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Laufberichte

Landschaftsmarathon in der Gartenstadt

16.05.10

Mit dem von einem Mitglied des Stadtrats abgefeuerten Startschuss setzt sich das Feld ohne Drängeln in Bewegung. Das ist auch gut so, denn schon 200 Meter nach dem Start ist Aufmerksamkeit angebracht. Beim Technikum, heute Teil der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, ist eine Spitzkehre zu bewältigen, welcher im Wechsel von rechts und links gleich drei weitere scharfe Richtungswechsel folgen. Nach dem zweiten kommt eine ganz kurze ruppige Steigung, nach dem dritten sind wir auf einer der ortstypischen Quartierstraßen. Zwischen den Häusern ist viel Luft und Grün, ideal, um langsam den Tritt für die kommenden Kilometer zu finden. Zum Glück für die Rosenliebhaber unter den Läufern ist erst Mitte Mai. Sonst müssten sie jetzt tapfer sein, denn ein paar Meter hangaufwärts am Aussichtspunkt am Heiligenberg lädt ein schmucker Rosengarten mit 330 Rosenarten zur Ruhe und Beschaulichkeit ein.

Nach kurzer Zeit und zwei weiteren Richtungswechseln führt die Strecke auf eine breite, für den Verkehr gesperrte Straße entlang des Güterbahnhofs. Der Blick nach rechts und schräg zurück ist ein Blick auf das Sulzerareal und damit einen Kernpunkt der Industriegeschichte Winterthurs und den Umgang mit dem Strukturwandel. Die 1966 eingeweihte ehemalige Konzernzentrale war, bis zur Ablösung durch den Basler Messeturm, fast vierzig Jahre lang das höchste Hochhaus der Schweiz.

An der Kreuzung bei der Storchenbrücke müssen sich die Autofahrer aus der Querrichtung einen Moment gedulden, bis sich das in der Zwischenzeit schon recht langgestreckte Feld vorbeigewuselt hat. Bei der Schrägseilbrücke mit Mittelpylon und Spannweiten von über 60 Metern wurden übrigens als Weltneuheit neben den 22 konventionellen Paralleldrahtkabeln auch zwei Schrägseilkabel aus Kohlenstoff-Faserverstärktem Kunststoff (CFK) eingebaut. Auch in diesem Bereich ist die Entwicklung der Stadt in Richtung High Tech verlaufen.

Auf der anderen Seite der Gleisanlagen ist ein an das ehemalige Industriegebiet anschließendes Wohnviertel, zwischen dessen Häusern auch viel Grün zu sehen ist. Gleich dahinter ist ein weiterer bewaldeter Hügelzug.  Auch auf unserer Seite haben die schmucken Wohnhäuser Wiesen und Bäumen Platz gemacht und bald schon tauchen wir in bewaldetes Gebiet ein.

Plötzlich sehe ich doppelt. Das kann doch nicht sein! Kaum eine Anstrengung bis jetzt und dann das? Es kommt keine Panik auf, denn ich habe ein Déjà-vu: Es sind Nadia und Martina, die mir im vorigen Jahr am Zürich Marathon im Zwilling-Outfit vor die Linse gekommen sind. Auch heute sind beide wieder identisch und geschmackvoll assortiert ausgerüstet und auch das fröhliches Lachen im Gesicht ist gleich geblieben.

Auf weiterhin asphaltierter Straße geht es im Wald, ein Stück von der Töss entfernt, talaufwärts. Nach vier Kilometern kann das erste Mal verpflegt werden. Die an allen Verpflegungsstellen von freundlichen, den Teilnehmern trotz kühlem Wetter einen warmen Empfang bietenden Helfern gereichten Wasser, Iso, Tee, Gel, Riegel und Bananen decken das Spektrum an benötigten Energiezufuhrmaßnahmen bestens ab.

Wenig später wechselt der Untergrund von Asphalt auf Schotter und zwei Kilometer weiter ist eine Zeitnahme und die erste Wechselstelle der Stafette. Die Straße ist hier nahe ans Ufer der Töss gerückt, es gibt aber auch einen Weg noch näher am Wasser.

Diesen nehmen wir, denn er führt uns wieder zurück nach Winterthur –Töss. Bis wir dort die Töss überqueren, ist Aufmerksamkeit gefragt. Der Weg hält ein paar gemeine Wurzeln bereit, über die vorzugsweise nicht gestolpert werden sollte. Wer aber die Augen offen hat und lesen kann, wird von Hinweisschildern davor gewarnt. Lesen kann ich, die Augen habe ich offen und die Klappe auch. Doch ich fliege nicht darauf, sondern komme mit Sabine ins Gespräch und erfahre von ihr, dass sie heute ihren ersten Marathon läuft. Wir unterhalten uns gut, weichen dabei den sumpfigen Stellen und Baumwurzeln aus und sind, ehe wir uns versehen, schon beim nächsten Verpflegungsposten. Dieser ist Anlass zum Informationsaustausch über die Verpflegungsphilosophien beim Marathon, und dabei bleibt es nicht. Ein Thema rund ums Laufen ergibt das andere und es dauert nicht lange, da begegnen wir dem Feld der eine halbe Stunde nach uns gestarteten Halbmarathonis, bevor wir die Töss überqueren und an ihrem linken Ufer flussaufwärts laufen.

Das schmale geschotterte Sträßchen führt an idyllischen Schrebergärten vorbei, zwischendurch ist eine kleine Senke über eine Wiese und einen großzügig für uns errichteten Holzsteg zu bewältigen. Spektakulär ist die Strecke nicht und Spektakel wird auch links und rechts nicht geboten. Sie ist einfach unspektakulär schön im Grünen, nur vereinzelt stehen ein paar Leute, die mit Interesse und Zuspruch den Lauf verfolgen.

Schon über ein Viertel der Distanz liegt hinter uns und während wir uns weiterhin angeregt unterhalten, kommen wir zur gedeckten Brücke, die wir auf der anderen Flussseite schon passiert haben. Nach zwei kurzen Richtungswechseln stehen schon wieder schön aufgereiht die Verpflegungsstände. Von hier aus geht es, mal mehr von der Töss entfernt, mal weniger, über ganz sanfte Wellen leicht ansteigend weiter durch den Wald. Während wir ins Gespräch vertieft sind, fliegt ein Kilometer nach dem anderen an uns vorbei. Bei der nächsten gedeckten Holzbrücke geht es für uns zwar geradeaus, wer aber Berg-, Treppen- und Stufentraining gerne mag, der sollt von hier aus einmal rechts hoch zur Kyburg.

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Informationen: Winterthur Marathon
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