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Laufberichte

Schöner Lauf, aber …

23.06.07

… Organisatorisch noch Spielraum – wird bei der 30. Auflage alles gut?

 

Das Fazit bei meiner letztjährigen Teilnahme beim Fidelitas Nachlauf bei Karlsruhe lautete: „Das muss noch mal gemacht werden!“ Gemäß dieser Aussage war ich also auch dieses Jahr dabei und habe es nicht bereut, wenn auch einige Schwächen dieses Laufes dieses Jahr deutlich wurden.

 

Da ich eine Woche zuvor beim Comrades in Südafrika teilgenommen hatte und nicht wusste, wie ich mich nach dieser Herausforderung fühlen würde, hatte ich mich für dieses Jahr nicht vorangemeldet. Nachdem wir uns aber ganz gut erholt hatten, fuhren wir, Angelika und ich, spontan nach Karlsruhe und meldeten uns nach, was auch zügig und ganz problemlos klappte.

 

Start ist um 17 Uhr, also läuft man nahezu fünf Stunden bei Tageslicht, bevor man dann eine Lampe braucht. Der Veranstalter bietet an, einen Kleiderbeutel zu einem von mehreren Verpflegungsstellen transportieren zu lassen. Da packten wir ein wenig Wechselkleidung hinein, zusätzliche Verpflegung und natürlich, ganz wichtig, unsere Lampen. Bei der geplanten Geschwindigkeit von etwas langsamer als 8 min/km war für uns der VP bei km 37,9 die richtige Stelle. Diese Wahl aber sollte uns noch Ärger einbringen!

 

Bereits vergangenes Jahr hatte ich den Eindruck, dass man bei der Organisation nach dem Motto arbeitet: „Tue Gutes und rede nicht darüber!“ Geändert hat sich daran nicht viel. Die Webseite hinterlässt einen gemischten Eindruck. Der Streckenplan auf der Internetseite, mit seinen 30 Detailkarten und dem Höhendiagramm, ist ganz hervorragend. Die Ergebnislisten aber findet man überhaupt nicht. Auf Nachfrage per Email bekam ich einen Link, der auf eine ganz andere Seite des Vereins verwies und wo die Listen dann auch waren. Auch gibt es auf den Seiten noch einiges zu aktualisieren, man hat den Eindruck, dass da schon länger nichts mehr gemacht wurde.

 

Wie auch bereits vergangenes Jahr wird behauptet, dass sich über 800 Läufer auf die 80 Kilometer lange Schwarzwald-Strecke machen würden. Wieder zu optimistisch! Ganze 177 Finisher standen in der Ergebnisliste und selbst wenn man noch die 84 Staffeln, zu je 4 Läufern berücksichtigt, komme ich nur auf 513 Finisher. Sowohl das Startgelände, als auch die Strecke würden mühelos 800 Teilnehmer vertragen. Nun, vielleicht bekommt man diese Zahl nächstes Jahr zustande, wenn der Lauf zum 30. Mal stattfindet.

 

Unbelastet von all diesen Fragen und Problemchen warteten wir in lockerer Atmosphäre bis zum Start, trafen manche Bekannte, reihten uns dann ein paar Minuten vor dem Start im hinteren Drittel des Feldes ein und trabten dann nach dem Startschuss los. Das Wetter war nahezu ideal, kühl, vor dem Start und auf den ersten Metern ab und zu leichter Nieselregen, nicht störend und während des gesamten Rennens war es trocken. Ich war also zuversichtlich, etwas schneller zu sein als vergangenes Jahr.

 

Die Strecke selbst war identisch. Zuerst lief man eine halbe Stadionrunde, dann hinaus aus der Sportanlage, eine kleine Schleife, die noch mal am Sportgelände vorbeiführte und dann ging es durch den Wald Richtung Norden, am Rangierbahnhof entlang, über die Autobahn A5 bis zum Bahnhof Durlach (km 10). Bis hierher keine aufregende Strecke, aber man kann ja keine 80 km voller Landschaft erwarten. Bei Angelika und mir lief es ganz gut, so dass ich immer noch zuversichtlich war.

 

Auch die nächsten 10 Kilometer boten nichts spektakuläres, man lief durch landwirtschaftliches Gebiet weiter nach Norden, querte noch zwei Mal die Autobahn und kam dann über den Bahnübergang, der vergangenes Jahr für einen unfreiwilligen Halt gesorgt hatte. Diesmal war die Schranke offen und schloss erst, als ich gerade die Gleise überquert hatte. Noch mal Glück gehabt!

 

Auf dem weiteren Weg durch die Felder begleitete uns ein Stück lang Martin Linek, bekannt als Organisator des Vollmond Marathons und bekennender Marathon Läufer. Leider aber hat er das Laufen aufgegeben und war heute auf dem Fahrrad unterwegs.

 

In Grötzingen, bei etwa Kilometer 18 kamen wir an der 1. Wechselstelle der Staffeln vorbei. Kein einziger Staffelläufer war mehr zu sehen, der Wechsel hatte längst stattgefunden und die neuen Läufer waren weit vor uns auf der Strecke. Schade eigentlich, denn ich habe das immer als belebend empfunden, wenn frische Läufer überholen, man ist da dann nicht mehr so einsam unterwegs. Bei gemeinsamem Start von Staffeln und Einzelläufern ist das aber bei so einem kleinen Lauf nicht möglich, dazu sind Angelika und ich viel zu langsam. Man könnte aber die Staffelläufer eine Stunde nach uns Einzelläufern starten?

 

Jetzt kam der schönste Streckenteil. Es ging hinaus aus Grötzingen und einen wunderschönen Hohlweg hinauf. Oben dann zwei Kilometer durch den Wald bis zur Jöhlinger Höhe mit seinem weiten Ausblick auf Jöhlingen im Tal und die Felder dahinter. Sicher einer der schönsten Streckenabschnitte.

 

Weiter ging es, hinunter nach Jöhlingen. Hier bemerkte ich zum ersten Mal meine Oberschenkel. Ganz hatte sich offensichtlich die Muskulatur noch nicht vom Comrades erholt. Ca. zwei Kilometer lief man durch den verschlafenen Ort, kaum ein Mensch war auf der Straße zu sehen. Kurz vor Ortsende kam dann wieder eine Verpflegungsstelle.


Insgesamt 19 Verpflegungsstellen waren auf den 80 Kilometern verteilt, absolut ausreichend also. Man bekam Wasser, Tee, Cola, Malzbier, meist auch Brotstücke, Kuchen und Bananen. Da kann man überhaupt nicht meckern, das ist hoher Standard. Betrieben wurden die VPs meist von Rot-Kreuz Helfern, selten von Privatleuten.

 

Der Weg führte hinaus aus Jöhlingen und auf einem asphaltierten Feldweg wieder aufwärts, zwischen Wiesen und Getreidefeldern, oben dann weiter durch einen Wald, bis dann am Waldrand bei etwa Kilometer 31 die Verpflegungsstelle Wöschbach kam. Dort wurden wir, wie überall, freundlich empfangen und auf den Ausblick nach Westen bis hinein nach Karlsruhe aufmerksam gemacht, den wir ein paar hundert Meter weiter haben sollten. Tatsächlich, so war es dann auch, wobei es kurz vor 21 Uhr für ein vernünftiges Bild dann schon wieder beinahe zu wenig Licht gab.

 

Weitere zwei Kilometer verlief der Weg zwischen Feldern, vorbei an einem Bauernhof, nochmals durch ein kurzes Stück Wald, bevor dann ein längerer Abstieg begann, der unsere Oberschenkelmuskeln strapazierte, hinunter nach Singen, dort am Ortsrand entlang bis zum Freibad, wo bei Kilometer 36 die Verpflegungsstation mit unseren Kleiderbeuteln war.

 


Nach Kleiderwechsel und ausgiebiger Verpflegung ging es dann in der Dämmerung weiter, erst noch ohne Licht, bis es dann kurz nach 22 Uhr so dunkel war, dass wir unsere Stirnlampen einsetzen mussten.

 

Bis jetzt war die Strecke vorbildlich mit rot-weißen Flatterbändern markiert, direkt vor jeder Abzweigung war so ein Band an einer passenden Stelle angebracht und auch kurz nach der Abzweigung, so dass man stets sicher war, noch auf dem richtigen Weg zu sein. Manchmal waren auch Pfeile mit Kalk oder mit Tapestreifen auf dem Boden angebracht. Auch wenn der Weg geradeaus verlief hing immer wieder ein Band an einem Ast, oder einem Verkehrsschild, so dass man nie unsicher war. Im Wald waren zweifelhafte Wege, also mögliche Abzweigungen, von links oder rechts stets durch einen breiten Balken quer zu dem Weg eindeutig als nicht zu benutzen gekennzeichnet.

 

Bei Helligkeit waren die Bänder und auch Markierungen auf dem Boden jeweils schon von Weitem zu sehen, jetzt in der Nacht war die Sicht natürlich sehr eingeschränkt, man entdeckte die Bänder sehr viel später. Aber auch das war kein Problem, vor allem weil wir zu Zweit waren und beide aufpassten. Nur einmal haben wir uns kurz verlaufen, aber nur, weil wir ein paar Läufern vor uns folgten, ohne selbst auf die Markierungen zu achten.

 

Insgesamt kann man also der Streckenauszeichnung nur Bestnoten geben.

Ganz anders bei den Kilometerangaben – die waren überhaupt nicht vorhanden. Wir fragten zwar jeweils an den Verpflegungsstellen, die Auskünfte jedoch waren nicht immer glaubhaft. Wie sagte doch eine Läuferin, die wir unterwegs fragten: „Ich frage schon gar nicht mehr nach den Kilometern, denn die Angaben stimmen eh nicht und ich muss mich nur ärgern.“ Da sollte sich der Organisator noch was einfallen lassen und wenn er nur alle 5 oder 10 Kilometer jeweils eine große Tafel am Wegesrand aufstellt.

 

Die nächsten Kilometer verliefen im Wald bis Untermutschelbach, durch den Ort hindurch, weiter auf einem Fahrradweg parallel zur Landstraße, unter der A8 hindurch bis nach Karlsbad-Langensteinbach. Auf diesem Streckenabschnitt musste ich meine Brille abnehmen, denn es war so feucht-neblig, dass sie ständig beschlagen war.

 

In Karlsbad-Langensteinbach waren um diese Zeit, es war bereits 23 Uhr, tatsächlich noch ein paar Zuschauer an der Strecke, die sich mit Sekt und Verpflegung vergnügten und den wenigen Läufern, die noch vorbeikamen, Beifall spendeten.

 

Wir freuten uns und joggten die Straße aufwärts, hinaus aus dem Ort, wieder in den Wald, dann vorbei am Industriegebiet Ittersbach, weiter nach Süden, bis Ittersbach, durch den Ort und auf einer schmalen Straße weiter bis nach Langenalb (km 57). Hier überholten wir Ursula mit ihrem Fahrradbegleiter, die wir dann aber gleich wieder am Verpflegungspunkt wieder trafen. Erst beim folgenden Abstieg konnten wir uns langsam von den Beiden absetzen.


Ich weiß nicht genau, ab wann, ganz sicher aber seit Einbruch der Dunkelheit, wurden wir an jeder Verpflegungsstelle mit unserer Startnummer registriert und meist auch sofort im Computer vermerkt. Das diente sicher auch zur Kontrolle, falls jemand verloren gehen sollte, dass man gleich nachforschen konnte, wo derjenige das letzte Mal gesehen wurde – gute Idee!

 

Von Langenalb (km 57) ging es im Wald abwärts, ein paar hundert Meter davon auf einem leicht rutschigen Pfad, bis hinunter nach Marxzell (km 62). Dies war wohl der anspruchsvollste Abschnitt, zumindest für uns, die wir hier, mitten in der Nacht, müde, um die beste Schlafenszeit um 2 Uhr, solche Wege laufen mussten.

 

Ab Marxzell verlief die Strecke dann 11 Kilometer lang weiter im Wald, aber auf einem angenehmen Weg, meist parallel zur Landstraße, vorbei an Fischweier und Neurod bis nach Ettlingen (km 73). Auf diesem Streckenabschnitt konnte man wahrlich Geduld lernen, denn mit unserer lahmen Geschwindigkeit dauerte das eine kleine Ewigkeit.

 

Wir liefen mitten durch Ettlingen hindurch, keine Menschenseele war zu sehen. Dann ging es ca. zwei Kilometer auf einem Radweg der Straße entlang und hörten dann an der letzten Verpflegungsstation, dass es nur noch drei Kilometer seien. Ermutigt durch diese Zahl legten wir nochmals etwas zu und kamen dann um 4.44 Uhr glücklich im Ziel an, 20 Minuten schneller als vergangenes Jahr.

 

Eigentlich könnte der Bericht jetzt fertig sein, wenn unsere Kleiderbeutel da gewesen wären. Wir duschten gemütlich und schauten gegen 6 Uhr nach unseren Kleiderbeuteln. Wir hatten sie an der Verpflegungsstelle Singen (km 36) deponiert, dort die Wechselkleidung entnommen, Regenjacke und ein paar Kleinigkeiten drin gelassen und wieder dort abgelegt, in der Hoffnung, dass sie ins Ziel transportiert würden. Aber um 6 Uhr waren überhaupt noch keinerlei Kleiderbeutel da!

 

Da wir müde waren, legten wir uns aufs Ohr und fragten kurz vor 9 Uhr nach den Beuteln. Soeben waren sie angeliefert worden, leider aber nicht die aus Singen. Der Organisationsleiter murmelte etwas von Unfall und Verzögerung von einer oder auch zwei Stunden. Mehr erfuhren wir nicht. Tatsächlich mussten wir dann noch bis 11.30 Uhr warten, bis die Beutel aus Singen auch da waren.

 

Auch hier sollte die Organisation nochmals nachdenken. Wenn man schon den Rücktransport anbietet, dann muss das besser organisiert werden. Vor allem die Läuferinnen und Läufer, die schneller waren als wir, wie kommen die denn zu ihren Kleiderbeuteln?

 

Fazit: Ein schöner Lauf, vor allem ab Kilometer 19 zeigt sich die Landschaft in ihrer vollen Schönheit. Die Verpflegung war bestens, die Helfer auf der Strecke durchaus sehr freundlich, die Streckenmarkierung super, die Kilometrierung schlecht, weil nicht vorhanden. Es gibt also auch nach der 29. Auflage dieses Laufes noch Verbesserungsmöglichkeiten. Mal sehen, ob man beim TUS-Rüppurr lernfähig ist? Schon das wäre ein Grund, nächstes Jahr nochmals teilzunehmen.

 

Kosten

30 Euro, Nachmelder zahlen 5 Euro mehr.


Zeitnahme

Zeitmessung mit einem Barcode auf der Startnummer, der beim Zieleinlauf gescannt wird.


Streckenbeschreibung

Rundkurs vom Sportplatz des TUS-Rüppurr aus über Durlach , Grötzingen, Jöhlingen, Singen, Mutschelbach, Langensteinbach , Ittersbach, Langenalb, Marxzell, Ettlingen wieder zum Ausgangspunkt. Zwei „An- und Abstiege“ von jeweils 150 m, ein weiterer An- und Abstieg von 200 m.


Auszeichnung

Medaille


Verpflegung

Insgesamt 19 Stationen, also spätestens alle 4-6 km, die meisten ausgestattet mit Wasser, Tee, Cola, Malzbier, Banane, Brotstücken, Kuchen.


Zuschauer

Nur am Start und ganz vereinzelt in den Orten. Weiter vorne im Feld sah das vermutlich noch etwas zahlreicher aus.

 

Informationen: Fidelitas Nachtlauf
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