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Laufberichte

Glück muss man haben

02.10.11

Fotos: Kay Spamer

 

Die Bremer gehören zu den glücklichsten Deutschen

 

Der Bremen Marathon belegte beim m4y-Voting den 3. Platz in Norddeutschland 2010. Und, wer hätte das gedacht: Die Norddeutschen sind laut einer erst kürzlich veröffentlichten Studie die glücklichsten Menschen der Republik.

In Bremen leben glückliche Menschen. Nur die Hamburger sind noch zufriedener. Wollten daher Esel, Hund, Katze und Hahn als Stadtmusikanten nach Bremen? Die Geschichte der Bremer Stadtmusikanten schreiben die Gebrüder Grimm irgendwann um 1819 nieder und dabei ist sie so aktuell wie eh und je. Die Gesellen waren ihren Arbeitgebern zu alt geworden und sollten, gemoppt, abgefunden, rausgeschmissen, outgesourcst werden. Auch heute haben viele Auswanderer ähnliche Beweggründe – nach dem Motto „etwas Besseres als den Tod finde ich überall“. Der Gedanke der Tiere, sie könnten in Bremen Stadtmusikanten werden, steht sinnbildlich für eine bessere soziale Qualität der Bremer Kultur aus der Sicht der Bevölkerung des Umlands.

Die Monotonie liegt dumpf vor unseren Augen: Ein langes Band aus Blech. Da kann die Musik im Autoradio auch noch so schön sein – die Autobahn wird nicht hübscher. Vielleicht hätten wir lieber über die Märchenstraße in Hanau bis zu deren Ende in Bremen fahren sollen. Langsam rollt unser Wagen ins Parkhaus in der Nähe der Startnummernausgabe des Swisshotel am Hillmansplatz. Schon auf dem Weg zu diesem Hotel entdecken wir das Käfermobil, welches für den Bremen Marathon wirbt.

 

„Schaffen schaffen unnen und boven, unnen un boven Schaffen!“

 

Mit diesem Ruf, mit dem früher die Seeleute auf Segelschiffen zum Essen gerufen wurden, beginnt das älteste Festmahl der Welt, einst ein Abschiedsessen der Reeder und Kaufleute für Kapitäne, die zum Ende des Winters wieder auf große Fahrt gingen. Der zeitliche Ablauf beim Schaffermahl ist minutiös geregelt, bis hin zum menschlichen Bedürfnis in den sogenannten „Raupipau“, den Rauch- und Pinkelpausen. Überaus reichlich ist das Mahl: Hühnersuppe, Stockfisch mit Senfsauce, Braunkohl mit Pinkel und vieles mehr. Erst seit 2008 ist der Begriff „Schaffermahlzeit“ offizielles und eingetragenes Markenzeichen. Schließlich ist es kein elitäres, sondern ein Freundschaftsessen. Auch wir folgen der Einladung zu unserem traditionellen Brudermal, der Pasta Party, ebenfalls seit Jahrzehnten immer am Tag vor einem Marathonlauf mit stets gleicher Speisefolge nur mit weniger Auswahl. Ihr wisst was es gibt:  Nudeln mit Tomatensoße und heute mit Erdinger Alkoholfrei. Auf unserer Besichtigungstour durch Bremen bin ich mit dem linken Fuß ins Glück getreten. Kein Spaß – schon gar nicht mit einem Nike Free. Wer diesen Schuh kennt, der weiß von was ich rede. Wie ist das eigentlich in diesem Fall mit dem Glück,  wenn man wo „reingetreten“ ist? Soll es an diesem Tag Glück bringen, am nächsten oder vielleicht am übernächsten? Heute auf jeden Fall nicht. Leider haben wir unsere Essensgutscheine im Hotel vergessen, und ohne Bon keine Pasta – Basta! Pech für uns – Glück für die Anderen.

Sonntagmorgen. Aus dem Radio quakt gerade der Wetterfrosch, der gar nicht hoch genug klettern kann und bis zum Mittag das allerbeste Hochsommerwetter verspricht. Kaufmannshäuser aus dem 18. und 19. Jahrhundert bilden eine anregend-schöne Kulisse. Auf den Domtreppen wimmelt es von Läuferinnen und Läufern. Auch wir haben noch Zeit und möchten uns seligen Beistand holen. - Nein stimmt nicht. Eigentlich wollten wir noch schnell die Kirchenmaus suchen. Sie wurde von einem Handwerker vor fast 800 Jahren im Altarraum verewigt. Leider kommen wir an dem Kirchendiener oder neudeutsch Kirchentürsteher nicht vorbei. Sie sind schlecht gelaunt und sprechen das Wort zum Sonntag. „Wir Läufer sollen die Treppe freimachen, schließlich wäre ja bald Gottesdienst“.  Bei so viel „Freundlichkeit“ dürfen die sich nicht wundern, dass der Marathon mehr Zuspruch hat als ein Gottesdienst an Weihnachten. Wenn es schon nicht mit dem kirchlichen Zuspruch klappt, so vielleicht bei den Bremer Stadtmusikanten. Auch Roland blickt mit einem geheimnisvollen Lächeln auf den Dom.

 

Auch Roland hatte Glück

 

6 Meter ist er groß, der Roland, Sinnbild von Gerichtsbarkeit und Stadtfreiheit. Er wacht seit 1404 über den Marktplatz der Hansestadt und heute über die insgesamt über 5000 Athleten. Er symbolisiert städtische Bürgerfreiheit und wehrhafte Wachsamkeit. Doch schon viel früher hatten die Bremer Bürger einen hölzernen Roland als Provokation für die Erzbischöfe errichtet. Diese ließen das Holzdenkmal 1366 niederbrennen. 40 Jahre später wurde das heutige Denkmal errichtet. Im Volksmund heißt es: Solange der Roland steht, bleibt Bremen eine freie Stadt. Sollte er einmal zerstört werden, so blieben 24 Stunden, um ihn wieder aufzubauen. Im 2.Weltkrieg wurde er deshalb komplett eingemauert und überstand so die vielen Bombenangriffe auf Bremen. Ein weiterer interessanter Fakt ist, dass der Abstand zwischen den Knie-Spitzen des Rolands 55 cm beträgt. Dieses Maß entsprach einer Bremer Elle und so wurden die Knie des Rolands früher von Bürgern und Händlern zum Abmessen von Waren verwendet.

Wir drehen noch eine Runde ums Rathaus. Prachtvoll ist das Rathaus mit der Weserrenaissance-Fassade und wir schlängeln uns durch die Läufermassen bis zur Westseite, um noch schnell den Esel an den Vorderbeinen zu fassen. Das Bronzedenkmal der Bremer Stadtmusikanten wurde 1953 von Gerhard Marcks geschaffen. Eine Legende besagt, dass Wünsche in Erfüllung gehen, wenn man den Esel mit beiden Händen um die Vorderbeine fasst. Wichtig ist, nicht nur mit einer Hand ein Bein zu greifen, denn dann "gibt ein Esel dem anderen die Hand". Auf diese Idee kommen eine Menge Läufer vor uns auch. So, nun dürfte heute ja wohl  nichts mehr schief gehen. Beglückt begeben wir uns zum Start, wo sich heute über 1000 Marathonläufer beim Markt der Möglichkeiten präsentieren werden.

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Informationen: Bremen Marathon
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