marathon4you.de

 

Laufberichte

Hitze am Rand der Wüste

27.01.13

Km22,5 Schwammstation;  Links weg von der Hauptstraße, es wird ländlich. Und wieder müssen viele Autofahrer wegen uns warten. Die meisten sind ausgestiegen und stehen am Straßenrand im Schatten, während wir in der prallen Sonne unseres Weges ziehen. An ersten schicken Hotels vorbei, deren Zugänge überwacht werden.

Km25 nach 2h28min  Immer wieder drängen sich Autofahrer an uns vorbei, sie kommen von vorne aber auch von hinten, nicht ganz ungefährlich. Ich habe Charles aus England und Jérôme aus Melbourne kennen gelernt. Wir laufen gut 5km gemeinsam durch Palmeraie. Beiderseits der Straße jede Menge Palmen und immer wieder Kamele, die man zum Reiten mieten kann. Der große Palmengarten besteht seit 900 Jahren und ist der Legende nach entstanden, nachdem hier Datteln essende Soldaten gelagert hatten. Die müssen viel gegessen haben!

Wie Charles feststellt, laufen wir mit exakt 10km/h Schnitt. Nach ein paar Fotostopps verliere ich die beiden. Schade, sie waren eine angenehme Gesellschaft.

Ein Schild zeigt Km30, 2h55min sind vergangen, ob das stimmt? Dann auf die Straße gepinselt nochmals km30, diesmal nach 3h07min.

Es geht an Golfplätzen vorbei, ein schwarzer Ferrari kommt uns entgegen, mein linker Oberschenkel ist nicht mehr ganz frisch. Eine Teilnehmerin läuft mit Haartuch und in langen schwarzen Hosen. Längst wurden die 20°C überschritten.

Nun kommen wir wieder an eine vierspurige Straße. Zwei Spuren für ein paar Läufer, zwei Spuren für hunderte Autos. Fast bekomme ich ein schlechtes Gewissen. Der frische schwarze Asphalt spiegelt in der Sonne, weit und breit kein Schatten. Da müssen wir jetzt durch. Ein leichter Anstieg, ich sehne die nächste V-Stelle herbei.

Km35 nach 3h28min. Immer nur Wasser, ich bekomme ein flaues Gefühl. Zum ersten Mal nehme ich das Säckchen mit den Rosinen, ich reiße es auf und fast alle landen auf der Straße, die drei Datteln sind aber drinnen geblieben und ich lasse sie mir schmecken. Ein Pärchen aus Kärnten überholt mich. Norbert begleitet seine Andrea Katharina zu ihrem ersten Marathonfinish. Da zwischen den Läufern immer wieder Lücken sind, lassen die Polizisten den Straßenverkehr in kleinen Gruppen durch. Das funktioniert meist ganz gut. Als in einem Kreisverkehr ein Auto einen halben Meter vor mir zum Stillstand kommt, ist es aber etwas knapp geworden.

Immer wieder der leichte Anstieg, die Sonne direkt von vorne, der Asphalt reflektiert sie. Endlich einmal ein höheres Haus, das seinen Schatten auf die Fahrbahn wirft. Es ist noch nicht ganz Mittag, hat aber schon 26°C.  Wir kommen an einer Uni vorbei.

Km40 nach 4h05min. Wasser und 2 Datteln nehme ich. Ein Ende ist in Sicht. Die ersten Finisher kommen uns mit umgehängter Medaille entgegen, einige applaudieren auch und feuern uns an. Ein querender Autofahrer sieht demonstrativ gerade aus, damit er mich ja nicht wahrnehmen muss und stehen bleiben müsste. So muss ich bremsen. Ein Restaurantbesitzer tut uns Gutes und hat eine große Schüssel mit Mandarinen an die Gehsteigkante gestellt.

Wir kommen wieder am Bahnhof vorbei, nun hat sich der Kreis geschlossen, hier bin ich vor 4 Stunden links abgebogen. Die Trommler in den rosafarbenen Djellabas trommeln nach wie vor unverdrossen.  Noch 1km ist in blauer Farbe dick auf die Straße gepinselt. Da vorne geht es links in die Start-Ziel-Gerade.

Ich biege um die Ecke und kann meinen Fanclub erkennen: Alle freuen sich, mich zu sehen. Michael und Marc sind längst im Ziel, auch die Halbmarathonis Johann und Lothar. Kurzes Stillhalten für Sonjas Foto und dann ein 500m-Sprint ins Ziel. Mehrere Zielbögen gibt es, auch einen von Red Bull. Red Bull steht auch riesengroß auf der Startnummer, nur zu trinken hat es keines gegeben. Die letzten paar km hätte mir ein Energieschub sicher nicht geschadet. Ich versuche eine 4:18er Zeit zu erlaufen, denn 4:17er und 4:19er habe ich schon. Gleich hinter der Ziellinie stehen jede Menge Leute, die auf ihre Teamkollegen oder so warten. Ich komme kaum durch. Meine Medaille bekomme ich in die Hand gedrückt.

Wasser ist aus!  Mandarinen gibt es noch. Kekse auch, die gehören aber einem fliegenden Händler, der sie verkaufen will. Ich stelle mich in den Schatten eines Rettungswagens, da kommen Norbert und Andrea Katharina. Sie steht noch ganz unter dem Eindruck ihres ersten Marathons, und das mit unter 6min/km! Respekt!
Für die Statistik: Ich habe meinen ersten Jänner-Marathon absolviert und den ersten in Afrika.

Als Evi da ist, besorge ich im Zelt des Roten Halbmonds eine Wasserflasche, Mandarinen bekomme ich als Draufgabe. Orangensaft wird vor dem Zelt verkauft. Mit Karima gibt es noch ein gemeinsames Foto, wir kennen uns ja von unterwegs. Es wird Zeit, dass ich in den Schatten komme, ich habe einen Sonnenbrand im Gesicht. Den Weg ins Hotel treten Evi und ich mit Marc an.

Die anderen warten noch auf Paul, der etwas später kommen wird. Am gar nicht so kurzen Weg ins Hotel bekommen wir mit unseren Medaillen immer wieder ein Lächeln und spontanen Applaus.

21 Läufer finishten unter 2h 30min!  Der Sieger: Tum Stephen aus Kenya in  2h 06min 35sec

662 MarathonläuferInnen kommen in die Wertung, 3700 beendeten den Halbmarathon. Außerdem gab es am Vortag Schülerläufe.

Als schließlich die gesamte LaufkultTour-Partie im Hotel ist, gibt es ein lustiges Zusammensitzen, jeder hat etwas zu erzählen.  In Marrakesch gibt es viel zu sehen, wie oben erwähnt, einiges davon schaffen wir am Montag. 


Im Startgeld von 50,- EURO enthalten:

 Zeitnehmung über die Startnummer  
Eine weitläufige, meist flache Strecke, keine Steilstücke
26°C um 12Uhr, regelmäßig Schwammstationen

An den Versorgungsstellen:  Wasser, Mandarinen, Rosinen und Datteln
Zielversorgung:  Mandarinen

Keine Beutelabgabe, keine Dixi-Klos, keine Duschen


"When I do the best I can with what I have, then I have won my race."

Wenn ich das Beste aus meinen Möglichkeiten gemacht habe, dann habe ich mein Rennen gewonnen.

Jay Foonberg

 

123
 
 

Informationen: Marrakech Marathon
Veranstalter-WebsiteE-MailHotelangeboteOnlinewetterGoogle/Routenplaner

 
NEWS MAGAZIN bestellen
Das marathon4you.de Jahrbuch 2024