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Laufberichte

Hitze am Rand der Wüste

27.01.13

Marrakesch wurde 1072 gegründet, von den Almoraviden, von 1147 – 1269 war Marrakesch Hauptstadt der Almohaden. Das Minarett der Koutoubia-Moschee aus 1199 sieht der Giralda, dem Glockenturm von Sevilla, zum Verwechseln ähnlich. Denn das Reich der Almohaden lag damals beiderseits der Straße von Gibraltar.

1091 kam Sevilla unter Almoravidenherrschaft, die 1147 von den Almohaden abgelöst worden sind. Unter den Almohaden wurde Sevilla zur wichtigsten Stadt in Andalusien, heute 700.000 Einwohner, mit der weltgrößten gotischen Kirche, die auf Fundamenten der damaligen Moschee steht. Sevilla und den Sevilla-Marathon kann ich nur empfehlen, man erlebt Andalusien bei Wohlfühltemperaturen. Heuer wird er am 25. Feb. stattfinden. 

Marrakesch war lange Zeit das wichtigste wirtschaftliche, politische und kulturelle Zentrum der Moslems im Westen. Riesengroße Monumente stammen aus dieser Zeit. Die Koutoubia-Moschee mit dem 77m hohen Minarett, die Kasbah (Festung, Altstadt), großzügige Gärten und Stadtmauern. Später kamen der Badia Palast, der Bahia Palast, die Saadier Gräber dazu. Der Einfachheit halber wurde gleich die ganze Altstadt zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt.

Am Djemaa el Fna wurde 1956 die Anfangssequenz von Hitchcocks „Der Mann, der zuviel wusste“ gedreht. Die Männer in den Djellabas - unbestickter Kaftan mit spitzer Kapuze -  gibt es immer noch. Wer kennt nicht das berühmte Lied aus diesem Film? „Que sera, sera“ - Doris Day erhielt damals den Filmmusik-Oscar dafür. Djemaa el Fna heißt „Platz der Geköpften“ oder „Platz der Gehenkten“, denn hier war früher eine Hinrichtungsstätte. Wird aber auch als „Platz der Gaukler“ bezeichnet, denn heute herrscht hier buntes Treiben von Künstlern, Musikern, Schlangenbeschwörern. Und man kann allerlei orientalische Sachen und Andenken erwerben. Der Platz ist gleichermaßen beliebt bei Einheimischen und Urlaubern. Im April 2011 kamen hier 18 Menschen bei einem Bombenanschlag ums Leben.

Aus Madrid kommend landen wir am Freitag in Marrakesch. Es sind einige Flieger da und ganz offensichtlich reisen viele Europäer zum Marathon an, ganze Laufgruppen in uniformen Trainingsanzügen sind da. In der Ankunftshalle lernen Evi und ich Johann kennen. Er ist im November Nizza-Cannes gelaufen und wird am Sonntag den Halbmarathon bestreiten. Als Michael kommt, ist unser Taxi komplett. Wir werden bis zum Rand der Altstadt chauffiert. Ab da ist es für ein Auto zu eng. Die Medina umfasst 700ha und da drinnen kann man sich wunderbar verirren, ein erstklassiges Labyrinth. Wir folgen Mustafa und unserem Gepäck am Handkarren durch das Gassengewirr bis zum Hotel, einem Riad. Das ist ein Altstadthaus mit Innenhof, die hohen Wände schützen vor der Sonne und der sommerlichen Hitze. Herbert ist der Eigentümer. Wunderbar entspannen kann man am Dach mit Blick auf das verschneite Atlas-Gebirge. 

Wir erkunden erstmalig den Djemaa el Fna, bunt kostümierte Berber wollen fotografiert werden und natürlich Geld dafür, Bodenturner bauen Menschentürme, Kobraschlangen wiegen den Kopf, und verschleierte Frauen bieten Hennamalerei an. Vermischt mit Mopedgeknatter, Gehupe und Berberaffen an der Leine. Am Rückweg treffen wir auf den Rest unserer Laufreisegruppe, sodass wir zum gemeinsamen Abendessen komplett sind.   

Die Startnummern holen wir uns nach einer Führung durch die Souks am Samstag ab. Zur Startnummer gibt es ein Funktionsshirt mit exotischem Design, die werden schauen zuhause! Von weiteren Laufveranstaltungen liegen Flyer auf. Laut Zeitung werden dieses Wochenende 6000 StarterInnen in den Laufbewerben erwartet.

07.00 Uhr Die Truppe von Sonjas LaufkultTour marschiert los zum Start. Es fängt an hell zu werden, es hat etwa 8°C. Aus der Altstadt raus scheint die Sonne, an der Koutoubia-Moschee sieht man immer mehr LäuferInnen in Richtung Start. Lothar und Johann laufen Halbmarathon, Michael, Marc, Paul und ich Marathon. Sonja, Martin, Evi und Rahel machen den Schleppdepp (© Michael). Das ist wichtig, denn eine Abgabestelle für die Kleider gibt es nicht.

Genauso wenig gibt es Toiletten. Das weite Feld links der Startgeraden mit den Sträuchern wird entsprechend genutzt. Kleine Tuben mit 50er-Sonnenschutzfaktor werden von orange gekleideten Mädchen verteilt

Pierre Convert steckt in einem grünen Ganzkörperanzug mit rotem Cape und wird wie im Vorjahr wieder mit Filmkamera laufen und ein Video vom Marathon ins Netz stellen. Bin schon gespannt darauf.

07.40 Uhr Nebel ist eingefallen und gleich wird es wieder kälter. Dennoch Zeit sich rennfertig zu machen. Marita aus Freiburg steht mit Begleitung Sven-Heiko am Start. Es ist ihre Hochzeitsreise, also die von Marita. Ihr frisch Angetrauter ist derweil Schifahren. Ich soll Klaus schön grüßen! 

Das 77m hohe Minarett ist nur mehr bis zur Mitte zu sehen, der obere Teil ist im Nebel verschwunden. Ein Einheimischer hat sich seinen Pokal gleich selber mitgebracht und steht damit am Start. Vorne werden nun die Spitzenläufer in die Startaufstellung auf der Avenue Moulay El Hassan gelotst. Gut, wenn Bewegung reinkommt, es ist kühl. 700 Marathonis warten auf das Startsignal.

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Informationen: Marrakech Marathon
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