marathon4you.de

 

Laufberichte

Die Karlsruher können es doch

18.09.05
Autor: Klaus Duwe

City-Run mit Landschafts-Idylle

 

„Die Karlsruher können das nicht“, warnt mich ein Bekannter, als ich ihm sage, dass ich beim Baden-Marathon mit mache. Er meint damit das Feiern, das bei einem Citymarathon irgendwie dazu gehört. Aber Karlsruhe ist jetzt einfach dran. Ich bin dieses Jahr schon so weit rumgekommen, dass ich die Möglichkeit, vor der Haustür einen Marathon zu laufen, nicht ausschlagen kann.

 

Bevor am Samstag um 12:30 Uhr die Europahalle öffnet, hat sich vor dem Eingang schon eine große Anzahl Läuferinnen und Läufer versammelt, um ihre Startunterlagen abzuholen, über die Messe zu bummeln und Kohlehydrate zu bunkern.

 

Die Nudeln kosten inklusive eines Getränks und Nachtisch zwar 5 €, dafür kann man sich allerdings an einem Büffet selbst bedienen und unter verschiedenen Soßen wählen. Das Angebot wird gerne angenommen und manchmal sind die Teller fast zu klein.

 

Am Sonntagmorgen dann der Kälteschock. 3 Grad hat es bei mir vor der Haustür. Ansonsten hat der Wetterbericht viel Sonne versprochen. Nach einem Blick gen Himmel will ich das auch glauben. Ich packe mein Aufwärmöl ein und fahre los. Ich sehe links schon die Europahalle, als nichts mehr geht. Stau, und der von der besten Sorte. Die Autos stehen bis auf die B 10. In 20 Minuten habe ich mich vielleicht um 300 Meter vorwärts bewegt. Es ist schon nach 8:00 Uhr. Ich stehe genau an der Auffahrt zur B 10 Richtung Landau, überlege kurz und fahre dann doch dort auf und die nächste wieder ab. In der Bannwaldallee finde ich auch gleich einen Parkplatz und über die Bannwaldbrücke bin ich im Nu an der Europahalle. So einfach ist das, wenn man’s weiß. Den anderen würden entsprechende Hinweisschilder helfen.

 

40 Minuten noch bis zum Start. Gegenüber der Halle werden die Kleidertaschen deponiert. Das geht schnell und problemlos. Jetzt noch ein sonniges Plätzchen für die restliche Wartezeit. Der Start der 9.600 Marathon- und Halbmarathon-Läufer erfolgt in der Hermann-Veith-Straße, zeitversetzt in verschiedenen Blocks. An den Zugängen der vorderen Blocks wird kontrolliert. Im Block C (bis 4:00 Stunden) nicht mehr. Deshalb stehen dort auch bunt gemischt fast alle anderen, im Block D nur noch ein kleiner Rest.

 

Um 9:00 Uhr dann der Start des ersten Blocks. Schon fünf Minuten später sind wir an der Reihe. Gleich geht es links in die Bauerstraße, vorbei am ZKM (Zentrum für Kunst- und Medientechnologie) mit dem großen Filmpalast und nach gut einem Kilometer rechts in die Kriegstraße. Die breite Straße ist unserer Laufrichtung komplett für den Verkehr gesperrt. Wir laufen im Schatten und es ist noch recht frisch. Das Läuferfeld ist dicht und es dauert eine ganze Weile, bis man einigermaßen seinen Rhythmus findet. Viele Zuschauer sind noch nicht an der Strecke. Aber die vereinzelten Fangruppen machen mächtig Lärm und klatschen sich warm. Nach 3,5 Kilometern sind wir auf der Durlacher Allee und sehen links den gläsernen Verwaltungspalast der EnBW.

 

Die Kilometer-Schilder sind übrigens in Karlsruhe etwas ganz Besonders. Sie sind von Künstlern gestaltet und in einem Kalender für 2006 zusammengefaßt. Jeder Teilnehmer hat mit den Startunterlagen einen solchen bekommen.

 

Bei Kilometer 6 geht es über die A 5. Im Hintergrund sehen wir den Turmberg und sind auch gleich in Durlach. Dort, wo es scharf rechts in die Ernst-Friedrich-Straße geht, haben sich viele Menschen versammelt, um die Läuferinnen und Läufer anzufeuern. Eine tolle Stimmung. Von wegen, „die Karlsruher können das nicht“. Knapp 10 Kilometer sind wir gelaufen, als wir das Verwaltungsgebäude der Fiducia erreichen. Der neue Hauptsponsor hat nicht nur über 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf die Strecke „geschickt“, sondern auch ein richtiges Fest organisiert. Entsprechend ist der Andrang und die Stimmung hier.


Gleich nach km 10 wird wieder die Autobahn überquert und es geht in den Tierpark Oberwald, den wir auf einem guten, asphaltierten Radweg durchlaufen. Vereinzelt stehen Leute am Weg, die uns anfeuern. Bei Kilometer 12 erreichen wir kurz vor Rüppurr eine Kleingartenanlage, wo uns ein Mann mit seinem Saxophon empfängt. Danach super Stimmung bei der großen Fangruppe und bevor es bei Kilometer 13 steil auf eine Brücke geht, feuern uns wieder viele Menschen lautstark an.

 

Weiter geht es durch die Rastatter Straße und den Scheibenhardter Weg zum Belchenplatz (km 15,7) wo eine Rockband kräftig einheizt. Der nächste Kilometer führt wieder durch Wald, ein kurzes Stück geht es parallel zur B 10 (Gut Scheibenhardt mit dem Golfplatz liegt gegenüber) und wir erreichen nach einer Eisenbahnbrücke Bulach auf der Litzenhardtstraße (km 18). Herrliche Fachwerkhäuser und fast ländliche Idylle erwarten uns hier, aber auch viel Applaus von den zahlreich versammelten Anwohnern. Die Verpflegungsstelle ist komplett bestück und weit auseinander gezogen. Wenn sich nicht alle auf den ersten Tisch stürzen, gibt es kein Gedränge. Meist werden Wasser, Iso, Apfelschorle, Bananen und Riegel angeboten. Dazu Schwämme zum Abkühlen.

 

In Beiertheim geht es scharf links zur Breiten Straße (km 20). Eine Rockband spielt zur Unterhaltung der Zuschauer und der Läuferinnen und Läufer. Die Stimmung könnte nicht besser sein. Das geht  jetzt durchgängig, bis die „Halben“ rechts ins Ziel laufen und es für die Marathonis gerade aus weiter geht.

 

Wir erreichen jetzt die Günter-Klotz-Anlage, wo die Stadt Karlsruhe alljährlich für ihre Bürger gratis ein mehrtägiges Rock-Spektakel veranstaltet. Das Läuferfeld hat sich nach der Streckenteilung deutlich gelichtet. 

 

Die nächsten 5 Kilometer sind einmalig schön und für einen Citymarathon eher ungewöhnlich. Wir laufen entlang der Alb durch herrliche Grün- und Freizeitanlagen, vorbei an Ausflugslokalen und überqueren das Flüsschen dabei mehrfach. Das Laufen macht hier allen unheimlich Spaß. Entsprechend gut ist die Laune. Es wird gescherzt und gelacht, von Wettkampfstress keine Spur. Ich komme mit Ulrich ins Gespräch, er ist einer der 100 Fiducia-Starter. 1989 und 1990 hat er zum letzten Mal an einem Marathon teilgenommen und will es jetzt noch einmal wissen. Seine Zielzeit ist 4:12 Stunden, besser als vor 15 Jahren (er schafft es in 4:08, Glückwunsch). Natürlich sind hier keine Zuschauermassen. Aber viele Ausflügler und Spaziergänger genießen den schönen Spätsommertag und klatschen respektvoll. Die eine oder andere Fangruppe hat sich aber auch hier postiert.

 

Nach km 26 ist es vorbei mit der Landschafts-Idylle, die Stadt zeigt ihr anderes, ihr eher stristes Gesicht. Wir sind am Rheinhafen, überqueren die A 10 nach Landau und kommen nach Mühlburg (km 28) und laufen durch die Hardt- und Hertzstraße. Die Uhr der St. Konrad-Kirche schlägt gerade 12.00 Uhr, als wir km 29 passieren. An der Verpflegungsstelle gleich darauf  ist wieder eine Riesen-Stimmung. Weiter  geht es zum alten Flugplatz (km 30) und später in die Knielinger Allee (km 32). Die Brücke über den Adenauerring, der zum Wildparkstadion führt, ist bestimmt die vierte alleine auf den letzten Kilometern. Ohne solche Anstiege wäre die Strecke vollkommen flach. Auch in diese sonst ruhige Gegend haben sich eine Trommlergruppe und zahlreiche Fans „verirrt“.

 

Bei km 34 sind wir auf der Hans-Thoma-Straße, passieren die Orangerie und die Staatliche Kunsthalle und laufen dann links direkt auf das 1715 erbaute Karlsruher Schloss zu. 200 Jahre war es Regierungssitz des Badischen Herrscherhauses.

 

Die Lokale bewirten ihre zahlreichen Gäste im Freien.  Der Blick jetzt auf das Schloss ist einmalig schön. Gleich lerne ich auch die Rückseite kennen, denn in weitem Bogen geht es durch den Schlossgarten mit den alten Bäumen, Seen und gepflegten Grünanlagen. Die markanten Klänge aus einem Dudelsack machen mich hellwach. Ist mir der Mountain-Piper von der Eigermoräne  nach Karlsruhe gefolgt? Nein, es ist die Gruppe „City of Baden-Baden Pipes and Drums“. Mir gefällt’s und vielen Zuschauern auch. Links sehe ich die Flutlichtmasten des Wildpark-Stadions.

 

Jetzt laufen wir wieder auf das Schloss zu. Kostümierte Frauen tanzen und machen mächtig Stimmung. Gleich sind wir auf der Kaiserstraße (km 36), laufen am Marktplatz zunächst vorbei und kommen bei km 38 zur Pyramide, dem Karlsruher Wahrzeichen zurück. Die Sandsteinpyramide von Friedrich Weinbrenner wurde 1823 über dem Grab des Stadtgründers, Markgraf Karl Wilhelm, errichtet.

 

Hier ist nun der absolute Stimmungshöhepunkt, und spätestens jetzt kann ich meinen Bekannten („die Karlsruher können das nicht“) überhaupt nicht mehr verstehen. Die Karlsruher können das doch, und wie. Auf den 1000 Metern zwischen Marktplatz und Ettlinger Tor, dem neuen Karlsruher Einkaufszentrum, tobt der Bär. Läuferinnen und Läufer werden namentlich aufgerufen und von Hunderten begeisterten Zuschauern gefeiert. Drei Musikkapellen spielen auf diesem Abschnitt. Samba-Tänzerinnen dürfen mittlerweile ja bei keinem Marathon mehr fehlen. Die hier in Karlsruhe verdienen aber einen Extra-Preis.

 

Ich nehme den Schwung aus der Stimmungsmeile mit in den Stadtgarten, der nach Schwarzwaldhalle und Kongresszentrum (km 39) erreicht wird. Wir sind wieder in Beiertheim und kommen erneut zur Breiten Straße, diesmal sind 41 Kilometer gelaufen. Immer noch stehen viele Menschen hier und feuern die Marathonis auf dem letzten Kilometer an. Dann geht es rechts ab zur Europahalle. Dicht gedrängt stehen die Menschen und jubeln uns zu. Die Tribüne ist auch nach über vier Stunden noch voll besetzt. Ich bin im Ziel und glücklich.

 

Die Verpflegung im Runner’s Heaven ist bestens. Kuchen, alle möglichen Getränke bis zum alkoholfreien Bier und Obst gibt es bis zum Abwinken. Dahinter können dann gleich die Kleidertaschen in Empfang genommen werden. Duschen sind in der Europahalle. Das ist alles gut durchdacht und organisiert. Da kann niemand meckern. Das herrliche Wetter trägt wesentlich zur guten Stimmung bei. Auf dem Platz vor der Europahalle herrscht reges Treiben. Viele bleiben und feiern ihren Sieg. 

 

Streckenbeschreibung:

Flacher Rundkurs auf guten Straßen und Wegen, allerdings mit etlichen Brücken und damit  verbundenen Anstiegen.

 

Rahmenprogramm:

Marathonmesse in der Europahalle mit Ausgabe der Startunterlagen und Pasta-Essen.

 

Auszeichnung:

Medaille, Urkunde.

 

Logistik:

Startgelände mit Straßenbahn gut zu erreichen. Parkplätze gibt es nicht so viele und sind nur für Frühaufsteher oder Ortskundige.

 

Verpflegung:

Wasser, zum Teil Iso, Apfelschorle, Bananen und Riegel


Zuschauer:

In den Vororten, auf dem Marktplatz und im Ziel viele Zuschauer und tolle Stimmung. Vor allem in der  Kaiserstraße  haben die Karlsruher noch die Möglichkeit, sich zu steigern. Die Abschnitte im Grünen sind eher ruhig, und das ist gut so.

 

Informationen: Baden-Marathon
Veranstalter-WebsiteE-MailErgebnislisteHotelangeboteOnlinewetterGoogle/Routenplaner

 
NEWS MAGAZIN bestellen
Das marathon4you.de Jahrbuch 2024