Zuerst geht es durch ein Zuschauerspalier über die breite Kruppallee und schon nach der ersten Kurve haben wir Kilometer 1 erreicht. Meine Uhr zeigt 6:30. Am Straßenrand haben sich Gruppen und Grüppchen gebildet und feuern die Läufer an. Auch aus den Fenstern der Anlieger gibt es immer wieder Beifall. Wir laufen Richtung Innenstadt und passieren bald das Theater. Hier gibt es aus großen Lautsprechern mal klassische Musik. Als nächstes sehen wir das City-Palais mit Spielcasino. Hier trennt sich die Marathon- von der Halbmarathonstrecke.
Bei Kilometer 5 kommt der erste Versorgungspunkt und ich nehme einen Becher Wasser. Insgesamt ist mit 18 Verpflegungsständen auch bei hohen Temperaturen die Versorgung der Läufer sichergestellt.
Jetzt geht es über die Ruhr in den Hafen. Der Innenhafen hat sich in den letzten Jahren total gewandelt und ist immer mehr zur Szene mit Gastronomie und Erlebniswelten geworden. Wo früher die schweren Schlepper lagen, ankern nun Segelboote und aus den Speicherhallen sind chice Restaurants geworden. Hier pulsiert abends und am Wochenende die Vergnügungswelt. Natürlich haben sich auch etliche Firmen mit ihren Büros in den entsprechenden Glaspalästen niedergelassen. Ja, auch Duisburg ist beim Strukturwandel dabei.
Weiter geht es in das eigentliche Hafengelände und hier sind wir Läufer wieder unter uns. Der „Duisport“ ist der größte Binnenhafen Europas, aber heute am Sonntag ist es auch hier ruhig. Bei Kilometer 10 verlassen wir das Hafengelände und werden an einem Kreisverkehr lautstark empfangen. Hier gibt es auch wieder eine Sambaband welche mit flotten Rhythmen anfeuert. Insgesamt sind 18 Sambapunkte an der Strecke, an denen Trommlergruppen und Sambabands die Läufer unterstützen. Deshalb nennt sich der Marathon in Duisburg auch zu Recht gerne „Sambamarathon“.
Wir erreichen jetzt den Stadtteil Meiderich und damit die Heimat des MSV Duisburg. Ralf Heesen schließt zu mir auf und er erzählt mir, dass er heute besser vorbereitet ist als im letzten Jahr in Essen. Hier will er heute die 4 Stundenmarke knacken und das wird ihm auch locker gelingen. Schon bald geht es mit der Friedrich-Ebert-Brücke über den Rhein. Von der Brücke haben wir einen tollen Überblick über das Duisburger Industriepanorama. Aber hier oben spürt man auch deutlich den Wind. Natürlich kommt er mal wieder von vorn.
Auf der anderen Rheinseite erreichen wir den Stadtteil Homberg. Hier hat der Werbering wieder ein Stadtteilfest organisiert und es geht entsprechend laut zu. Ein Moderator stellt die Läufer vor und die Zuschauer üben anscheinend schon für die Fußball-WM. Eine Sambaband ist natürlich auch wieder dabei und Kinder strecken ihre Hände zum Abklatschen aus.
Weiter geht es nun am Rheinufer und schon erreicht man die Halbmarathonmarke. Die Zeiterfassungsmatten halten die Zwischenzeit fest und meine Uhr zeigt 2:00 Stunden. Das Wetter ist bei stark bewölktem Himmel nicht zuschauerfreundlich aber es haben sich insgesamt doch wieder geschätzte 60.000 Zuschauer eingefunden. Die Läufer sind mit dem Wetter ganz zufrieden. Letztes Wochenende wäre es schwerer gewesen hier zu laufen.
Jetzt überholen schon einmal einige Staffelläufer, welche 20 Minuten nach uns gestartet sind. 71 Staffeln sind heute dabei, sie teilen sich zu viert die Strecke. In diesem Jahr wird zum zweiten Mal der Staffellauf angeboten, aber so richtig wird dieses Angebot noch nicht angenommen.
Über die Deich- und Rheinstraße geht es nun zum nächsten Verpflegungspunkt bei KM 25 in Rheinhausen. Hier kann man nochmals Kraft tanken für den nächsten Brückenanstieg, denn über die „Brücke der Solidarität“ geht es wieder über den Rhein nach Hochfeld. Auf der breiten Düsseldorfer Straße laufen wir fast bis zum Start zurück. Bei Kilometer 29 steht dann auch meine Frau mit der Bergheider Fangruppe. Sie brauchten nur knapp einen Kilometer zu laufen, um vom Wedaustadion hierher zu kommen. Ich kann sie schon von weitem sehen und hören, denn sie haben sich mit Trillerpfeifen und Rasseln ausgerüstet. Mit meinem Aussehen sind sie zufrieden und nach den obligatorischen Fotos geht es für mich auf die restlichen 13 KM.
Der Regen wird leider doch stärker, ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, wo sowieso schon die Psyche gefordert wird. Was lese ich da auf einem Trikot vor mir? „Weiter, weiter ins Verderben, wir laufen weiter bis wir sterben“. Aha, den Spruch kannte ich bisher nicht.
Über den Stadtteil Wannheimerort erreichen wir Buchholz und dort wird wieder ein großes Bürgerfest ausgerichtet. Entsprechend dicht sind die Zuschauerreihen und viele versuchen bekannte Gesichter in der Läufermenge zu erkennen. Auch die verschiedenen Vereinstrikots der Umgebung sind hier bekannt und werden mit entsprechendem Hallo begrüßt. Die Abstände zwischen den Verpflegungsstellen werden kürzer und die Anwohner haben teilweise in Eigenregie noch zusätzliche eingerichtet. Mein Kilometerschnitt liegt jetzt auch über 6 Minuten.
In Großenbaum feuert uns dann noch Michel Descombes als Monsieur France an. Den lustigen Franzosen hatte ich schon beim Start in seiner unverkennbaren Aufmachung entdeckt. Er ist ja auch bei vielen Laufveranstaltungen dabei.
Die lange Großenbaumer Allee fordert jetzt nochmals eine Kraftanstrengung auf den letzten 3 KM. Schon seit einiger Zeit kann ich erschöpfte und enttäuschte Läufer überholen und bald wird dann der letzte Kilometer angezeigt. Die MSV Arena taucht auf und die Zuschauerreihen werden dichter. Durch das Marathontor geht es bei fetziger Musik und Discoflackern ins Stadion. Hurra, es ist wieder einmal geschafft. Ich winke zur Tribüne hoch und erkenne meine Fans. Über die große Videoleinwand können sie meinen Zieleinlauf verfolgen.
Nach 4:10:15 bin ich im Ziel und kann mich über Platz 15 in meiner Altersklasse freuen. Ich erhalte meine Medaille und eine Warmhaltefolie. Die Damen erhalten noch zusätzlich eine rote Rose.
Zur Unterhaltung der Zuschauer landen noch Fallschirmspringer im Stadion. Bei diesem Wetter nicht ganz einfach. Aber alle erreichen unversehrt ihr Ziel.
Nun kann ich mich erst einmal wieder versorgen und ein wenig die Atmosphäre genießen. Doch leider geht jetzt wieder ein kräftiger Regenguss hernieder. Peter und Reinhard haben auf mich gewartet und wir tauschen unsere Erlebnisse von der Strecke aus. Langsam verlassen wir dann das Stadion und erhalten noch unsere Finishershirts. Wer möchte, kann ein Pils der heimischen Brauerei bekommen.
Vor dem Stadion erwartet uns der Fanclub. Bernd und Dieter sind ebenfalls gut ins Halbmarathonziel gekommen und Bernd hat sogar Platz 4 in seiner Altersklasse erreicht.
Marathonsieger wurde heute übrigens Magnus Kreth vom ASV Duisburg in 2:29:43 und die Siegerin heißt Antje Möller ebenfalls vom ASV in 2:58:37.
Auf das Regenerationsschwimmen verzichten wir dann und machen uns im strömenden Regen lieber auf den kurzen Heimweg.
Marathonsieger
Männer
1 Kreth, Magnus (DEU) ASV Duisburg 02:29:43
2 Velten, Sascha (DEU) SV Neukirchen-Hülchrath 02:32:23
3 Jäkel, Robert (DEU) TuS Lintorf 02:34:44
Frauen
1 Möller, Antje (DEU) ASV Duisburg 02:58:41
2 Krämer, Sabrina (GER) LC Duisburg 02:58:48
3 Röther, Claudia (DEU) Turbo-Schnecken Lüdenscheid 02:58:49