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Laufberichte

Von Vorarlberg nach Tirol

 

Der 15. Montafon Arlberg Marathon steht an, ein Jubiläum. Und bei mir ist nach 2003, 2004, 2006 und 2013 auch schon das fünfte Mal, dass ich von Vorarlberg nach Tirol laufen werde. Meine beste Zeit will ich gerne weitergeben, das war bei der Erstausgabe, wo ich, wahrscheinlich im Tran, eine 4.04 Stunden gelaufen und damit auf dem AK-Stockerl gelandet bin. Diese Zeithektik habe ich längst abgelegt, auch wenn mir das nicht jeder glaubt. Ich sage immer, Marathon läuft man nur ein- oder zwei Mal im Jahr schnell. Wer immer nur Vollgas gibt, der kriegt irgendwann die Quittung.

St. Anton am Arlberg, wie es richtig heißt, ist nicht nur mit dem Auto, sondern auch gut mit der Bahn erreichbar (Halt für die meisten Fernzüge). Wer da aus Deutschland frühzeitig bucht, kann günstig fahren. Wer mit dem Auto anreist, muss aufpassen: Es gibt noch ein St. Anton im Montafon und das ist gar nicht so weit weg vom Startort Silbertal. Es ist auch zweckmäßiger, am Arlberg zu wohnen, denn da bist du nach deinem Lauf mobiler. Du musst halt am Lauftag recht früh aus der Koje, denn die Busse zum Start fahren bereits um 06.00 Uhr am Bahnhof ab. Ein Transfer ist nach der Siegerehrung nach Silbertal auch eingerichtet.

 

 

Nach meiner Ankunft in St. Anton beziehe ich meine Unterkunft unweit des Zieles und bin bei der Frau Wirtin heuer mein ersten Sommergast. Sie hat nämlich gerade an diesem Wochenende wieder geöffnet. Betten findest du im Sommer in allen Preisklassen zuhauf. Im Winter schaut es dagegen anders aus. Rund eine Million Übernachtungen teilen sich auf knapp 2500 Einwohner auf, ein imposantes Verhältnis. Die meisten Urlauber kommen natürlich nur wegen dem Wintersport.

1275 wurde der Ort noch als Vallis taberna bezeichnet. Weitere Namen waren Stanzertal (so heißt auch heute noch das Tal der Rosanna zwischen St. Anton und Landeck), St. Jakob und Nasserein. Erst 1927 nannte sich die Gemeinde in den heutigen Namen um. Die Lage am Arlberg mit Pass, Übergang und Tunnel waren Faktoren, die die Gegend beeinflusst haben: Salztransporte, militärische Interesse, der wirtschaftliche Aufschwung sind nur ein paar Stichworte hierfür.

Erste Touristen kamen nach der Fertigstellung des Arlbergtunnel und der Arlbergbahn im Jahr 1884 hierher. Der zunehmende motorisierte Individualverkehr sorgte dann dafür, dass das nächste Projekt, der Arlberg-Straßentunnel in Verbindung mit der Arlberg-Schnellstraße, angegangen wurde. 1978 wurde der Tunnel eröffnet, der Verkehr musste sich nicht mehr durch die Dorfstraße quälen.

 

Silbertal, vor dem Start

 

Der Start des Laufes ist in Silbertal. So heißt nicht nur der Ort, sondern auch das Tal im Montafon, ein Seitental des Ill (der gern gesuchte Rheinnebenfluss mit drei Buchstaben). Silbertal liegt auf knapp 900 Meter Seehöhe und hat knapp 900 Einwohner. Der Ortsname deutet auf früheren Silber- und Kupferbergbau hin. Heute rentiert sich das längst nicht mehr und Urlauber sorgen für das Auskommen der Bewohner.

Kurz nach 07.00 Uhr haben uns die routinierten Busfahrer über den Arlbergpass hierher nach Vorarlberg geschafft. Petrus scheint heute nicht guter Laune zu sein, denn nach der Hitze in der vergangenen Woche haben wir mit kühleren Temperaturen zu kämpfen. Obwohl, bei meiner Premiere im Jahr 2003, mussten alle Teilnehmer elenden Durst erleiden, denn in St. Anton auf 1300 Meter war die Temperatursäule auf über 30 Grad gestiegen. Heute werden wir auf dem Übergang am Silbertaler Winterjöchli kaum zehn Grad haben.

 

 

Nach einer Stunde Fahrzeit steigen wir am Feuerwehrhaus aus. Dort findet die Ausgabe der Startnummern statt. Während wir noch die Nummern zugereicht bekommen, gilt für den Rest Selbstbedienung. Wer will, kann sich mit Prospekten und Infomaterial versorgen. Neben einigen Probecremes warten auch noch Landjäger auf Abnehmer. Eine gute Idee gegen den Hungerast jenseits des Kilometer 30. Aber dafür müsste man die Wurst über den Pass tragen. Ich packe mir sie lieber zu meiner Wechselkleidung, die nach St. Anton zurückgefahren wird.

Was ich nicht abgeben werde, ist die Goretex-Jacke, die werde ich mir um die Hüfte binden und mitnehmen. So bin ich vor kaltem Wind und mehr Niederschlag als jetzt gut gerüstet. Außerdem wiegt das Ding fast nichts.

Umkleiden kann man sich in neben anliegenden Sportheim. Überrascht bin ich jedoch über die starke Beteiligung der Kinder (über 100), die hier auf spielerische Weise an das Traillaufen herangeführt werden. Der Montafon Arlberg Trail über 33 Kilometer, erst vor ein, zwei Jahren mit ins Programm aufgenommen, hat 200 Teilnehmer motivieren können. Ausdauernde Neulinge im Trail, für die ein Bergmarathon vielleicht zu schwer ist, können hier höhere Weihen bekommen. Für die geht der Streckenverlauf ohne Anfangsschleife in Silbertal und ohne Abstecher in den Sattelwald direkt nach St. Anton. Dieser Bewerb ist zahlenmäßig ein wenig stärker als der Marathon mit seinen knapp 190 angetretenen Läufern.

Perfekt gelöst sind die beiden Starts. Der T33 wird um 08.00 Uhr nach den üblichen Informationen und Grußworten losgeschickt. Die brauchen nicht so streng auf die Uhr schauen, denn bis zum Zielschluss um 17.00 Uhr haben sie für die 33 Kilometer und 1190 positiven Höhenmeter neun Stunden Zeit. Das kann man auch noch im flotten Wanderschritt hinbringen. Für die Marathonis (Start um 08.30 Uhr) warten neben den 42 Kilometern auch noch 1600 Höhenmeter. Wem die beiden Strecken noch zu lange ist, der kann in St. Anton beim Panoramatrail über 16 Kilometer (400 Höhenmeter) teilnehmen. Knapp 100 Läufer gehen da an den Start.

49 EUR kostet der Marathon bei frühzeitiger Nennung und neben Medaille und Urkunde kann man noch auf die Pastaparty im Silbertaler Vereinshaus geben. Duschen kann man in St. Anton im ARLBERG-well.com. Ach ja, ein Finishergeschenk wird es auch noch geben, heuer ein schönes Badetuch.

 

Eine Runde durch Silbertal

 

Pünktlich werden wir mit einem Schuss auf die Strecke losgelassen. Hier ist es anders als bei einem üblichen Bergmarathon, du läufst erst einmal talauswärts. Zwischen Feuerwehrhaus und Ortsmitte haben sich viele Einwohner, Touristen und Laufangehörige versammelt, sie klatschen mit Begeisterung. Viele Kinder sind darunter, die auf ihre Starts (ab 09.00 Uhr) warten. Wir verlassen den Ort und laufen noch ein Stückchen weiter auf der Hauptstraße. Nach rund zwei Kilometer biegen wir links ab, wir überqueren die Litz. Auf der linken Flussseite geht es bergan und taleinwärts. Rund 18 Kilometer wird unser Weg ansteigen, von 840 Meter bis rund 1950 Meter im Bereich des Langen Sees. Aber keine Angst, steilere Rampen wechseln sich mit geraden oder sanft steigenden Wegstücken ab. Was nicht gelaufen werden kann oder mag, der marschiert halt ein Stück. Da kann es jeder halten, wie er mag.

 

 

Anfangs laufen wir durch ein Sägewerk, später an der Talstation der Kapellbahn vorbei. Dann geht es wieder ins Zentrum mit der Pfarrkirche, die von den Walsern im 14. Jahrhundert erbaut wurde.  Dem Hl. Josef und Nikolaus wurde das Gotteshaus geweiht. Wenn ich mir jetzt die Kirche anschauen möchte, wäre ich nach wenigen Augenblicken am Ende des Lauffeldes. Also muss ich eine Besichtigung auf später verschieben. Vorbei am Hotel Silbertal und Bergkristall führt unser Weg wieder auf die Innertalstraße mit Kilometer vier.

Ein paar Meter weiter sehe ich links die Kristbergbahn, die auf das kleine Wintersportgebiet Kristberg hochführt. Im Sommer steht die Seilbahn für die Wanderer zur Verfügung. Dort ober kann man der aus dem 15. Jahrhundert stammenden Kirche St. Agatha einen Besuch abstatten. Die Hl. Agatha von Catania ist Schutzpatronin der Feinschmiede und Glockengießer. Dann geht es zum zweiten Mal durch den Startbereich, viele Kinder wollen abgeklatscht werden und bilden einen Trichter, so dass der Läufer sich dem Procedere nicht entziehen kann. Gleich dahinter finden wir die erste Tankstelle. Trinkwasser (aus einer grünen Gießkanne!) und Iso werden ausgegeben. Die Aufwärmrunde endet.

 

Im Litztal

 

Zu Beginn haben wir noch guten Asphalt als Laufuntergrund. Bernadette Obermeier vom Team Bittel und Thomas Simon (TG Groß Kariben) laufen auf meiner Höhe. Ich bleibe öfters stehen und muss mich immer wieder heranarbeiten. Der gute Asphalt endet, der Untergrund wir nun ein wenig welliger, schließlich wird die Forststraße für den allgemeinen Verkehr gesperrt. Wir werden jetzt nur noch Wanderer, Biker und Personal auf den Almen und Hütten sehen.

Übrigens, nicht jeder Kilometer ist hier ausgeschildert, sondern jeder zweite. Und du kannst darauf deine Restkilometer erkennen. Nach Kilometer sechs wartet die erste Rampe, die meisten Läufer fallen nach der Bannwaldbrücke in den Wanderschritt. Es geht in Kehren hoch.

 

 

An einer Kapelle, die Steigung hat wieder nachgelassen, sehe ich an einem Marterl ein Andenken an Pius Loretz.

„Wanderer, stehe betend still und gedenk des Toten,
der nach jähen Sturz vom Fels ward zu Gott entboten.“

Kleinere Häuser wechseln sich mit Einkehrstätten ab: Das Kanzla-Hüsle, Hubertusstube, Fellimännle und Gieslaalpe. Den zehnten Kilometer passiere ich nach gut 1.05 Stunden Laufzeit. Die belaufbaren Abschnitte sind noch immer in der Überzahl. Es wechseln sich Waldstücke und Almwiesen ab, das Auge langweilt sich nicht. Ja, und was macht Petrus, der ist auch ein Freund der Abwechslung. Mal pieselt‘s, mal lässt er die Sonne durch. Ich muss laufend die Jacke schließen, um im nächsten Moment den Schwitz wieder hinauslassen.

Das Feld hat sich mittlerweile gehörig auseinandergezogen. Ein Schild warnt vor Mutterkühen. Ihr habt sicher mal gelesen, dass Mutterkühe ihre Jungen schützen. Eine besondere Bedrohung entsteht, wenn Hunde mitgeführt werden. Dann kann es passieren, dass eine Kuh auf den Hundehalter losgeht. Kühe sind in der Regel neugierig und lassen dich in Ruhe, wenn du sie ruhig ansprichst. Dann laufen wir in das Ende des T33 hinein. Zwei Walkerinnen bilden die Nachhut.

Beim 16. Kilometer (knapp zwei Stunden bin ich nun unterwegs) haben wir schon 700 Höhenmeter hinter uns gebracht. Die Tankstellen sind seit geraumer Zeit noch im engeren Abstand, ich schätze alle vier Kilometer. Neben Wasser finden wir nun Fruchtsaftschorlen mit verschiedenen Sortierungen sowie Waffeln, Müsliriegeln, Äpfel, Bananen und Gel. Die Auswahl ist groß.

Das Litztal wird nun enger und offener, der Baumbewuchs nimmt ab. Der Fahrweg wird zunehmend ruppiger und wieder steiler. Nur kurz kann ich den Patteriol sehen, einer der höchsten Spitzen im Verwall. Er lacht in einer Wolkenlücke auf uns herunter. Nur gut ausgebildete Bergsteiger können der Patteriol besteigen. Zu meiner Überraschung sehe ich dann den Schwarzsee, hier war der Filmdrehort zu Joseph Vilsmaiers „Schlafes Bruder“.

 

Silbertaler Winterjöchli

 

An der Oberen Freschalpe (1890 Meter) endet der Fahrweg, zwanzig Kilometer haben wir geschafft. Viele Höhenmeter sind nicht mehr zu belaufen, vielleicht noch 50 bis 100 in Summe bis zur Landesgrenze Tirols. Auf meine Frage an der V-Stelle nach einer Hopfenschorle höre ich einen Helfer murmeln, ob ich denn eine wolle, es hätte schon etwas da. Da höre ich mich nicht nein sagen. Ich könne gleich die ganze Halbe konsumieren. Nun, so gierig bin ich auch wieder nicht und teile das Bier mit einem Käskaspar, so sein Spitzname, den der Durstige mir nennt. Ja, und der Reporter ist halt neugierig und der Blick auf die Ergebnisliste hilft. Der Caspar Greber (Vereinsname Käsecaspar) ist es. Zum Wohlsein.

 

 

Jetzt ist der Streckenteil da, vor dem wir gewarnt wurden. Der Moderator am Start sprach von morastigen Stellen und wir sollen Acht geben, nicht dass wir uns dort den Fuß verletzen. Der weitere Weg ist nur mäßig ansteigend, aber Steine, Wurzeln, Felspassagen, mitunter an der Seite steil abfallend, erfordern Konzentration und Koordination. Ich kann mich noch erinnern, dass bei einer meiner Teilnahmen hier oben dichter Nebel herrschte, so dass wir Probleme mit der Orientierung hatten. Mit Absperrbändern hat man uns den rechten Weg gewiesen.

Heute ist die Sicht gut, auch wenn die umliegenden hohen 3000er sich weiterhin in den Wolken verstecken. Nicht nur mein Tempo ist drastisch gesunken. Kaum schneller als ein flotter Bergwanderer sind wir unterwegs. Nur wenige Stücke können wir belaufen, dann folgen wieder Steine und morastige Stellen. Aber diese sind leicht zu umgehen. Doch ich sehe auch Läufer, die hier schon in die tiefen, morastigen Stellen ungewollt hineinsteigen und nicht die Trittsicherheit haben, die man benötigt. Doch hier können wir das lernen. Auch wenn beim Lernprozess mal ein Schritt danebengeht und der Dreck spritzt. Außerdem tut das nicht weh, nur die Schuhe brauchen dann halt eine Grundreinigung.

Am Langen See übernimmt der Käskasperl meine Kamera, „damit du auch ein paar Bilder von dir hast“. Er beschäftigt sich gleich mehrere Augenblicke mit mir, drückt mir dann die Kamera in die Hand, sagt noch „Servus“ und gibt Vollgas. Ich kann nur noch staunen. Dann senkt sich das Gelände zwischen Pfannseekopf (2611 Meter) und Valschavielkopf (2696 Meter). 21 Kilometer sind geschafft. Das Tal der Rosanna auf Tiroler Seite können wir schon erahnen. Im vielleicht 100 Meter breiten Hochmoor liegen Bretter, auf denen wir trockenen Fußes auf die südliche Seite gelangen.

Seit der Oberen Freschalpe sehe ich viele Helfer der Bergwacht stehen, die unseren Lauf überwachen, jederzeit bereit einzugreifen und zu unterstützen. Als ich einen Akja mit Rad näher betrachte, meint der Helfer nur:  „Den brauchst du nicht, ein Transport darauf ist alles andere als gemütlich“. Kurz nach 11.30 Uhr erreiche ich die Landesgrenze von Vorarlberg zu Tirol, drei Stunden bin ich unterwegs, rund 22 Kilometer gelaufen. Und dann haben wir nach einem kurzen Abschwung wieder festen Boden unter den Füßen, wo an der Rosanna Bachfassung wieder eine V-Stelle auf uns wartet. Gut drei Kilometer lang ging es trailartig über das Silbertaler Winterjöchli, nicht zu lange für Trailneulinge.

 

Im Schönverwall

 

Die V-Stelle bietet wieder alles, was das Herz begehrt. Nun sogar gekochte Kartoffeln mit Salz. Wer jetzt noch Kraft hat, kann es kilometerweit das Tal hinunterrollen lassen. Es isz schon eine Weile her, dass ich hier im Kilometerschnitt von 4.30 Minuten hinuntergebrettert bin. Die schnellen Läufer werden es heute ähnlich halten. Schnell erreichen wir die Fraschhütte (1822 Meter) und die nicht einsehbare Konstanzer Hütte (1688 Meter).

 

 

Ganz gemütlich geht es hier aber auch nicht, denn es kommt ein längerer Gegenanstieg, wo meine Vorderleute wieder den Gehgang einschalten müssen. Ich kann fast bis zum Ende der Steigung hochlaufen und muss dann auch zurückschalten, bevor ich in absolute Sauerstoffnot komme. Oben sehe ich dann ein Kreuz mit einer Tafel.

„Des Menschen Tod ist unbestimmt wie alles hier auf Erden,
wann Gott der Herr die Seele nimmt, kann nicht ermittelt werden.
Drum zittre, Mensch, und sei bereit,
denn nachher kommt die Ewigkeit.“

Gleich danach fällt der Kurs deutlich wieder, einige der überholten Läufer lassen es auf diesem steilen Gefälle krachen und springen hinunter wie Gazellen. Das mag ich meinem Fahrwerk nicht zumuten. Der 30. Kilometer wird angezeigt, knapp vier Stunden bin ich „on the trail“.

Das Gefälle nimmt nun weiter ab und endet am Verwallsee, wo die Rosanna für eine Stromgewinnung aufgestaut wird. Bernadette ist nun immer auf meiner Höhe. Mal ist sie vorne, sie kann gut hinunterbrettern, mal laufe ich an ihr vorbei, wenn es ansteigt. An einer Marienfigur will sie mich knipsen. Nur kurz dauert die Fotorast, dann rennen wir gemeinsam weiter.

 

Im Sattelwald

 

Ein paar Minuten später an einer Brücke über die Rosanna kommt die letzte Streckentrennung. Der Kurs T33 biegt links ab, wir halten uns geradeaus. An der V-Stelle gibt es nun als Spezialität ein Obstbufett aus Bananen, Äpfeln und Aprikosen. Neben dem üblichen anderen Speisen. Vorbei am Arlberges Klettergarten kommt der 33. Kilometer. Zunehmend setzt sich nun die Sonne durch. Ich könnte die Jacke ausziehen, bin aber zu faul.

 

 

Auf dem Sattelwaldweg folgen mehrere längere Steigungen, die ich nicht mehr laufen kann. Die Zeit vergeht und ich sehe mich schon bei sechs Stunden. Die Runde durch den Sattelwald kenne ich nicht. Mir kommt es vor, dass dadurch der Lauf schwieriger geworden ist.  Rund 150 positive Höhenmeter müssen wir erklimmen. An der obersten Stelle wartet eine V-Stelle.

Nach einem Ab- und einem Aufschwung überqueren wir den Moosbach, wo wir den namensgebenden Sattelkopf (1985 Meter) zur Hälfte umrundet haben. Wir verlassen nun den Sattelbachweg und biegen scharf links ins Moostal ab. Um auf das Niveau der Holzbrücke zu kommen, muss ich eine Stufe von etwa 30 Zentimeter überwinden. Nur knapp entgehe ich einem Muskelkrampf und einer unsanften Landung, weil ich den Fuß zu wenig hebe und hängenbleibe. Später warten noch als Zuckerl rund 30 Treppenstufen bergab. Noch fünf Kilometer.

Der rustikal-ländliche Grasweg endet und ich kann es einige Minuten auf einem befestigen Waldweg wieder rollen lassen. Die Krönung, ich meine es wirklich positiv, ist das letzte Stück im Wald am Stockbach. Da wartet auf uns noch ein Trampelpfad mit Steinen, Wurzeln, Tannenzapfen auf dem Weg. Nochmals Konzentration. Ich kann dann auf einen Läufer auflaufen, der Selbstgespräche führt. Später wird der Weg breiter und ich kann vorbei. Dafür konnte Linda Steinbuch aus Butzbach wieder zu mir aufschließen.

Der Pfad führt aus dem Wald und wir rennen nun auf dem Freidhofsweg talauswärts bis zu einer Brücke. Am Bauhof, auf der anderen Seite der Rosanna, könnten wir unsere letzte Labe holen, doch einen Kilometer vor dem Ziel brauchen wir beide nichts mehr. Vor uns auf der linken Seite sehen wir die Pfarrkirche. Diese wurde 1691 erbaut und sieben Jahre später der Heiligen Jungfrau, den Heiligen Franziskus und Antonius von Padua geweiht. Wenn Ihr mal einen Gegenstand verloren oder verlegt habt, dann denkt an den Antonius, der hilft euch beim Finden. Im Volksmund heißt der Heilige auch Schlampertoni.

Auf der Dorfstraße erhöhe ich mein Tempo, Linda kann nicht folgen. Ich sehe nämlich ein weiteres Läuferpaar langsam in Richtung Dorfmitte hochlaufen. In mir erwacht der Jagdinstinkt. Ich könnte doch beide noch catchen. Es reicht vielleicht. Ich ziehe an und merke, dass sich der Abstand schnell verringert. Ich schließe auf, überhole die beiden und renne ins Ziel. Praktischer Nebeneffekt: Mit Linda kann ich den Bilderblock mit den Zielimpressionen beginnen.

 

 

Im Ziel

 

Ich bekomme eine schöne Medaille umgehängt sowie das Finishergeschenk. Der Verpflegungsbereich ist gigantisch. Du kriegst alles, was du dir vorstellen kannst. Nur ein Kritikpunkt von mir als Bayern. Warum gibt’s denn kein Bier, wenn schon ein Brauer als Sponsor auftritt. Bitte nachjustieren.

 

 

Zum Duschen, Schwimmen und Relaxen können wir das angrenzende Freizeitbad benützen. Ich bleibe noch im Zielbereich und sehe viele fröhliche Sportler bei ihrem Zieleinlauf. Lachen muss ich jedoch, als einer seine Vereinkollegen ins Ziel mit einem Weizen lockt.

Beim Studium der Ergebnisse fällt mir auf, dass der T33 Lauf mit 200 Sportlern zahlenmäßig stärker besetzt war als der Marathon (188). Ich bin dann doch noch deutlich unter den sechs Stunden geblieben. Mit 5.27.58 Stunden lande ich aber trotzdem unter „ferner liefen“.

 

Mein Fazit:

Da komme ich gerne wieder her: familiär organisiert, viele freundliche Helfer, für die Klassensieger Kuhglocken, abwechslungsreiche Strecke, für den Trail- und Berglaufneuling gut geeignet. Dieser Lauf ist geprägt von einer ca. vier Kilometer langen Einrollphase. Anschließend folgt ein 18 Kilometer langer Anstieg zum Silbertaler Winterjöchli. Der drei Kilometer lange Übergang ins Schönverwall erfordert etwas Konzentration. Bis zum Ziel dann fallende Tendenz mit einigen Gegenanstiegen zum Ende hin.

 

Marathonsiegerinnen:

1. Andrea Feuerstein-Rauch, SV Bizau Team Mammut, 3.50.27
2. Basilia Förster, Neuried, 3.58.24
3. Birgit Fauser, Biggis Laufoase, 4.00.59

 

Marathonsieger:

1. Oldrich Janecek, Kolland Topsport Gaal, 3.27.13
2. Hannes Pongruber, hellblau.POWERTEAM, 3.27.33
3. Bernd Vöhringer, TSV Kusterdingen, 3.33.08

 

 

Informationen: Raiffeisen Montafon Arlberg Marathon
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