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Laufberichte

Standard Chartered Nairobi Marathon

30.10.11


Lake Nakuru-Nationalpark

 

Aber natürlich bin ich nicht nur aus karitativen Gründen hier, sondern will diese für mich außergewöhnliche Reise auch touristisch nutzen. Also mal ganz eigennützig. In einer Ein-Tages-Tour läßt sich gut der Lake Nakuru-Nationalpark erreichen und besichtigen. Was wir auf der Fahrt über den sog. Highway sehen, spotte jeder Beschreibung. Teils zwei, meist aber nur zweispurig ausgebaut, tummelt sich hier alles, was Spaß daran hat oder sich eben tummeln muß. Uralt-Fahrzeuge, Schlaglöcher, Zebrastreifen als Fußgängerüberweg (!).

Der Eintritt ist für Touris vergleichsweise teuer, aber ich sehe das als Unterstützung für die Bemühungen von offizieller Seite, etwas für den Naturschutz zu tun und das als dringende Notwendigkeit auch in den Köpfen der Jugend zu verankern. Ich bin beeindruckt von Impalas, die in aller Seelenruhe über die Straße spazieren und von allerlei Getier, das wir auch aus dem Zoo kennen, aber nicht in (fast) freier Wildbahn wie hier. Leider haben wir nur etwa vier Stunden Zeit, und da gerade Mittagszeit ist, sind natürlich keine Löwen zu sehen. Für Elefanten ist dieser Nationalpark zu klein, Nashörner können wir aus der Ferne beobachten. An einigen Stellen ist das Aussteigen gestattet und es tut gut, die durchgeschüttelten Knochen zu sortieren.


Henrys Blindenschule in Machakos

 

Nach dem Besuch einer Holzschnitzerei, in der mehrere Großfamilien in mühseliger Handarbeit aus Baumstämmen und Ästen die schönsten Dinge zu Spottpreisen herstellen, besuchen wir das Blindenzentrum, das seinerzeit Henry wieder auf die Beine stellte und seit dieser Zeit von ihm in vielfältiger Weise unterstützt wird. Nach der sechsmonatigen Rehabilitation, die das Erlernen der Blindenschrift und die Führung eines möglichst eigenständigen Lebens dieser zum Teil tief traumatisierten Menschen ermöglicht, können sich diejenigen, die noch keine Berufsausbildung genießen konnten, zum Strickmeister (Arnold Schwarzeneggers Strickmaschinen sind unverändert im Einsatz), Sattler, Tischler, Schneider, Computerbediener oder Masseur ausbilden lassen.

Die Lehrkräfte an der Schule sind äußerst interessiert an Kontakten zu deutschen Blindeneinrichtungen, um sich zunächst per E-Mail (die Internetanbindung in Kenia ist übrigens flächendeckend hervorragend) auszutauschen und gute Ideen ggf. auch in Kenia umsetzen zu können. Wer hier unterstützen kann, melde sich bitte, ich kann den Kontakt herstellen. 

Auf der 89 km langen Rückfahrt über Nairobi kommt es (wie wir am Folgetag erfahren) aufgrund eines teilweisen Brückeneinsturzes, zu einem kompletten Verkehrsinfarkt. Auf dem Highway geht nichts mehr, obwohl versucht wird, von zwei vorhandenen Fahrspuren jeweils fünf zu nutzen (ernsthaft) und alle Nebenstraßen, soweit sie diesen Namen überhaupt verdienen, hoffnungslos verstopft sind. Nach dem Beginn unserer Rückfahrt um 18 Uhr kommen wir gegen 6 Uhr morgens wieder nach Hause. Das hat, wie eigentlich die komplette Reise, mit Urlaub wenig zu tun. Nichtsdestotrotz lohnt sich jede hier verbrachte Stunde und verschafft mir völlig neue Eindrücke. Ach ja – ich wollte ja auch noch einen Marathon laufen…

 

Der Nairobi Marathon

 

Afrika ist anders, sehr anders. Das mußte ich schon während der Anmeldeprozedur zum Marathon erfahren. Die Seite der größten kenianischen Sportveranstaltung war erst drei Monate vor dem Lauf aktualisiert, die Anmeldung erst Mitte September möglich. Ergebnis- oder Starterlisten Fehlanzeige, dto. Akzeptanz der Master Card (nur Visa). In diesem Jahr war überhaupt erstmals die Bezahlung per Kreditkarte möglich. N. b.: Hauptsponsor und –ansprechpartner ist die Standard Chartered Bank. Die Startgebühr für Kenianer beträgt 1.000 KES (keine 8 €), für Ausländer lt. Ausschreibung 50 US-$ (etwa 36 €). Man bucht mir 1.000 KES ab. Gut, damit kann ich leben und es wollte auch später niemand mehr Geld von mir haben.

Mehrere freundliche Anfragen allgemeiner Art bei den Organisatoren (ebenfalls die Bank) per E-Mail bleiben unbeantwortet. Selbst Versuche der Kontaktaufnahme über die hilfsbereite deutsche Niederlassung in Frankfurt/Main bringen keinen Erfolg. Die Startunterlagen muß man an den Vortagen in einer von drei Filialen der Standard Chartered Bank abholen, eine Marathonmesse in unserem Sinne gibt es nicht.

Der Tag beginnt mit meiner Abholung um 5 Uhr morgens. Henry, Joseph und seine Tochter Elizabeth werden den 5 km Fun Run bestreiten und finden dank hervorragender Ortskenntnisse einen ganz in der Nähe des Nyayo-Nationalstadions gelegenen Parkplatz. Um 6 Uhr stehen bereits die sog. Tricycle zum Start parat. Das sind dreirädrige Rollstühle, die von der Eleganz und vom Gewicht her an schmiedeeiserne Fahrräder aus der Vor- oder unmittelbaren Nachkriegszeit erinnern. Ich konnte eines davon an einem der Vortage selber testen und weiß daher, wie anspruchsvoll deren Handhabung ist.

Ihr Start wird um 6:50 Uhr erfolgen. Dahinter befinden sich die Startaufstellungen der Eliteläufer und des weniger elitären Marathonfeldes. Leider kann ich die Zahl der Starter bzw. Finisher mangels verfügbarer Starter- oder Ergebnisliste zunächst nur schätzen, es werden kaum mehr als 300–350 gewesen sein. Weit gefehlt! Eine Insiderinformation ergibt am Ende 650 Finisher. Insgesamt lockt die größte kenianische Laufveranstaltung in diesem Jahr 15.300 Läufer an, vor neun Jahren begann man mit einem Drittel davon. Interessanterweise wird beim Startgeld nicht nach Streckenlänge differenziert, die 1.000 KES fallen beim Marathon und 5 km Fun Run gleichermaßen an.

 
 

 
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