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Laufberichte

Dieses Mal Bilderbuchwetter

11.06.05

Ein Marathon in Liechtenstein auf gerade mal 160 Quadratkilometer Fläche? Passt der da überhaupt rein?


Am 11.6.2005 fand im Fürstentum Liechtenstein der 6.LGT-Marathon statt. Namensgeber ist die Liechtensteiner Bank LGT, die erst kürzlich ihr Engagement mindestens bis zum 10jährigen Jubiläum verlängert hat. 

 

Mit 545 Startern aus 15 Nationen, von denen 496 den Lauf beendeten, war es ein übersichtliches Feld. Man musste jedoch keine Angst haben ein einsames Rennen zu laufen.

 

Mit Karl Jöhl (CH) siegte einer der zu dem engeren Kreis der Favoriten zählte, in 3:09:05 Stunden. Bei den Frauen schaffte Carolina Reiber (CH) nach 2003 und 2004 das angestrebte Tripple mit 3:35:10 Stunden.

 

Das Wetter war grandios, der alpinen Szenerie angepasst. Beim Start um 9 Uhr in Bendern zeigte das Thermometer gerade mal 15 ° C, die Tendenz war jedoch durch die strahlende Sonne klar erkennbar. Ich hatte den Lauf vor einem Jahr schon einmal bestritten, wobei ich damals durch einen dauernden Regen nicht soviel Glück mit dem Wetter hatte. Das war auch ein Grund, warum ich dieses Jahr unbedingt den Lauf nochmals machen wollte, obwohl er mir in meinen Terminplan nicht besonders gut passte.

 

Der LGT-Marathon  ist ein Bergmarathon mit 1800 Meter HD. Dies ist die gleiche Höhendifferenz wie beim Jungfrau Marathon, jedoch ist das Streckenprofil ganz anders. Man fragt sich natürlich unwillkürlich: Ein Marathon in Liechtenstein auf gerade mal 160 Quadratkilometer Fläche? Passt der da überhaupt rein? Ich kann nur sagen: Er passt wunderbar.

 

Der Parcours ist unterteilt in 5 Streckenabschnitte: Von Bendern, bis zum Kilometer 10 geht es eben, dann kommt der lange Aufstieg bis kurz hinter den Halbmarathon-Punkt, als dritter Abschnitt geht es über knapp 6 Kilometer bergab und wellig weiter und die vierte Passage zieht sich ca. 8 Kilometer bis zum höchsten Punkt bergauf. Als Schluss geht es dann wellig bis ins Ziel nach Malbun.

 

Die ersten 10 Kilometer wurden von vielen als Sprintstrecke benutzt. Man versuchte die Zeit, die man am langen Aufstieg verbrauchen wird, auf den ersten Kilometern hereinzuholen. Für einen Flachmarathon ist das die beste Strategie, um in den Abgrund zu rennen. Aber hier scheint es, in Maßen praktiziert, ein adäquates Mittel zu sein.

 

Die Strecke führte von Bendern an den Rhein und dort am und auf Damm entlang bis Vaduz.
Dort, wo schon von weitem erkennbar die Fürstenburg thront, begann dann der Aufstieg relativ abrupt. Hier gab es jedoch nur wenige, die ins Gehen verfielen. Durch die zahlreichen Zuschauer angefeuert, zogen wir den Berg hoch, durch die Stadt bis zum Waldrand, um nach einer kurzen Waldpassage besagte Burg zu passieren.

 

Hier hatte sich das Feld schon ordentlich auseinander gezogen und kurze Zeit später verfiel auch der 5:00 Stunden Zugläufer, dem ich mich angeschlossen hatte, ins Gehen. Mir war im letzten Jahr bei diesem Marathon eindrucksvoll klar geworden, wie sehr sich doch ein Berglauf von einem Lauf im Flachland unterscheidet. Ist bei einem ebenen Rennen in relativ gemäßigtem Tempo ein Einbruch gut vorher zu erkennen, so kommt er am Berg doch überfallartig und ist fast nicht mehr durch langsameres Laufen aufzuhalten. Das war mir 2004 so gegangen. Am langen Aufstieg hatte ich meine Kräfte verpulvert und war dann in der 2. Beraufpassage jämmerlich eingegangen. Das wollte ich dieses Mal besser machen. Der Zugläufer kam mir deshalb sehr recht. So konnte ich mich daran orientieren, wann es galt zu Laufen und wann Gehen angesagt war.

 

Die Strecke schlängelte sich durch die Bergdörfer und Höfe oberhalb von Vaduz, teilweise auf asphaltierten Wegen, teilweise auf Bergpfaden. Durch üppig grüne Bergwiesen, vorbei an den schönen Gärten in Samina, durch schattige Waldpassagen und mit einem grandiosen Blick auf das Rheintal. Endlich waren wir auf der Silumer Höhe angelangt. Hier gab’s an 2 Verpflegungspunkten, recht kurz hintereinander, das Wichtigste für diesen Tag: zu trinken.

 

Die zweite der erwähnten Versorgungsstellen läutete den 3. Streckenabschnitt ein. Zuerst sanft und dann immer steiler ging es wahrlich über Stock und Stein bergab. Mir war es zum Teil schleierhaft, wie schnell sich manche Läufer diese Waldpfade herunterstürzten konnten. Aber irgendwann kam auch ich unten an. Leider hatte ich auf dem steilen Bergabstück meinen Zugläufer verloren und machte mich alleine auf den weiteren nun flacheren Weg nach Steg. Dort, bei Kilometer 25, war eine so genannte Sprintwertung. „Ein 25 Kilometer-Sprint“, ging es mir durch den Kopf, während ich mich über die saftig grünen Wiesen, vorbei an äsenden Kühen auf die nächsten zwei wellige Kilometer machte.

 

Es ging es zwar wellig weiter, aber doch tendenziell immer bergauf, am Saminatal entlang. Am Kilometer 27 vorbei, wo mich letztes Jahr der Hammer traf. Dieses Jahr blieb der Schlag aus und die hier die Strecke kreuzenden Gebirgsbäche waren eher Rinnsale im Gegensatz zum letzten Jahr.

Wir bogen ins Valorschtal ab und kurz hinter der Verpflegungsstelle bei Kilometer 30 kam der lange Aufstieg zum Sass Fürkle, dem höchsten Punkt der Strecke. Ein schmaler Berpfad, der relativ sanft anfängt, aber immer steiler wird, mit mehreren Stellen, an denen ein Überholen unmöglich ist. Wenn jemand ins Gehen verfällt, dann geht die Gruppe hinter ihm gezwungenermaßen ebenfalls.

Zeit genug, sich die malerische, wildromantische Umgebung genauer anzusehen. Im oberen Bereich des Weges waren letztes Jahr Schneefelder anzutreffen. Dieses Mal war die Strecke, wie angekündigt, Gott sei Dank schneefrei.

 

Kurz vor dem 35. Kilometer passierten wir den Sass See und dann eröffnete sich das Malbuntal, in dessen Zentrum der Zielort Malbun lag. Hier ging es einige Zeit gemächlich bergab, bis man etwa bei Kilometer 37 so nah am Ziel war, dass man über die Lautsprecher den Speaker hörte, der immer wieder die Namen der eintreffenden Läufer nannte. Die Strecke geht hier durch einen Hexenkessel von Zuschauern, die uns wieder den Berg hinaufjagten, auf die hufeisenförmige Umrundung des Talkessels von Malbun.

 

Ich hatte schon das letzte Mal davon gehört, dass sich darüber einige Läufer beklagt hatten. Mir ist der Gedanke reichlich fremd, denn jeder weiß ja, wie lange ein Marathon ist. Warum sollte nach 37 Kilometer Schluss sein?

 

Nun, die restlichen 5 Kilometer gestalteten sich wellig, wobei durchaus einige recht giftigen Anstiege dabei sind. Aber im Vergleich zum Jahr 2004, wo ich auch hier immer wieder durch nicht passierbare Geher und vereinzelte Schneefelder aufgehalten worden war, konnte ich dieses Mal locker durchlaufen.

 

Der letzte Kilometer gestaltete sich als eine einzige Bergab-Raserei. Über einen Feldweg und einen teilweise recht abenteuerlichen Trampelpfad gelangt man auf die asphaltierte Strasse von Malbun, wo man von vielen begeisterten Zuschauern empfangen und vom Zielsprecher ins wartende Ziel geleitet wird.

 

Im Ziel wurde einem der vor dem Start ausgehändigte Championchip wieder abgenommen. Dann gab es das versprochene Funktions-Finishershirt und als weiteres ungewöhnliches Geschenk, ein Objekt aus der Produktion der Kristallschleiferei Swarovski, der hier Sponsor ist.

 

Hier möchte ich noch einige Worte über die Verpflegung verlieren. Daran könnten sich einige Läufe, darunter auch der hochgelobte Swiss Alpine Marathon, ein Beispiel nehmen. Praktisch ab der Häfte des langen Aufstiegs von Vaduz, bis ins Ziel gab es regelmäßig außer Wasser und Tee auch das von mir auf langen Strecken geliebte Cola und Isogetränke. Desweiteren gab es Bananen, Orangen, verschiedene Sorten von Müsliriegel. Für mich das Leckerste waren Getreidetaschen mit einer Fruchtfüllung.

 

Im Ziel gab es von all dem noch einmal reichlich, dazu völlig überraschend und sehr stark nachgefragt, frisch frittierte Pommes Frites. Eine gute Idee, um den Salzverlust auszugleichen.

 

Dermaßen gestärkt, musste man nur 100 Meter gehen um seine Tasche mit der Wechselkleidung und den Duschsachen in Empfang zu nehmen, die man vor dem Start in Bendern bei zwei Lastwagen der Liechtensteiner Post abgegeben hatte. Kaum 200 Meter weiter konnte man sich in dem aufgebauten Duschzelt wieder in einen passablen Zustand versetzen.

 

Ein regelmässiger Pendelbus bringt die Läuferinnen und Läufer zum Ausgangspunkt in Bendern zurück und wer lieber nach Vaduz möchte, kann von Malbun den Linienbus nehmen.

 

Fazit: Der LGT Alpin-Marathon in Liechtenstein ist eine familiärer anmutende Veranstaltung und allerbestens organisiert. Wenn das Wetter mitmacht, wie in diesem Jahr, wird man mit großartigen Ausblicken zusätzlich belohnt. Man muss allerdings in der Lage sein, die 1800 Höhenmeter zu überwinden, wobei man mit 6:45 Stunden allerdings ausreichend Zeit hat.

 

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