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Laufberichte

Runtalya extrem - der 6. Antalya Marathon 2011

06.03.11

Fotos: Klaus Duwe

Die Türkei ist ein wundervolles Land: grandiose Landschaften, freundliche Menschen, traumhafte Küsten. Kein Teil unserer Erde hat Kulturschätze so vieler Hochkulturen und in solcher Fülle zu bieten wie der kleinasiatische Raum. Schon vor über 25 Jahren reiste ich mit dem Rucksack, das bereits damals bestens organisierte Busnetz nutzend, bis in die hintersten Winkel des Landes und bin seitdem immer wieder gekommen.

Betrachtet man die Türkei unter dem Blickwinkel des Laufsports, konkret des Marathons, muss man allerdings feststellen, dass das Land eher in die Kategorie „terra incognita“ fällt. Lange Zeit war der Eurasia-Marathon in Istanbul das einzige Marathon-Event  in der Türkei. In der öffentlichen Wahrnehmung der europäischen Läufer ist selbst diese Veranstaltung aber nie über einen Exotenstatus hinaus gekommen. Ganz generell ist der Laufsport im Bewusstsein der Türken bislang kaum präsent – es sei denn, es ist ein Lederball mit von der Partie.

Es bedurfte schon einer gewissen Vision und des unternehmerischen Wagemuts eines Vural Öger, einst Patron des erfolgreichen Hamburger Reiseveranstalters ÖGER-Tours, einen weiteren Marathon in der Marathon-Wüste Türkei zu initiieren und mittlerweile zu institutionalisieren.

Dass die Veranstaltung in Antalya beheimatet ist, ist natürlich kein Zufall, sondern Kalkül. Dieser Standort sichert internationale Beachtung, insbesondere der ebenso reise- wie lauffreudigen Deutschen. Denn ohne Zweifel hat sich die türkische Südküste rund um Antalya – das schließt die Regionen Kemer, Belek und Side ein – zu einem der Lieblingsreviere deutscher Urlauber gemausert. Die zeitlich flexible Generation 60+ hat sich die Region im tristen deutschen Winter unübersehbar als „Rentners paradise“ auserkoren. Und ÖGER ist hier als Reiseveranstalter omnipräsente Nummer Eins.

Unternehmerisch betrachtet schlägt ÖGER mit seinem Konzept quasi zwei Fliegen mit einer Klappe: Die Laufenthusiasten buchen zumeist gleich ein ÖGER-betreutes Hotel, um zum Marathon zu kommen, und für diejenigen, die ohnehin gerne an der Südküste Urlaub machen, bietet der ÖGER-Lauf ein zusätzliches Highlight, erst recht zu kommen. Sinnig ist auch der Termin Anfang März: Denn da ist es an der türkischen Südküste schon angenehm warm, während wir in Deutschland, wieder einmal den langen Winter verwünschend, häufig noch Scheiben kratzen und Schnee schippen dürfen. Zudem ist marathonisch in Mitteleuropa noch off season, also kaum Konkurrenz.

„Runtalya“ wird das Laufevent genannt, und da haben sich die Werbestrategen ein richtig gelungenes Wortspiel erdacht. An die 7.000 sind es, die dieser Event mittlerweile mobilisiert. Und von Jahr zu Jahr werden es mehr. Eine stolze Zahl. Dennoch eine Zahl, die man marathonisch betrachtet etwas zurechtrücken muss. Denn davon entfallen mehr als die Hälfte auf den 4 km langen Fun Run, der ohne Zeitmessung und kostenlos, aber zumindest mit offizieller Startnummer durch die Innenstadt Antalyas führt. Immerhin ist dies eine ideale Gelegenheit, läuferisch die Lust auf mehr zu wecken. Etwa 3.200 Teilnehmer verteilen sich 2011 auf die drei Distanzen 10 km, Halbmarathon und Marathon. So viele waren es noch nie.

Krösus und über die Jahre hinweg der Wachstumsmotor ist hierbei der Halbmarathon. Allein 1.450 sind es, die sich 2011 für den „Halben“ entscheiden. Der größere Teil des Rests ist über 10 km unterwegs. Und der Rest vom Rest? Das sind die Unentwegten, die sich auf die Königsdistanz über 42,2 km wagen. Immerhin sind das nach knapp 400 im Vorjahr in diesem Jahr über 600 – das ist Melderekord. Und: Auch die Marathonminderheit profitiert von den anderen Läufen: durch zusätzliche Zuschauer, mehr Stimmung, vor allem auch im Ziel, das für alle Läufe das Atatürk Stadion ist. 

Im Nationenranking der Ausländer sind die Deutschen, zumindest was die Zahl der Teilnehmer anbetrifft, in Antalya schon fast von erdrückender Dominanz. Die Hauptläufe weisen eine Germanisierungsquote auf, wie sie, außer vielleicht auf Mallorca, bei keinem anderen Auslandsmarathon erreicht wird.

 

Warm up im Shopping Center

 

Zur Startnummernausgabe und Marathonmesse wird am Freitag und Samstag vor dem Lauf in die Hallen des Migros Shopping Center geladen, dem mit über 120 Geschäften größten Konsumtempel der Stadt. In die Messe integriert ist die Pastaparty. Eigentlich hatte ich geplant, mich mit diesem Vorprogramm nach meiner Anreise am Samstag auf das Laufevent einzustimmen. Eigentlich. Aber da hatte ich die Rechnung ohne den Reiseveranstalter FTI gemacht. Denn der verlegte kommentarlos meinen Hinflug einfach mal so um 13 Stunden – nach hinten. Und dann hat der Flug auch noch Verspätung. Die Folge: Ankunft in Antalya am Sonntag, 2:30 Uhr, Check in im Hotel: 4:00 Uhr. Zum Glück ist die Startnummernabholung in Antalya auch noch unmittelbar am Start möglich. Und noch mehr Glück ist für mich, dass Klaus Duwe als weiterer m4y-Vertreter mir die Startunterlagen direkt zum Start mitbringen kann. Nur mit dem fehlenden Schlaf muss ich ganz alleine klar kommen.  

 

“Wasser satt” am Start

 

Um 5 Uhr lege ich mich hin, um 6:15 Uhr jagt mich der Wecker schon wieder aus dem kaum gefundenen Schlaf. Der Marathon fordert eben seine Opfer. Immerhin bekomme ich dank 24-Stunden-Service selbst um diese Zeit im „Royal Wings“, meinem Domizil in Lara Beach, ein kleines Frühstück. Vom Nachbarhotel „Sherwood Breezes“, einem der offiziellen ÖGER-Marathon-Hotels, kann ich den ÖGER-Shuttlebus zum Startgelände nehmen. An dieser Stelle sei nochmals dem hilfsbereiten Team von ÖGER-Tours und ganz speziell Hülya Mumcu ganz herzlich gedankt, die mir diesen Transfer auch als Nicht-ÖGERianer ermöglicht hat.

Nur bei der Organisation des Wetters muss bei ÖGER wohl etwas nicht ganz geklappt haben: Eine steife Brise umweht uns an diesem trüben Morgen, am östlichen Horizont türmen sich bedrohlich dunkle Wolken. Und tatsächlich: Kaum sind wir ein paar Kilometer unterwegs, entlädt der Himmel seine feuchte Last - schlagartig und unerbittlich. Wie begossene Pudel schauen wir schon jetzt aus dem Busfenster und ahnen Arges.

Start für alle Läufe ist auf der verkehrsgesperrten Konyaalti Caddesi, gleich vor Antalyas hochrangigstem Museum, dem Antalya Arkeoloji Müzesi. Das palmengesäumte Startareal liegt sehr schön und erhöht über dem Atatürk Park am Meer. Doch die meisten haben weniger Sinn für den Meeres- als mehr für den Himmelsblick. Immerhin gönnt uns Petrus eine kurze Verschnaufpause, als mein Bus das Startgelände erreicht. Musik schallt durch die Luft und vertreibt die letzte Morgenmüdigkeit – mit Sicherheit auch die  der Anwohner. Ein gut gelaunter Startmoderator versprüht vielsprachig seine Infos, emsig wieseln die Läufer umher. Vor dem Museum treffe ich Klaus, der die Insignien meiner Startberechtigung, also die Startnummer, schon bereit hält.

Der nächste Wolkenbruch beendet die Emsigkeit und löst wilde Flucht unter alles, was Schutz vor dem himmlischen Fluten bietet, aus. Zum Glück wird der Vorraum des Museums geöffnet. Das entspannt die Lage; ein gewisses Sardinendosenfeeling lässt sich dennoch nicht verleugnen. Nichtsdestotrotz: Der Stimmung unter den Läufern tut dies keinerlei Abbruch. Mehr amüsiert als sorgenvoll stellen sie sich darauf ein, dass der Antalya Marathon heute wohl etwas anders als üblich ablaufen wird.

Um 8:45 Uhr nutzen wir die nächste Regenpause, uns vor dem Startbanner zu formieren. Zunächst einmal sind die Marathonis und 10 km-Läufer dran. Die Starter des Fun Run und Halbmarathonläufer haben noch bis 10 Uhr bzw. 10:30 Uhr Zeit.

 
 

Informationen: RUNATOLIA Antalya Marathon
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