Für viele ist es keine angenehme Vorstellung, nach einem anstrengenden Lauf mit hundert anderen Läufern und Helfern auf manchmal engstem Raum zu leben. Wie hast Du das erlebt, Rainer?
Rainer:
Manchmal war es schon etwas sehr eng, aber das wusste ich im Voraus. Nach solchen Tagen genoss ich die großen Hallen oder Bungalows wieder umso mehr. Wobei es in den Bungalows oder Zimmern auch immer sehr eng war. Man muss hier einfach lernen, seine Ansprüche zu senken und mit dem Nötigsten auszukommen.
Elke, Du hast nicht in den Gemeinschaftsunterkünften übernachtet, hattest ein Mobilmobil als Begleitfahrzeug.
Elke:
Für mich war das Wohnmobil sehr wichtig. So waren wir völlig autark. Wir konnten alle Dinge mitnehmen, die für solch einen Lauf essentiell sind (Aminosäuren, Proteindrinks, Sojamilch, ausreichend Getränke, Nahrungsergänzungsmittel, Riegel etc.) ohne uns mit einer 30 kg Gepäckbegrenzung belasten zu müssen. Weiterhin hatten wir einen Kühlschrank, der voll war mit Joghurt, Milchreis und alkoholfreiem Bier und Eispacks. Wir hatten Strom, ich hatte meinen Laptop und eine Verbindung zur Heimat und zu meinen Blog. Und was am Allerwichtigsten war: wir hatten unsere Privatsphäre. Ich konnte die Türe zumachen. In der Turnhalle steckt man inmitten des ganzen Trubels, das wäre mir auf so lange Zeit schwer gefallen, ich benötige immer einen Ort, an den ich mich in Ruhe zurückziehen kann. Das Wohnmobil hatte nur Vorteile: man konnte morgens länger schlafen und vor allen Dingen konnte man auch schlafen, war ungestört von irgendwelchen Mitläufern, die schnarchen oder sonstige Töne von sich geben.
Rainer, ich habe deinen Lauf im Internet verfolgt und mir ist aufgefallen, dass Du sehr gleichmäßig vom ersten bis zum letzten Tag gelaufen bist. Nur bei den besonders langen und schweren Etappen hat das Tempo naturgemäß etwas gelitten. Fast hatte ich den Eindruck, Du hättet auch zurück laufen können. Zumindest bis Dettelbach.
Rainer:
Also weiterlaufen hätte ich schon können, wobei es sicher eine Motivationsfrage ist. Gerade oben in Schweden hatten wir immer wieder schlechtes Wetter bei kühlen Temperaturen. Dies trübt bei einem solchen Lauf die Stimmung, was die Motivation sinken lässt. Dies sieht man dann auch am Tempo.
Elke, bei dir fallen die letzten Etappen auf. Da warst du etwas langsamer. Sonst bist auch Du über die gesamte Distanz sehr gleichmäßig gelaufen. War das dann doch etwas Schwäche?
Elke:
Nein, geschwächelt habe ich nicht. Das lag zum einen daran, dass ich die letzten Tage noch einmal so gut es ging genießen wollte und keine Lust hatte, mir hier noch einen abzustressen, nachdem die Platzierungen sowieso klar waren. Zum anderen lag das ganz klar an den Wetterverhältnissen.
Kommt nach einem solchen Erlebnis nicht eine große Leere? Wie schafft Ihr jetzt die Rückkehr in den Alltag?
Elke:
Bei mir kommt keine Leere auf, ich nehme gerade mein nächstes großes Ziel in Angriff und arbeite an meiner Promotion. In den Alltag kam ich schneller, als mir lieb war. Montagnacht kam ich nach Hause, Dienstag hatte ich noch frei, um auszupacken und am Mittwoch war ich schon bei der Arbeit. Seit ich hier bin, geht es richtig rund. Ein Interview am anderen, lauter Freunde, die einen sehen wollen, stapelweise Post und Mails zu beantworten, es ist in 10 Wochen so viel liegengeblieben, dass überhaupt keine Leere aufkommen kann! Ich bin unheimlich froh, wieder hier zu sein
Rainer:
Eine Leere kommt immer dann auf, wenn man verpasst, sich neue Ziele zu setzen. Nachdem ich aber noch mein Masterstudium beenden muss, habe ich hier auf jeden Fall schon „neue“ Aufgaben. Und der Alltag holt einen schnell genug von selbst ein. Ähnlich wie Elke bin ich am Dienstag heimgekommen und am Mittwoch wieder auf die Arbeit gegangen.
Wann kommen die nächsten Wettkampf, was sind die weiteren Pläne?
Rainer:
Als nächsten Wettkampf werde ich den Trail-WC in Chevalier, Frankreich laufen. Aber größere Pläne gibt es bis jetzt noch nicht.
Elke:
Bei mir hat jetzt die Promotion oberste Priorität. Wahrscheinlich mache ich erst im Frühjahr 2010 wieder was.
Habt Ihr eigentlich schon einmal daran gedacht, Profi zu werden?
Elke:
Ja natürlich. Oft habe ich davon geträumt. Vor allen Dingen, wenn mir die Doppelbelastung Training und Job zu viel wurde. Ich bin allerdings mittlerweile zu der Auffassung gekommen, dass mir ohne meine Arbeit etwas fehlen würde. Das Profidasein stellt man sich immer so schön vor, doch in unserer Sportart muss man richtig ackern, um sich Sponsoren an Land zu ziehen, damit man einigermaßen davon leben kann. Das ist sehr nervenaufreibend und teilweise auch frustrierend. Als Amateur bin ich unabhängig und kann mir meine Sachen im Zweifelsfall auch selber kaufen. Ich habe keinen Leistungsdruck von außen. Das ist ein großer Vorteil. Noch dazu habe ich das Glück, einen Traumjob zu haben, der immer mit neuen Herausforderungen auf mich wartet und sehr viel Spaß macht.
Rainer:
Wie sagte mal ein Bekannter – In unserem Sport gibt es in Deutschland nur Gönner, aber keine Sponsoren. Außerdem habe ich schon einen Job der mir gut gefällt. Es ist ein schönes Hobby und das ist auch gut so.
Alles Gute für Euch und noch einmal herzlichen Glückwunsch.
Ergebnisliste
1. Rainer Koch 378:12:44
2. Takasumi Senoo 406:59:43
3. René Strosny 407:05:30
4. Robert Wimmer 415:53:27
5. Jan Nabuurs 430:00:54
6. Trond Sjavik 436:41:54
7. Martin Wagen 438:42:26
8. Henry Wehder 457:00:50
9. Janne Kankaasyrjä 460:57:52
10. Stephane Pelissier 466:11:11
11. Hans-Jürgen Schlotter 472:48:01
12. Eiolf Eivindsen 484:53:42
13. Achim Heukemes 488:51:11
14. Werner Selch 496:02:16
15. Markus Bernhard 506:40:19
16. Ullrich Zach 515:15:27
17. Christian Fatton 517:16:27
18. Matthias Bramstang 527:02:13
Andreas Falk 527:02:13
20. Furuyama Takako 529:06:05
21. Elke Streicher 536:01:19
22. Marcel Heinig 543:26:12
23. Ching-Hui Chen 545:15:16
24. Klaus Wanner 548:31:41
25. Tom Wolter-Roessler 560:43:19
26 Roger Warenghem 564:43:22
27. Alain Lemarchand 566:06:50
28. Ubel Dijk 568:39:49
29. Koji Nakamura 571:09:45
30. Russell Secker 602:01:35
31. Gèrard Denis 611:22:08
32. Kazuko Kaihata 615:08:37
33. Christian Marti 615:13:23
34. Bernd Wagner 626:35:26
35. Yasuo Kanai 627:51:51
36. Hermann Böhm 629:01:01
37. Joachim Hauser 642:13:12
38. Tsuyoshi Sugawara 649:58:43
39. Klaus Neumann 651:27:39
40. Shoji Konoeda 669:20:51
41. Heinz Jäckel 675:05:07
42. Heike Pawzik 692:42:23
43. Theo Kuijpers 696:24:57
44. Okuno Tomoko 721:35:36
45. Saeko Kishimoto 722:46:02