Karlsruhe ist für mich eine Stadt der Gegensätze: Zum ist sie ein bedeutender Industriestandort mit der zweitgrößten Raffinerie Deutschlands, zwei Rheinhäfen und 9 Hochschulen, zum anderen mit dem Schloss und den vielen historischen Gebäuden ein geschichtsträchtiger Ort. Gleichzeitig bietet Karlsruhe seinen 317.000 Einwohnern hohe Lebensqualität mit attraktiven, einigermaßen bezahlbaren Wohnungen, einem vielfältigen Freizeitangebot von Kultur bis Sport und weiträumigen Grünflächen.
Die Anreise zum Baden-Marathon Karlsruhe ist für Norbert und mich kein Problem. Parkplätze gibt es rund um die Europahalle genügend. Im Foyer werden die Startunterlagen ausgegeben. Aufgrund von Brandschutzbestimmungen dürfen sich dort nur eine begrenzte Anzahl Menschen aufhalten, deshalb steht am Eingang ein Helfer, der quasi Eintrittskarten aushändigt. Als wir eintreffen ist der Eingang fast leer und auch im Foyer der Halle halten sich eine übersichtliche Menge Menschen auf. Schnell bekommen wir unter Vorlage der ausgedruckten Meldebestätigung beim gut gelaunten Helferteam unsere Startunterlagen.
Wie angeordnet, verlassen wir schnellstmöglich die Räumlichkeiten, damit andere nachrücken können. Draußen ist es mit 10 °C noch frisch, so dass wir hoffen, uns an der Gepäckaufbewahrung in der nahen Walter-Eucken-Schule noch im Warmen aufhalten zu können. Auch hier wird streng kontrolliert, weil nur Marathon- und Staffelläufer ihre Utensilien abgeben dürfen. Die Taschenaufbewahrung für die vielen Halbmarathonis ist in der Tiefgarage eines Mobilfunkanbieters vis a vis.
Eine viertel Stunde vor dem Start begeben wir uns zum Startbereich in die Hermann-Veith Straße. Es gibt 4 Startblöcke, in die sich die Marathon-, Halbmarathon- und Staffelläufer nach Zielzeit einsortieren. Die Stimmung ist toll, es gibt kein Geschiebe oder Gedränge, Musik ertönt, der Moderator gibt Tipps.
Pünktlich um 9Uhr30 wird gestartet. Wir verlassen den von Zuschauern gesäumten Startkorridor und biegen in die Eberhardstraße ein. Das Feld ist sehr dicht, Konzentration ist angesagt. Bald sind vor uns Trommler zu hören. Ein riesiger, gelber, chinesischer Zauberdrache erschreckt die Läufer. Mit einem Grinsen im Gesicht laufen wir weiter.
Die Strecke geht nun in die Beiertheimer Allee, wie der Name schon sagt rechts und links mit Bäumen umrahmt. Hier haben die Percussion zwar keinen Drachen dabei, machen aber mit ihrem lauten Rhythmus den Läufern Beine. Links steht der langgezogene hohe Backsteinbau der Alte Brauhof, ein bekanntes Restaurant mit lauschigem Biergarten. Hinter Bäumen, liegt der Zoologische Stadtgarten mit Tieren aus aller Welt.
An der Branddirektion Karlsruhe sind die Tore geöffnet, die Feuerwehrleute lassen sich das Spektakel der vorbeiziehenden Läuferschar nicht entgehen. Dann die Kriegsstraße mit Karlsruhes Dauerbaustelle. Das Straßenbahnnetz wird ausgebaut und teilweise unter die Erde verlegt. Bei km 3 das Badische Staatstheater, Zeit das Programm zu studieren, habe ich nicht.
Am Oststadtkreisel befindet sich die erste Wasserstelle. Obwohl wir erst kurz unterwegs sind, müssen die Helfer schon schuften. Bisher ist der Baden-Marathon ein einziges Fest. Zuschauer machen mit allerlei Utensilien Lärm und feuern die Läufer permanent an. Auf der breiten Durchgangsstraße ist es naturgemäß ruhiger. Ich habe nun Zeit, erst einmal durchzuschnaufen.
Hinter km 5 biegen wir auf die Durlacher Allee ein. Die vierspurige Straße ist halbseitig gesperrt und eine große Brücke führt uns über die A5 und ein breites Schienennetz. Bei km 6 kommen wir am Sportgelände der ESG Frankonia vorbei. Vor uns im Dunst liegt der Turmberg, der 256 m hohe Hausberg der ehemaligen badischen Residenzstadt Durlach und der nordwestlichste Gipfel des Schwarzwalds. Der 28 m hohe Turm, der dem Berg seinen Namen gibt, ist auf den Ruinen eines wesentlich älteren Bauwerks errichtet und war Sitz der Markgrafen zu Baden.
Wir erreichen Durlach. Der Abzweig in die Ernst-Friedrich-Straße ist gesäumt von Menschen. Eine Gruppe Tänzer in roten Shirts und mit schwarzen Hüten unterhält die Zuschauer. Hier stoße ich auf Dieter und Michaela, die zusammen unterwegs sind. Die beiden treffen sich seit 4 Jahren immer zufällig beim Baden-Halbmarathon. Es ist eben eine familiäre Veranstaltung. Dieter will nächste Woche in Berlin seinen ersten Marathon laufen. Toi, toi toi.
Wir kommen in ein Wohngebiet, fast alle Anwohner sind an der Straße oder klatschen von den Fenstern aus begeistert Beifall. Die nächste Verpflegungsstelle wartet, dann kommen wir in den Ortsteil Aue. Die Straße ist eng, das Publikum geht hier auf Tuchfühlung. Ein weithin sichtbares Transparent schreit: „Quält Euch Ihr Helden, nur noch 32,8 km ins Ziel“. Alle paar Meter wird Musik gemacht oder getanzt. Die Bauchtanzgruppe besticht mit ihren bunten Tüchern und ihren geschmeidigen Bewegungen. Da könnte man fast ein bisschen länger zuschauen.
Das hier ist nicht nur ein Marathonlauf, sondern auch ein Tanzmarathon: Über 30 Vereine, Tanzgruppen und Tanzschulen mit mehr als 1000 Tänzern verteilen sich auf der Strecke. Läufer und Tänzer motivieren sich gegenseitig, was es für die Zuschauer natürlich doppelt attraktiv macht.
Im Kreisverkehr geradeaus überqueren wir die Fiduciastraße hinter km 10. Eine Zeitmessmatte registriert unsere Zwischenzeit. Hier hat die Fiducia & GAD IT AG, eines der größten Finanzdienstleister für Banken in Deutschland, ihren Sitz. Das Unternehmen ist Hauptsponsor und Namensgeber des Baden-Marathons. Viele Zuschauer haben sich hier versammelt, wir werden wieder richtig vorangetrieben. Ein paar hundert Meter weiter präsentiert sich die nächste Tanzgruppe.
Ein Tunnel führt uns auf die andere Seite der A 5, die 4:15-Pacer stimmen ein lautes Zicke-Zacke Zicke-Zacke an, das mit ebenso lautem Hoi-Hoi-Hoi der Läufer beantwortet wird. Die Tunnelakustik ist dafür besonders geeignet. Gänsehaut Feeling.
Die nächste Wasserstelle naht. Bei so vielen Läufern muss jeder etwas Rücksicht nehmen, damit man sich nicht auf die Füße tritt. Mittlerweile ist das aber schon Routine. Als wir das kleine Industriegebiet passiert haben, geht es auf einer mächtigen Brücke über ein ganzes Gleisfeld. Oben bietet sich uns ein gigantischer Blick auf die Südstadt und den Hauptbahnhof. Das Schild für km 33 zeigt, dass wir hier am Schluss noch einmal vorbei kommen werden. Gelaufen sind wir im Moment aber erst 12 km, was uns das gleich darauf folgende Schild anzeigt. Alle Kilometerschilder zeigen übrigens Badische Orte und Städte, hier ist es Tuttlingen-Möhringen.
Citypark Ost, km 13. Auf dem weitläufigen Gelände lauert ein Fotograf, dahinter wird zu Ehren der Läufer Hipp hopp getanzt. Dann folgt der erste Staffelwechsel, ordentlich nach Nummern aufgeteilt. Ein kleiner See mit Wasserfontänen rundet das Bild ab.
Hinter dem Park geht es rechts, am Monument des alten Friedhofs und der Simeonkirche vorbei, km 14. Wir plündern erneut eine VP, dann geht es plötzlich bergauf. Obwohl „Kais Pizza Brücken Restaurant“ lockt, mache ich eine Gehpause. Unterhalb der Brücke verläuft die viel befahrene Fritz Ehrler Straße, während wir unbehelligt vom Verkehr von einer Fußgängerzone in die andere laufen. Das Stadtzentrum ist erreicht.
Links wird Paartanz geübt. Für uns geht es in die Kaiserstraße, Karlsruhes Einkaufsstraße und eine der Hauptachsen für die Karlsruher Straßenbahnen. Hier kann man eine logistische Meisterleistung beobachten. Eine Sperrung der Straße würde Chaos bedeuten. Also muss eine andere Lösung her. Nähert sich eine Straßenbahn, werden die Läufer über einen Überweg gelotst. Die Streckenlänge ist dabei identisch. Ich muss zugeben, dass mir das aber erst in der zweiten Runde aufgefallen ist, so perfekt funktioniert das.
Dann der Höhepunkt, das Karlsruher Schloss. Mitten im Wald entstand 1725 ein Prachtbau mit neun nach Süden ausgerichteter Alleen. Diese bildeten zunächst das Stadtgebiet mit fließendem Übergang zur Natur. Noch heute ist der Grundriss gut zu erkennen und erklärt, warum Karlsruhe auch als „Fächerstadt“ bezeichnet wird. Nach nur 3-jähriger Bauzeit diente das Schloss zunächst den Markgrafen von Baden und später den Kurfürsten und Großherzögen bis 1918 als Wohn- und Regierungssitz. In dieser Zeit wurde es mehrfach umgebaut und erweitert.
Seit 1921 ist hier das Badische Landesmuseum untergebracht. Nach den Zerstörungen im zweiten Weltkrieg wurde nur das Äußere des Schlosses rekonstruiert. Innen ist es ein modernes Museum für historische Lebenswelten von der Vor- und Frühgeschichte, Antike, Mittelalter und Barock bis ins 21. Jahrhundert.
Wir laufen auf dem Hauptweg auf das Schloss zu, um es zu umrunden. Durch ein Tor kommen wir in den Schlossgarten, wo eine spanische Flamencogruppe Läufer und Zuschauer begeistert. Ein weiter von Zuschauern gesäumter Bogen führt uns auf die linke Seite des Schlosses, wo erneut getanzt wird. Durch ein weiteres Tor kommen wir wieder zur Vorderseite des Schlosses, wo wir nun auf einem breiten Weg zurücklaufen. Schloss und Läufer ergeben ein ideales Fotomotiv.
Am Ausgang rockt eine Tanzgruppe mit dem griffigen Namen „2generation“. Die Mädels sind ganz schön fit. Die evangelische Stadtkirche im Blick, geht es zunächst durch die Fußgängerzone und dann rechts in die Kaiserstraße, wo das Verschieben der Straßenbahnen erneut im Gange ist. Gleich anschließend laufen wir vorbei an der mächtigen Kirche St. Stephan und der Landesbibliothek richtungsmäßig wieder zurück.
Auf dem Friedrichsplatz, der im Stil eines englischen Gartens angelegt ist und von der Erbprinzstraße geteilt wird, befindet sich eine VP vor dem Naturkundemuseum. Etwas weiter auf einer kleinen Bühne zeigen Kinder Ballett. Noch habe ich die flotten Klaviertöne der Ballettaufführung im Ohr, da wird es laut. Eine Hard-Rock-Band malträtiert ihre Instrumente. Dieses Kontrastprogramm finde ich klasse.
Wir überqueren die Kriegsstraße, hier waren wir kurz nach dem Start schon einmal. Jetzt gibt es eine private VP mit Bananen und Cola. Wer kann da „nein“ sagen? Flamencotänzer geben sich ein Stelldichein.
Wieder die Beiertheimer Allee, die Trommler sind noch nicht müde und in der Unterführung wird gerockt. Für die Akustik gibt es eine eins. Michel, der Marathon-Franzose ist auf Aufmunterungsmission. Seit er nicht mehr die komplette Strecke laufen kann behilft er sich damit, die Läufer auf dem Fahrrad zu begleiten.
Hinter km 19 biegen wir in die Breite Straße, die gar nicht so furchtbar breit ist. Schöne Fachwerkhäuser verbreiten ländlichen Charme. Die Läufer werden ausgelassen gefeiert. Eine Vp bedient nochmal die Läufer, wobei die Halbmarathonies langsam zum Endspurt ansetzen und nichts mehr zu trinken benötigen. Eine Band spielt Lieder aus den Fifties, an Trommlern vorbei geht es auf einem Radweg der Alb entlang (km 20). Unter einer Brücke, vor dem Graffiti kaum zu sehen, spielt ein Gittarist auf.
„Halbmarathon rechts“, wird angezeigt. Für sie ist das Rennen gleich zu Ende, für uns geht es geradeaus weiter über die Zeitmessung. Bei km 21 bildet die Alb ein kleine Seenplatte. Das Gelände eignet sich super für den zweiten Staffelwechsel. Wieder sind die Nummern übersichtlich angeordnet. An einer Ecke erfreuen uns Bauchtänzerinnen. Zwei Marathonis wollen es ihnen gleichtun. Das sieht sehr komisch aus, alle müssen lachen. Es geht nun über eine kleine Brücke über die Alb und am anderen Ufer wieder zurück.
Der Radweg mündet hinter der Brücke über die B10 in die Bannwaldallee, die uns auf der nächsten Brücke über die L605 führt. Bei km 23 befinden wir uns schon im Ortsteil Bulach, wo wir trotz ausgedünntem Läuferfeld von den Bewohnern herzlich empfangen werden. Obwohl die Gemeinde bereits 1929 nach Karlsruhe eingemeindet wurde, hat sie ihre ländliche Prägung behalten und zeichnet sich durch ein reges Vereinsleben aus. Kein Wunder, dass hier tolle Stimmung herrscht. Die neuromanische St. Cyriakus Kirche aus rotem Sandstein ist ein imposanter Blickfang mitten im Ort. Wegen ihrer beiden weithin sichtbaren Türme wird sie auch „Dom der Hardt“ genannt.
An der VP sind Apfelschorle und Bananen heiß begehrt. Celina holt mich ein und wundert sich, dass nun so wenig Läufer auf der Strecke sind. Das finde ich gar nicht. Weil wir zwei im gleichen Tempo unterwegs sind, werden die nächsten Kilometer kurzweilig.
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(Klaus und Margot Duwe)
Für etwa einen Kilometer geht es durch einen Wald, dann steht bei km 26 steht die kleine Ortsbesichtigung von Weiherfeld an. Schön ist es hier, viele Einwohner stehen sicher schon seit Stunden hier, um die Läufer anzufeuern. Es wird Musik gemacht und zu guter Letzt wild getrommelt. Der Knüller sind Kinder, die für jeden Durchkommenden eine Welle machen.
Der Scheibenhardter Weg ist eine weite Allee, die Weiherfeld mit Rüppur verbindet. Hier ist ein guter Platz für eine VP. Bei km 28 bringt uns eine kleine Brücke über die Alb nach Rüppur. Es geht ein Stück an der hier kanalisierten Alb entlang. Ich laufe in Richtung der Trommler und erkenne eine hohe Fußgängerbrücke. Schön, das verhilft mir zu einer willkommenen Gehpause. Andere sehen das wohl anders, denn oben düst der 5 h Pacer an mir vorbei.
Beeindruckend, wie ausdauernd die Akteure an der Strecke sind, hier die Flamenco Tänzer in bunten Kostümen. Aus einer Seitenstraße kommen plötzlich Massen von Läufern angerannt. Ein Streckenposten klärt mich auf. Es sind die Teilnehmer des Viertelmarathon, die uns nun bis zum Ende begleiten. Die nächste VP wird zur Herausforderung. Etwas unkoordiniert springen die noch frischen Sportler kreuz und quer. Da halte ich mich lieber heraus.
Wir verlassen Rüppur bei km 30. Auch hier wird wieder die Durchgangszeit festgehalten. Nachdem die Schnelleren Läufer durch sind, wird es gemütlicher. Auf dem Spazierweg sind um mich herum die perfekte Anzahl Läufer unterwegs. Es geht durch den Karlsruher Oberwald, dann über eine Brücke am Polizeisportverein vorbei zur nächsten Wasserstelle.
Einerseits erwartet, andererseits doch überraschend erkenne ich nun die Strecke wieder. Das Schild für km 33 steht immer noch da wo es vorhin schon war, am Fuße der großen Brücke über das Gleisbett am Hauptbahnhof. Weil ich weiß, wie attraktiv der letzte Streckenabschnitt ist, werde ich leicht euphorisch. Die Schleife bergab nutze ich, um die Beine zu lockern. Der neue Citypark Ost, km 34, ist nun fast verwaist. Aber wer noch da ist, macht Stimmung. Nun wird jeder Läufer persönlich begrüßt.
Das Monument des alten Friedhofs und die Simeonkirche , km 35, sind weitere Hinweise, dass es nun nicht mehr weit ist. Die Helfer an der VP freuen sich über jeden, der sich an den Tischen ausruht. Der Anstieg vor „Kais Pizza Brücken Restaurant“ wird nun von allen zu einer Gehpause genutzt. Die Tänzer zeigen ausdauernd, was sie können.
Über Kreuzstraße, „Zirkel“ und Adlerstraße erreichen wir erneut das Schloss, km 36. Zuschauer klatschen. Die Flamencogruppe im Hof begeistert immer noch die Zuschauer. Auch im Schlossgarten ist noch einiges los. Die „2generation“ sind am Abtanzen, Marathonengel nehmen ihre Schützlinge in Empfang. Die Marathonengel sind eine Karlsruher Erfindung. Auf den letzten Kilometern können sich die Läufer von Verwandten oder Freunden begleiten lassen. Viele sind stilecht in Engelskostüm, es geht aber auch ohne.
In der Fußgängerzone wird zur Freude der Zuschauer gesteppt. Auch die Läufer sind erstaunt über so viel Fußfertigkeit. Die VP auf dem Friedrichsplatz wartet auf Kundschaft, auf der kleinen Bühne ist eine Hipp hopp Session in vollem Gange. Die Hard-Rock-Band im Nympfengarten hat junges Publikum um sich versammelt und läuft gerade zu Hochform auf. Auch die private Verpflegungsstation mit Bananen und Cola ist noch Vorort, selbst die Flamencotänzer sind noch nicht müde.
In der Beiertheimer Allee tanzen Kinder und an der nächsten Ecke wird gefeiert. Jeder Läufer bekommt eine LaOlaWelle. Die Band Andrea Doria in der Unterführung macht gerade Pause. Provozierend baue ich mich vor dem Leadsänger auf und erkundige mich, wann denn wieder gespielt wird. Er meint nur, dass sie schon seit 5 Stunden spielen. „Hah, ich laufe schon seit fünf Stunden!“ Diesem Argument kann er sich nicht entziehen, schnell greift er sein Mikrophon, Gitarren und Schlagzeug stimmen ein. So muss das sein.
In der Breiten Straße sind noch vereinzelte Zuschauer, die letzte VP bei km 40 lasse ich dann aber doch aus. Die Trommler vor dem Radweg geben immer noch den Lauftakt an. Dort, wo vorhin die Marathonweiche war, wird nun Tango getanzt. Gernot und ich überlegen kurz mitzutanzen. Tango ist aber nicht unsere Stärke, also lassen wir das lieber.
Es geht am Schwimmbad vorbei, im abgesperrten Zielkanal zum Carl Kaufmann Stadion und dort hinein. Zieleinläufe in Stadien sind immer etwas Besonderes. Irgendwie ist die Atmosphäre dort anders. Noch 100 m auf der Bahn, dann bin ich im Ziel. Es gibt eine goldene Medaille, die Teil einer 5 teiligen Sammleredition ist. Jeder der Medaillen von 2018 bis 2022 zeigt ein anderes Karlsruher Bauwerk und kann puzzleartig zusammengesteckt werden.
Stärkung gibt es im Zielbereich, dem Runners Heaven, auch jetzt noch genug. Von Laugenbrötchen belegt mit Guacamole über Hefezopf bis Maultaschen gibt es für jeden etwas, Radler oder Bier alkoholfrei inklusive. Die gesamte Rasenfläche ist von Läufern belegt. Liegestühle, und Sitzkissen laden zum Verweilen ein. Ein schöner Ausklang zum gelungenen Lauf.
Fazit:
Der Baden Marathon in Karlsruhe hat mir sehr gut gefallen. Vom Start weg war beste Stimmung. Auf den breiten Straßen ist genügend Platz für die vielen Läufer. Die Zuschauer, besonders in den Oertsteilen sind klasse. Der „Runners Heaven“ ist wahrlich ein Verpflegungshimmel, wo man sich gerne aufhält. Nochmal erwähnen muss ich die geniale Streckenführung: Highlights wie das Schloss passiert man zwei Mal, was vor allem zum Ende des Laufs sehr motivierend ist. Beim Baden Marathon präsentiert sich Karlsruhe mit ihren Bewohnern von ihrer besten Seite.