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Laufberichte

"Isch bin do!"

21.05.05

Dämmerschoppen für die Einen, Dämmermarathon für die Anderen

 

Wieder habe ich mich zu einem Abendmarathon angemeldet, wo ich doch weiß, dieses lange Warten auf den Start nicht mein Ding ist. Den ganzen Tag schon auf den Beinen und  dann noch 42 km laufen. Aber der Reiz, in die Dämmerung zu laufen und das Ziel in der Dunkelheit zu erreichen, ist für mich immer was Besonderes. Also nehme ich das Warten und die wahrscheinlich schlechtere Laufzeit in Kauf und mache mich zum 2. Mal auf nach Mannheim.

 

Um die Anreise nicht am gleichen Tag machen zu müssen, buchte ich einen ICE am Freitag Nachmittag. Ich machte mich am Freitag nach Arbeit so zeitig auf den Weg, dass ich noch am gleichen Tage in Mannheim die Startnummer im CCM Rosengarten holen und die Nudelparty (heißt hier Paschdapardy) genießen kann.

 

Alles spielt sich rund um das Mannheimer Wahrzeichen,  dem Wasserturm ab. Auf der Marathonmesse gibt es alles, was das Läuferherz begehrt. Nebenan am Wasserturm die Openair Nudelparty. Wie auf einer kleinen Kirmes ist hier alles aufgebaut. Auch eine Bühne mit Livemusik. Wir wurden super beschallt mit toller Musik zum Nudelessen. Dazu noch ein Freigetränk. Herrliches Wetter hier im Süden. In Hannover war ich bei Regen losgefahren. Ich genoss den Abend mit Gesprächen Gleichgesinnter, bevor es zum Hotel zurück ging.

 

So konnte ich am Marathontag richtig ausschlafen, kein frühes Aufstehen, auch ein Vorteil des abendlichen Laufes.

 

Um 10:00 Uhr habe ich das Frühstück beendet. Was tun bis zum Abend? Füße stillhalten oder doch ein Spaziergang? Nach einem Gewitter am Morgen wählte ich die zweite Variante. Direkt gegenüber dem Hotel ist der Luisenpark, ein ideales Gelände um noch mal abzuschalten. Inzwischen war die Sonne wieder da und ich hoffte, dass es die nächsten Stunden oder am besten bis nach dem Lauf so bleibt.

 

Dann fuhr ich mit der Straßenbahn noch mal in die Stadt. Noch eine Portion Nudeln, sicher ist sicher. 14:00 Uhr, noch 4 Stunden. Wieder im Hotel, hab ich draußen einen Liegestuhl entdeckt und machte es mir bequem.

 

16:00 Uhr, langsame Vorbereitung auf den Lauf. Früh genug fuhr ich mit der Straßenbahn zum Wasserturm. Die Bahn wird bald den Verkehr für einige Zeit einstellen. Natürlich wegen des Marathons. Das Wetter ist immer noch schön. Die 25 Grad fühlen sich bei der Schwüle aber wie 30 an.

 

Kleiderbeutel abgegeben und rein ins Gewühl. Das Open-Air- Konzert war voll im Gange. Mir gefällt die Musik, vorgetragen von einer Gruppe wahrscheinlich hier aus der Region. Nebenan eine Hüpfburg für die Kleinen, die scheinbar  im Takt der Musik herumtollen. Dann auch noch was fürs Auge: eine Tanzgruppe aus Brasilien. Tolle Stimmung, dass hier gleich ein Marathon gelaufen wird, war nur angesichts der vielen Menschen in kurzen Hosen und Shirts zu vermuten.

 

 Unserer Start war vor der Kunsthalle, wo die Blocks B1-B2-B3 waren.  Vorm Rosengarten gegenüber waren die Blocks A1-A2-A3. Jeden Block waren an die 1.000 Läuferinnen und Läufer zugeteilt.

 

Der Bürgermeister schickte uns um 18:15 Uhr auf die Reise. Erstmal ging es die Augustaanlage entlang. Nach ungefähr 1,5 km trafen die Marathonis aus allen Blöcken zusammen und nach 3 km waren wir im Grünen und raus aus der Stadt. Es war immer noch schwülwarm, der Schweiß lief ohne Ende und schon die erste Verpflegungsstation wurde herbeigesehnt. Hatte ich mir vorhin noch eine gewitterfreie Zone gewünscht, war es inzwischen umgekehrt.

 

Schon erreichten wir den Stadtteil Seckenheim, wo die Anwohner mächtig Party machten. Fast jeder hatte auf dem Shirt den Aufdruck „Seckenheim bewegt sich“.  Wir bewegten uns auch und zwar am Neckar entlang, am Fernsehturm vorbei und nach 15 km wieder in Mannheims Innenstadt. Die nächsten 3 km waren ein Genuss, und die Stimmung in der Innenstadt sagenhaft. Nach 19 km wurde Mannheim verlassen und wir liefen über die Kurt-Schumacher Brücke rüber in die Pfalz, genauer gesagt in die Schwesternstadt Ludwigshafen, um dort die nächsten 18 km abzuspulen.

Auch hier in der  Innenstadt Partystimmung. Es ging nach Mundenheim, Rheingönheim und Gartenstadt. Hier bei km 30 ging es auf eine 2 km Pendelstrecke, davon 1 km mit Fackelausleuchtung. Sabine hatte ich zwischendurch aus den Augen verloren aber im Fackelschein auf der anderen Straßenseite sah ich sie dann, sie hatte wohl 300 Meter Vorsprung.

 

So wie es dunkel wurde, wurden meine Beine schwer. Aber vor diesen vielen tausend Menschen wollte ich mir nichts anmerken lassen. Wieder über die Kurt-Schumacher-Brücke. Diesmal kam sie  mir doppelt so lange vor. Den nächsten Kilometer stieg es leicht an und gleich war Mannheim und km 38 wieder erreicht.

 

Dann der Lohn der Anstrengung. Die Stadt stand Kopf, die Menschen feierten die Marathon begeistert. Meine schweren Beine wurden leicht wie eine Feder. Gänsehaut. Rechts und links Menschen und nur eine schmale Gasse zum Laufen. km 40, die Stimmung erreicht den Höhepunkt. Ein Höllenlärm: Musik von der Bühne, Anfeuerung der Zuschauer. Dann gings noch einmal die Augustaanlage entlang, durchatmen und die Ruhe hier aufsaugen. Dann die letzten 500 Meter und das mit Scheinwerfern ausgestrahlte Ziel, rechts das CCM Rosengarten in hellblauem Licht. Die Menschen jubeln und ich finishe meinen 168.Marathon. Meine Zeit: 4:25:06 Std.

 

Die Medaille um den Hals, dann ein bisschen Chaos bei der T-Shirtausgabe, dafür hatte ich im Nu meinen Kleiderbeutel. Schnell umziehen und mitfeiern.

 

„Isch bin do“ rief ein 59jähriger, als er  nach 5:37 Stunden seinen ersten Marathon finishte.
Nach zweimal durchatmen fügte er hinzu: „Das tollste Erlebnis seit der Geburt meiner Kinder und Enkelkinder“. Mythos Marathon.

 

Als ich um 0:30 Uhr wieder im Hotel war, war die Bar noch gut besucht und ich nahm noch ein verdientes Weizen. Dabei dachte ich schon wieder an meinen nächsten 42er in Pisa.

 

Streckenbeschreibung:

Eine 42,2 km Runde durch Mannheim ca.24km und Ludwigshafen 18km.

 

Weitere Veranstaltungen:

Halbmarathon Start Ludwigshafen Ziel Mannheim.
Team-Marathon über 600 Mannschaften.
Handbike und Rollstuhlmarathon
Inlinehalbmarathon
Mini-Marathon

 

Auszeichnung:

Medaille, Finishershirt.

 

Logistik:

Kurze Wege alles rund um den Wasserturm.
500 meter vom HBF.Umkleiden Kleiderbeutel und Duschen alles kurze Wege.

 

Verpflegung:

15 Verpflegungsstellen, die meisten mit Iso, Wasser, Cola, Red Bull, Bananen und Powerriegel.
Kurz gesagt perfekt.

 

Bilder: Martin Link und Wolfgang Schwabe

 

Informationen: Dämmer Marathon
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