Mein Marathonwochenende beginnt mit dem Einchecken im Hilton Mainz, welches mit einer Entfernung von 150 m zur Rheingoldhalle eine ideale Übernachtungsmöglichkeit bietet. In der Rheingoldhalle ist die Startnummernausgabe. Genug Platz für eine große Marathon Messe, Pasta Party und für einen reibungslosen Ablauf. Neben der Startnummer sponsert Energetix mit Magnetschmuck den Starterbeutel, des Weiteren kann sich jeder Starter noch als Präsent eine Trinkflasche und einem Paar Laufhandschuhe abholen.
Vor der Halle hat Erdinger seinen Truck aufgefahren und mit Strandliegen kommt zumindest am Samstag ein Lounge-Feeling zwischen Rhein, Rheingoldhalle und Rathaus auf. Sonnenschein pur mit leichtem erfrischendem Wind - leider ist für den morgigen Lauf etwas mehr Erfrischung, und zwar von oben, angekündigt.
Unmittelbar vor der Rheingoldhalle ist der Start- und Zielbereich, in der darunter gelegenen Tiefgarage die Aufbewahrung der Kleiderbeutel und ein trockener Aufenthaltsbereich zum Schutz vor dem leichten Nieselregen. Hier ist auch das „Verpflegungsdorf“ untergebracht, man wünscht sich jetzt schon Einlass. Aber die Köstlichen wollen erst einmal verdient werden. Lang zieht sich eine gigantische Startaufstellung gen Süden, der Streckensprecher kündigt 9000 Starter an, die sich in verschiedene Startblocks aufstellen. Der Start erfolgt pünktlich um 9:30 Uhr für alle Läufer. Ich setze mich im Mittelfeld schon 2 Minuten nach dem Startschuss in Bewegung und quere die Startmatte nach 4 Minuten. Perfekt! Die vorhergehenden Diskussionen, ob Blockstarts nicht besser wären, erweisen sich als überflüssig, das läuft auch so hervorragend. Die breite Rheinstraße bietet genügend Platz, sodass sich das Feld schnell sortiert.
Direkt am Start passieren wir die erste Sehenswürdigkeit der Strecke. Rechts von uns liegt das Mainzer Rathaus, auch „Fuchsbau“ nach dem damaligen Oberbürgermeister Jockel Fuchs benannt, der damit 1973 nach rund 500 Jahren Mainz endlich wieder ein eigenes Rathaus gab. Kurz danach passieren wir an der Theodor Heuss Brücke das kurfürstliche Schloss mit der „Gut Stubb“, jedem Karnevalisten bekannt durch die Übertragung von „Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht!“ Wir laufen Richtung Norden zwischen Rhein und Neustadt und erreichen bereits nach ungefähr 5 km in Mainz Mombach die nördliche Spitze der Strecke. In Mombach werden wir immer wieder musiklisch angefeuert. Blasmusik und Sambatrommler wechseln sich ab und feuern die Läufer lautstark an. Hier oben geht es teilweise durch Gewerbegebiet, das man (wie überall) nicht zu den attraktiven Streckenabschnitten zählen kann. Aber wir sind da schnell durch.
Bei Kilometer 10 sind wir schon wieder in der Neustadt und erreichen kurz danach die nächste bedeutende Sehenswürdigkeit, die evangelische Christuskirche mit ihrer 80 m hohen Kuppel im Stil der italienischen Hochrenaissance. Sie wurde nach siebenjähriger Bauzeit 1903 fertiggestellt und stellt seitdem das Gegengewicht zu dem die Altstadt überragenden Dom da. Wir schlängeln uns durch Neustadt und Altstadt immer weiter auf Südkurs. Hier in der Stadt sind sehr viele Zuschauer, Höhepunkte sind in der City die Bereiche Stadttheater, Gutenberg Statue und Dom. Hier ist mächtig was los.
Auf Höhe des Bahnhofs liegen abwechslungsreiche 15 km hinter uns und die 5 Kilometer lange Südspitze steht an. Viele Halbmarathonis haben sich überschätzt und werden jetzt langsamer. Die zweispurige Straße wird in beide Richtungen belaufen. Es ist ein wahrer Zick-Zack-Lauf für die schnelleren Läufer. Auch hier sind jede Menge Zuschauer, Kapellen und Bands sorgen für Kurzweil und Stimmung. Bei km 17,5 ist die Südspitze der Strecke erreicht, und es geht mit einem Zwischenspurt Richtung Halbzeit.
Die Emotionen kochen hoch, als wir direkt neben dem Zielkanal die Halbdistanz abhaken und die zweite Runde beginnen. Besser kann die Stimmung bei der Meenzer Fassenacht auch nicht sein. Mit leichten Füssen sind wir auf Kurs zum Gipfel! Die abgesperrte Theodor Heuss Brücke dürfen Marathonis exklusiv erklimmen. Immerhin 25 Höhenmeter Anstieg sind zu bewältigen, auf der sonst komplett ebenen Strecke der absolute Ausreißer. Belohnt wird die Mühe mit einem schönen Ausblick über den Rhein und viel Applaus der anwesenden Zuschauer. Motiviert laufen wir auf den nächsten Abschnitt Richtung Osten.
Vorbei am Reduit, einer ehemaligen Kaserne und Verteidigungsbastion direkt am Rhein in Mainz-Kastel gelegen, geht es raus aus Mainz und rein nach Wiesbaden. Der Wechsel von Rheinland-Pfalz nach Hessen macht den Gutenberg Marathon zu einem Marathon durch zwei Bundesländer und damit zu einer Seltenheit. Wir laufen durch die Wiesbadener Stadtteile Mainz Kastel bis Mainz Kostheim und erreichen hier den östlichen Ausläufer der Streckenführung bei km 25. Hier geht es durch ruhige Wohngebiete. Der ständige Nieselregen hat viele Zuschauer vertrieben, mentale Stärke ist gefragt. Bei km 28 sind wir auf dem Rückweg erneut auf der Theodor Heuss Brücke und haben nun einen tollen Ausblick auf Mainz
Eigentlich sind wir erst jetzt, nach 2/3 der Strecke, auf der zweiten Runde. Jetzt wiederholen sich nämlich verschiedene Streckenabschnitte. Sehr durchdacht, diese Streckenführung. Das muss ich sagen. Auch die Nordspitze wird in der zweiten Runde bei km 32,5 wird anders geführt und sorgt für Abwechslung. Dann geht’s zurück Richtung Neustadt und Altstadt auf bekanntem Wegen. Der Regen nimmt zu und die Zuschauer an den Hot Spots werden weniger. Umso lauter und temperamentvoller feuern uns die letzten Fans an, zu denen wie so oft auch „Super Michel“ gehört. Mindestens viermal bin ich ihm heute begegnet.
Die letzten Meter sind Laufgenuss pur. Gänsehautfeeling, als Zuschauer und Finisher die Läufer ins Ziel brüllen, der Moderator jedem gratuliert und nette Worte findet. Leicht irritiert ist er, als ich vor dem Ziel für ein Foto stehen bleibe. Dann sieht der den Aufdruck auf meinem Shirt und meint: „Ich bin Marathon! Das ist mal ein Ausage!“ Stolz nehme ich meine erste Mainzer Marathonmedaille in Empfang.
Direkt hinter dem Zieleinlauf ist auch schon das Verpflegungsdorf erreicht, das ich mir jetzt wirklich verdient habe. Von Erdinger bis Red Bull, Energieriegel über Laugenbrötchen bis Rhabarberkuchen, Bananen bis Äpfel …. Alles da!
Gemäß Veranstalter schätzte man dieses Jahr wetterbedingt nur halb so viele Zuschauer als die 75000 bei der Hitzeschlacht aus 2016. Wie dem auch sei, ich ziehe den Hut vor allen, die da waren, denn sie haben Stimmung für 100.000 gemacht!
Ein toller Marathon mit Suchtfaktor! Tolle und abwechslungsreiche Streckenführung, mega Stimmung, viele Musik Hot Spots, Speaker und Versorgungspunkte. Ich komme gerne wieder! Mainz bleibt Mainz, wie es läuft und lacht!
Die Marathon-Sieger
Männer
1. Ivan Babaryka – 2:19:34
2. Roman Prodius – 2:20:01
3. Mohamed Hassi – 2:21:16
Frauen
1. Aicha Bani – 2:44:46
2. Vira Ovcharuk – 2:46:35
3. Mauricia Cunico – 2:56:39
Im Ziel:
Halbmarathon – 5709 Finisher
Marathon – 873 Finisher
Staffeln – 1012 Finisher