18, 20, zwo, null – gerne erinnere ich mich an einen meiner gymnasialen Schwerpunkte Ende der Siebziger Jahre. In jeder Pause wurden die Karten gezückt, gereizt und damit Skat „gekloppt“. War man nur zu zweit, spielten wir ersatzweise Offizierskat oder Mau-Mau. Die abgenutzten Karten waren immer die gleichen: Ein 32er Skatblatt, über dessen Aufdruck ASS ich mir nie Gedanken gemacht habe. Bis ich den ersten Erlebnisbericht über den Altenburger Marathon auf Marathon4you las, der das gar nicht so geheime Geheimnis lüftete. Denn hier wurde das Spiel 1813 erdacht und dort ortsansässige Kartenmacher haben auch gleich die Fertigung des dafür erforderlichen Handwerkzeugs übergenommen. Seit über zweihundertfünfzig Jahren liegt diese große Verantwortung für die Freizeitgestaltung zahlreicher Menschen in den Händen der Altenburger und Stralsunder Spielkartenfabriken.
Steter Tropfen höhlt den Stein: Ein begeisterter Laufbericht nach dem anderen erschien auf unserem Portal und bereitete somit meinen hiesigen Ersteinsatz vor. Auf halber Strecke zwischen Gera und Chemnitz gelegen, liegt die Stadt ganz im Osten Thüringens hart an der Grenze zu Sachsen. Ohne daß ich es nachgezählt hätte, dürfte Thüringen damit das Bundesland sein, in dem ich meine meisten (verschiedenen) Marathonläufe absolviert habe. In den Thüringer Westen, z.B. zum Untertagemarathon nach Merkers, bin ich in knapp drei Stunden vergleichsweise schnell gefahren. Fast Sachsen bedeutet beinahe zwei Stunden mehr – bei optimaler Verkehrslage. Daher brechen wir bereits am Freitagmittag auf, um zu noch akzeptabler Zeit einzutreffen. Uns lockt der für 19 Uhr angebotene Vortrag der Hahner-Zwillinge, die in diesem Jahr als Sport-Promis die Veranstaltung bereichern sollen. Die Trauben hängen für die Mädels hoch, denn solch illustre Namen wie Waldemar Cierpinski, Herbert Steffny, Heike Drechsler, Jens Weisflog u.v.m. haben hier schon ihre Visitenkarte abgegeben.
Aus den geplanten viereinhalb Stunden Anfahrt werden verkehrsbedingt dann deren sechs, sodass wir die beiden Mädels nicht mehr schaffen. Aber zumindest bekommen wir noch unsere Startnummern im Goldenen Pflug (nein, keine Gaststätte, sondern eine Mehrzweckhalle). Elke erhält als 13,3 km-Läuferin als Beigabe ein Stirnband, ich ein Paar Laufsocken mit dem Marathonlogo. Vor unserem Parkhotel unmittelbar am Großen Teich, einem netten, innerstädtischen Gewässer, ist schon alles für die After Run Party vorbereitet. Die Ganztagesparty kann also beginnen.
Rechtzeitig vor dem für 9 Uhr am Samstag geplanten Start der Marathonläufer und -staffeln finden wir uns auf dem zentralen Altenburger Marktplatz vor dem mondänen Rathaus ein und lauschen Stefan Bräuer, dem Kultmoderator, der sich bereits mächtig ins Zeug legt. Die Stimmung steigt und steigt, der Junge hat's drauf.
Pünktlich schießt uns dann der Oberbürgermeister los, und ein überschaubares Häuflein von im Ziel 109 Marathonern und 16 Staffeln macht sich auf die Strecke. Insgesamt ist die Beteiligung jedoch sehr ordentlich, an die 4.000 Menschen von Klein bis Groß werden heute die Laufschuhe geschnürt haben. Halt, fast hätte ich Annemarie vergessen, die als Besenläuferin auch so etwas wie eine Institution ist. „Hoffentlich werde ich Dich unterwegs nicht als Letzter sehen müssen“, bin ich ehrlich. Nein, meint sie, ich bräuchte mir keine Gedanken machen, der Platz am Ende sei traditionell vergeben. Na gut, die Gefahr ist bei der sehr großzügigen Sollzeit von sechseinhalb Stunden auch wirklich überschaubar. Und wird dann auch nicht annähernd ausgenutzt werden. Elkes Einsatz ist erst in gut zweieinhalb Stunden.
Über den Marktplatz und eine recht enge Straße hinunter erwartet uns die erste durchaus veritable Steigung als Vorgeschmack des Kommenden. Das Erzgebirge ist nicht fern, vielleicht sind das hier dessen Ausläufer. In meiner Umgebung sehe ich (noch) niemanden wandern. Rechterhand zeigt sich ein Beispiel der Folgen des dramatischen Bevölkerungsrückgangs: Von ehedem 55.000 Einwohnern zur Wendezeit sind nur noch 32.000 verblieben, die zu pflegende Infrastruktur ist jedoch die gleiche geblieben. Weniger Einwohner erfordern weniger Wohnraum und setzen auch weniger um. Auch der gewerbliche Leerstand ist trotz aller erkennbarer Bemühungen dramatisch. Keine bzw. kaum Industrie sowie Amazon & Co. wirken sich negativ aus.
Über den Roßplan (im gleichnamigen Hotel tagt das Skatgericht), einen der fünf, wenn ich richtig aufgepasst habe, Märkte der Stadt führt man uns zunächst ins Nikolaiviertel. Dort präsentiert man uns nicht nur den schönen, verbliebenen Turm der nicht mehr existierenden Rest-Kirche, sondern auch sehr attraktive, kleine Häuser an der ehemaligen, in Resten erhaltenen Stadtmauer. Ein freundlicher Eingeborener, mit dem wir anderntags ins Gespräch kommen, öffnet uns seinen Hof und zeigt Details. Sehr schön! Unter den Klängen einer Percussionband geht’s wieder bergab.
Am Großen Teich angekommen, dem sehr schönen innenstädtischen Gewässer mit einem Umfang von 1,62 km (ideales Laufrevier, tags darauf getestet) nähern wir uns unserem Hotel unter einer hübschen Kastanienallee. Linkerhand sehen wir die Insel im Teich, auf der seit 70 Jahren ein kleiner Zoo beheimatet ist. Sehr gepflegt, durchaus sehenswert, wie wir uns am Sonntag vergewissern werden. Eine Cheerleadergruppe macht mächtig Alarm, bevor wir uns vom Teich abwenden und in einen Wald eintauchen.
Hier erfolgt die Streckenteilung der Marathoner, Halbmarathoner, 13,3-, 5,4- und 3,6-km-Läufer, womit die heutigen Hauptdistanzen genannt wären. An einer Schrebergartensiedlung vorbei befinden wir uns alsbald im Grünen. Wobei dieser Begriff Schrebergarten hier wohl kaum verstanden werden wird, denn nicht nur hier haben die Russen doch die Datschen hinterlassen. Der Märchenteich mit seinem Denkmalsockel fällt ins Auge, ein schöner, schattiger Weg bereitet höchstes Laufvergnügen. An einem weiteren kleinen zu umrundenden Teich steht ein einsamer Moderator mit großer Anlage und, ähem, ebensolchem Körperumfang, und macht uns gutgelaunt Beine.
Die Feuerwehrkameraden opfern uns ihren freien Samstag und sichern - an anderen Stellen stehen unsere Freunde und Helfer - die wenigen Straßenübergänge. Den Garanten der inneren Sicherheit fühle ich mich in besonderer Weise verpflichtet und danke ihnen daher aufs herzlichste, was in jedem Fall dankbar registriert wird. Der erste VP glänzt mit dem vollen kulinarischen Programm, zu beißen und zu trinken gibt’s eine große Auswahl. Was ich trinken möchte? „Wassor, Apfelschorle, Cola, Isö“? Herrlich, die Sachsen. Wobei das ja, streng genommen, keine Sachsen sind, die Thüringer, ganz im Osten eben dieses Bundeslandes. Sachsen wollten sie schon sein bei der Neuordnung nach der Wende, durften es aber nicht, obwohl diesbezüglich befragt. Die Umstände haben es anders gewollt.
Erneut erfolgt eine Streckenteilung: (Halb)Marathoner geradeaus, 13,3 km-Läufer rechts ab. Neben den vielen roten Sprühpfeilen weisen uns jetzt auch Flatterbänder an zahlreichen Stellen den Weg. Schön ist die Umrundung eines Weizenfeldes, ich genieße die schöne Aussicht. Wir nähern uns der hörbaren B7 und arbeiten uns die Überführung hinauf. Oben belohnt ein toller Blick die kurze Mühe. Rechts parallel der Bundesstraße wird der Weg weiterführen, etliche Schnellere sind bereits auf ihm unterwegs und haben schon das zweite Mal aufgetankt. „Bei den Sprücheklopfern in Altenburg“, so lautet der Berichtstitel von vor zwei Jahren. Warum das so ist, kann ich im Folgenden erstmals rechts und links unserer Laufstrecke erkennen. Nett und kurzweilig sind die plakatierten, bunten Motivatoren.
Was ist nur mit meinem Shirt los? Irgendwie beginnt es, vorne zu jucken. Siedend heiß fällt mir ein, daß ich heute Morgen vergessen habe, meine Brustwarzen abzukleben, für mich eine Todsünde. Herrschaftszeiten, beim nächsten Marathon muß ich versuchen, das Resthirn vor dem Loslaufen einzuschalten und mich zu konzentrieren. Wer nicht denken will, hat zu fühlen, aua. Inzwischen links der B7 unterwegs, erwartet uns ein munteres Auf und Ab. Insgesamt werde ich am Ende auf beiden Runden gute 600 HM gemessen haben.
Schon wieder ein VP! Welch ein Luxus, etwa alle zweieinhalb Kilometer werden wir, hier von besonders gutgelaunten Mädels, gelabt, ganz große Klasse. Bereits am späten Vormittag dürften wir die vorhergesagten 25 Grad erreicht haben, mehr brauche ich, glaube ich, nicht zu erklären. Der Planet brennt. Schon zum vierten Mal hintereinander ist die B7 zu unterqueren, einer Röhre gleich ist die Unterführung, die ich schon von weitem ausmachen kann. Nähergekommen stelle ich fest, daß das wohl diejenige ist, wo ehedem so etwas wie eine Disco veranstaltet wurde. Davon ist heute nichts zu sehen und zu hören, dafür hat man ein großes Banner mit witzigen Hinweisen für uns aufgehängt. Eine wunderbar schattige Platanenallee dient nach der Sonnenorgie unserem Wohlergehen, schöne Gärten erfreuen das Auge.
Ein U-Turn steht an, an der Spitze lädt eine hübsche Bank („Hey, mach' einfach mal Pause!) genau dazu ein. Ich zögere. Klar, mach', meint der Streckenposten, schon sitze ich auf meinen vier Buchstaben. Ja, so ein altertümlicher Fotoapparat ist schon eine Herausforderung, wenn man nur noch Smartphones kennt und verzweifelt ist, weil man im Display nichts erkennen kann. Nach einigen technischen Hinweisen klappt's dann mit dem Foto.
Vorbei auf schmalem Pfad durch die Gartenanlage Morgensonne und an hübschen Einfamilienhäusern – hier lässt es sich offenkundig super wohnen – folgt in Sichtweite der Neuapostolischen Kirche der nächste U-Turn mit erneuter Streckentrennung von den 13,3 km-Läufern, die, von mir unbemerkt, wieder mit uns zusammengeführt worden waren. Eine Eisenbahnlinie überquerend erstreckt sich links vor mir ein riesiges Solarfeld, das im Augenblick mit Sicherheit am Anschlag produziert. Nach längerem Überlegen und Zögern wird es auch bei mir zuhause nächste Woche mit der Stromproduktion losgehen. Wer weiß, wann denen was noch einfallen wird, Beinahe-Autarkie ist mindestens auf dem Energiesektor Trumpf.
Dem historischen Portal des nicht mehr existenten Schlachthofs folgt ein weiterer strammer Anstieg, Vater tippelt tapfer hoch. „Manche sagen Berg dazu, andere Hügel oder Erhebung. Was meinst Du dazu?“ fragt mich das Plakat. Leute, ich bin Westerwälder, darüber kann ich doch nur müde lächeln. Oben bin ich auf der Poschwitzer Höhe angekommen und habe gleich ein Dreieck abzuhoppeln, was ich aber erst nach dessen Ablaufen bemerken werde. Dem nächsten VP folgt das Altenburger Futterkraftwerk mit Monstersilos.
Beim kurzen Durchqueren des Waldstücks Poschwitzer Park begleitet mich großes Froschgequake. Vorbei an einem ehemaligen Kasernengebäude sowie weiteren Schrebergärten bieten uns freundliche Anwohner Abkühlung durch ihre Gartendusche an. Meines ist das wegen nasser Füße, ebensolcher Brille und der Kamera nicht. Trotzdem danke. Ah, da naht mit der Spielkartenfabrik der eigentliche Aufhänger der heutigen Veranstaltung. Im Jahre des Heils 1813 wurde hier, wie bereits erwähnt, das Vergnügen meiner Jugend erfunden, seit über 500 Jahren werden Spielkarten hergestellt.
Von der Straße führt man uns in den Schlosspark, und hier klärt sich das Geheimnis der emsigen Schildermalerei auf der kleinen Marathonmesse im Goldenen Pflug: Eine schier unübersehbare Zahl recht großformatiger Pappendeckel sind, mit Namen, flotten Sprüchen und persönlichen Anfeuerungen versehen, links und rechts der Laufstrecke aufgestellt. Ich kann im Vorbeilaufen gar nicht so viele entziffern, wie ich möchte. Nein, stehenbleiben muß ich dafür nicht, ich werde ja nochmals vorbeikommen.
Am Ende dieses interessanten Weges heizt uns brasilianische Percussion ein und auf dem höchsten Punkt steht das hübsche, zum Schlossensemble gehörende, Anfang des 18. Jahrhunderts erbaute Teehaus samt Orangerie. Ein weiterer Prunkbau, mit allerdings in noch beklagenswertem Zustand befindlicher Rückseite, ist das heutige Lindenau-Museum.
Wir tauchen wieder in die Stadt ein. Auf einer Leiter stehend stutzt ein Anwohner seinen Wein an der Hauswand, obwohl doch die Leitergasse erst die nächste Querstraße rechts ist. Darf der das dann? Nach den Jungfern der gleichnamigen Gasse halte ich vergebens Ausschau. Dann laufe ich auf den ganzen Stolz und das Wahrzeichen der Stadt zu. Die Roten Spitzen. Seit einem Brand und anschließendem barockem Wiederaufbau unterscheiden sich die Spitzen der Türme der ehemaligen Marienkirche des Augustinerklosters Unser Lieben Frauen auf dem Berge vor Altenburg, das nur kurz Bergkloster genannt wurde. Friedrich I. Barbarossa hatte es gestiftet und aus Backstein errichten lassen, so wie es zu der Zeit in Italien üblich war. Mitte des 16. Jahrhunderts wurde das Kloster aufgelöst.
Die erste Runde neigt sich ihrem Ende zu, ich laufe auf den gelben Kunstturm zu, der ursprünglich der Altenburger Wasserversorgung diente. Die Wallstraße mit teils beeindruckenden Gebäuden bringt uns, vorbei am Landestheater, zum Schloss. Steil ist der Aufstieg, wieder mal auf Kopfsteinpflaster. Die vier mittelalterlich gekleideten Gestalten identifiziere ich als alter Skatveteran sofort als die vier Skat-Buben, die hier seit Jahren ihren Stammplatz haben.
Übrigens, demnächst gibt es wieder eine Aufführung des Altenburger Prinzenraubs zur Erinnerung an ein historisches Ereignis der sächsisch-thüringischen Geschichte: Junker Kunz von Kauffungen hat in der Nacht vom 7. zum 8. Juli 1455 die 14- und 12-jährigen Prinzen Ernst und Albrecht entführt, die im späteren Lebensalter als Begründer der Länder Thüringen und Sachsen gelten werden. Für uns gilt es, durch das weiße, sehenswerte Triumphtor den Schlossbereich zu betreten und durch das Torhaus auch gleich wieder zu verlassen.
Beeindruckend ist ehemalige Residenzschloss der 1918 abgedankten Herzöge von Sachsen-Altenburg. Auf diesem Gelände standen wohl schon mehrere Vorgängerbauten, heute präsentieren sich die augenscheinlich stark renovierungsbedürftigen Gebäude weitgehend im Zustand des 18. Jahrhunderts. Der Komplex wird, auch über fünfzig abwärts führende Treppenstufen, umrundet, bevor es durch einen ganz schmalen Hausdurchlass wieder bergauf geht. Mehrfach entdecke ich an verschiedenen Gebäuden das sächsische Staatswappen, und bin doch in Thüringen.
Ein letzter, steiler Fußweg führt mich zurück auf dem Marktplatz, der eigentlich ein Zusammenschluss von fünf unterschiedlichen Plätzen darstellt. Die Unkomplizierten, eine hierzulande bekannte Cover-Band, spielen lautstark auf und sorgen für die Unterhaltung der Fans und Läufer. Bevor ich aber ins Ziel vor der backsteinernen Brüderkirche von Anfang des letzten Jahrhunderts laufe, werde ich im U-Turn auf die zweite, identische Runde geschickt.
Viele Einzelheiten, die ich vorher nicht entdeckt oder nicht genau hatte ansehen können, sorgen bei mir für unveränderte Kurzweil. Wer hat den Spiderman am Turm des Capitol-Kinos entdeckt? Immer wärmer wird es, die 25 Grad sind mit Sicherheit längst erreicht.
Am Roggenfeld komme ich mit Sven ins Gespräch, der wie ich darauf hofft, auf den Abschnitten, die gleichermaßen von den (Halb)Marathonern und 13,3 km-Läufern genutzt werden, Anna und Lisa Hahner zu treffen. Leider vergeblich. Elke wird mir später erzählen, Anna, ihren hoffnungsfrohen Nachwuchs stillend (!), auf der Strecke gesehen zu haben.
Die intelligente Zeiteinteilung der Starts bringt zumindest mir im hinteren Feld durch eben die 13,3 km-Läufer eine deutliche Belebung, die ich als sehr angenehm empfinde. Tri Power Rhein-Sieg? „Das riecht doch stark nach Aegidienberg!“, meine ich zu einer Dame in Gelb mit diesem Logo auf dem Rücken. Wie sie heißt? „Ariane, wie die Rakete. Nur heute nicht!“ Der Triathlon vom vergangenen Wochenende steckt ihr noch in den Knochen. Wenn man aber hier die Schwiegereltern besucht, kann man doch der Veranstaltung kaum fernbleiben. Lachend tauschen wir uns über den von mir mehrfach absolvierten Siebengebirgsmarathon aus, mit Sicherheit hat sie mir als Teil des Orga-Teams bei der Verpflegung im Ziel schon das Leben gerettet.
Die Zahl der privaten Gartenduschen nimmt zu, die Kraft ab, und so vergeht km für km, ohne daß mir auch nur ansatzweise langweilig würde. Am Teehaus wird Helene Fischer gespielt, was mein Tempo auf der Flucht davor signifikant erhöht. Ein Königreich für Herrn Kilmister!
Dann liegt mir das Ziel vor Augen und vorbei den weiter wacker aufspielenden „Unkomplizierten“ beglückwünscht mich der unermüdliche Moderator Stefan Bräuer nach (oh je) 4:50 Std. und vollbrachter Tat. Elke musste gar nicht lange auf mich warten und hat ihre Distanz mit Bravour gemeistert. Eine schöne, zum Thema passende Medaille nehme auch ich gerne für die heimische Wall of Fame mit, genauso wie eine Urkunde im Sofortausdruck, prima. Die sehr gute Zielverpflegung beinhaltet auch ein oder mehrere Bierchen sowie eine leckere Kartoffelsuppe, wahlweise mit Würstchen oder vegetarisch.
Das wäre es jetzt an anderen Orten normalerweise gewesen. Nicht jedoch in Altenburg! Dort steigt, unmittelbar vor unserem Hotel, am Teichufer eine Party für die Helfer, Läufer und sonst jeden, der mag. Auch hier ist Stefan wieder im Einsatz. Unglaublich, was dieses Energiebündel heute leistet. Du hast einfach keine Chance, Dich ihm zu entziehen. Bombe!
Irgendwann ist dann auf der Festwiese meine Bierbank leer und Elke sieht ihren Gatten sich freiwillig zu „Der Zug hat keine Bremse“ in die Polonaise eingereiht, so etwas hat sie noch nie gesehen. Auch nicht den Kasatschok zu „Moskau“ von Dschingis Khan, wo wir in stattlicher Zahl inkl. des Schreiberlings im Kreis unter Stefans Anleitung letzte Kraftreserven mobilisieren. Es ist nicht zu fassen, was hier abgeht, ich erkenne mich selber nicht mehr. Bis in die Nacht hinein wird gesungen, getanzt und gelacht. Besondere Freude machen uns die Gespräche mit den einheimischen Helfern des Zielauf- und -abbaus, mit denen wir den Laufsport, die nationale und internationale Politik sowie viele weitere Themen beackern.
Klare Sache, hierher werden wir zurückkehren müssen und hoffentlich mehrere unserer Lauftreffler mitbringen können. Es schreit nach Wiederholung. Ihr ahnt das finale
Fazit:
Eine Bombenveranstaltung, die außerhalb der Region viel zu wenig Beachtung findet und sehr viel mehr Teilnehmer verdient hätte. Äußerst reizvoll das Ganze, also. Auf geht’s 2025 nach Altenburg!
Streckenbeschreibung:
Hoch attraktiver, äußerst abwechslungsreicher, zweimal zu durchlaufender Halbmarathonkurs. Gute 600 Höhenmeter insgesamt, also „nicht ohne“.
Startgebühr:
35-45 € für den Marathon, je nach Anmeldezeitpunkt.
Weitere Veranstaltungen:
Halbmarathonlauf, 13,3 km laufend oder walkend, 5,4 km- und 3,6 km- sowie div. Schülerläufe.
Leistungen/Auszeichnung:
Medaille, Soforturkunde.
Logistik:
Kleiderbeutelaufbewahrung und Duschen im Goldenen Pflug.
Verpflegung:
Nach den ersten 5 km alle weiteren 2,5 km alles, was das Herz begehrt.
Zuschauer:
An Start und Ziel sehr viele, unterwegs wenige. Zahlreiche, auffallend gut gelaunte Helfer.