"Unser SRH Dämmer Marathon ist das stolze Symbol der Metropolregion Rhein-Neckar, er verbindet Menschen aus allen Teilen, aus allen Schichten, ob arm oder reich, Marathonprofi oder Laufanfänger, alt oder jung. Die größte Stärke unseres Marathons, nämlich das Verbindende, ist in Zeiten des Coronavirus seine größte Schwäche: um der Ausbreitung des Coronavirus Einhalt zu gebieten, ist soziale Distanz erforderlich, kein soziales Miteinander wie beim SRH Dämmer Marathon.
Unser SRH Dämmer Marathon, der für den 09. Mai 2020 terminiert ist, fällt in den Geltungsbereich der CoronaVO und ist damit untersagt."
So lautet die Mitteilung des Veranstalters des Marathons in der Metropolregion Rhein-Neckar. Der Lauf ist nicht zuletzt deshalb sehr beliebt, weil er als einer der ganz wenigen in den Abendstunden gestartet wird.
Hier sind einige Zitate unserer laufenden Reporter aus den zahlreichen Laufberichten zusammengefasst:
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich Mannheim und Ludwigshafen bisher nur von der beeindruckenden Aussicht auf die großen Industrieanlagen, die man von der Autobahn aus hat, kenne. Das wollte ich schon lange mal ändern. Was liegt da näher, als hier den Marathon zu laufen?
Birgit Fender
Dann bewegt sich das Feld ein paar Meter in Richtung Startlinie. Count-Down, die Musik fährt hoch und ein Startschuss ist zu hören. Ich weiß nicht, ob da ein Vertreter der Stadt den Zeigefinger am Abzug hat. Ich bin unter Strom, jetzt gilt's.
Spätestens nach dem Abbiegen auf die Augustaanlage ist Platz genug für die Läufer. Viele Zuschauer stehen links und rechts und klatschen uns weiter. So rund 100.000 sollen es sein, zumindest in den letzten Jahren. Und heute? Vielleicht sogar noch mehr aufgrund des sommerlichen Wetters.
Anton Lautner
Auf der Augusta-Anlage, welche andernorts in den Rang eines Boulevards erhoben würde, geht es stadtauswärts. Die Läufermenge verteilt sich gut auf der breiten Straße und die hinten gestarteten Team-Marathonis können sich problemlos nach vorne kämpfen. In der Theodor-Heuss-Anlage – eine weitere Untertreibung - ist das Grün noch intensiver, denn es setzt sich beidseits fort. Auf der linken Seite ist der Luisenpark, den und seinen chinesischen Garten mit dem größten original chinesischen Teehaus Europas zu besuchen von nun an auf meiner to-do-Liste steht. Rechts steht das zweite Kilometerschild. „Logger laafe“ steht darauf. Ich nehme es mir zu Herzen und bin gespannt, welche Botschaften in Mannemerisch auf den kommenden Tafeln stehen werden.
Daniel Steiner
Szenenwechsel bei Kilometer 10. Wir kehren quasi um und laufen jetzt wieder Richtung Mannheimer Zentrum. Aber halt: Erst kommt Downtown Seckenheim. Verhalten bauen sich die Stimmungsnester auf, bevor sie in der Badener Straße den Höhepunkt erreichen und uns bis Km 12,5 durch den Ort tragen. Es wirkt auf mich so, also ob die Bewohner wirklich jedes Jahr diesem Lauffest entgegenfiebern. Überall sitzt man in Hofeinfahrten oder grillt unter dem Grillport, der das restliche Jahr über als Carport ein trostloses Leben führt. Unzählige Kinderhände gilt es abzuklatschen. Ein Weber-Grill in SUV-Größe wartet auf seinen Einsatz.
Andreas Bettingen
Ab ca. km 15 sehen wir den Mannheimer Fernsehturm, an dem wir später vorbeilaufen werden, und nähern uns schon wieder der Stadt. Es ist doch erstaunlich (eigentlich aber auch nicht), wie schnell die Zeit vergeht, wenn es Interessantes zu sehen gibt und die Zuschauer einem ständig einheizen. Nochmals Dank an Euch, Ihr „Monnemer“!
Wolfgang Bernath
(2019, Andreas Bettingen)
Wo sich normalerweise bis zu 40 000 Autos in die oder aus der Stadt quälen, stehen heute Zuschauer Spalier. Die anlässlich des 300. Stadtjubiläums 1907 entstandene Platanenallee wurde nach der Deutschen Kaiserin und Königin von Preußen, Augusta von Sachsen-Weimar-Eisenach benannt und führt seit 1920 bis zum Europaplatz mit dem Planetarium. Dort geht es weiter auf der Theodor Heuss Anlage. Links liegt der Luisenpark, Mannheims größter Grünfläche mit dem Carl Benz Stadion des traditionsreichen SV Waldhof Mannheim.
Birgit Fender
Am westlichen Ende von Seckenheim werden wir erst ums Dorf herum und dann hinein geführt. Die wollen es aber wissen. Hinz und Kunz, Groß und Klein, alle sind draußen, feuern die Meute an und nehmen den Marathon zum Anlass, die Festbänke rauszustellen und es sich gut gehen zu lassen.
Nach einer weiteren flüssigen Versorgung geht es zurück nach Mannheim. Die Seckenheimer Landstraße ist eine ziemlich gerade Angelegenheit, aber wir werden von vorne von der Abendsonne geküsst und es ist so viel los, dass deswegen kein Platz für mentale Tieferlegung ist.
Daniel Steiner
Mit der letzten Helligkeit erklimmen wir die Hochstraße über dem Handelshafen. Ein leichter, warmer Abendwind empfängt uns. Kein Autolärm dringt durch die Stille. Die letzten Straßenlampen schalten sich an. Es ist unbeschreiblich schön. Auf der Kurt-Schumacher-Brücke mit ihren imposanten Tragseilen überqueren wir den Rhein. Links leuchtet das weiße Kuppeldach eines riesigen Einkaufszentrums.
Andreas Bettingen
Die Strecke ist auch im Dunkeln gut zu laufen. Für Stimmung sorgen Teelichter die an vielen Stellen auf dem Boden stehen und leuchten. Das hat was. Der Dämmermarathon hat hier wirklich ein sehr schönes Alleinstellungsmerkmal.
Klaus Klein
(2019, Klaus und Margot Duwe)
Eine Horizonterweiterung im nicht übertragenen Sinn gibt es auf der Konrad-Adenauer-Brücke: Blick auf den Rhein und die Skyline stromabwärts. Die Befürchtung, dass es auf der zweiten Streckenhälfte einsam wird, bewahrheitet sich nicht. Es sind so viele Staffelläufer dabei, dass immer Leute im Blickfeld sind. Auf einer Fußgänger- und Fahrradbrücke geht es über den Luitpoldhafen. Den Zugang zur Brücke bezeichnet eine Staffelläuferin am Handy folgendermaßen: „Ich bin jetzt auf dem Schnecken-Spiral-Dings zur Brücke…“
Daniel Steiner
Zurück auf der Mannheimer Seite geht es in einer Schlaufe um einen Teil des Schlosses herum, eine der größten Barockresidenzen Europas, welche seit über 60 Jahren mehrheitlich von der Universität genutzt wird. Durch den Torbogen geht es hinein in den mit Lichtskulpturen geschmückten Ehrenhof und durch den Bogen des gegenüberliegenden Flügels hinaus durch den Friedrichspark in Richtung Sternwarte. Danach biegen wir wieder in die Quadrate ein.
Daniel Steiner
Endlich kommt Kilometerschild 40, lange erwartet. Es geht noch einmal nach rechts und links durch die Quadrate, es fehlen scheinbar noch ein paar Meter. Dann beginnt der letzte Kilometer, wir können schon die Moderation vom Ziel hören. Auf dem Friedrichsplatz umrunden wir den Wasserturm. Die Cafes sind dicht gefüllt und machen ein Mordsgeschäft, die Zuschauer stehen dicht an dicht. Ich reiße mich nochmal zusammen und versuche, in einem schnellen Laufschritt dem Ziel näher zu kommen. Aber die Strecke um den Turm bis hin zu Ziel am Rosengarten zieht sich nochmals hin. Doch dann ist es geschafft.
Anton Lautner
Weiter, die Zeit passt. Dann der Wasserturm, rechts das große Maritim-Hotel, dann die Kunsthalle Mannheim. Dieser Halbbogen zieht sich endlos. Wann sind wir endlich da? Ich sehe den Rosengarten blau angestrahlt. Vorsichtiger Blick nach hinten. Da überholt keiner mehr. Nach 4:17 Stunden erreiche ich das Ziel, drei Minuten später als Judith. Wunderbar. Eine Medaille mit der Abbildung des Wasserturms wird mir umgehängt.
Andreas Bettingen
Ich sauge das für mich eher ungewohnte Citylauf-Feeling ein. Die vielen, vielen Zuschauer auf und neben der Tribüne machen ein Höllenspektakel. Helfer überreichen Medaillen im Akkord. Dann geht es zur Zielverpflegung. Die Stände sind voll mit Essen und Getränken. Wasser, Cola, Iso und Bier mit und ohne Alkohol, Laugenstangen und Brötchen, süße Hefeteile, Bananen und Äpfel. Was will man mehr?
Birgit Fender
Auf Wiedersehen beim SRH Dämmer Marathon in Mannheim 2021