Schon seit 16 Jahren gibt es den Eifelmarathon und seit letztem Jahr ist noch ein Ultra dazugekommen. Auf der Ultrastrecke ist heute meine Kollegin Birgit Fender mit ihrem Mann unterwegs. Ich will „nur“ den Marathon laufen auf der so hochgelobten Eifelstrecke.
Die Veranstalter bieten neben dem Ultra und dem Marathon auch einen Halbmarathon sowie verschiedene kürzere Strecken an. Das Startgeld für den Marathon beträgt 30€ und für Nachmelder 5€ extra. Mit Höhenmetern wird heute nicht gegeizt, denn auf dem Marathon sollen es rund 1.600 davon zu sammeln geben. Mal sehen, wie es heute für mich läuft. 7 Stunden sind das Zeitlimit für die Marathonis und Ultras. Die Wettervorhersage für heute ist: 20 Grad, 11 Stunden Sonnenschein, Regenwahrscheinlichkeit 20%.
In der Halle treffe ich dann auch Birgit und Norbert die heute die lange Strecke laufen. Nach einem ausführlichen Schwätzchen unter Marathon4you Kollegen geht es raus zum Start. Es folgen noch einige Fotos und dann gibt es die üblichen Ansprachen und kurz nach 9 Uhr erfolgt der Startschuss.
Die rund 160 Teilnehmer vom Marathon und Ultra laufen am Rande des historischen Ortskernes in Richtung Landstraße los. Heute gibt es keine Zeitmessung mit Chip oder anderen Messsystemen, die Waxweiler stoppen die Zeiten noch wie in guten alten Zeiten, brutto gleich netto, mit der Stoppuhr.
Schon nach einem kurzen Stück geht es in spitzem Winkel aufwärts. Über die Bahnhofstraße verlassen wir den Ort in Richtung Heilhausen. Es geht vorbei an einem riesigen Steinbruch. Nach rund 2,5km gibt es eine Wende über einen Parkplatz und es geht zurück nach Waxweiler. Man kann sehen, wer es heute richtig schnell angeht und das sind nicht nur die Marathonis. An den Startnummern bis 199 kann man die Marathonis erkennen, die Ultras haben Nummern zwischen 200 und 399.
Nach knapp 4,5 km erreichen wir den Ortskern von Waxweiler, den wir abwärts durchlaufen. Die rund 1100 Einwohner-Gemeinde hat eine sehr alte Vergangenheit. Hier wurden Überreste einer alten römischen Siedlung aus 150 n. Chr. freigelegt. Es geht vorbei an der 1770 erbauten Pfarrkirche. Einer Legende nach sollen hier die Waxweiler nicht in der Kirche der Predigt andächtig gefolgt sein, sondern stattdessen vor der Kirche getanzt und gefeiert haben. Der heilige Willibrord (angelsächsischer Missionar, der das Kloster Echternach gründete) soll sie daraufhin verflucht haben, immerwährend zu tanzen und zu springen, bis sie später doch noch erlöst wurden.
Immerwährend Tanzen und Springen will ich nicht, (fast) immerwährend laufen schon. Wir kommen auf das Zielgelände und biegen nun ab in Richtung Ober- und Niederpierscheid. Und schon geht es zum ersten Mal länger aufwärts. Es geht übrigens immer entweder auf- oder abwärts. Flache Streckenabschnitte sind eher selten. Typisch Eifel halt.
Hinterm Ort geht es durch Felder an die Prüm, der wir heute lange Stücke folgen werden. Die Prüm ist 85km lang und mündet in die Sauer. Über eine kleine Holzbrücke kommen wir auf einen Grasweg, der uns durch einen Wald bis zur Siedlung Urmauel, die schon im frühen Mittelalter entstanden sein muss, bringt.
In Mauel gibt es am Ortsanfang eine Versorgungsstation. Mindestens 10 der 63 Einwohner stehen an der Strecke.
Weiter geht es auf gut zu laufenden Wegen. Bei Km 14 wartet ein längerer Anstieg auf uns, zuvor gibt es aber erneut Stärkung. Nur rund 500 Meter weiter geht es ein längeres Stück steil bergab. Dabei hat man gemischte Gefühle, denn auf dem Rückweg geht es hier bergauf. Die ersten Halbmarathonläufer kommen uns bereits entgegen. Ja, die sind ja auch erst knapp 10 Kilometer unterwegs. Der Start der Halbmarathonis ist um 9:50 Uhr in Hamm, genau bei der Hälfte der Marathonstrecke.
Kurz vor km 16 gibt es schon die nächste Versorgungstation. Die nächsten 4 Kilometer geht es wie immer wechselnd auf- und abwärts bis nach Echtershausen. Auf diesem Teilstück kommen mir dann schon die ersten Marathonläufer auf ihrem Rückweg entgegen. Da ich die ersten 5 Männer fotografiere, kann ich später an Hand der Ergebnisliste feststellen, dass nur der Erste seine Position gehalten halt. Der 4. rückt noch auf den 2. Platz vor. Noch vor der Prüm kommt mir auch Martina entgegen. Sie wird heute in einer in 3:37:59 7. der Gesamtwertung und ist damit natürlich schnellste Frau.
Bei km 20 gibt es wieder Wasser und alkoholfreies Bier. Es geht durch den Ort und knapp einem Kilometer erreichen wir Hamm. Das ist der Hammer, denn es geht hoch zur Burg bzw. zum Schloss. Im Innenhof dieser schönen Anlage befindet sich ein weiterer Versorgungsposten, alle Läufer werden mit Namen begrüßt. Diese alte Wehranlage aus dem 11. Jh. wurde im mehreren Zeitabschnitten erweitert. Das Schloss ist sehr schön restauriert und kann heute auch für Trauungen und andere Feiern genutzt werden. Der kleine Ort unterhalb vom Schloss zählt nur noch 16 Einwohner und ist eine der kleinsten Gemeinden in Rheinland-Pfalz und Deutschland. Wir laufen aber oberhalb vom Ort aus dem Schloss wieder in ein Stück Wald und dann auf der Kreisstraße weiter in Richtung Stausee.
Auf den nächsten 6km umrunden wir den Stausee Bitburg. Der See wurde als Hochwasserrückhaltebecken erbaut. Um ihn herum führt ein Wanderweg, den wir jetzt belaufen. Hinter dem Staudamm gibt es eine Streckenteilung. Für die Ultras heißt es nach rechts abbiegen, die Marathonis bleiben am Wasser und werden gleich hinter dem Damm versorgt. Kurz danach folgen wir einem schönen schmalen Trail direkt am See entlang. Hier werde ich schon von einigen Ultras überholt, die schon 10km und viele Höhenmeter mehr in den Beinen haben.
Kurz vor Km 26 sind wir zurück am Schloss Hamm. Wieder gibt es eine herzliche Begrüßung und gute Versorgung. Auf schon bekanntem Weg geht es nun zurück, was keineswegs langweilig ist. Rückwärts sieht alles ganz anders aus. Noch 11km, wobei es zwischen km 38 bis 40 nochmal richtig zur Sache geht. Bei km 41 sieht man dann Waxweiler unten im Tal. Locker wird der letzte Kilometer absolviert. Dann ist es geschafft.
Ins Marathon-Ziel kommen heute 94 Läufer und Läuferinnen. Vor dem 1. Ultraläufer kommen gerade 7 Marathonis (6 Männer und die Frauensiegerin) ins Ziel.
Als Fazit kann ich nur sagen: Eine tolle Veranstaltung, zwar mit vielen Höhenmetern, dafür aber landschaftlich sehr schön. Gute Organisation und ausreichend Versorgung unterwegs. Der Weg in die Eifel hat sich auf jeden Fall gelohnt.