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Laufberichte

Von Spergau nach Halle

 

Aller guten Dinge sind drei, sage ich mir und laufe heute den dritten Marathon aus dem Sortiment von Waldemar Cierpinski und seinem Team. Den Goitzsche Marathon und den Himmelswegelauf kenne ich bereits. Waldemar Cierpinski ist ja bekanntlich der einzige Marathonläufer neben Abebe Bikila, der zweimal Gold bei Olympischen Spielen auf der Marathonstrecke gewonnen hat.

Fast so schnell wie Waldemar ist die Strecke beim MDM, auf jeden Fall ist sie super flach. Bin ich dann hier überhaupt richtig als Marathonsammler?  Mein Lauffreund Dieter wurde letztes Jahr  mit 4:34 nur Dritter in der M70.

Das Team Cierpinksi hat eine große Auswahl an Läufen im Angebot, so z. B. den klassischen Marathon, Halbmarathon, verschiedene Staffeln, 10km und viele Distanzen für die Kleinen und die Jugend. Das Startgeld für den Marathon liegt zwischen 25€ und 45€, je nach Anmeldedatum. Der Start erfolgt in Spergau um 9 Uhr und das Ziel ist bis 15 Uhr auf in Halle. 6 Stunden Zeit für den Marathon ist ok und auch für Sammler wie mich erreichbar. Wer schneller laufen will, dem helfen Brems- und Zugläufer für 3:30, 3:45, 4:00 und 4:15 h.

Bei einem Punkt-zu-Punkt-Kurs ist es meistens besser, man reist zum Zielpunkt an und lässt sich zum Start fahren. So mache ich das auch.  In der Jahrhunderthalle erhalte ich ruckzuck meine Startunterlagen und mache mich für den Lauf fertig. Die Halle müsste eigentlich Jahrtausendhalle heißen, denn sie wurde im Jahre 2000 eingeweiht und hat doppelt so viele Plätze (2.000) wie Spergau Einwohner hat.

Wie immer trifft man vor dem Start viele Freunde und Bekannte. Rene Wallesch vom 100MC z. B., er läuft heute seinen 1.015 Marathon. Oder Johann Kauk, wir haben uns zuletzt beim Pafos Marathon auf Zypern gesehen. Er will nur einen Trainingslauf für den Berlin-Marathon machen, gewinnt dann aber die M60. Und wie überall werde ich auch hier auf Marathon4you angesprochen und kann viel Lob für unsere Berichte entgegen nehmen.

In der Windmühle gegenüber der Halle ist die letzte von einstmals drei, in denen früher die Bauern ihr Getreide zu Mehl und Schrot vermahlen ließen. Dann heißt es Aufstellung nehmen hinter dem Starttor. Vor uns werden noch die Run & Roll Staffeln auf die Strecke geschickt. Hierbei werden Rollstuhlfahrer von Nichtbehinderten über die gesamte Marathonstrecke gefahren. Die Strecke wird dabei als Staffel gewältigt, wobei immer 2 Helfer den Rollstuhl schieben und sie sich so alle 4-5 km ablösen. Dann wird es für die kleine Gruppe von rund 160 Marathonläufern und 22 Staffeln ernst.

Dann der Startschuss. Vorbei an der Windmühle verlassen wir Spergau über die Landstraße in Richtung Kirchfährendorf. Der MDM hat zwar eine kleine, aber offenbar sehr treue Teilnehmerschar. Neben mir läuft Rigo Gebhardt aus Berlin, er war schon fünfmal dabei. Ich sehe andere Läuferinnen und Läufer, die mit Schildern auf ihre 10. Teilnahme hinweisen. So auch  Doris Windels-Buhr.

Wir streifen nur kurz Kirchfährendorf, das zu Bad Dürrenberg gehört. Dann geht es nach Wengelsdorf. Im Ort bei km 4 steigt die Strecke etwas an und es geht vorbei am Rittergut. Gegenüber gibt es flotte Musik von einem Fanfarenzug in historischer Kleidung. Hinter der Kirche geht es wieder flach weiter und noch vor der nächsten Siedlung haben wir die ersten 5km geschafft. Beim Blick nach rechts über die Felder kommen die Leuna-Werke in Sicht. Da laufen wir später vorbei.

Bei Kilometer 6 sind  wir wieder in Spergau, das alle Teilnehmer am 13. Mitteldeutschen Marathon mit einem Banner über der Straße begrüßt. Vom Marktplatz aus laufen wir eine Schleife durch den Ort. Damit sich keiner verläuft, stehen überall die unverzichtbaren Helfer.

Die nächsten rund 3,5 km geht es an den Leunawerken vorbei. Zu DDR-Zeiten waren die Leunawerke das größte Chemiewerk. Hier wurde u.a. Ammoniak hergestellt. Nach der Wende war die alte Anlage nicht mehr wirtschaftlich und wurde in Teilen verkauft. Heute haben hier viele neu gegründete kleinerer Firmen ihren Sitz. Wir laufen an mehreren Toren vorbei und kommen hinter km 10 in den Ort Leuna. Am riesigen Haupttorplatz sehen wir das Herrenhaus, die Schokoladenseite des Werkes.  Es geht vorbei am Rathaus und weiter über die Eisenbahnlinie, an der früher einmal der Bahnhof Leuna war.

Ein längeres Wegstück laufen wir auf ziemlich rustikalem Pflaster, dann erreichen wir bei km 18 den Ortsrand von Merseburg. Merseburg liegt an der Saale und ist mit seinem Dom und Schloss eine der ältesten Städte im mitteldeutschen Gebiet. Im Kreuzgang des Merseburger Domes gibt es kostbare Handschriften und eine handbemalte Bibel aus dem 13. Jahrhundert. Die Altstadt um den Dom ist ein wahres Schmuckstück.

Unsere Laufstrecke führt uns stadteinwärts. Beim Überqueren der B191 fällt der Blick nach rechts auf eine große Kirchenruine. Es ist die ehemalige St. Sixti Kirche. Sie wurde nach dem Bischof Sixtus aus dem 1. Jh. n. Chr. benannt. Der romanische Turm wurde Ende des 19. Jh. zu einem Wasserturm umgebaut. Kurz danach kommen wir am vorderen Gotthardteich vorbei. Genau gegenüber liegen der alte Marktplatz und der Entenplan mit den vielen schönen alten und historischen Gebäuden.

Am km 20 unterqueren wir die Eisenbahn und verlassen Merseburg. Am nächsten Kreisel geht es über die Querfurter Straße vorbei am Halbmarathonpunkt. Nun folgen wir einem Fußweg neben der B91 bis Schkopau, zu DDR Zeiten bekannt durch die Buna-Werke. Dieses ehemalige Chemieunternehmen gehörte mit seinen über 18.000 Arbeitern zu den fünf größten Industriekombinaten der DDR. „Plaste und Elaste aus Schkopau“, hieß es damals.

Über die Hallesche Straße geht es vorbei am großen und kleinen Mühlteich. Auf einem Hügel rechts der alten Verbindungsstraße Halle Merseburg steht die Anfang des 18. Jh. von Christian und Johann von Trotha erbaute Kirche. Dahinter, leider nicht zu sehen, liegt das ehemalige Schloss Schkopau.

Für uns heißt es weiter über die Landstraße in praller Sonne. Sie setzt uns ganz schön zu.  Ab und zu hört man ein Martinshorn. 25km sind geschafft. Jetzt gibt es auch alle 2,5 km Wasser zur inneren und äußeren Anwendung.

Wir sehen die Kühltürme vom Braunkohlekraftwerk. Laut Greenpeace steht das Kraftwerk an zehnter Stelle  der Liste der "gesundheitsschädlichsten Kohlekraftwerke Deutschlands". Also schnell vorbei und runter an die Saale. Wir laufen ein Stück dem Fluss entlang und kommen dabei durch die Orte Korbetha, Rattmanssdorf, Hohenweiden und Rockendorf. Hier kommt eine nette Frau auf mich zu und meint, ich brauche wohl eine Erfrischung. Sie reicht mir ein Glas Rotkäppchen Sekt. Dann bietet sie mir eine Fettbemme an. Als ich das Schmalzbrot sehe, lehne ich dankend ab und mache mich wieder auf den Weg.

Wir folgen weiter der L171, die hier ziemlich wellig ist. Die Sonne setzt uns weiter zu. Es gibt keinen Schatten. Wir kommen nach Holleben zum Kartoffeldenkmal, das an den Kartoffelkrieg Ende des 18. Jh. erinnert. Damals verwüsteten Preußische und Sächsische Soldaten auf dem Heimweg in Bayern viele Felder. Seither sind  „Preuß“ oder „Saupreuß“ Schimpfworte, obwohl der Krieg, den man deswegen Kartoffelkrieg nannte, eigentlich Bayern als Freistaat rettete.

Wir folgen weiter der Landstraße durch Schlettau und Angersdorf. Es folgt Km35 und bald beginnt Halle-Neustadt mit seinen riesigen Plattenbauten. Wir sind auf der Magistrale, der breiten Hauptstraße zur Innenstadt. Auf der abgesperrten Seite kommen wir zum S-Bahnhof Neustadt, dem Frauenbrunnen und zur Saale.

Die letzten 3,5km stehen, immer noch in der Sonne. Neben mir läuft Edward aus Belgien. Er ist total erschöpft und fragt mich,  wie weit es noch ist. Er folgt mir tapfer,  muss aber wie ich oft Gehpausen einlegen. Wir erreichen die Hochstraße und überholen Katharina, die auch mit letzter Kraft unterwegs ist.  Wir kommen an der Markt- und an der Moritzkirche vorbei. Auf der anderen Seite steht die St. Georg Kirche. Weiter geht’s über die Hochstraße leicht aufwärts. Ich schüttle meine zwei Verfolger ab und biege in Richtung Leipziger Turm ab. Der 44m hohe ehemalige Wartturm war der größte Turm der ehemaligen Stadtbefestigung. Daneben auf dem Grünstreifen steht eine Plastik von dem Bildhauer Fritz Röll. Die Figur zeigt den „Läufer am Ziel“.

Für mich sind es noch rund 300m. Ich biege in die Fußgängerzone ein und laufe Richtung Marktplatz. Es sind kaum noch Leute an der Straße. Dann bin ich im Ziel. Ich habe meinen 160. Marathon trotz der Hitze durchgestanden. Ich werde herzlich vom Sprecher empfangen und erhalte eine wunderschöne Medaille.  Jetzt muss ich erst Mal raus aus der Sonne und trinken, trinken …

Nach mir kommen dann nach und nach die allerletzten Marathonis ins Ziel. Einige sind  wohl ausgestiegen, denn ich vermisse welche, die ich unterwegs gesprochen hatte.

Der Marktplatz ist eine tolle Location und ich verstehe, dass Waldemar Cierpinski unbedingt den Marktplatz als Ziel wollte. Hier befinden sich viele historische Gebäude wie der Rote Turm, die Marktkirche sowie das Händeldenkmal.

Der Mitteldeutsche Marathon hat heute bei seinen 14 verschiedenen Wettkämpfen, bei der 13. Veranstaltung, rund 4.500 Teilnehmer aus 17 Nationen im Ziel. Beim Marathon kamen 148 Männer und 15 Frauen ins Ziel. Beim Halbmarathon kamen 1010 und beim 10km Lauf 529 Läufer bzw. Läuferinnen ins Ziel.

Marathon – Männer
1. Andre Fischer USV Erfurt   2:42:56
2. Christian Hupel Triathlon Team Jena  2:54:20
3.Remo Barthel  SVVorwärts Zwickau  2:56:34

Marathon – Frauen
1. Antje Müller  LFV Oberholz e.V.  3:30:07
2.Constanze Quenzel Deutsche Bank Halle/Coswig 3:54:45
3.Silvia Bärwolf  Lauftreff Breitungen  3:57:35

 

 

 

 

Informationen: Mitteldeutscher Marathon
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