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Laufberichte

Ausgebucht, wie immer

07.01.07

007, die Nr. 1 - der Honigkuchenmann

 

Wenn man in einer statistischen Erhebung nach dem bekanntesten Wallfahrtsort Deutschlands fragen würde, dürfte die Mehrzahl der Antworten "Altötting" lauten. Doch in einem Atemzug mit dieser im Südosten Bayerns gelegenen Kleinstadt muss KEVELAER genannt werden, das mit seinen knapp 28.000 Einwohnern ebenfalls eine Kleinstadt ist und in der Region "linker Niederrhein" liegt.

 

Dieser staatlich anerkannte Erholungsort kann auf eine viele Jahrhunderte lange wechselvolle Geschichte zurückblicken. Wer über ein Suchprogramm "Kevelaer" aufruft, dann "Stadt Kevelaer" oder "Kevelaer-Wikipedia" öffnet und dort "Stadtgeschichte" anklickt, kann sich abendfüllend mit dieser Thematik befassen. Kevelaer wird im Internet als Nordwesteuropas größter Wallfahrtsort bezeichnet. Die Stadt wird alljährlich von ca. einer Million Pilger/innen besucht.

 

Seit dem Jahr 2003 bewegen sich am Morgen des ersten Sonntags im Januar ebenfalls aus allen Richtungen Menschen in Richtung Kevelaer. Ihr Reiseziel ist nicht der vor allem in kultureller und touristischer Hinsicht sehr interessante Stadtkern mit der einmalig schönen Basilika, der mystischen Gnadenkapelle, der beeindruckenden Kerzenkapelle und den vier hübschen Fußgängerzonen. Nein, ihr Reiseziel ist die von Wald umgebene Jugendherberge. Es handelt sich auch nicht um Pilger/innen, die sich die häufig sehr weite Anreise aus allen Teilen Deutschlands und dem benachbarten Ausland selbst auferlegt haben. Nein, es sind Läufer/innen und deren Angehörige/Begleiter/innen/Fans, die zum Veranstaltungszentrum des "Honigkuchenmann-Marathons" gelangen wollen.

 

Am Sonntag, dem 7. Januar 2007, fand mit Start um 10.00 Uhr dessen 5. Auflage statt. Dieses sportliche Ereignis wurde von den Mitgliedern der LLG Laufsport Kevelaer e.V. erneut umsichtig organisiert und in vorbildlicher Weise ausgerichtet.

 

Gelaufen wurde auf einem ziemlich geradlinigen und dennoch recht abwechslungsreichen Kurs, zu dessen Beginn und Ende ein Wendepunktgegenlaufabschnitt von etwa 1.300 m Länge zu absolvieren war und dessen Mittelteil den Umrandungslinien eines Trapezes glich. Die Gesamtlänge dieses als "flach" zu bezeichnenden Streckenverlaufes betrug exakt vermessene 6.000 m, sodass 7 solche "Runden" und abschließend ein "Zieleinlauf" von 195 m Länge zu bewältigen waren.

 

An drei Stellen der Strecke kam man an einer jeweils stattlichen Ansammlung von Zuschauern vorbei, wobei an zwei Stellen Partystimmung herrschte und die Läufer/innen mit einer fast schon südländischen Begeisterung angefeuert wurden.

 

Auch das Wetter wollte da nicht zurückstehen. Während der ersten beiden Laufstunden schien Sonne von weitgehend wolkenlosem Himmel. In dieser Phase konnten Windstille und eine Temperatur um +10° Celsius genossen werden. Erst zu Beginn des Nachmittages kam dichtere Bewölkung auf, die sich dann allerdings ziemlich rasch schloss. Nun wehte auch etwas Wind. Dessen Erscheinungsformen als Gegen-, Seiten- oder Rückenwind dürften einander jedoch in ihrer Gesamtheit egalisiert haben. Und auch die paar Regentropfen gegen Ende der 4. Laufstunde waren von nur kurzer Dauer; sie beeinträchtigten das Rennen in keiner Weise. So konnte man also von durchwegs guten Witterungsbedingungen sprechen, es sei denn, man benötigte eine Ausrede, um mangelnde Form oder falsche Taktik zu kaschieren. Immerhin hatten wir Anfang Januar. Da hätten auch Eis und Schnee sowie schneidender Sturmwind die Teilnehmer/innen quälen können.

 

Das Rennen selbst war ohnehin für einen Teil der Starter/innen der weitaus leichtere Part. Viel größere Anstrengungen mussten manche Teilnehmer/innen aufbieten, um überhaupt an den Start gehen zu dürfen. Da man der Meinung war (und wohl noch ist), dass die Infrastruktur nur ein gewisses Quantum an Läuferinnen und Läufern zulässt, hatten die Organisatoren bei Einrichtung dieser Laufveranstaltung ein Teilnehmerlimit von 333 Personen festgelegt (und diese Begrenzung bislang beibehalten). Um Gerechtigkeit gegen jedermann walten zu lassen, wurden nach Erreichen dieser Maximalzahl bisher auch keine Ausnahmen für "gute Bekannte" eingeräumt (ich selbst musste diese schmerzliche Erfahrung im 1. Veranstaltungsjahr machen, als ich zwar Ausschreibungen verteilt hatte, aber dennoch nicht teilnehmen konnte, was mir als Marathonsammler natürlich sehr wehtat).

 

Nun steigt aber das Läufer/innen-Interesse an diesem "Event" von Jahr zu Jahr. Insofern ist es ein Trugschluss, wenn man glaubt, man könne sich mit der Anmeldung bis zu dem in der Ausschreibung genannten Meldeschluss "24. Dezember" (des Vorjahres) Zeit lassen. Dies war mir bereits lange klar. Als ich aber beim Troisdorfer 6-Stunden-Lauf am 12.11.2006 erfuhr, dass "Kevelaer längst ausgebucht sei", war mein Erschrecken schon sehr groß, und ich musste "ganz schön schlucken". Der mir nahe gelegte Eintrag ins Gästebuch der LLG Laufsport Kevelaer e.V. ("Suche Startnummer ...") schien mir wenig Erfolg versprechend zu sein.

 

Ich klammerte mich dennoch an diesen Strohhalm. Und nur wenige Tage später erreichte mich die E-Mail von Sportfreund Theo Reimer aus Kleve (Team Tavenraat) mit der Nachricht, dass er sich eine langwierige Verletzung zugezogen habe und deshalb bereit sei, sein Startrecht an mich abzutreten. So war das Pech eines Laufkameraden mein Glück. Dieser Sachverhalt bewirkt kein gutes Gefühl in einem. Gerne angenommen habe ich Theos Angebot natürlich trotzdem. Und so ist es mir ein ganz besonderes Anliegen, Theo auch von hier aus nochmals herzlich zu danken, ihm baldige völlige Genesung und für die Zukunft Verletzungsfreiheit und viele schöne Lauferlebnisse zu wünschen.

 

Ein "würdiger Vertreter" Theos bin ich wohl nicht gewesen. Würde ich die Handicaps, mit denen ich angereist war und die sich während des Rennens eingestellt hatten, aufzuzählen versuchen, könnte ich in den Verdacht geraten, "billige Ausreden" benutzen zu wollen. Also breiten wir den Mantel des Schweigens über meine "Vorstellung". Eines wurde mir aber wieder sehr bewusst: Wer während der vorangehenden Feiertage undiszipliniert isst und trinkt, wird in Kevelaer gnadenlos bestraft.

 

Wenn man schon selbst "nichts drauf hatte", so ist es doch immer gut, jemanden zu kennen, der eine großartige Leistung abgeliefert hatte und in dessen läuferischem Glanz man sich etwas mitsonnen kann. In meinem Falle war dies Sabine Strotkamp von der LG Kreis Ahrweiler. Vier Wochen zuvor hatten Sabine und ich beim Zusammensitzen nach dem "Siebengebirgsmarathon" in Erwägung gezogen, die Reise nach Kevelaer aus Kosteneinsprungsgründen gemeinsam durchzuführen, und wir setzten dieses Vorhaben dann auch in die Tat um.

 

Von mir nicht ganz unerwartet präsentierte sich Sabine (die im Jahr 2004 mit einer Zeit von 9:54:00 Stunden 8. der Deutschen Meisterschaft im 100-km-Lauf geworden war) in einer für diese Jahreszeit beachtlichen Form. Sabine gelangte nach 3:50:30 Stunden ins Ziel und nahm mir mit dem ihr eigenen ästhetischen Laufstil "satte" 1¾ Stunden ab. Wenn mich jemand nach meiner Leistung befragte, umging ich eine klare Antwort, indem ich vom hervorragenden Abschneiden meiner Mitfahrerin Sabine berichtete.

 

Dass man zu so früher Jahreszeit auf einem so angenehmen, flachen Kurs schon eine ansprechende persönliche Jahresbestleistung aufstellen kann, lockt natürlich viele Interessenten nach Kevelaer. Aber auch die bereits erwähnte sachkundige Organisation und das ausgewogene "Preis-Leistungs-Verhältnis" sind Faktoren, die den "Honigkuchenmann-Marathon" so attraktiv machen. So erhält die Teilnehmerin/der Teilnehmer für ein moderates Startgeld von 20 € ein geschmackvolles langärmeliges T-Shirt (jedes Jahr in anderer Farbe), einen echten Kevelaerer Honigkuchen und eine Urkunde ausgehändigt.

 

Die drei erstplatzierten Männer (von 236 Finishern):

1. Franz-Josef Lürken, Germania 07 Dürwiss, 2:47:05
2. Andreas Schmeinck, ohne Verein, 2:48:10
3. Christian Wimmer, SV Bedburg-Hau, 2:53:16

 

Die drei erstplatzierten Frauen (von 53 Finisherinnen):

1. Erika Schoofs, TSV Weeze, 3:12:32
2. Sybille Möllensiep, SuS Schalke 96, 3:15:14
3. Bigi Linnartz, DLC Aachen, 3:19:23

 

Auch die weiteren Ergebnisse waren sehr bemerkenswert. Es unterboten 10 Männer die 3-Stunden-Marke, 44 Männer die 3:20-Stunden-Marke und 13 Frauen die 4-Stunden-Marke.

 

Informationen: Kevelaer-Marathon
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