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Laufberichte

Warum ist es am Rhein so schön?

 

Rheinschifffahrtspolizeiverordnung

 
Das Geräusch verschiedener Schiffsmotoren wird für einige Kilometer zur sehr vertrauten Geräuschkulisse. Der Rhein wird für mich zur Zeitmaschine. Plötzlich fallen mir längst vergessene Vokabeln ein, für die ich büffelte und büffelte. Ich meine nicht die aus der Grund-, sondern aus der Bootsfahrschule. Zum Beispiel die Rheinschifffahrtspolizeiverordnung, oder Schubverbände. Fragen wie: „Wann darf ein Schubverband nicht geschleppt werden“.

Beim Laufen zu rechnen fällt mir schwer. Habe ich die Führerscheine tatsächlich schon so lange? Ich glaube schon. Vor mehr als 20 Jahren machte ich meinen Sportbootführerschein Binnen und den Sportbootführerschein See. Immer mehr Begriffe kommen mir blitzartig in den Sinn: BinSchStrO ist die lange Abkürzung für  Binnenschifffahrtsstraßenordnung. Gruselig.



Seit den ersten Kilometern schmerzen mir mal wieder die Fußsohlen. Dummerweise habe ich heute Morgen eine Socke gegriffen mit einem Loch, zu schade zum Aussortieren. Jedenfalls habe ich nun die Quittung in Form einer Blase, natürlich ebenfalls unter der Fußsohle. Wenn schon, denn schon. Was aber sind schon Fußschmerzen gegen den Aufprall auf bretthartem Wasser? Ausdauer jedenfalls habe ich damals schon gehabt. Kilometer um Kilometer liess ich mich an der langen Leine über das Wasser ziehen. Nicht immer endete das elegante Gleiten mit dem Wasserski oder dem Wakeboard hinter dem 300 PS starken Motorboot sanft. Nie hätte ich damals geglaubt, die Boardshort gegen eine Laufhose einzutauschen und eines Tages unter die Läufer zu geraten. So ändern sich die Zeiten.

 

Spay-Rheinkilometer 577-580

 


Zurück in Spay. Jetzt aus dieser Richtung wird sie von einem 160 Meter hohen Felsen auf der anderen Uferseite erst richtig sichtbar. Die hohen Mauern und Zacken der wohl berühmtesten Burg am Mittelrhein. Die Marksburg, einst Zeichen von Macht und Größe. Sie ist beachtlicherweise die einzige nie zerstörte mittelalterliche Höhenburg am Mittelrhein.



Wieder laufe ich durch die Eisenbahn-Miniatur-Landschaft entlang der Bahntrasse. Zurück durch die gleichen Ortschaften und wieder entlang der Bahntrasse, dem Rhein, vorbei an Wiesen, Felder und Fachwerkhäusern, mit der Konsequenz des Entrücktseins, das mich zu der Frage bringt: Ist man eigentlich noch Rheintourist, wenn man sich nichts mehr anschaut? Ich befinde mich in einem seltsam paradoxen Zustand - eine innere Leere, an der man genug hat.

 


Erst auf den letzten Kilometern vor Koblenz geht das Gefühl endlich verloren. Erst jetzt wird mir bewusst, auf welch schönem Boden ich die letzten Stunden gelaufen bin, wenn auch nur verkürzt. Meist verlief die Strecke des Mittelrhein-Marathons von Oberwesel bis nach Koblenz. Der jetzige Kurs mit seiner Wendemarke in Boppard ist für die Organisation ganz klar  kostengünstiger, aber dem Marathon gehen viele wunderschöne Rheinkilometer, wie zum Beispiel St. Goar und St. Goarshausen mit der Loreley, verloren. Dennoch schließt Robert Kretzer nicht aus, dass man in der Zukunft wieder in Oberwesel startet. Das wäre dem Mittelrhein Marathon nur zu wünschen.



Noch ein letzter Kilometer. Die Stimmung auf der Rheinpromenade ist so pittoresk, als hätte sie der Tourismusverein engagiert. Eine Flaniermeile von einem knappen Kilometer Länge. Das Hinterteil des wilhelminischen Pferdes, auf dem der erste Deutsche Kaiser reitet, sieht man schon von weitem. Jetzt nur noch wenige Schritte. Ich werde überholt. Obwohl es eine Frau ist, vielleicht auch noch aus meiner Altersklasse, ist es mir egal. Auch sie hat unterwegs gekämpft. Ich gönne ihr den Zieleinlauf.

Hinter mir ruft es. Ich drehe mich um und bin schlagartig wieder voll da. Der Vierstundenfünfzehn-Pacemaker lässt mir die Chance, zwei Fußbreit vor ihm ins Ziel zu laufen. Vergessen sind die langweiligen Wanderausflüge. Und wie schon viele Rheintouristen vor mir, freue ich mich jetzt auf ein Kännchen Kaffee und einem Kirschtortenstück mit der hellroten, kandierten Cocktailkirsche obendrauf.

Darum also ist es am Rhein so schön!

 

Info:


Der MARATHON

Gesamtzeit/Höhenmeter/Streckenprofil:

Die Streckenführung ist flach, 21 Kilometer flussauf- und 21 Kilometerflussabwärts

Anreise:

Flughäfen: Frankfurt/Main ca. 120 km
Bahnhöfe: IC- und ICE-Züge
Autobahn: A61 zwischen Koblenz und Bingen
Shuttlebusse vom Parkplatz

Veranstalter:

Mittelrhein Marathon Management GmbH

Wettbewerbe:

Neben dem Marathon werden auch ein Marathon, Inline Marathon, 2er und 4-er Staffel Marathon (Laufen) und Halbmarathon (Laufen + Walking + Nordic Walking), ein 10 KM (Laufen), Mini-Marathon und eine Schulwertung geboten

Temperatur am Veranstaltungstag:

24°C

Verpflegung:

Wasser, Iso, Cola, Oatsnack, Bananen, Erdinger Alkoholfrei

Zeitmessung:

ChampionChip

Preise:

Finisher-Medaille für alle Teilnehmer. Altersklassenwertung nach DLO (m/w, HK, AK 30,  AK 35, AK 40 etc. Preise nur für die Gewinner der AK)

 

Ergebnisse gesamt Männer:


1. Tobias Sauter, sebamed running Team/ LT Haspa Marathon Hamburg, (M 30) 2:32:50 Stunden
2. Richard Schumacher, AstSüßen, (M 30), 2:37:12 Stunden
3. Marco Diehl, DVAG-Marathon-Team, (M 45) 2:42:45 Stunden

Ergebnisse gesamt Frauen:


1. Anne Staeves, (W45) 3:22:23
2. Barbara Keller, ETSV Lauda (W55), 3:26:21 Stunden
3. Tanja Niedick, Team Erdinger Alkoholfrei, (W35) 3:36:07 Stunden

Finisher: Marathon 216 Männer, 34 Frauen


Zielschlusszeit: 5:30 Stunden


Angemerkt:

Während ich bereits im Ziel bin starten die Inlineskater. Darunter die Weltelite. Denn der Mittelrhein-Marathon ist das einzige Point-to-Point-Rennen im GERMAN INLINE CUP.

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Informationen: Mittelrhein-Marathon
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