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Laufberichte

Boomrun in Boomtown

 

 

Via Portello zum Parco Sempione

 

Il Portello heißt das Viertel, in dem hinter dem CityLife-Gelände erst in jüngerer Vergangenheit ein weiteres chices Neubauviertel entstanden ist. Das Areal ist großzügig mit viel Grün angelegt, alles wirkt extrem gepflegt – und auch ein wenig steril. Über Nebenstraßen und Wege führt unser Kurs mittendurch. Höhepunkt ist die Querung einer Schnellstraße über eine weit gespannte Stahlbogenbrücke. Die eigenwillig gestaltete Großbauten, die nun in unser Blickfeld rücken, kennen wir bereits, nur erleben wir sie jetzt aus einer anderen Perspektive.

Zurück sind wir an der Fieramilano City und folgen kurz darauf erneut der Via L. Scrampano, nur jetzt in der Gegenrichtung. Am Horizont grüßen die Türme von CityLife, doch bleibt es bei dem fernen Gruß. Denn der Kurs führt uns ab km 36,5 auf den breiten Corso Sempione und damit geradewegs dem gleichnamigen Park entgegen. 

 

 

Nur ein Teil der zahllosen Fahrspuren des Corsos sind für die Läufer gesperrt. Auf den Übrigen herrscht Autochaos, denn wir haben überall „Vorlauf“, sodass sich der motorisierte Verkehr gerade an den Zufahrtsstraßen in langen Schlangen staut. Eine wahre Erholung für Auge und Ohr ist, als ich hinter km 38 auf schon bekanntem Terrain unter ausladendem Blätterdach wieder den westlichen Rand des Parco Sempione durchstreifen darf. Und dieses Mal bleibt das Innere des Parks für uns auch nicht verschlossen. Über einen breiten, staubigen Naturweg geht es geradewegs hinein und mittendurch. 

Wundervoll ist der Blick, der sich bei km 39 entlang der Längsachse des Parks bietet. Die Pole bilden auf der einen Seite die trutzigen Nordmauern des Castello Sforzesco, auf der anderen der Arco della Pace. Der an den Arc de Tromphe in Paris in einer kleineren Ausgabe erinnernde Bogen war ursprünglich als Triumphbogen konzipiert, wurde mangels Triumphs (schuld war Napoleons Debakel in Waterloo) aber kurzerhand zum Friedensbogen umfunktioniert, was eindeutig besser zur friedvollen Natur passt, die sich vor ihm ergießt. Durchaus seinen Reiz hätte gehabt, noch einen Schlenker durch Burg und/ oder Park zu drehen, aber nach so vielen Kilometern in den Beinen ist der Reiz des nun nicht mehr so fernen Zieles noch größer. 

Der Via Legnano folgen wir dem Park noch ein Stück weit entlang der Außenseite, dann geht es weiter über die breiten Bastioni, vorbei an den ehemaligen Stadttoren Porta Garibaldi und Porta Nuova. Die Bastioni di Porta Venezia belaufen wir heute nun schon zum dritten Mal, aber es ist nun mit einem ganz anderen Gefühl verbunden: Mit Erschöpfung einerseits, mit Vorfreude auf das nahe Ziel andererseits. 

 

Dem Ziel entgegen 

 

 

 

Auf den letzten 500 Metern werden Einzel- und Staffelläufer separiert. Die verbleibende Laufstrecke ist alle 50 Meter dick und groß angeschrieben. Wir biegen, vom Beifall der klatschenden und anfeuernden Zuschauern entlang der Absperrgitter begleitet, ein auf die Zielgerade auf dem Corso Venezia. Toll ist einmal mehr Kulisse der letzten 200 Meter: Der freie, breite Laufkorridor, die vielen Menschen drumherum, die wehenden Fahnen, die prächtigen Stadtpaläste im Hintergrund, und natürlich der schwarze Zielbogen, der mit finalem Schwung im Sauseschritt eigentlich viel zu schnell erobert ist.

Hey, das war ein tolles Rennen – denke ich unwillkürlich. Und: Hier muss ich unbedingt einmal wieder vorbeischauen. Schon um zu sehen, was der Bauboom Neues entlang der Laufstrecke gezaubert hat. Denn in dieser Beziehung dürfte der Milano Marathon ein echtes Unikum sein: Auch wenn die Strecke unverändert bleibt, ändert sie doch von Jahr zu Jahr ihr Erscheinungsbild. 

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Informationen: Milano Marathon
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