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Laufberichte

Dem Drehwurm auf der Spur?

03.10.11

Vor zwei Jahren habe ich zum ersten Mal auf Einladung am Staffelmarathon in Waldbreitbach anlässlich des 40. Jubiläums des VfL Waldbreitbach teilgenommen. Dieser führt 21 mal über einen 2 km-Kurs mit einer kleinen Zusatzschleife auf der 1. Runde. Die Rundenzahl ist dabei dem eigentlichen Zweck des Marathons, nämlich, den Marathonstaffeln genügend Gelegenheit zum Wechseln zu geben, geschuldet. Einzelstarter sind netterweise erlaubt und durchaus erwünscht.

Für mich war es der erste Marathon über „so viele“ Runden. Da stellte sich mir doch schon die Frage, ob ich hier erstmals bei einem Lauf mit einem ganz besonderen Kriechtier, nämlich dem Drehwurm Bekanntschaft schließen könnte. Zugegeben, es gibt Marathonläufe mit einer weitaus größeren Rundenzahl bei denen die Gefahr dem Schwindel des Drehwurms zu erlegen sicherlich größer ist, aber wo liegt dabei die Grenze? Letztendlich blieb ich bei meiner Premiere von diesem possierlichen Tierchen verschont. Aber war es nur Zufall? Oder lag es doch an mir? War ich für den Drehwurm zu schnell? Hätte ich in den Kurven mehr Gas geben müssen?

Um diesem Phänomen weiter auf die Spur zu kommen nehme ich so gerne die Gelegenheit wahr, erneut beim StaffelMarathon auf die Strecke zu gehen, denn glücklicherweise hatte m4y-Autor Eberhard das richtige Näschen, als er seinen Bericht von vor zwei Jahren mit „(K)eine einmalige Sache?“ betitelte. Und so begebe ich mich bereits am Sonntag mit meinem Weib Silke auf die 2,5 stündige Fahrt aus dem fernen Ostwestfalen in die „Metropole“ Waldbreitbach im Westerwald.

Der erste Teil des Ortsnamens soll übrigens nicht dem Wald geschuldet sein, der diesen Ort weiträumig umschließt, sondern der „Verwaltung“ des Deutschordens, die hier bis ins 19. Jahrhundert bestand. Dafür lehnt der zweite Teil des Ortsnamen tatsächlich an die Wied an, die sich durch dieses Tal schlängelt. Zumindest habe ich keine anders lautende Erklärung gefunden. 

 

Unser Domizil im Hause unserer Freunde Elke und Wolfgang erreichen wir ohne große Probleme und werden herzlich empfangen. Wolfgang erspart mir freundlicherweise den Weg zur Startnummernausgabe durch das Bereitlegen aller notwendigen Unterlagen vor Ort. Der Rest des Tages wird bei guter Verpflegung mit Chili con Carne natürlich mit Nudeln, Reis und Salat, in Ruhe verbracht. Ein Gläschen Wein in gemütlicher Atmosphäre genossen hält das vor einem Lauf immer noch präsente leichte Kribbeln im Zaum und ist Grundlage für einen erholsamen Schlaf.

Die Startzeit von 10.00 Uhr gibt uns Gelegenheit, auszuschlafen. Während wir um kurz nach 8:30 Uhr noch unser Frühstück in Ruhe genießen können, zeigt uns ein Blick aus dem Fenster, daß viele fleißige Helfer mit dem Präparieren der Strecke bereits in den letzten Zügen sind. Da hält es auch uns nicht mehr in der Unterkunft und wir begeben uns auf den Weg zum wenige Meter entfernten Start- und Zielbereich. Noch herrschen angenehme 14 Grad unter der geschlossenen Nebeldecke. Am liebsten würde ich schon jetzt starten, denn Wolfgang prophezeit mir bereits hochsommerliche Temperaturen im Laufe des Tages. Lieber nicht weiter drüber nachgedacht und das Terrain erkundet. Nach und nach füllt sich der Start- und Zielbereich. Viele Staffeln reisen mit Pavillons, Kind und Kegel an und sichern sich einen günstigen Platz zu Start und Ziel auf dem Schulhof. Die überschaubare Zahl der 15 Einzelstarter hat es da schon leichter und weniger Streß.

Insgesamt bleibt es aber übersichtlich und ich freue mich Angelika und Eberhard (siehe oben) sofort an der Startnummernausgabe wieder zu sehen. Die beiden teilen sich heute die Strecke und bilden eines von zwei Laufpärchen. Im Startbereich begegnet mir noch m4y-Autor Klaus Klein, der der vor seinem München-Marathon Wettkampfatmosphäre schnuppern möchte und eine örtliche Staffel verstärkt. Auch Vielstarter Dirk läuft mir über den Weg und wir gleichen unsere Zielzeiten und Taktiken für den Marathon ab. Bei einem kleinen Pläuschchen vergeht die Zeit bis zum Start wie im Flug. Als der Startschuss gefallen ist, lassen wir den ambitionierten Staffeln den Vortritt. So lichtet sich das Feld sehr schnell. Die Einzelläufer fallen durch ihr gemäßigtes Tempo auf und so gesellen sich weitere illustre Einzelläufer, nämlich m4y-Kolumnist Andreas und Peer, mit dem ich zusammen Biel im letzten Jahr erleben durfte, zu uns. Andreas verabschiedet sich bereits auf der kleinen Zusatzrunde wieder von uns, nachdem er das lästige Piepen seiner neuen Pulsuhr erfolgreich abstellen konnte. Kurz nach der Zusatzrunde können Dirk und ich feststellen, daß sich unsere besseren Hälften ohne unser Zutun am Straßenrand gefunden haben und uns begeistert anfeuern. Da lassen wir uns nicht lumpen und revanchieren uns mit einer ersten flotten Runde.

Gleich hinter dem ersten Zieldurchlauf ist der Tisch für uns Einzelläufer und Zweierstaffeln üppig gedeckt. Peer nutzt bereits diese Gelegenheit zum Nachtanken und verlässt uns nach hinten. Als Duo nehmen wir die nächsten Runden unter die Füße. Angepeitscht durch unsere Frauen und Sambamusik fliegen diese in flottem Tempo nur so vorbei. Die angeregte Unterhaltung lässt keinen Gedanken an den Drehwurm aufkommen. 

Auf der siebten Runde bricht die Sonne endgültig durch die Wolken. Die Temperatur beginnt deutlich zu steigen und ich merke, daß ich Dirk in dieser Geschwindigkeit nicht mehr lange folgen sollte. Um nicht einzugehen wie eine Primel lasse ich ihn also in der achten Runde ziehen. In der Kehre von der Kolpingstraße zur Wied-Promenade werde ich von zwei Jungen mit der Startnummer 212 angefeuert. Nanu, wem ist denn da die Sonne bereits zu Kopf gestiegen? Andere Einzelläufer begleiten mich zur Zeit doch gar nicht. Ich vergewissere mich vorsichtshalber, daß ich mit der 211 unterwegs bin. Die Promenade sehne ich auf den folgenden Runden immer mehr herbei, spenden die hier stehenden Bäume doch noch am längsten Schatten.

Viel zu kurz erscheint mir im weiteren Verlauf des Rennens dieser Abschnitt. Dieser endet mir viel zu schnell und zu brutal kurz vor Ende der Runde. Hier führt die Strecke am Sportplatz vorbei und Bäume spenden nur noch vereinzelt Schatten. Für die Einzelläufer dürften hier gerne noch mehr Bäume gepflanzt werden. Aber ich verstehe schon, daß auf Einzelschicksale hier wenig Rücksicht genommen werden kann. Außerdem würden die Bäume hier die Staffeln stören, bietet der etwas höher gelegen Sportplatz als Feldherrnhügel doch die gute Gelegenheit sich über die Position im Feld zu informieren und die eigene Renntaktik entsprechend anpassen zu können. Bevor ich auf die Zielgerade einbiegen kann, endet das Sonnenbad mit einer „kleinen“ Steigung als würdigem Abschluß.

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Informationen: Staffelmarathon Waldbreitbach
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