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Laufberichte

Mit Volldampf nach Teutonia

08.08.09
Autor: Joe Kelbel

Ab dem Harzer Waldbiergarten, wo es leider nur Wasser gibt, geht die Strecke ewig lang durch das heiße Tal. Irgendwann überhole ich ein paar Walker, alles kein Problem, Platz ist genug. Wir passieren den Startpunkt des Halbmarathons am Schloß Meisdorf und kämpfen uns nicht enden wollende „flache Steigungen“ hinauf. Zwischen km 50 und 60  wird hart gekämpft, es ist grauenvoll schwierig. Das Läuferherz lacht nicht mehr, hier ist der Überlebenswille des Ultras gefragt.  Marathonis (km 25-35) zweifeln an ihrem Können.

Bald geht es wieder durch den Wald, jetzt wesentlich einfacher. Unten ist die grenzenlose Ebene um Quedlinburg sichtbar. Zum Glück fängt es an zu regnen, denn die letzten 10 Kilometer sind relativ schattenlos, dafür mit Blick auf den Brocken.

Ehrenrunde durch das Stadion, Zieleinlauf, Zeitmessung (privat gesponsort) perfekt, Duschen, Biergarten, Kleiderbeutel, Rücktransport zum jeweiligen Startort, alles da.

Nüchternes Fazit: Allererste Sahne!

Im Einzelnen:

1. Unerwartet harter Lauf. Ich habe mit vielen Ultras gesprochen, wir finden keine eindeutige Erklärung, warum er so schwer war. Es muss der stete Wechsel des Schwierigkeitsgrades sein, man glaubt ein lockeres Samstagsläufchen in einsamer Natur zu machen, läuft teilweise zu schnell, kämpft sich denn entkräftet nach oben und überschlägt sich bei den Abwärtspassagen. Brennesseln und Dornen, Wurzeln und Steine fordern zusätzlichen Blutzoll. Extrem unterschiedlicher Untergrund erfordert wechselnde Trittarten und belasten sämtliche Muskelgruppen und Knochen. Der Temperaturunterschied zwischen Start (10 Grad) und Ziel (30 Grad) schlaucht zusätzlich, die wirkliche Entfernung war denn auch 71 Kilometer, was  aber  für einen Ultra kein Problem darstellt. Erwähnenswert ist aber doch die schattige Wegführung durch unterschiedliche Vegetationsformen, also nicht nur fader Hochwald, sondern wirklich sehr abwechslungsreich. Unterwegs gibt es verlockende Biergärten und Gasthöfe.

2. Familiäre, gut strukturierte Organisation, ohne Makel. Das macht einfach Freude. Alles ehrenamtlich, deswegen einmalig preisgünstig. Sponsoren übernehmen die Verpflegung, Behörden erschweren deren Anlieferung leider, da das Laufgebiet  unter Naturschutz steht, in diesem Punkt müssen Erleichterungen durchgesetzt werden.

3. Die Gegend hat einen sehr hohen Freizeitwert. Empfehlenswert ist das Waldschwimmbad  der aufgestauten Selke bei Hagetal (etwa km 60). Für die Läufer ein fast unwiderstehlicher kühler Anblick, für Nichtläufer ein einmaliger Zuschauerpunkt. Kind und Kegel dürfen kleinere Strecken laufen (Jedermannslauf), wandern, mit der Dampflok fahren, Bobfahren oder die Gassen von Quedlinburg mit Eisenbahnmuseum erkunden und und und.

4. Der Supermarathon hat es in sich und kann sich durchaus mit dem Rennsteig messen. Bitte nicht unterschätzen, der Ottonenlauf  ist kein Zuckerschlecken! Der Marathon ist als solcher sehr anspruchsvoll, jedoch wegen des großzügigen Zeitimits gut machbar. Der Halbmarathon bekommt leider weniger von der Natur mit. Unter den wenigen Walkern sind echte Freaks zu finden, die beispielsweise aus Afghanistan kommen oder mit Krücke laufen. Für Walker sehr empfehlenswert. Die unterschiedlichen Startzeiten der Disziplinen sind optimal gewählt und vermeiden dadurch Stress beim Überholen .

5. Ich sage diesem Event eine explodierende Teilnehmerzahl voraus. Startgebühr und Übernachtungskosten sind auffällig günstig. Einmalige Landschaft ohne Infrastrukturprobleme (Anreise/Übernachtung etc), ideal für die Sommerferien. Kapazität ist reichlich vorhanden und die Helfer sind hochmotiviert. Geheimtipp.Unbedingt vormerken für 2010!

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Informationen: Ottonenlauf
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