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Laufberichte

Malta Challenge Marathon - Bericht und Bilder

30.11.14 Special Event
 

Nicht überall wo "Marathon" drauf steht, ist "Marathon" drin. Jedenfalls nicht so, wie wir uns das vorstellen. Beim Malta International Challenge Marathon zum Beispiel wird die Marathondistanz von 42,195 km in drei Tagesetappen zurückgelegt. Für manchen vielleicht genau richtig, um ein Gefühl für die Distanz zu bekommen. Oder um einfach nur in einer fremden Umgebung zu laufen, Spaß und dabei auch noch Zeit zu haben, Land und Leute kennenzulernen. Für Anton Gründe genug, die kleine Insel Malta einmal zu besuchen (Red.)

 

„Good jum mid malta“

 

Den langen, kalten Tagen entfliehen? Den Nebel satt haben? Kultur tanken? Und nebenbei gastfreundliche Menschen kennenlernen? Und vielleicht sich noch sportlich messen wollen? Nichts leichter als das, denn schon seit 24 Jahren findet in Malta die Marathon Challenge statt. Ich habe es ausprobiert und bin voll begeistert.

420.000 Einwohner hat Malta. Sie  verteilen sich auf die Inseln Malta und Gozo. Es gibt noch einige kleinere Inseln, wie z. B.  Comino auf halben Weg von Malta und Gozo, da wohnt aber nur eine einzige Familie, wie ich erfahre. Der Name Malta bedeutet Zufluchtsort. Wenn man die geografische Lage sich anschaut, dann weiß man schon warum. Der seit 1964 unabhängige Staat liegt in mittelbarer Nähe zu Sizilien (80 Kilometer), dem libyschem Al Khums (350 Kilometer), zu Tunesien (Cap Bon, 285 Kilometer) sowie zur Insel Lampedusa (150 Kilometer).

Malta hat eine Größe von 320 Quadratkilometer, ist daher mit 1300 Menschen pro Quadratkilometer sehr dicht besiedelt. Dichter besiedelt sind nur Monaco, Singapur und Vatikanstadt. Seit 2004 ist Malta in der EU und seit 2008 kann man mit Euro bezahlen. Wer  von euch hat schon ein maltesisches Euro oder Cent-Stück in der Hand gehabt? Viele dürften es nicht sein. Ach ja, weit weg von Deutschland, Österreich und Schweiz ist Malta nicht entfernt, denn mit zwei bis drei Stunden Flugzeit bist du auf dem Malta International Airport. Über drei Millionen Passagiere werden hier abgefertigt und es gibt fast tägliche Verbindungen nach Frankfurt, München, Düsseldorf, Stuttgart, Hamburg, Wien und Zürich.

Auf den Inseln wird maltesisch gesprochen, eine Sprache, die sich aus semitischen Wurzeln (arabischer Dialekt) entwickelt hat und vom Italienischen, Spanischen, Französischen und Englischen beeinflusst ist. Die Malteser sind sehr geduldig, wenn einer so wie ich daherkommt, dessen englischer Wortschatz fast verkümmert ist. Viele kommen hier her, um ihre Englischkenntnisse zu optimieren. Ich eher zum Laufen und Schauen.

Die Ausgabe der Startunterlagen findet im Hauptquartier des Dolmen Resort Hotels in Qawra zu festgelegten Zeiten statt. Der Gründer, Präsident und Race Director Barry Whitmore erwartet mich bereits. Zwei Startnummern (eine vorne, die andere am Rücken), Shirt, Laufsocken, dazu eine Tasche mit Getränken, ein Poster der Veranstaltung sowie eine Akkreditierung wird ausgehändigt. Für das ärztliche Attest bzw. für die Bestätigung eines nächsten Verwandten, dass du für die Rennen befähigt bist, interessiert sich bei mir niemand. Barry zeigt mir die Medaille, die alle Finisher erhalten werden. Ein schweres Teil. Ein kleiner Spaziergang in der Umgebung des Hotels beschließt bei mir den Anreisetag.

 

Ausflug auf die Insel Gozo

 

Mit 67 Quadratkilometern ist Gozo (maltesisch: Ghawdex) die zweitgrößte Insel, auf der rund 30.000 Menschen leben. Von der Hauptinsel Malta ist sie sechs Kilometer entfernt und mittels einer regelmäßigen Fährverbindung zwischen Cirkewwa und Mgarr (Gozo) zu erreichen.

Erster Anlaufpunkt ist der Ggantija-Tempel (Giants' Tower), der von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt wurde. Das rund 5.800 Jahre alte Bauwerk besteht aus zwei zusammengebauten Tempeln. Die Außenmauer ist rund sechs Meter hoch und besteht aus Kalksandstein, dem bevorzugten Baustoff auf den Inseln. Ursprünglich waren die Kultstätten überdacht. Man kann sich kaum vorstellen, mit welcher Kraft und mit welchen Mitteln der Tempel seinerzeit erbaut wurde. Der Legende war es eine Riesin, die nur eine Nacht dafür brauchte.

Ein Must-See auf der Gozo-Tour ist zweifelsohne die Calypso Cave (Calypso-Grotte). Odysseus soll hier sieben Jahre bei der Nymphe Calypso gelebt haben. Die Grotte ist für Besichtigungen mittlerweile gesperrt. Man kann noch die Treppe sehen, die steil nach unten hinabführt.

Victoria, auch Victoria Rabat genannt, ist Hauptstadt von Gozo mit gut 6.000 Einwohner. Zu dem Namen Victoria kam es, als Queen Victoria 1887 diamantenes Thronjubiläum feierte und der Bischof von Gozo, Pietro Pace, eine Namensänderung und die Verleihung der Stadtrechte beantragte.

Die Stadt liegt in der Mitte der Insel, alle Straßen sind nach ihr ausgerichtet. So gibt es keine Ringstraße an der Küste. Auf meinem Besichtigungsprogramm steht die Kathedrale Santa Marija (Maria Himmelfahrt), die ab 1697 innerhalb der Zitadelle auf der Stelle eines römischen Tempels erbaut wurde.

Von den Mauern der Zitadelle (Cittadella) bietet sich ein gigantischer Ausblick auf Victoria und das Umland. Zur Zeit des römischen Reiches stand hier eine Akropolis. Die erstmals 1241 erwähnte Burg wurde im 16. Jahrhundert von den Johannitern verstärkt und ausgebaut.

Ein kleines Fischerdorf ist Marsalforn, Gelegenheit zur Einkehr in einem der kleinen Restaurants. Der Ort lebt heutzutage von den Touristen. Apostel Paulus soll hier gestrandet sein und seine Reise nach Sizilien und Rom begonnen haben. Die Dorfkirche wurde ihm geweiht. In der Umgebung des Ortes steht auf einer Anhöhe die Statue Tas-Salvatur, die nach dem Vorbild der Erlöserstatue auf dem Zuckerhut in Rio de Janeiro errichtet wurde.

Das Azure Window (Tieqa Zerga), das „blaue Fenster“, sollte man auf jeden Fall auch besichtigen. Das Felsentor ist 20 Meter hoch und 100 Meter breit und besteht aus Korallenkalk. Auf der anderen Seite des Azure Window liegt der Fungus Rock (Il-Gebla tal-General), ein 65 Meter hoher Felsblock, der von der Brandung umspült wird.

Zurück im Hotel unternehme ich eine Joggingrunde, die mich bis zur St. Pauls-Bay führt.

 

Lauf 1: Mdina, vor dem Start

 

Heute beginnt die Challenge, die für manchen vielleicht der Einstieg in die klassischen 42,195 Kilometer werden könnte. An drei Tagen muss für die Gesamtwertung gestartet und auch gefinisht werden. Sechs, elf und 25 Kilometer, in dieser Reihenfolge wird die Marathondistanz aufgeteilt. Und das Praktische: Du lernst nebenbei noch Land und Leute kennen, denn es wird an drei verschiedenen Orten gestartet. Die finale Strecke verläuft one-way.

Ein großer Vorteil ist es, wenn man die Unterkunft im Hauptquartier gewählt hat. Denn von hier geht der Bustransfer für die Teilnehmer ab. Ausländischen Teilnehmer sind in der Minderheit, meist sind es Einheimische, die auf der Startliste stehen.  Mit rund 150 Teilnehmern ist man noch lange nicht ausgelastet. Zwei Stunden vor dem Start um 13.00 Uhr geht der Bus ab. Die meisten Ausländer sind Holländer, einige Briten sind dabei und einer hält die deutsche Fahne hoch: Ich!

Nach einer runden halben Stunde steigen wir am Mdina Garden aus. Noch im Bus wird uns Start und Ziel gezeigt. Wir können die Klamotten im Bus belassen, die Bewachung ist garantiert. Ich habe Zeit, mich während des Aufwärmens umzusehen.

Mdina  ist die alte Hauptstadt von Malta und zählt heute 250 Einwohner. Erste Bebauungsspuren gehen weit in die Bronzezeit zurück. Der Ort wurde auf dem Dingli-Plateau errichtet, von wo aus das Gelände weit einsehbar ist. Die Araber gaben dem Ort um das Jahr 870 den heutigen Namen Mdina, der übersetzt „von Mauern umgebene Stadt“ bedeutet. Direkt mit Mdina ist Rabat (11.000 Einwohner) verwachsen, den Übergang kann man hier am Graben vor der Stadtmauer erkennen.

15 Minuten vor dem Start hat man sich an der Startlinie einzufinden, die erst in den letzten Minuten markiert wurde. Wo die Strecke entlang führt, konnte ich während meiner Erkundung nicht herausfinden. Das ist aber kein Problem, ich muss ja nicht vorneweg laufen.

 
 

 
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