße unter Aufsicht der Floriansjünger.

 

 

Nach einem knappen Kilometer erreiche ich wieder Willi mit seinen Mädels, bedanke mich für ihre Hilfe und gehe das letzte Stück an. Ab jetzt kommt der Genuss für gut drei Kilometer, denn bei auf zwei ganz leichte Gegenanstiege geht es nur bergab. „Gib Gas, jetzt rollt’s“, lese ich und löse die Handbremse. Am Dörnerhang und oberhalb des Setzbach geht es hinunter, meine schnellsten Kilometer. Dann höre ich bereits die Moderation vom Ziel. Nach einer Kehre ist der Weg hin zum Ziel austrassiert und mit einer Zeit von deutlich unter zwei Stunden habe ich den Halben geschafft. Es ist besser gegangen, als ich mir ausgerechnet hat. Doch eine Runde reicht heute vollends. Obwohl, gejuckt hätte mich es schon, den Marathon voll zu machen.

An der Ziellinie wartet ein Kleinkind auf ihre Mutter, der Opa passt auf. Ich nehme mir Medaille und Getränk und ziehe mir gleich trockene Sachen an. Nach kurzer Zeit der Regeneration geht dann der Fotograf wie ein Jäger auf die Pirsch und versucht, das eine oder andere Opfer mit der Kamera zu erlegen. Zuerst sehe ich noch viele Halbmarathonis ins Ziel einlaufen, dann kommt schon die Spitze des Marathonfeldes. Der Sieger hatte mich bereits am Bischofsheimer See eingeholt.

Viele Freunde sehe ich nun auf ihren letzten zwei Kilometern, wie den Edel-Cluberer Franz oder Dieter. Zurück am Zielgelände kommt dann auch Hubert in Begleitung von Silke, die ihren ersten Marathon nun erfolgreich gefinisht hat. Jetzt fehlt noch die Geschichte von Hubert. Der schaffte in diesem Jahr zum 24. Mal den Spartathlon über 246 Kilometer und ist damit weiterhin Rekordhalter, wenn es um die Zahl der erfolgreichen Zielläufe geht. Ein Fuchs, der weiß was er tut.

Zurück an der Schule darf man nicht vergessen, den Wein als Auszeichnung mitzunehmen. Und wer seine Startnummer abgibt, kann sogar noch etwas gewinnen. Fünf Läufer dürfen an einem Laufseminar an einem Wochenende mitmachen. Und das Geschäft am Grill verläuft auch gut, denn als ich mich wieder in Richtung Bahnhof aufmache, liegt nur mehr wenig Grillgut auf dem Rost.

 

Mein Fazit:

Eine schönes Treffen unter Lauffreunden zum Ausklang der Saison. Klasse organisiert, waldreiche, aber fordernde Strecke, freundliche Helfer.

 

Marathonsieger Männer:

1. Björn Sturm, Ideale-gerade.de, 2.44.22
2. Sven Starklauf, DJK SC Vorra, 2.48.57
3. Ulf Sengenberger, Laufgemeinschaft Würzburg, 3.06.07
4. Steffen Albrecht, LG Veitenstein, 3.09.25
5. Matthias Ritzka, RunningBros Coburg, 3.14.38

 

Marathonsieger Frauen:

1. Ursula Schuerle, SV Bamberg, 3.37.54
2. Magdalena Söllner, o.V., 3.47.01
3. Elke Beierlieb, LG Veitenstein, 3.57.29
4. Carolin Tanzhaus, SGB Stadtsteinach, 4.03.35
5. Eva Passing, SGB Stadtsteinach, 4.03.56

 

 

Informationen: Zeiler Waldmarathon
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