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Laufberichte

Landschaftsmarathon in der Gartenstadt

16.05.10

Wenig später kommen wir aus dem Waldstück heraus und sehen die Häuser von Sennhof, wo die nächste Staffel-Wechselzone und ein Verpflegungsposten sind und nebst einer Guggenmusik auch einige Zuschauer am Wegrand stehen.  Die wachsende Siedlung gehört zum Stadtteil Seen und ist verkehrstechnisch der Eingang ins Tösstal.

 Es sind nur wenige hundert Meter über Asphalt zu laufen, nach einer ganz kurzen aber deutlich spürbaren Steigung ist es dann wieder Naturboden. Die intensiven Regenfälle der vergangenen Tage haben auch den gewalzten Untergrund angenehm weich und geschmeidig zu belaufen gemacht.  Jetzt kann nochmals Schwung geholt werden für den Anstieg auf der östlichen Flanke des Eschenbergs, der auf diesem Kurs umrundet wird. Die zu bewältigenden Höhenmeter sind optisch und muskulär nicht wegzudiskutieren, ein lockerer Trott ist trotzdem möglich. Für andere sogar ein furioser Zweikampf Hacke an Hacke. Mittlerweile haben uns nämlich die beiden Führenden des Halbmarathons eingeholt, die sich keinen Zentimeter schenken.

Der Weg ist zwar nicht sonderlich schmal, trotzdem verzichten Sabine und ich immer wieder darauf nebeneinander zu laufen, damit wir nicht in Walkermanier den Schnellen den Weg versperren. Das geht dort noch ganz gut, wo wir wieder aus dem Wald herauskommen und den Blick über die Stadt im Grünen schweifen lassen können, bald wird der Weg aber recht schmal und zusätzlich zum einsetzenden Gefälle zwingen ein paar matschige Stellen zu Vorsicht.

Den Schwung können wir in den alten Dorfkern des vor bald hundert Jahren eingemeindeten Stadtteils Seen mitnehmen, bis uns dort eine rechtwinklige Kurve zuerst zu einem luftigen Wohnviertel und dann zu einer Schrebergartenkolonie führt. Auf einer Seite des Radwegs sind der Mattenbach und ein Verpflegungsposten, auf der anderen abwechslungsweise offenes Feld, Schrebergärten, ein Fußballplatz und wieder Gärten. Erst einen Kilometer vor dem Ziel sind wieder beide Seiten des Mattenbachs bebaut. 500 Meter vor dem Ziel gibt es noch eine gesicherte Straßenquerung, dann geht es dem ehemaligen Zeughaus entlang zum Ausgangspunkt.

Nein, nicht ganz. Hundert Meter vor dem Zieleinlauf gibt es eine Weiche, an welcher die Marathonis links weg- und hinter der Mehrzweckanlage durchgeführt werden. Schade, dass es nicht möglich ist, für die zweite Runde vom Schub der Zuschauer im Zielbereich zu profitieren.

Den Wasserposten unmittelbar nach der Abzweigung lasse ich aus, melde mich für einen Moment bei meiner Mitstreiterin ab und gebe dem umgekehrten Bedürfnis Raum, da ein solcher dort gerade zur Verfügung steht.

Damit ich Sabine wieder einholen kann, muss ich einen kleinen Effort leisten. Wir haben nun noch zwanzig Kilometer vor uns, zwanzig Kilometer, die wir kennen und welche einem deswegen manchmal so schrecklich lang, manchmal unglaublich kurz vorkommen können. So, wie wir ins Gespräch vertieft sind, merke ich kaum, wie ein Kilometer nach dem anderen vergeht. Auf den einsetzenden Regen könnte ich zwar verzichten. Mir macht es nichts aus, die Hundespaziergänge im strömenden Regen der vergangen Tage haben mich abgehärtet, mir geht es einzig um der Kamera – ehrlich.

An jedem Verpflegungsposten nehmen wir uns ausgiebig Zeit und registrieren dazwischen, wie die restliche Strecke kürzer wird. Irgendwann, wir befinden uns schon auf dem letzten Viertel, meint Sabine, dass ich das Gespräch als Monolog führen solle, sie brauche die Energie für die restlichen Kilometer. Sie ist aber nach wie vor gleichmäßig unterwegs und mein erster Blick auf die Uhr sagt mir, dass wir für eine Zeit unter vier Stunden sogar noch ein komfortables Polster haben. 

Gleich zu Beginn der schmalen Gefällstrecke, kurz vor Kilometer 39 kommt von hinten ein Mountainbiker  und kündigt die Spitze des 10km-Laufs an. In horrendem Tempo braust der Erste auf dem rutschigen Untergrund vorbei und wenig später höre ich, dass der Zweite auch nicht mehr fern ist. Mein kurzer Blick nach hinten und dann die Aufschrift auf dem Shirt lassen mich erkennen, dass es Peter Deller ist, der mir für meinen ersten Waffenlauf im vergangen November seine Wettkampfpackung ausgeliehen hat. Auf meinen Zuruf hin findet er sogar noch Zeit, um die Hand zum Gruß zu heben.

Sabine findet, sie sei nun ziemlich müde, ich finde, sie sei eben daran Großartiges zu leisten. Wir könnten es uns sogar leisten, den letzten Kilometer zu gehen und wären vermutlich trotzdem im Ziel, bevor die Stundenanzeige der Uhr auf die Vier wechselt. Den von mir versprochenen Sog zum Ziel auf dem letzten Kilometer spürt sie leider nicht, was mir nur wieder mal zeigt, dass meine Erfahrungen wirklich keine allgemeine Gültigkeit besitzen.

Entlang der Absperrgitter beim Zieleinlauf würdigen einige Zuschauer die Leistung der Ankommenden, welche nach dem Überqueren der Ziellinie sozusagen ins Nichts laufen. Medaillen werden nur gegen Zuzahlung abgegeben und der Stand mit Iso und Wasser ist außerhalb des Zielbereichs. Wenn wir nicht zu zweit ins Ziel gekommen wären und ich mich mit Sabine über ihren souverän gemeisterten ersten Marathon freuen könnte, käme mir plötzlich alles sehr anonym vor. Bei einem Marathon bringe ich nicht nur 42 Kilometer in den Beinen ins Ziel, sondern auch einen Haufen Emotionen. Da tut es mir gut zu spüren, dass andere das auch spüren und damit daran teilhaben.

Günni, der kurz vor uns im Ziel war, taucht auch bei uns auf, bereits bewaffnet mit einer Pulle aus der örtlichen Brauerei. Es dauert  nicht lange, da sind auch die weiblichen Schulze und Schultze der Marathonszene Schweiz im Ziel. Das Outfit sitzt immer noch tadellos und das Strahlen in den Gesichtern von Nadia und Martina ist noch so frisch wie nach drei Kilometern. So macht es Spaß bis zum Schluss. Und der ist eben nicht schon bei der Ziellinie.

Marathonsieger

Männer

1. Gerzner Richard,  Rickenbach Sulz          2:32.42,6
2. Schenk Felix,  Wigoltingen                 2:41.18,4
3. Weiss Richard,  Münchwilen TG              2:42.35,0

Frauen

1. Hawker Elizabeth, Scuol                   2:54.01,6 
2. Zimmermann Denise, Mels                   2:59.23,5 
3. Müller Astrid, Grafstal                   3:01.06,9 

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Informationen: Winterthur Marathon
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