Ehrlich, was ich an einem Marathon nicht mag, sind die gerade mit einem Marathon in den Sommermonaten verbundenen frühen Startzeiten und das dadurch notwendige frühe Aufstehen. In aller Frühe raus aus den Federn und schon um 8 Uhr morgens oder sogar noch früher loslaufen, das ist für mich nicht optimal. O.k., ich kann die Veranstalter verstehen. Die frühen Startzeiten sind im Sommer dem Wettergott und der Hitze geschuldet.
Aber es geht auch anders. In Mannheim hat man ein Einsehen mit den Eulen unter den Läufern und startet den Marathon erst um 18.30 Uhr. Für manche Lerche ist dies ein Problem, für mich bedeutet dies Laufen im Biorythmus.
Zusammen mit Frank mache ich mich im Auto um 14 Uhr auf die Strecke. Rasch kommen wir nach Mannheim und finden einen Parkplatz fußläufig zum Startbereich am Rosengarten. Gegen 17 Uhr gehen wir ins Congresscentrum. Hier sind die Marathonmesse und die Startnummernausgabe untergebracht. Auf den Rolltreppen hinauf und hinunter zum bzw. vom 3. Stockwerk kommen uns reichlich Läufer entgegen. Ohne Gedränge bekommen wir unsere Startunterlagen. Dabei sind auch ein Kleiderbeutel und ein Aufkleber mit der Startnummer zur Abgabe der Wechselkleidung im Untergeschoss des Congresscentrums. Einen eigenen Zeitmesschip braucht man nicht. Ein Chip ist in der Startnummer integriert.
Vor dem Congresscentrum sind am Rosengarten mit dem markanten Wasserturm viele Menschen unterwegs. Überall sieht man Läufer. Neben dem Marathon werden auch angeboten: Halbmarathon, Inlinemarathon, Handbike-Marathon, Mini-Marathon und Bambini-Lauf. Es ist richtig was los in Mannheim. Ein Team-Marathon und ein Duo-Marathon lassen Läufer Marathonatmosphäre schnuppern, ohne dass sie gleich über die volle Distanz laufen müssen.
Im Congresscentrum treffen wir Jens. Er ist bereits zum fünften Mal in Mannheim dabei und schwärmt vom Lauf. Die Strecke ist rasch beschrieben. Zuerst eine lange Schleife durch Mannheim bis nach Seckenheim und zurück, dann gehts über den Rhein und es folgt eine Schleife durch Ludwigshafen. Über den Rhein zurück ist der Zieleinlauf am Startbereich am Rosengarten.
Der Lauf erfreut sich eines guten Zuspruchs. Insgesamt sind rund 11.000 Läufer bei der Gesamtveranstaltung dabei. Fast 800 Läufer beenden den Marathon, über 3.000 sind es beim Halben.
Wir haben noch etwas Zeit bis zum Start und machen es uns in roten Ledersofas im Congresscentrum bequem. Erst wenige Minuten vor dem Start gehen wir hinaus und reihen uns entspannt vor dem Gebäude in die Startblöcke ein. Je nach Leistungsstärke gibt es fünf Startblöcke.
Punkt 18.30 Uhr fällt der Startschuß. Links und rechts stehen viele Zuschauer und feuern die Läufer an. Zunächst geht es entlang der Augusta-Anlage und Theodor-Heuss-Anlage. In den Fenster und auf den Balkonen sieht man viele Anwohner, die uns anfeuern. Es ist richtig Stimmung. Die Zuschauer stehen in der Folge zwar nicht mehr so gedrängt wie am Anfang, aber der Stimmung tut dies keinen Abbruch. Wer an der Strecke steht macht Stimmung und gibt alles. Auch entlang der Seckenheimer Landstraße werden wir von vielen Menschen beklatscht. Auch hier haben sich viele mit Stühlen an die Straße gesetzt. Auffallend viele Kinder stehen an der Strecke und halten ihre Hände zum Abklatschen hin. Es macht so richtig Spaß hier zu laufen.
Die Strecke ist schnell. Sie weist kaum Steigungen auf, nur später an der Kurt-Schumacher-Brücke bei der Rheinüberquerung sind einige Meter Höhenunterschied zu bewältigen. Oftmals geht es lange geradeaus.
Unter der A 6 hindurch laufen wir auf Seckenheim zu. Vor dem Ort biegen wir nach rechts ab. Zur A 6 hin ziehen sich weite Felder. Der Lauf wird hier fast zu einem Landschaftsmarathon. Linker Hand sind hohe Mauern aus mit Steinen gefüllten Drahtgeflechten zu sehen. Oben drauf sitzen Zuschauer. Vuvuzelas sind wie an vielen anderen Abschnitten der Strecke auch hier im Einsatz. In Seckenheim ist richtig Volksfeststimmung. Man merkt es deutlich, der Marathon wird zelebriert. Man feiert sich selbst und die Läufer, sitzt im Freien und trinkt Sekt, Wein, Bier und was auch immer, man isst und läßt es sich gut gehen. Richtig schön.
Mir fallen drei kleine Mädchen auf. Sie haben einen Riesenspaß, die Läufer mit Wasser zu bespritzen. Auch eine private Dusche ist zu sehen.
Abkühlung tut auch Not. Es ist trotz der späten Startzeit immer noch recht warm. Einer Anzeige entnehme ich einen Wert von 25 Grad. Auch nachher im Dunkeln müssen wir nicht frieren. Aber es gibt reichlich zu Trinken. Wasser, Mineralwasser, Iso und ab KM 30 auch Cola sowie Bananen und Riegel sowie ab KM 30 Gel sind im Angebot. Dazu kommen Wasser- und Schwammstationen. Niemand muss dursten oder hungern.