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Laufberichte

Ab in den Wald

12.11.06

Am Setzbachbrunnen geht es los

 

Heute verlasse ich das Haus mit gemischten Gefühlen, denn so richtige Lust, die 42195 Meter unter meine Füße zu nehmen, verspüre ich nicht. Ja, die liebe Wettervorhersage soll uns heute alles andere als einen schönen, naturverbundenen, mit Herbstfarben erfüllten Lauf in den Buchenwäldern versprechen. Regen mit Temperaturen um die Null Grad, wahrlich keine gelungene Kombination.
 
Ein breites Presseecho, und somit auch eine gelungene, kostenlose Werbekampagne konnte ich um die letztjährige Zeiler Laufveranstaltung wochenlang verfolgen. Somit wurde der Bekanntheitsgrad gesteigert, wovon auch in den Teilnehmerzahlen profitieren. Bekanntlich wollte die bayrische Forstverwaltung eine Nutzungspauschale von einigen hundert Euro, das so genannte Wegegeld, von den Roten Teufeln erheben. Es wurde aber nach sehr heftigen Widerständen nichts daraus und die allzu eifrigen Staatsdiener zogen ihre Forderung wieder zurück.

 

Gegen acht Uhr treffe ich in dem schmucken Städtchen Zeil am Main ein, das ca. 20 km westlich von Bamberg liegt. Die steilen Weinberge kurz vor Zeil stimmen auf die über 800 Höhenmeter ein, diese sind beim beinahe zu 100 Prozent bewaldeten Marathonlauf zu bewältigen. Das Rudolf-Winkler-Haus als Ausgangszentrum für die heutige Laufveranstaltung ist unmittelbar an der Michaelkirche und dem Hallenbad sehr leicht zu finden. Dort kann in der noch fast menschenleeren Halle ein reichliches Frühstück zu vernünftigen Preisen eingenommen werden. Auch bei der Abholung der Startunterlagen gibt es keinerlei Wartezeit. Optimal genutzt wird an diesem Tage auch das in unmittelbarer Nähe befindliche Hallenbad: Schwimmen und  Duschen ist kostenlos.

 

Um 9.30 steige ich in einen Kleinbus, der uns zum ca. 2 km entfernten Start – und Zielpunkt bringt. Auch hier alles bestens organisiert – keinerlei Wartezeit. Mitten im Waldgebiet Setzbachbrunnen finden sich rund um eine kleine Zeltstadt so allmählich die über  200 Marathonläufer ein. Kurz nach 10 Uhr heißt es dann ab in den tiefen Wald.

 

Es müssen zwei Runden mit je 21,1 Kilometer absolviert werden, dabei werden grob gesehen vier Gipfel pro Runde erklommen. Der dickste Brocken kommt gleich zu Beginn und ist mit einem Anstieg von 150 Höhenmeter auf ungefähr 2 Kilometern verbunden. Dabei löst sich ganz schnell das dichte Läuferfeld im Wald auf. Wie immer befinde ich mich zu diesem Zeitpunkt ganz am Ende.

 

Nachdem wir nun einige Minuten auf einem Feldweg laufen, geht es nahezu eben einige hundert Meter am Waldrand entlang. Und schon ist die Läuferschar wieder in den Wald eingetaucht bevor kurz vor km 4 die erste Verpflegungsstelle angelaufen wird. Das Angebot ist reichhaltig, sogar Kola zu diesem frühen Zeitpunkt wird gereicht. Das Wetter lädt mittlerweile immer mehr und öfter zum meditieren ein, ein grau bedeckter Himmel, leichter unangenehmer Wind, aber noch ist es trocken und abgesehen von ganz leichtem Nieselregen wird es auch nahezu trocken bleiben.

 

Wesentlich unangenehmer – ich nenne es mal die Rache der staatlichen Forstverwaltung – sind die auf langen Abschnitten frisch geschotterten Wege. Für mich sind diese ekligen Steinchen sehr unangenehm und nicht nur Kräfte zehrend. Öfters muss ich einen  Zwischenstopp einlegen, um meine Schuhe zu entleeren.

 

Wer nach der ersten Runde aussteigen und trotzdem gewertet werden möchte, läuft einfach ins Ziel statt auf die zweite Runde. Für mich stellt sich diese Frage nicht. Ich liege gut in der Zeit und meine Kräfte sind noch ausreichend.

 

Ja, die zweite Runde ist stellenweise recht einsam – sogar für mich, als naturverbundener Mensch. Weit und breit keine Menschenseele, etwas verunsichert frage ich mich, ob ich mich noch auf dem rechten Pfade befinde. Diese Sorgen sind natürlich unbegründet, die Streckenmarkierung lässt keine Wünsche übrig, sogar jeder Kilometer ist ausgeschildert, was die persönliche Renneinteilung natürlich enorm erleichtert. Angenehm ist bei diesem Lauf, dass es die letzten Kilometer bergab geht.

 

Auch wenn an diesem grauen, Wolken verhangenem Tag zu Beginn nicht allzu viel Freude in mir war, so bin ich nun doch froh, nicht gekniffen zu haben und nach gut  4h:17min das Ziel zu erreichen. Eine freudestrahlende, junge Dame beglückwünscht mich und überreicht mir meine Medaille.

 

Nach der Dusche genieße ich in der brechend vollen Rudolf-Winkler-Halle die Atmosphäre und die fränkischen Spezialitäten.

 

Informationen: Zeiler Waldmarathon
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