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Laufberichte

Well done

24.02.08
Autor: Klaus Duwe

Geht es euch auch so? Ich kann in keinem Jahr den Frühling abwarten. Auch diesmal nicht, wo der Winter (zumindest bis jetzt) ja fast ausgefallen ist. Ich sehne mich nach Sonne und Wärme, Blumen, Meer und Espresso im Freien. Gut, dass es den Malta Marathon gibt, da kann ich das alles haben und noch viel mehr …

ie kleine Mittelmeerinsel Malta (316 qkm, 385.000 Einwohner) liegt ungefähr 90 Kilometer südlich von Sizilien, gehört seit 2004 zur EU und seit diesem Jahr ist der Euro offizielles Zahlungsmittel. Hauptstadt ist Valetta mit etwa 7.000 Einwohnern. Gesprochen wird englisch und maltesisch, was zu den semitischen (arabischen) Sprachen gehört, mit der Besonderheit, dass lateinisch geschrieben wird.

Noch eines sollte man wissen: auf Malta fährt man links. Die Engländer waren also mal hier. Als 1798 Malta von den Franzosen erobert wurde, riefen die Malteser die Engländer zu Hilfe. Denen gefiel die strategisch günstig gelegene Insel so gut, dass sie gar nicht mehr weg wollten und Malta 1814 in ihr Kolonialreich „aufnahmen“. Erst 1964 wurde Malta unabhängig. Die britischen Truppen zogen 1979 ab und die Touristen kamen.

Zuvor schon hinterließen Phönizier, Griechen, Karthager, Römer, Sarazenen, Normannen und die Johanniter auf Malta und den Nachbarinseln Gozo und Comino ihre Spuren. Zeugen einer noch viel älteren Vergangenheit aber sind riesige Megalithtempel, die sonst nirgendwo gibt und die älter sind als die Pyramiden in Ägypten. 


Die Sache mit dem Linksverkehr soll übrigens einen ganz einleuchtenden Hintergrund haben. Die Ritter trugen doch ihre Lanzen rechts. Also ritten sie zum Kampf auf der linken Straßenseite. Logisch. Wenn das so ist, muss man sich fragen, welcher Dussel den Rechtsverkehr eingeführt hat.

Geprägt wird Malta vornehmlich durch die Herrschaft des Ritterordens vom Hl. Johannes (1530 – 1798). Sie bekamen die Inselgruppe von Karl V. geschenkt, nachdem sie Jerusalem und Rhodos aufgeben mussten. Fortan nannten sie sich Malteser. Der erfolgreiche Widerstand der Ordensritter (und maltesischer Hilfstruppen) gegen die Türken (Große Belagerung 1565) stoppt das Vordringen des osmanischen Reiches in das westliche Mittelmeer. 1798 kommt dann wie schon erwähnt Napoleon …

Wer nur Marathon im Kopf hat, sollte zumindest die Hauptstadt besuchen. Valetta ist mit etwas mehr als 7.000 Einwohnern im Vergleich zu den europäischen Metropolen ja eher eine Kleinstadt. Was die aber an Sehenswürdigkeiten zu bieten hat, ist kaum zu übertreffen. Genannt seien der Großmeisterpalast und die Johannes dem Täufer geweihte St.John´s Co-Cathedrale. Die 1573 – 77 erbaute Hauptkirche des Johanniterordens macht äußerlich einen fast unscheinbaren Eindruck. Innen überrascht sie mit prachtvollen Deckengemälden, die 18 Szenen aus dem Leben Johannes des Täufers darstellen. Nicht minder prachtvoll sind die Kapellen in den Seitenschiffen, die den Landsmannschaften des Ordens zugeordnet sind. Ganz außergewöhnlich ist der Kirchenboden mit den 375 aufwendig mit Intarsien gearbeiteten Marmorgrabplatten der Ordensritter.

In der Kathedrale ist auch das Altarbild  mit der Darstellung der Enthauptung Johannes des Täufers zu besichtigen, das bedeutendste Gemälde Maltas überhaupt. Gemalt wurde das überaus eindrucksvolle Bild 1608 von dem Italiener Michelangelo da Caravaggio.

Geht man eine der vielen Treppen hinunter ans Meer, fällt auf, dass die Stufen eine sehr geringe Steigung haben. Man weiß gar nicht so recht, wie man sie begehen soll. Würde man sich jetzt in eine schwere Ritterrüstung zwängen und damit noch einmal  die Treppe begehen, ginge einem dann allerdings ein Licht auf.


Kann ich euch noch zu einer Hafenrundfahrt überreden? Wer nicht durch die zwei Häfen (Masamxett Harbour und Grand Harbour) mit den 10 Buchten schippert, war nicht auf Malta.  Unmöglich kann ich alle historischen Gebäude und Kirchen, mächtige Festungsanlagen und Werften erwähnen und schon gar nicht deren Geschichte erzählen. 


Eine Frage aus der Klugscheißerecke kann ich mir aber nicht verkneifen. Wie heißt das Kreuz in der Maltesischen Nationalflagge? Denkste! Das Malteserkreuz ist auf der Aquavitflasche. Auf der Nationalflagge ist das Sankt-Georgskreuz. Und das hat auch mit dem Hafen zu tun. Im zweiten Weltkrieg kam es nämlich zu heftigen Kämpfen, weil von hier aus der Nachschub für das deutsche Afrikacorps empfindlich gestört wurde. Dafür erhielt die Bevölkerung der Insel vom Englischen König das Georgskreuz verliehen. 

So, das musste einfach sein. Jetzt holen wir uns im BMW-Zentrum die Startunterlagen. Weil das etwas umständlich und mit wenig Personal gehandhabt wird, braucht das ein bisschen Zeit. Pasta Party oder so was gibt es nicht. Wer mit einer Reisegruppe unterwegs ist, wird in den Hotels aber bestens mit Kohlehydraten versorgt, wer nicht, wird in den vielen Lokalen fündig, die stark von der italienischen Küche beeinflusst sind. 

Gestartet wird der Marathon (und der Halbmarathon) ja von Mdina im Inneren der Insel aus. Ziel ist in Sliema. Der Transfer zum Start am Sonntag früh wird von den Reisegruppen selbst organisiert, den Individualisten steht für ein paar Euro der Shuttleservice des Veranstalters zur Verfügung. 


Mdina ist die alte Hauptstadt der Insel. Die imposanten Befestigungsanlagen wurden niemals eingenommen. Sehenswert sind zahlreichen Paläste und die alles überragende St. Peter and Paul Cathedrale. In den engen Gassen der Stadt kann man sich jederzeit verlaufen. Man hat sie aus genau diesem Grund so angelegt. Etwaige Eindringlinge wollte man so verwirren und in Hinterhalte locken. Vor dem Haupttor zur Stadt in Howard Gardens ist das Startgelände. 

Die Sonne scheint, Anja’s Thermometer zeigt knappe 12 Grad an (im Tagesverlauf werden es gut 20). Da komme noch nicht einmal ich auf die Idee, in langen Hosen zu starten. Bestimmt über die Hälfte der ungefähr 300 Läuferinnen und Läufer kommen aus Deutschland. Viele Engländer sind da, Italiener natürlich und selbstverständlich auch Einheimische. Pünktlich um 8.00 Uhr geht es mit Musik auf die Strecke. 


Man sollte den Malta Marathon nicht unterschätzen. Zwar hat die Gesamtstrecke von Mdina bis Sliema deutliches Gefälle, aber zwischendrin sind etliche Steigungen, die besonders am Schluss für manchen Fluch verantwortlich sind. Die ersten Steigungen bis Rabat (km 3) nehmen wir ausgeruht fast nicht zur Kenntnis. Buskett Garden ist nur ein kleines Wäldchen und wird kaum beachtet, ist aber Maltas größtes Waldgebiet. Hier in der Nähe hat man Karrenspuren aus der Bronzezeit gefunden. Wir laufen an mit Steinmauern oder Kakteen geschützten kleinen Feldern und Wiesen vorbei Richtung Dingli, bekannt durch die Dingli Cliffs genannte Steilküste.

Nach knapp 5 Kilometern erreichen wir die erste Getränkestelle. Man muss wissen, beim Malta Marathon verdurstet man auch bei großer Hitze nicht, es gibt ausreichend Wasser (in Flaschen) zu trinken und Schwämme, zweimal auch Powerade. Einmal gibt es Orangen, mehr  nicht. Wer also gewohnt ist, etwas zu essen, sollte sich etwas mitnehmen.

Die Laufstrecke führt durchweg über Verkehrsstraßen, die zunächst noch wenig befahren sind. Später nimmt der Verkehr deutlich zu. Auf größeren Verkehrsstraßen wird teilweise eine Fahrspur für die Läufer frei gehalten, Kreuzungen sind durch Polizei und Hilfskräfte gesichert, zusätzlich ist permanent Polizei auf Motorrädern unterwegs.

Nach insgesamt ca. 7 Kilometern sind wir wieder in Mdina, unserem Ausgangspunkt. Um 10.00 Uhr startet hier der Halbmarathon. Viele Teilnehmer sind schon anwesend und bilden jetzt zusammen mit der Musikkapelle und zahlreicheren Einheimischen eine ansehnliche Zuschauer- und Stimmungskulisse. 


Die Strecke führt jetzt angenehmerweise abwärts. Trotzdem kann ich es nicht so recht rollen lassen. Der Streckenabschnitt gehört nämlich für mich zu den schönsten überhaupt. Dreht man sich um, hat man einen phantastischen Blick auf den mit der Festung und der Cathedrale „gekrönten“ Hügel. Genau dieses Motiv hat mich motiviert, 2004 meine erste Marathon-Auslandsreise hierher nach Malta zu machen. Ich bin heute so fasziniert wie damals.

Bei Kilometer 12 kommen wir an etlichen Glasbläsereien und Keramikwerkstätten vorbei. „Handmade Malta Glass“ ist ein Qualitätsbegriff und beliebtes Reisemitbringsel. Am Straßenrand und auf den Wiesen blühen viele Sträucher und Blumen, auf den Feldern wächst Gemüse, das mehrmals im Jahr geerntet werden kann. In jedem Zitronenbäumchen,  jeder Kakteenstaude oder verwachsenen Pinie sehe ich ein Fotomotiv.


Nach einem attraktiven Neubaugebiet kommen wir jetzt am weniger einladenden Technopark von Mosta vorbei (km 18). Wenig später haben wir von der Verkehrsstraße aus einen atemberaubenden Blick auf die Stadt mit der Maria-Himmelfahrts-Kirche (Rotunda Santa Marija Assunta), deren Kuppel mit 39 Metern Durchmesser eine der größten der Welt ist. Die Kirche wurde 1833 bis 1871 erbaut und ausschließlich von der Bevölkerung finanziert. In der Kirche finden bis zu 12.000 Menschen Platz.

Bei einem Bombenangriff im letzten Krieg suchten die Menschen von Mosta in der Kirche Zuflucht. Durch die Kuppel fiel eine Bombe, wie durch ein Wunder detonierte sie aber nicht. Niemand wurde verletzt. Die Bombe liegt noch heute in einem Museum in Valetta.

Wir sind jetzt Richtung Nationalstadion unterwegs. Auf den Parkplätzen ist Markt. Obst und Gemüse wird angeboten, aber auch altes Gerümpel und Hausrat. Unter den vielen Ständen entdecke ich auch einen mobilen Baumarkt, der mich als alten DIY-Manager natürlich brennend interessiert. Der Inhaber des Ladens und die Kunden finden mein Interesse ganz lustig.

Nach dem Stadion laufen wir im Nationalpark durch eine Art Irrgarten und landen schließlich wieder auf der Pinienallee, die wir zuvor schon einmal gelaufen sind. Diesmal haben wir bereits insgesamt 27 km zurückgelegt und teilen uns die Strecke ab hier mit den Halbmarathonis. Die Walker und Langsamläufer werden  nach und nach eingesammelt.


Die Straße führt nach Mdina und ist jetzt stark befahren. Ganz angenehm ist das nicht immer, die teilweise alten Kisten stinken doch erbärmlich. Das wird nicht besser, als wir links Richtung Valetta abbiegen. Viele Menschen sind an diesem herrlichen Tag auf dem Weg in die Hauptstadt, ans Meer oder in die vielen umliegenden Freizeit- und Sportanlagen (Golf, Trabrennbahn, Tennis usw.). Zudem wird dem Auge außer Brachland auf diesem Abschnitt nichts geboten. Engländer und Italiener nehmen das gelassen und sind gut gelaunt unterwegs, während mancher Landsmann die Nase rümpft. Wer was zum Meckern sucht, hier wird er fündig.

Dabei ist es ganz klar, die Organisatoren werden wegen 300 Marathon- und 600 Halbmarathonläufern  nicht die Straße sperren dürfen, auf der am Sonntagmorgen viele tausend Menschen unterwegs sein wollen. Man muss sich arrangieren und das funktioniert auch ganz gut. Die Autofahrer, denen man in den südlichen Ländern mehr Temperament als Disziplin nachsagt, nehmen die Behinderungen klaglos hin. Das Hupen gilt entweder einem eingepennten Fahrer oder einer attraktiven Läuferin.


Links liegt Qormi und die Sportanlagen von Marsa. Bei km 35 und 36 sind noch einmal zwei Steigungen, die bei der ungewohnten Wärme vielen eine Gehpause aufzwingen. Dann wird Floriana, die Vorstadt von Valetta erreicht und Marsamxett Harbour. Der Blick geht auf den Hafen und die Festungsmauern. Dann läuft man direkt auf die dem Heiligen Josef geweihte herrliche Kirche zu.

Rechts geht es auf die Uferpromenade Richtung Sliema. In den prachtvollen Villen und Palästen haben sich die Botschaften verschiedener Länder niedergelassen. Noch sind zwei Kilometer zu laufen. Palmen säumen die Straße, der Blick geht nach Valetta  mit der Cathedrale und der Festung. Jetzt gibt es sogar ein paar Zuschauer, die begeistert sind von der Anstrengung der Läufer.


Dann taucht das Zieltor auf, Gekreische und Applaus begleiten uns auf den letzten Metern. Links werden die Marathonis eingewiesen, rechts die „Halben“. Dann gibt’s die Medaille, Bananen und Getränke. Wer´s braucht kriegt auch eine professionelle Massage. Den Kleiderbeutel und Umkleidemöglichkeiten gibt es in einem Gebäude gleich gegenüber dem Zielgelände.

Mir hat der Marathon auf Malta wieder gut getan und gut gefallen. Leider bleibt diesmal keine Zeit für eine Inselrundfahrt und auch ein Ausflug nach Gozo ist nicht mehr drin. Das sollte man sich aber gönnen, wenn man schon auf Malta ist. Wenn man nämlich seinen Aufenthalt abschließend nur nach dem Marathon beurteilt, wird man der Insel bei weitem nicht gerecht.

Bilder und Eindrücke von Ausflügen auf Malta und Gozo findet ihr in meinem Bericht „Reif für die Insel?“. 

Ergebnisse

Marathon Männer

1. KIPCHUMBA JOSHUA KEN 2:18:38 
2. CHOGE JULIUS KIRWA KEN 2:20:35 
3. NSHIMIRAMANA JOACHIM BDI 2:20:59 


Marathon Frauen

1. HILI CARMEN MLT 3:01:48 
2. MUSCAT MARISA MLT 3:16:18 
3. SCHIESEWITZ PETRA GER 3:28:28 

 

Informationen: Malta Marathon
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