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Laufberichte

Erster in Irrland

06.01.13
Autor: Joe Kelbel

Tschuldigung, wo ist denn Irrland?” - “Immer geradeaus, kann man nicht verfehlen. Ist da heut´ was los?”- “Nö, nur Marathon!”

Und wieder bin ich in einer Oase, einer Bauernoase, mit Erlebnislabyrinth und bespielbarem Flughafen, was sehr wichtig ist, denn jeder Läufer will spielen, freut sich nun, auch wenn er mit dem Auto durch die gesamte Stadt muss. Denn Irrland, der neue Startplatz des Kevelaer-Marathons, liegt südwestlich von Kevelaer, direkt an der Grenze zu den Niederlanden.

Ein kleiner Spaziergang vom Parkplatz Irrland und wir sind im Sportgelände des DJK Twisteden. “Tussen Twee Steden” (zwischen zwei Städten) bedeutet der Name des Ortsteils Twisteden, womit wir jetzt endlich genau wissen, was “Tussen” heißt und wo sie herkommen.

Im gut geheizten Festzelt gibt es die Startnummer und für wenig Geld ein kräftiges Frühstück, Bratwürste liegen auch schon auf dem Grill. Kleiderbeutelnutzer lassen ihr Gepäck im Auto, im Festzelt oder zuhause.

Schönes Treffen mit altbekannten Läufern. Schade nur, dass ich viel Zeit auf der Suche nach Irrland vergeudet habe, mich jetzt schnell umziehen muss, was keinerlei Aufmerksamkeit oder so erregt, weil sich hier im Zelt eh alle umziehen, statt die Umkleiden zu nutzen.

An der Verpflegungsstation im Start/Ziel Bereich kann man seine Eigenverpflegung deponieren. Brauche ich nicht, ich freue mich auf den Honigkuchen. Einmal im Jahr bekomme ich diese Köstlichkeit - und zwar nur hier. Eine perfekte Laufverpflegung, die Gewürze sind gut für den Magen. Das Cafè Platzer versorgt uns damit, hat 12 verschiedene Sorten im Angebot. Mindestens 50 % Honig muss drin sein, Eier, Orangen, Zitronat, Gewürze und Triebmittel. Triebmittel brauche ich auch nicht, habe ich selbst genug. Aber deswegen  grinsen wir Läufer nicht wie Honigkuchenpferdchen. Es scheint eher am fehlenden Zeitlimit zu liegen.

Die Pferde in der Koppel an der Laufstrecke grinsen auch, weil hier endlich was los ist. Sehr beeindruckend ein jungen Hengst, der regelrecht über die Wiese fliegt und dabei immer wieder mit den Hinterläufen weit in die Luft schlägt, fast wie ich.

Der Hengst ist aber auch der Einzige, der Winde macht. Die neue Laufstrecke ist nämlich sehr viel windgeschützter als die alte.

Keine Pfütze verlängert die Laufstrecke. Keine Nahstelle ist im Asphalt zu entdecken, aber am Verpflegungspunkt -wie immer- der Flachmann mit dem Kirschschnaps: “Der Dirk war auch schon dran!“ ruft mir jemand der gutgelaunten Helfern zu. “Ist doch besser als in der Wüste, oder?”  “ Jooo”, sag ich, mehr nicht, ich muss ja an Werner dranbleiben.

Der Rundkurs führt uns durch ein Gebiet,  in dem so genanntes Raseneisenerz abgebaut wurde. Nur noch kleine Vertiefungen sind zu erkennen, wo man bis vor 100 Jahren noch mit der Hacke das manganhaltige Eisenerz in einer Stärke von 50 cm abbauen konnte. Es entstand in den moorigen Gewässern durch Mikroorganismen. Die Böden sind nun kaum noch als Ackerland nutzbar. Weiden und Niedrigwald dominieren deshalb das Gebiet. Dazwischen findet man Baumschulen, die auf weitgehend versiegelten Böden Bodendecker züchten.

Marathon-Chef Peter fährt uns einige Runden bis zum Zieleinlauf des Schnellsten mit dem Fahrrad entgegen und ermuntert dabei die Läufer und vor allem die Feuerwehrjungs und Verpflegungshelfer.

Wenn mich eines der Führungsfahräder “Erster Mann” und  “Erste Frau” überholt, gibt’s immer lustige Sprüche. Die Jungs sind gut drauf und stressfrei. Ich versuche dranzubleiben. Naja, ich versuche es …

Sicherlich werde ich ganz selten überholt, aber wenn, dann wie unter Freunden und auch lachend. Bis auf einen - der hat bei jedem Schritt gebrüllt. Bei dem wollte ich nicht dranbleiben.

Wir laufen in Sichweite zur Grenze zu den Niederlanden. Gegenüber dem Heerenvenweg, der an Herzog Reinald erinnert, der 1342 der Bevölkerung 12 Schilling schenkte, was jeder Läufer unbedingt wissen muss!

Aber das Beste am Neuen sind die Alten: Gerd Papcke, Jg 1933 ist der erste Finisher der Klasse M80 in Kevelaer. Horst Preisler, Jg 1935 (über 1700 gelaufene Marathons) “läuft” langsam aber stetig. Siegrid Eichner, Jg 1940 (über 1600) läuft absolut klasse, wird ihrem Namen “Sturmvogel” gerecht. Sie wird dieses Jahr wieder am Trans Gaule teilnehmen. Hans-Joachim Meyer Jg 1939 (über 1200) hat etwas Probleme seit seinem Skiunfall. Friedrich Hinkel, Jg 1940 ist der schnellste der “Alten” mit 4:38, dicht gefolgt von Hans Kleinekoort, Jg 1939 aus den Niederlanden. Mir geben diese Junggebliebenen sehr viel!

Erwähnenswert auch Schreibkollege Werner, Jg 1947, an dem ich lange versuche dranzubleiben, der mir allerdings nur Fersengeld gibt und mich damit an einen Termin beim Fersendoktor erinnert.

Im Begegnungsstück versucht man eine gute Figur zu machen, soweit das geht, denn es wird gegrüßt, beobachtet und fotografiert und es gibt jede Menge Zuschauer, die mal richtig Pogo machen.

Lobenswert der bremsende Fanblock bei Hausnummer 80 mit ihrer stimmungsvollen Getränkeversorgung. Für nächstes Jahr sind zusätzlich Grillwürstchen versprochen, was noch mehr bremsen wird. Der konkurrierende Fanblock gleich danach überschlägt sich förmlich, um ebenfalls fotografiert zu werden. Kinder laufen mit, versprechen nächstes Jahr dabei zu sein. Ich freue mich wirklich auf nächstes Jahr. Ich glaube, der Gerberweg wird der Ultrablock werden. So ein paar Rauchbomben wären auch nicht schlecht, nachdem mir letzte Woche noch Steine an den Kopf geworfen wurden.

Erster beim ersten Marathon in Irrland wird Benedikt, der deutsche Meister im 100 km Straßenlauf (7:31:50 in Rodenbach), Mitglied der Nationalmannschaft. “Jeder, der einen Marathon finisht, ist Sieger” sagt er zu mir, als ich ein Foto zusammen mit ihm mache, weil ich Prominente sammel, wie Bekloppte Marathons.

Aber wirklicher Sieger ist der LLG Kevelaer und Chef Peter Wasser. Denn dieser Marathon ist nicht nur der Erste, er ist der Beste!
 

Marathonsieger

Männer

1 Strätling, Benedikt (DEU) Adler Langlauf Bottrop 2:46:16
2 Francke, Sebastiaan (NLD) Solinger LC 2:49:29
3 Weiß, Peter (DEU) SC Union 08 Lüdinghausen 2:49:44

Frauen

1 Lehmann, Anke (DEU) LG Sport Matern 3:15:25
2 Müller, Susanne (DEU) Renntiere 3:24:57
3 Schoofs, Erika (DEU) TSV Weeze 3:28:16

306 Finisher

 

Informationen: Kevelaer-Marathon
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