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Laufberichte

Eiskalt erwischt

05.02.06
Autor: Klaus Duwe

Auf geht’s zum nächsten Rundenrennen

 

Nach Kevelaer (sieben) und Rodgau (zehn) sind es beim Johannesbad-Thermen-Marathon aber nur zwei. Im letzten Jahr hat es die Läufer ja fast von der Strecke geblasen, so stark war der Wind. Diesmal ist die klirrende Kälte das besondere Merkmal.

 

Viele nutzen den Marathon in Bad Füssing  für einen Wochenendausflug mit der Familie. Der Veranstalter bietet nämlich in seinen erstklassigen Hotels  besonders günstige Übernachtungsraten an und mit den Startunterlagen gibt es Coupons, mit denen zwei Personen am Samstag und am Sonntag freien Eintritt in Bayerns beliebtestes Thermalbad haben.  Bekannt ist das Johannesbad als Deutschlands führendes Rehabilitations-Zentrum zur Behandlung von Erkrankungen des Bewegungsapparates. Die Heilwirkung des aus 1000 Meter Tiefe sprudelndem Bad Füssinger Thermalwassers - einer Schwefelquelle mit 56°C heißem Natrium-Hydrogencarbonat-Chlorid-Wasser – wird viel gepriesen. Die Thermalquellen hat man übrigens 1938 entdeckt, als man nach Öl bohrte.

 

Im Marktrestaurant der Johannestherme gibt es köstliche Nudelgerichte, die zusammen mit einem Getränk ebenfalls im Startgeld enthalten sind. Wer will, kriegt auch gerne noch einmal Nachschlag. Als ich mich auf den Weg zum Hotel mache, fängt es an schneien. Auf dem tief gefroren Boden bildet sich sofort eine pulvrige, geschlossene Schneedecke. Das kann mich aber nicht schrecken. Nachdem ich in Rodgau bei Schnee, Eis und Matsch mit dem gewählten Schuhwerk total daneben lag, hab ich jetzt die Trailschuhe dabei. Fast freue mich auf ein erneutes Schneeabenteuer.

 

Am Sonntagmorgen werde ich schon früh geweckt von den Räumfahrzeugen, die die Straßen und Parkplätze der Hotels von der einige Zentimeter hohen Schneedecke befreien. Es fällt kein neuer Schnee mehr, dafür ist es ziemlich neblig. Punkt sieben Uhr stürmen die Läuferinnen und Läufer den Frühstückraum. Es gibt alles, was gesund ist und alles was gut, aber weniger gesund ist. Vor allem vor dem Lauf.

 

Es sind auch ein paar Italiener da, leicht zu erkennen an den schicken und warmen Finisher-Shirts aus Mailand. Ich muss mich immer wieder wundern, wie sie beim Frühstück zuschlagen, wo man doch in Italien (von den Feriengebieten einmal abgesehen) solche Frühstück-Buffets gar nicht kennt.

 

Trotz der Abgelegenheit im äußersten Süd-Ost-Zipfel Deutschlands treffe ich in der Früh Bekannte aus fast ganz Deutschland. Bald herrscht beängstigende Enge im Gang vor der Startnummernausgabe. Auch im Restaurant gibt es bald keinen Platz mehr. Kein Wunder, wer will schon bei der Kälte (minus 8 Grad) draußen auf den Start warten.

 

Erst als die 432 10km-Läufer um 9.45 Uhr auf die Strecke gehen, macht man sich allmählich auf den Weg zum Startgelände. Dort wird fetzige Musik gespielt und der Sprecher tröstet die Frierenden: „Wir hatten auch schon mal 15 Grad unter Null“.  Es herrscht dichter Nebel, man sieht kaum 100 Meter weit.

 

Um 10:00 Uhr geht’s dann für die 1.110 Starter endlich los. Wohl wegen der Kälte gehe ich den Lauf viel zu schnell an, korrigiere das aber nach ein paar Kilometern und lasse mich massenweise überholen. Ich vermute mal stark, ich liege mit meinen Schuhen, diesmal wie gesagt die Trailvariante, wieder daneben. Die Straßen sind mit jeder Menge Salz nämlich vollkommen schnee- und eisfrei gemacht. Der schwarze Asphalt bietet zum grauen Nebel und den weißen Bäumen, Sträuchern und Zäunen einen deutlichen Kontrast.

 

Bei einer alten Kapelle biegen wir scharf rechts ab, laufen vorbei am tief verschneiten Golfplatz, wo heute durch tief fliegende Golfbälle bestimmt keine Gefahr droht. Nach knapp 6 Kilometer erreichen wir Kirchham und nach 9 Kilometer geht es zuerst links und dann rechts ab am Waldrand entlang.

 

Nach 10 Kilometer kommt in Hart bereits die zweite Verpflegungsstelle. Der warme Tee ist natürlich gefragt, es gibt aber auch Wasser, Bananen, Mandarinen, Balistos und Äpfel. Irgendwann holt mich Sabine Schneider (Hachenburger Löwenmarathon) ein. „Wie siehst Du denn aus?" frage ich belustigt angesichts ihrer vom Reif weißen Haare.  Aus dem Läufer im Micky-Maus-Kostüm ist auch längst eine graue Maus geworden.

 

Jetzt laufen wir in Richtung des Wallfahrtortes Aigen. Die um 1460 erbaute, von einer Mauer umgebene  Leonhardikirche ist im Nebel nur schemenhaft zu sehen. Immer am 1. Sonntag im November findet der Leonhardiritt mit historischem Festzug und der großen Leonhardidult statt.

 

Zuschauer an der Strecke gibt es kaum. Nur bei den Streckenposten versammeln sich hin und wieder ein paar Leute, die dann allerdings mit Beifall, aufmunternden und anerkennenden Worten nicht geizen. Auf dem Römerradweg Passau-Inn-Attersee, der sich ebenfalls rabenschwarz von der Schneelandschaft abhebt, erreichen wir erst Irching dann Holzhäuser. Ein kurzes Waldstück (km 14) wird passiert und  gleich sind wir in Egglfing (km 18). Hin und wieder ist durch den Nebel die Sonne als helle Scheibe sichtbar. Eine Streckenposten verspricht uns für heute noch  strahlenden Sonnenschein.

 

Nach einer Unterführung kommt die einzige Steigung auf der gesamten Strecke. Bei Kilometer 20 sind wir am Ortseingang von Bad Füssing und sehen links bereits die Johannestherme, hören den Sprecher, wie er die ankommenden Läuferinnen und Läufer begrüßt. Es sind doch etliche Zuschauer da, die sich die kalten Hände warm klatschen.

 

Pünktlich zur zweiten Runde schimmert manchmal ein helles Blau durch den Nebel. Einen Moment überlege ich, ob ich die Schuhe wechsle. Ich laufe ja direkt am Parkplatz vorbei. Dann verzichte ich darauf und  laufe den zwei Läufern hinterher, die noch in meinem Blickfeld sind. Knapp 300 haben für den Marathon gemeldet, von denen ich auf der zweiten Runde fünf oder sechs überhole. Mehr sehe ich nicht.

 

Damit es nicht zu einsam wird, quatsche ich den einen oder anderen an und erfahre dabei von Jürgen, dass er kürzlich Vater eines Zwillingspärchens wurde. Ich erzähle ihm aus meinen Erinnerungen als Zwilling, und so vergeht die Zeit. Als ich den gehenden Erhard überhole, erzählt er mir von seiner verletzungsbedingten 14tägigen Trainingspause und dem ärztlichen Laufverbot, das er mit dem heutigen Marathon gründlich missachtet. Einem weiteren Läufer, den ich während seiner Gehpause überhole, spendiere ich ein paar Gel-Chips und verspreche ihm damit eine gute Zielankunft.

 

Nach fast 4 ½ Stunden sehe ich dann zum zweiten Mal die Johannestherme vor mir und bin doch recht froh. Die letzten 5 Kilometer haben mich ziemlich geschlaucht. Ich laufe durchs Ziel, nehme den Applaus der paar Zuschauer entgegen und schon bald sind die Schmerzen vergessen.

 

Die Zielverpflegung ist hervorragend. Zusätzlich zu den schon Bekannten Getränken und Snacks gibt es das gute Erdinger, ohne das hier in Bayern natürlich keiner den Heimweg antritt. Das Marktrestaurant ist gerammelt voll. Aber irgendwo passt immer noch ein Stuhl und ein schmaler Läufer dazwischen. Trotz der weiten Reise - meine Bekannten und ich sind uns einig: es hat sich wieder gelohnt.

 

 

Streckenbeschreibung:

Flacher Rundkurs über 21 km. Kurzweilige Strecke über Felder und Wiesen und durch kleine Ortschaften. Sehr gute Wege. Bei entsprechenden Witterungsverhältnissen bestimmt recht schneller Kurs.

 

Rahmenprogramm:

Freier Eintritt ins Thermalbad, Pasta-Essen im Marktrestaurant.

 

Auszeichnung/Startpaket:

Medaille, Urkunde Logistik: Startplatz vor der Johannesbad-Therme. Großer Parkplatz und zusätzliche Parkmöglichkeiten in unmittelbarer Nähe.

 

Verpflegung:

ungefähr alle 5 km Tee, Wasser,, Bananen, Äpfel , Mandarinen und Riegel

 

Unterkunft:

Sonderkonditionen am Marathon-Wochenende in den Häusern der Johannesbad-Therme

 

Informationen: Johannesbad Thermen-Marathon
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