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Laufberichte

Erstens kommt es anders

20.05.07

Flexibel musste ich jahrelang aus beruflichen Gründen sein, schließlich war es nichts Ungewöhnliches, am nächsten Tag nicht wie geplant bei einer Grillparty gegrilltes Fleisch, sondern in Japan an einer Sushibar rohen Fisch einzuverleiben.

So war es für mich auch kein Weltuntergang, als ein Freund seine Zusage zurückzog, mit mir zusammen am Halbmarathon in Winterthur zu starten. Es kann bei laufbegeisterten Menschen ja durchaus passieren, dass man übersieht, dass besagter Sonntag Teil des verlängerten Wochenendes ist, an welchem man zum zehnten Hochzeitstag eigentlich eine Städtereise geplant hatte - und zum Verursacher eines anderweitigen Weltuntergangs wollte ich nicht werden…

So richtete ich mich also darauf ein, dass ich alleine nach Winterthur pilgern würde, um nach langer Zeit wieder einmal auszutesten, wie es auf der kürzeren Distanz um meine Form bestellt ist.

Entscheidend für das Gelingen eines Laufes ist bei mir das Mentale. Deshalb eigne ich mich als Tester für die Qualität des Informationsgehaltes von Webseiten von Laufveranstaltungen. Erst wenn ich im Detail über die Strecke und die Organisation im Bild bin, kann ich mich entspannt auf das Ereignis vorbereiten. Als ich nach aktuellen Infos Ausschau hielt, entging mir daher auch nicht, dass man sich auf der Site des Hauptsponsors für eine Verlosung registrieren konnte. Die sorgfältige Planung und Einstimmung über den Haufen geworfen hat die E-Mail, die mich am vergangenen Dienstag mit der Nachricht erreichte, dass ich einen Startplatz gewonnen habe – und zwar gleich für den Marathon!

Nun hieß es, abzuwägen, ob ich bei meinem bezahlten Startplatz über die halbe Distanz bleiben oder kurzfristig auf die lange umsteigen sollte. Dagegen sprach, dass ich aus mentalen Gründen nie einen Rundkurs-Marathon laufen wollte und auch nicht auf die lange Strecke eingestellt war. Die Größe des Teilnehmerfeldes über 42km versprach außerdem, dass ich in der Kategorie „ferner liefen“ und damit auch ziemlich einsam meine zwei Runden drehen würde. Andererseits würde die Streckenbeschaffenheit mit viel Naturstraßen und Steigungen keine schnellen Zeiten zulassen, womit ich mir keinen Druck auferlegen ließe. Zudem hatte ich in den Wochen zuvor die echten Longjogs sausen lassen (müssen) und hatte nun das Angebot, einen mit Zuschauerunterstützung  (hoffentlich) zu laufen und dabei regelmäßig Verpflegung und am Schluss ein trockenes T-Shirt gereicht zu bekommen.

So startete ich bei schönstem Wetter zu diesem weder-Fisch-noch-Vogel-Marathon, vorwiegend ein Landschaftslauf, bei welchem sich die wenigen Zuschauer mehrheitlich aus Angehörigen und Spaziergängern rekrutieren, die sich am Sonntagmorgen ebenfalls in das schöne Naherholungsgebiet der Stadt Winterthur aufmachten.

Die erste Runde legte ich ganz flott – um nicht zu sagen zu schnell - zurück und musste dafür auf der zweiten Runde ordentlich Tempo rausnehmen. Die Temperaturen sorgten dafür, dass mir die Abstände der Verpflegungsposten immer länger zu werden schienen. Der Pollenhusten, eine mir bisher nur von anderen Leuten bekannte Plage, tat das seinige, um mich beim Abspulen der Kilometer ein bisschen aus dem mittlerweile gemächlichen Rhythmus zu werfen, was mich aber kaum ärgerte – im Gegensatz zu den Nordic Walkern, die jetzt auch auf die Strecke stießen. Woran liegt es, dass diese Spezies immer in der Anzahl nebeneinander gehen muss, dass der Weg blockiert ist? Man könnte den Lauf auf einer Autobahn austragen und die Nordic Walker würden von der Überholspur bis zum Pannenstreifen alles blockieren. Dazu kam noch ein mir bisher unbekanntes Prozedere, das ich bisher eher von Autos mit Vierradantrieb kenne: Das Umschalten in den Geländemodus. Die Nordic Walking-Stöcke müssen beim Wechsel von Asphalt auf Naturstraße von „Gummibesohlung“ auf „Spikes“  umgestellt werden. Dabei ist es offenbar Usus, dass die Stöcke auf Brust- bis Kopfhöhe seitwärts vom Körper weggehalten werden, auf jeden Fall so, dass ein passierender Läufer mit Sicherheit etwas davon abbekommt.

Meinen Vorsatz vom gemütlichen Longjog setzte ich bei Kilometer 40 konsequent um, als ich mich entschied, mich nicht in der prallen Sonne zu quälen, sondern ein paar hundert Meter gemächlich gehend zurückzulegen. Schließlich  hat man seinen Stolz, und wenigstens beim Zieleinlauf wollte ich für den Fotografen ein anständiges Bild abgeben.

Die große Überraschung nach dem Ziel war, dass die Anzeichen von Muskelkater am Bauch stärker waren als in den Beinen. Das ist nicht weiter verwunderlich, das Laufen trainiere ich regelmäßig, das Husten zum Glück nicht. Trotz diesem Handicap  war ich der schnellste Läufer meines Clubs an diesem Lauf – allerdings auch der einzige…

 

 

Informationen: Winterthur Marathon
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