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Laufberichte

Wieder zurück an der Weser

 

Die Startnummernausgabe im Hanseatenhof hat drei Tage vor dem swb Marathon geöffnet und so fahren wir am Freitag die 70 Kilometer von uns zu Hause nach Bremen. Schnell haben wir die Starterbeutel abgeholt und mit einer unterzeichneten Vollmacht können auch die Beutel von Lauffreunden mitgenommen werden. 

Neben der Startnummer gibt es noch den am Schuh zu befestigenden Einweg-Zeitmess-Chip, die Anstecknadeln, Salzbonbons und Magnesiumpulver, die Marathonis erhalten ein Finisher-Shirt. Das Shirt kann aber auch von den Teilnehmern der unteren Strecken käuflich erworben werden. Genauso gibt es für zusätzliches Geld die Möglichkeit zur Pastaparty am Vorabend, eine persönliche Medaillengravur und den Fotoservice. Das persönliche Ergebnis kann gleich im Ziel per QR-Code auf der Startnummer zusammen mit der Urkunde downgeloadet, das persönliche Zielvideo kann angesehen werden.    

Wir setzten zu einer touristischen Sightseeing-Tour durch die historische Altstadt an und finden im Schnorr auch am Feiertag die Geschäfte, Cafés und Restaurants geöffnet. An der Weserpromenade entlang pilgern wir im maritimen Flair zurück und lernen schon mal einen Teil der Laufstrecke kennen. 

 

 

Am Marathonwochenende kommt zu der allgemeinen Aufregung die Sorge um das Wetter hinzu. Sturm, Regen und Hochwasser ziehen über Norddeutschland hinweg. Am Samstagabend schickt der Veranstalter eine Mail an die Teilnehmer, dass es aufgrund der Sturmflutwarnung zu Hochwasser an der Weser kommen kann und somit Streckenänderungen erforderlich werden können. Was hilft es? Wir trösten uns damit, dass es wenigsten nicht so schwülwarm werden wird wie zuletzt beim Berlin Marathon.

Der Marathontag empfängt uns mit einer steifen Brise, der Regen aber hat zumindest anfangs eine Pause eingelegt. Wir trinken in einem Café ein letztes Aufputschmittel vor dem Start, geben die zu Kleiderbeuteln umfunktionierten Starterbeuel im Zelt am Blumenmarkt ab und schlendern zum Start-, Ziel- und Eventgelände am Marktplatz und am Domhof hinüber.

Der swb-Marathon (die Stadt-Werke-Bremen sind der Hauptsponsor) hat heute sein 20. Jubiläum. Das klingt jetzt für alte Laufhasen nicht viel. Aber natürlich wird in Bremen schon länger gelaufen. Im Jahr 1949 fanden hier die Deutschen Marathon-Meisterschaften statt. Von 1983 bis 1991 gab es den Bremen Marathon durch Stadt und Land. Dann war aus organisatorischen Gründen 13 Jahre Pause. Bis im Jahr 2005 der swb-Marathon in seiner heutigen Form aufgelegt wurde. Und zwar immer am ersten Sonntag im Oktober. 

Veranstalter ist der Bremer Leichtathletikverband. Cheforganisator ist seit fünf Jahren Jan Brüning, der heute schon seit dem frühen Morgen über den Domhof huscht und Anweisungen an die Helfer gibt. Ziel war es, mit 10 000 Teilnehmern einen neuen Rekord zu erzielen. Aber es ist wie häufig woanders auch. Jubiläen sprechen sowohl neue als auch wiederkehrende Läuferinnen und Läufer an. Bei 11 000 Anmeldungen wurde das Meldeportal geschlossen. 

 

 

Eine der besonderen Herausforderungen bestand darin, die Verpflegung für alle Teilnehmenden an die Verpflegungspunkte zu bringen. Größere LKW und qualifiziertere Fahrer waren nötig. Stolz ist man in Bremen, eine komplette Marathonrunde anzubieten. Weiteres Highlight ist eine Videoleinwand im Ziel. Drei Kameras auf der Strecke machen die Veranstaltung noch zuschauerfreundlicher erlebbar.

Um 9:30 Uhr starten an die 2000 Marathonis auf der Pflastersteinstraße zwischen dem Roland-Denkmal und dem Rathaus. Musikalisch und moderativ untermalt läuft es durch die Altstadt und bald auf Asphalt. Nach einem Abstecher nach Bremen Mitte überqueren wir auf der Bürgermeister-Schmidt-Brücke die Weser und sind in der Alten Neustadt. In dem inzwischen auseinandergezogenen Teilnehmerfeld lässt es sich gut im gewünschten Rhythmus laufen. Orientierung bieten auch die Pacemaker, die mit ihren viertelstündlichen Zielzeiten auf erhobenen Fähnchen als Zug- oder Bremsläufer fungieren. Nach einer nächsten Brückenquerung gibt es pünktlich nach fünf Kilometern die erste Erfrischungsstelle: schnell einen Becher Wasser gekippt! 

Es wird bald klar, dass der swb-Marathon zu den Stadtläufen gehört, deren Streckenführung das landschaftlich reizvolle Umfeld mit einbezieht. Im ersten Streckendrittel auf der südwestlichen Seite der Weser sind es die tollen Flusslandschaften an der Weser mit Wehren, Brücken und Deichen. Wir laufen am Wasser entlang auf asphaltierten Rad- und Deichwegen vorbei an bunten Laubbäumen auf dem Böschungsweg und um den Werdersee. Im Ortsteil Habenhausen wieder ein paar anfeuernde Publikumsnester und nach 10 Kilometern die Verpflegungsstation mit Wasser, Äpfeln und Bananen. 

 

 

Ein besonderer Abschnitt ist die nächste Weserquerung am Weserwehr. Es geht hoch und mit schönen Ausblicken über die Schifferschleuse. Dann sind wir wieder auf der nordöstlichen Seite der Weser und auf dem Weserlustweg verlassen wir fürs nächste den Fluss. Das Streckenbild wird in der Östlichen Vorstadt wieder städtischer. Eine Weile passiert nicht viel, aber an den Verpflegungsstellen, mindestens alle fünf Kilometer, geht stimmungsmäßig die Post ab. Neben den abzuklatschenden Kinderhänden fungieren viele Kinder auch als Helfer und Stimmungsmacher. Das tut jetzt, kurz vor der Halbmarathonmarke, richtig gut. 

Dann laufen wir durch den buschblumigen Rhododendronpark, überqueren zwei kleinere Flussläufe und sind im Stadtteil Horn. Durch einige Straßen und eine Wendepunktpassage führt die Strecke rüber zum beschaulichen Universitätsgelände mit dem Mitmachmuseum Universum Bremen. Für die meisten Läufer kommt jetzt, nach 25 Kilometern, ein Becher Iso-Getränk gerade richtig.

Auf der langen Parkallee stoßen bei Kilometer 26 die Halbmarathonläufer zu uns. Gemeinsam läuft es jetzt bis zum Finale im recht vollem Läuferfeld. Wie so oft laufen die meisten Teilnehmer den Halbmarathon, welcher zwei Stunden nach dem Marathon gestartet wird. In Bremen sind es heute über 5 000 Halbmarathonläufer. Zwischen diesen Starts wird noch ein 10 Kilometerlauf, heute mit 2 000 Startern, geschoben, der bereits beendet ist, wenn wir das Ziel erreichen. Am Nachmittag gibt es dann noch die Kinderläufe.

Wir laufen jetzt durch den Bürgerpark, der nächsten grünen Lunge Bremens. Danach geht es direkt rüber zum Torfhafen und ein gutes Stück am Torfkanal unter Laubbäumen entlang. Wahrscheinlich haben die Halbmarathonläufer ihre Fans mitgebracht, denn es gibt hier jede Menge Stimmungsnester und Abklatschgelegenheiten. Und auch schön, dass das zweite Streckendrittel abseits der Weser auch viel Grün und Wasserlauf zu bieten hat.

 

 

Schon sind 30 Kilometer geschafft, aber für den ein oder anderen Marathoni wird es jetzt allmählich zäh. Wir laufen durch zeitgenössisches Stadtbild über den Weidedamm nach Findorf. Nach 33 Kilometern sind wir wieder an der Weser zurück. An deren nordöstlichem Ufer laufen wir jetzt fünf Kilometer in südöstliche Richtung. 

Jetzt genießen wir das maritime Flair hautnah. Vorbei an der Becks-Brauerei und an einigen Ausflugsschiffen schwappt der Wasserspiegel der Weser bis dicht an die Kaikante. Je weiter wir flussaufwärts laufen, desto bedrohlicher wird die Lage. Schon schwappt das Wasser über die Kante und wir laufen am linken Wegrand gedrängt bis zu Einer-Reihe weiter. Dann greift die angekündigte Streckenänderung und wir biegen hinter der Schlachte und vor dem bezeichnenden Wegabschnitt Tiefer von der Weserpromenade ab und laufen weiter oberhalb über den Osterdeich. 

Hier kommen uns die schnelleren Läufer von vorn entgegen. Beeindruckend, wie viel Läuferinnen und Läufer um die vier Stunden laufen. Für uns etwas Langsameren kein psychologisch leichtes Bild. Die haben es bald geschafft, wir aber haben noch ein anderes Ziel. Das Weserstadion mit seinen hohen Flutlichttürmen wird sichtbar und dann laufen auch wir den 39. Kilometer durchs und um das Stadion vom Fußball-Club Werder Bremen. Auf zwei hochragenden Bildschirmen können wir uns selbst beim Laufen zusehen. Dieser Besuch im Weserstadion hat beim swb-Marathon Tradition und ist ein vorletztes Highlight. 

Dann sind es noch drei Kilometer aber für einige wird die Luft langsam knapp. Hier und da gehen Teilnehmer, andere legen ein Dehnpause am Streckenrand ein. Aber nein, der Besenwagen in Form eines Bullis bekommt uns nicht zu sehen. Ab und zu das Martinshorn eines Krankenwagens. Sicherheit und Fürsorge werden in Bremen großgeschrieben. 120 Sanitäterinnen und Sanitäter der Johanniter-Unfall-Hilfe sind im Einsatz. Auf der Laufstrecke sind sie auch auf Motorrädern präsent. Fünfmal musste ein Krankenwagen ausrücken. Insgesamt aber war es für die Johanniter ein ruhiger Dienst. 

 

 

Dann das letzte Highlight, der Zieleinlauf auf dem Rathausplatz. Die letzten Körner zusammengekratzt und zum Zielsprint angesetzt. Musik und Moderation, hochgerissene Arme und gegenseitige Umarmungen, die Finisher-Medaille um den Hals. Der 20. swb-Marathon ist geschafft. 

Klar war er anstrengend, aber auch sehr schön. Ein abwechslungsreiches Streckenbild mit Dank der Fluss- und Deichquerungen auch ein paar Höhenmetern. Der Wind blies typisch norddeutsch frisch, der bisschen Regen gehört bei einem Herbstmarathon auch dazu. 

Die Zielverpflegung besteht aus Obst, Kuchen, Süßware und Brötchen. Zu trinken gibt es reichlich Schorle und alkoholfreies Bier. Das reicht vollkommen. Nach ein paar Smalltalks geht es nach dem Dinner Richtung Bahnhof. Ganz langsam! Aber schön, die Wege sind rund um die Veranstaltung nicht weit. Es ist nicht so viel Platz wie auf den Straßen anderer Großstädte, also ist ein gewisses Teilnehmerlimit auch darum gerechtfertigt. Doch über beständig 10 000 Teilnehmer würde man sich in Bremen sicher freuen.    

Gewonnen hat den Marathon Recep Arslan, was für einige Verwirrung sorgte. Er stand mit einer Startnummer für die 10 Kilometer Strecke am Start und hatte sich auch dafür angemeldet. Er ist aber regulär den Marathon gelaufen und für die verkehrte Anmeldung wurden sprachliche Verständigungsprobleme angeführt.


Marathon-Sieger

 

Platz 1 M    Recep Arslan    Running Team Ortenau    2:33:54
Platz 2 M    Tobis Jürchott    Bov IF Lob og motion    2:35:45
Platz 3 M    Brink Cortzee                    2:38:03

 

Platz 1 W    Tineke Kuphal                3:06:49
Platz 2 W    Jutta Baarlink    LC Nordhorn            3:08:08
Platz 3 W    Teresa Offenhäuser    SV Hepstedt – Breddorf    3:08:34

 

 

Informationen: swb-Marathon Bremen
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