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Laufberichte

Lauffeiertag in Waldbreitbach

 

Fotos: Klaus Klein / Dirk Pretorius


Viele Deutsche feiern den 3. Oktober als Tag der Deutschen Einheit. Ich hab auch Feiertag: Lauffeiertag in Waldbreitbach. Seit 2010 veranstaltet der VFL Waldbreitbach einen familiären Staffelmarathon, an dem auch Einzelstarter willkommen sind. Und da bin ich traditionell dabei. Für 10,00 €, in Worten: zehn Euro, wird einem hier eine bestens organisierte Laufveranstaltung in schöner Umgebung geboten. Die Feuerwehr ist auch wieder dabei und bietet Steaks, Würstchen, Kuchenbuffet, Kaffee, bleifreies Weizenbier …

Also, nix wie hin zu meinem persönlichen Lauffeiertag. Nach dreimaliger Teilnahme als Staffelläufer bin ich jetzt zum zweiten Mal als Einzelläufer dabei.
Petrus meint es gewohnt gut,  Schönwetter ist Tradition in Waldbreitbach. Irgendwann komme ich dahinter, wie die Organisatoren um Josef Hoß und Wolfgang Bernath das hinkriegen, einen Lauf perfekt zu organisieren und immer Sonnenschein zu haben. Letztes Jahr stieg das Thermometer auf 28 Grad. Heute ist nicht weniger zu erwarten.
Die Startnummer und den Chip an der Deutschherrenschule gibt es wieder ohne großes Gedränge. Mit 67 angemeldeten Staffeln ist der Zuspruch größer als im letzten Jahr, aber immer noch verbesserungswürdig. Überall in der Wechselzone vor dem Schulgebäude herrscht reges Treiben. Pavillons, Bänke, Tische und Stühle werden aufgestellt.

Bei strahlendem Sonnenschein erfolgt pünktlich um 10 Uhr der Startschuss. Ich bin gelassen. Gegen die schnellen Staffeln kann ich mich eh nicht wehren. Da heißt es stets rechtzeitig zur Seite zu treten und ihnen den Vortritt lassen. Und bei 9 Startern in der Einzelwertung habe ich schon mit dem Startschuss meine Top Ten Platzierung sicher.


In Würde ankommen


Der Startschuss erfolgt dieses Jahr zwischen dem Pausenhof der Deutschherrenschule und der Sporthalle. Grund ist eine geänderte Streckenführung wegen Straßenarbeiten an der Hauptstraße in Waldbreitbach. Nach etwa 100m laufe ich an meinem Auto vorbei, dass wieder strategisch günstig nahe der Sporthalle steht. Schließlich will ich nach dem Lauf einen möglichst kurzen Weg zwischen Tasche im Auto und Dusche haben. Im Auto habe ich wieder Kuchen gebunkert. Es ist nämlich so, dass Du als Einzelläufer bei deinen Zieldurchläufen die pausierenden Staffelläufer beobachten kannst, wie sie zum Kuchenbuffet gehen und selbiges leerfuttern. Dem kann man vorbeugen.

Durch die geänderte Strecke sind heuer 19 anstatt 21 Runden zu laufen und die Einführungsrunde fällt weg. Vorne geht schon direkt die Post ab. Ich bleibe ganz ruhig und mache meine Fotos. Es geht zunächst durch eine Wohnsiedlung von der wir links abbiegen zur Wied. Vor der Wied erfolgt ein scharfer Rechtsknick. Durch eine Hecke links und rechts kann man nicht sehen ob dort jemand kommt. Ein Streckenposten sorgt für ein reibungsloses Um-die-Ecke-laufen. Das ist wichtig. Kommen uns doch hier von rechts Läufer auf dem Rückweg zum Start- und Zielbereich entgegen.
13 Grad, Tendenz steigend

Wir bleiben aber nur kurz an der Wied. Nach etwa 200m biegen wir rechts ab und laufen zur alten Laufstrecke. Nach einem Linksknick sind wir auf selbiger. Und da ist auch schon wieder die Apotheke mit ihrer Temperaturanzeige in roten Leuchtziffern. 13 Grad hat es wie im letzten Jahr, das wird noch wärmer.

Linker Hand stellen gut gelaunte Anwohner Stehtische auf und platzieren Getränke darauf. Ich frage im Scherz, ob ich ein Weizen haben könnte. Aber nur ohne Alkohol wird mir geantwortet. Na, das ist doch genau das, was ich möchte und wir verabreden einen Getränkestopp für die nächste Runde.

Ich mag diese Läufe, wo einem alles vertraut ist. Gleich kommt doch die Garage mit dem Duo doubleplay. Keiner da! Was ist denn da los. Auf der rechten Seite steht kurz vor dem Knick nach links  hinunter zur Wied ein älteres Ehepaar auf dem Balkon und klatscht Beifall. Das tun sie etliche Runden lang ohne Unterbrechung. Ich rufe bewundernd: Mann, habt ihr Ausdauer.

Es stehen keine Zuschauermassen an der Strecke, der Lauf ist dennoch stimmungsvoll. Wir laufen nun an der Wied entlang zurück zum Wechselgelände am Schulzentrum. Schön, so an der Wied zu laufen. Auf den 200m mit Gegenverkehr ist es etwas eng, aber mit gegenseitiger Rücksicht klappt das auch.


Stimmung im Wechselbereich


Ich genieße das Laufen in vertrauter schöner Umgebung. Unverändert halte ich meinen ruhigen Schritt. Keine Hetze, weiß ich doch genau, dass ich für 2015 mein Pulver verschossen und den Zenit für diese Saison überschritten habe.
Im Wechselbereich ist was los. Links und rechts sieht man Menschen mit Klemmbrettern für die Einsatzplanung der Staffeln stehen. Einlaufende Staffelläufer werden lautstark angefeuert und die ankommenden Läufer sehnsüchtig erwartet.

Jochen Baumhof moderiert pausenlos. Der Mann hat Kondition. Nach gut 13 Minuten passiere ich erstmals den roten Zielbogen. Wenige Meter dahinter kommt der Verpflegungsstand für die Einzelläufer und Zweierstaffeln.

Auf geht es in die zweite Runde. Nur noch 18 denke ich und halte meinen Schritt.
Vor dem Abzweig zur Wied werde ich wieder von netten Menschen angefeuert. Auf jeder meiner 19 Runden gibt es hier Anfeuerung pur. Wieder heißt es aufpassen am Rechtsknick an der Wied. Jetzt habe ich hier schon starken Gegenverkehr. Aber das ist nach 200m vorbei.

Eine freundliche Helferin weist mir den Weg nach rechts. Wenige Meter später bin ich wieder auf der alten Strecke. Die roten Leuchtziffern der Apotheke zeigen nun schon 14 Grad. Da geht doch noch was!


Weizen bleifrei


An den Stehtischen auf der linken Straßenseite,  nunmehr in der Sonne, stehen mittlerweile mehr gut gelaunte Menschen und feuern die Läufer an. Ich werde bereits erwartet. Sepp hat wie versprochen ein bleifreies Weizen aus dem Kühlschrank geholt und ich genieße das erfrischende Nass. Allerdings nehme ich nur einen Schluck und kündige an, den Rest in den nächsten Runden zu trinken.

Und da kommt auch wieder die Garage. Nun mit doubleplay live. Die beiden machen wieder gute Musik. Ein weiterer Grund, hier mal vorbei zu laufen.

Inzwischen bin ich längst von den ersten schnellen Staffeln überrundet. Egal, ich hab‘s nicht eilig. Der Lauf ist kurzweilig, trotz der 19 Runden. Es macht so richtig Laune, an jeder Ecke habe ich meinen Spaß. Hier Sepp und seine Freunde mit dem kühlen Bleifreien, dort das ältere Ehepaar auf dem Balkon, die nette Helferin an diesem Abzweig, die beiden freundlichen Damen an der Holzbrücke über die Sieg. Sie halten mir immer einen Stuhl zur Regeneration frei und füttern mich auf meinen Runden mit Gummibärchen. Sogar Farbwünsche („ein grünes bitte“) werden erfüllt. Und da sind noch die zwei netten Damen mit den leuchtend gelben Westen des VFL Waldbreitbach. Bevor es entlang des Sportplatzes inmitten grüner Wiesen zum Ende der Runde geht, haben sie für mich 19 Steine gesammelt, von denen sie nach jeder Runde einen wegtun. So bin ich stets über meine noch zu laufenden Runden informiert.


Kurzweiliger Lauf


Die Kurzweil ist sehr hilfreich. Kann ich doch von Runde zu Runde eine steigende Temperatur bemerken. Es wird wieder eine echte Hitzeschlacht. Sogar die 28 Grad des letzten Jahres werden getoppt. 31 Grad zeigen am Ende die Leuchtziffern an der Apotheke. Da bedarf es schon mentaler Stärke, Sepps bleifreien Weizens und der Anfeuerung aller vorhin Genannten. Auch die Musikgruppen an der Strecke leisten ihren Beitrag.

Und noch einer ist mir eine große Stütze. Mein Kumpel Dirk ist mit zwei Staffeln der LG Donatus dabei. In einer seiner Laufpausen dreht er eine Runde mit mir. Bei Sepp bleiben wir natürlich hängen. Dirk hat eine dicke Tröte dabei und trötet unterwegs was das Zeug hält.

Und Dirk macht Fotos. Nach zwei Runden gebe ich ihm die Kamera und Dirk macht fortan die Fotos für mich. Danke!

 

Hitzeschlacht


Die steigenden Temperaturen und aufkommende Rückenschmerzen lassen mich richtig kämpfen. Ich beneide die im Ziel ankommenden Staffelläufer. Sie übergeben den Staffelstab und können pausieren. Ich muss weiter laufen.

Der Durchlauf durch die Wechselzone ist stets stimmungsvoll. Die Staffelläufer feuern die Einzelläufer an. Es wird geklatscht und gerufen. Herrlich. Die ersten Staffeln kommen ins Ziel, da hab ich noch gut 1,5 Std, des Laufes vor mir.

Gut, dass Sepp mit dem kühlen bleifreiem auf mich wartet. So ein Ziel vor Augen zu haben, ist ein richtiger Ansporn. Ich rufe der netten Helferin zu: „Gleich kriege ich wieder mein kühles Weizen bleifrei“. Und das antwortet sie:  „Ach, deshalb bist du so langsam“. Das sitzt.

Ein Läufer kommt mir barfuß entgegen. Bei der Siegerehrung sehe ich ihn wieder – natürlich ohne Schuhe an den Füßen.

Ich zähle die Runden. Das Ende naht. Es wird auch Zeit. Am Verpflegungsstand hinter dem Zielbogen trinke ich nun immer einen Becher Cola und schütte mir ein kühles Wasser über den Kopf. Man sagt mir, dass Dirk schon hier war. „Der hat schon von Dir erzählt!“ Gut, wenn man solche Freunde hat.

Ich kämpfe. Ein Platz auf dem Siegerpodest ist zum Greifen nahe. Hanne und Jochen rufen mir zu: „Du bist auf dem dritten Rang“. Den gilt es halten. Nur nicht nachlassen.

Im Ernst. Mir tut alles weh und ich will ins Ziel. Das treibt mich an und lässt mich meinen Schritt halten. Aber was ist das. Auf den letzten 500m bekomme ich Krämpfe an den Aduktoren. Ich muss einige Meter gehen und laufe dann vorsichtig wieder an. Und rette mich ins Ziel und halte den dritten Rang in der Männerwertung. Endlich einmal darf ich aufs Treppchen.

Ein wirklich schöner Lauf ist zu Ende. Ab in die Dusche in der Sporthalle. Nun heißt es Kuchen fassen und das Flüssigkeitsdefizit bekämpfen. Und ich muss aufs Treppchen. Auf die niedrige Stufe des Drittplatzierten komme ich ja noch recht problemlos. Aber als der Sieger Fritz Waddey mich zu sich bittet für ein Foto, muss ich koordinativ schon eine Höchstleistung aufbringen.

 

Ich notiere mir schon mal  den 3. Oktober 2016 in meinem Terminkalender und zusätzlich noch den 5. August 2016, denn an diesem Tag findet wieder der Malberglauf des VFL Waldbreitbach statt. Und diese 6 Km gespickt mit 370 Höhenmetern will ich mir genauso wenig entgehen lassen, wie den Staffelmarathon.

Fazit:
Schöner Lauf, auch für Einzelläufer kurzweilig, perfekt organisiert. Bitte weitermachen!

Sieger:
Einzelwertung:

Frauen
Barbara Wasserfuhr  3.51,33 Std.

Männer:
Fritz Waddey   3.29,36 Std.

Staffel
LC Diabü Eschenburg 2.20,41 Std.

 

Informationen: Staffelmarathon Waldbreitbach
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