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Laufberichte

Von Leipzig nach Halle

 

Es wird wieder ein weißer Fleck auf meiner (Marathon-)Landkarte beseitigt. Der Mitteldeutsche Marathon stand schon lange auf meiner To-Do-Liste, doch andere Termine und Vorhaben standen dem immer entgegen. Doch in diesem Jahr kann ich nicht aus. Henny hat sich frühzeitig angemeldet und mich so lange „drangsaliert“, bis ich klein beigegebe und mitkomme.

Und nun steht er an, der Mitteldeutsche Marathon in Halle. Und man kann doppelt feiern: Beim 15., ein kleines Jubiläum, laufen wir wieder von Leipzig one-way nach Halle und Waldemar Cierpinski feiert seinen Olympiasieg vor 40 Jahren mit einer großen Party.

Der MDM ist nicht alleine ein Marathon, mit dem Streckenangebot ist die ganze Familie beschäftigt: Marathon, der Halbe, zehn Kilometer laufend und walkend, ein Rennen über 3,6 Kilometer, Marathonstaffel. Die Kleinsten laufen so viele Meter, wie Halle Jahre alt. 2016 sind das 1210 Meter, nächstes Jahr muss der Nachwuchs einen Meter draufpacken.

 

Hallenser Impressionen

 

Wir fahren wieder mit der Bahn, so kommen wir entspannt am Samstagnachmittag in Halle an. Das Einchecken in der modernen Jugendherberge ist gleich erledigt und die Unterkunft ist nur zehn Minuten vom Markt und 20 vom Hauptbahnhof entfernt. Dann führt uns der Weg gleich zur Startnummernausgabe am Stadthaus. Nicht unter dem Himmelsdach, das heute bedeckt und kühl daherkommt, sondern unterm Dach des Stadthauses erhalten wir unserer Startnummern. Ohne Wartezeiten bekommen wir unsere Tüten ausgehändigt.

 

 

Als das Alte Rathaus den Anforderungen der Hallenser nicht mehr genügte, wurde 1891 bis 1894 nach einem Plan des Architekten Emil Scheiterer das heute unter Denkmalschutz stehende Stadthaus zu Halle errichtet. Das Alte Rathaus wurde abgerissen und heute gibt es Bestrebungen, dieses wieder mithilfe von Sponsoren zu errichten.

Der nächste Weg führt uns zur Tourist-Information im Marktschlösschen, ein Bürgerhaus auf der anderen Seite des Marktes. Das Gebäude stammt aus dem 16. Jahrhundert und wurde bisher vielfach genutzt. Juristen, Apotheker, Salzgrafen, Eisenwarenhändler und Archivare waren hier beschäftigt, bis die Stadt das Eigentum erhielt. Kaufen kann man in der Tourist-Info alles, was mit Halle zu tun hat. Von Taschen, Büchern bis hin zu hopfenhaltigen Erfrischungsgetränken des HallunkenBräu und natürlich Badesalze.

Der  Hallenser Dom stammt aus dem 13. Jahrhundert und wurde von Bettelmönchen der Dominikaner gegründet. Sehr schlicht haben die damals ohne Turm und Querhaus gebaut. Leider stehen für eine umfangreiche Sanierung nur sehr wenig Geldgeber zur Verfügung, so dass dieses noch lange Zeit andauern wird und Besucher mit Einschränkungen rechnen müssen. Doch der Blick auf Altar, Kanzel, Haupt- und Chororgel ist großartig.

 

Waldis Olympia-Party

 

Nach einem Besuch eines Cafés geht es zur Nudelparty am Marktplatz. Nur wenige Läufer haben sich eingefunden. Kein Wunder, bei kühlen zehn Grad unter dem Himmelsdach isst jeder schnell seine Pasta und haut dann ab. Zu kalt!

 

 

40 Jahre ist es jetzt her, dass Waldemar Cierpinski seinen ersten Marathonsieg bei den Olympischen Spielen in Montreal erringen konnte. Und Waldi erzählt live, wie es ihm auf dem letzten Stück ergangen ist. Er konnte sich erst im Laufe des Rennens vom favorisierten Frank Shorter leicht absetzen. Total kaputt lief er dann hinunter durch das Marathontor und hörte schon die Nationalhymne. Er glaubte, dass sie diese für ihn als Führenden spielen würden. Seine Kräfte waren am Ende, im Ziel wurde aber noch eine Runde auf der Tartanbahn angezeigt. Er holte das Letzte aus sich heraus, doch auf der Zielgerade sah er seinen Verfolger Shorter schon im Ziel warten. „Der ist doch nicht an mir vorbei, das kann ja nicht sein“, so Waldi. Die Lösung: Waldemar Cierpinskis Zusatzrunde war ein Fehler. Shorter  ersparte man die Runde. Rund 300 Gratulanten applaudieren ob dieser Geschichte.

Waldemars Party ist eine große Sache, das Fernsehen macht eine Live-Schalte und die Sportprominenz gibt sich ein Stelldichein. Paul Biedermann, Rio-Olympiasiegerin Julia Lier, Radsport-Legende Täve Schur und Ruder-Doppelolympiasieger Andreas Hajek sind darunter. Von dem muss ich mich später noch als Hungerhaken bezeichnen lassen. Doch warte, Haschi, wenn ich groß bin, packe ich dich an den Ohren. Zusammen mit Waldi, Haschi und dem Chef des Stadtmarketing, Stefan Voß, verlassen wir als letzte Gäste die Feier. Nicht ganz nüchtern!

 

Vor dem Start in Leipzig

 

Genau planen sollte man die Fahrt zum Start. Ab Halle Hauptbahnhof fährt die S-Bahn im Halb-Stunden-Rhythmus nach Leipzig. Dort sind dann noch einige Haltestellen mit der S-Bahn zur Red Bull Arena (gleicher Startort wie beim Leipzig Marathon) zu fahren. Rechnet mit gut einer Stunde Fahrzeit. Wir gehen aus der Jugendherberge kurz vor 07.00 Uhr und sind dann gegen 08.15 Uhr auf dem Startgelände.

 

 

Auf dem Gelände haben sich schon viele Läufer versammelt. Einige melden noch nach. Entgegen der Wettervorhersage scheint die Sonne. Wenigstens werden wir noch trocken auf die Strecke gehen können.  Dass es später feucht wird ist egal.

 

 

Erste Kilometer

 

Der Start ist unspektakulär, es wird kurz gezählt, dann klemmt die Startpistole. Mit ein paar Sekunden Verspätung schießt der Starter den Läufern hinterher. Auf geht’s nach Halle!

Ein wenig beengt ist es auf den ersten Metern auf dem geteerten Radweg an der Weißen Elster. Wir sind noch nicht mal warm gelaufen, da sehen wir rechts von uns die Red Bull Arena, den Fußballtempel des Bundesligisten, der furios in seine erste Saison gestartet ist. Vor gut zehn Jahren wurde die Arena in das damalige 100.000 Zuschauer fassende Zentralstadion hineingebaut. Gut 40.000 Fans können jetzt die Spiele des RB Leipzig sehen.

 

 

Wir überqueren die Elster und laufen dann auf dem Hochwasserdamm der Neuen Luppe weiter. Nach einigen Kilometern sehen wir dann rechterhand den Auensee. Der 12 Hektar große See ist Teil des Auenwaldes, der Leipzig durchzieht. Rund um den Auensee verläuft eine Parkeisenbahn, die Liliputbahn genannt wird.  Hier findet immer im August der 100 Kilometer-Lauf statt.

Mittlerweile hat sich das Feld weit auseinandergezogen. Einige Läufer  in Gruppen sehen wir weit vorne rennen, der letzter Geher am Schluss des Feldes ist kaum mehr wahrzunehmen. Mit Carmen Ehrenreich aus Berlin bilden wir ein Lauftrio, das sich austauscht. Die Carmen hat erst spät mit der Lauferei angefangen. Nichtsdestotrotz hat sie schon einige Marathons gesammelt, darunter Rom, Paris, Athen und New York. Wir können nur schätzen, wie viele Kilometer wir schon gelaufen sind, denn Schilder habe ich bis zur ersten Tankstelle (Wasser, Iso) nicht gesehen. Und die Tanke dürfte etwa bei Kilometer acht stehen. Kurz danach sehen wir ein Werbeschild: Das Gasthaus zur Landesgrenze ist nur einen Katzensprung entfernt. Man läuft von Sachsen nach Sachsen-Anhalt. Viele Veranstaltungen, bei denen eine Landesgrenze überquert wird, gibt es nicht. In Ulm läuft man sogar mehrmals über die schwäbisch-bayerische Grenze.

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Informationen: Mitteldeutscher Marathon
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