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Laufberichte

Härteprüfung Elsässer Art

20.06.10

So auch die Bunnys, die schon eine ganze Zeit die Location kurz vor dem Ort belagern. Sie sind locker drauf, schunkeln, tanzen und singen als ich ankomme. Zum Kosten gibt es Nudelsalat. Ja klar, Wein gibt es natürlich auch und zwar aus der einzigen roten Rebsorte, die das Elsass zu bieten hat. Pinot Noir vom gleich dahinter liegenden Weingut Xavier Muller. In Deutschland nennt man ihn Spätburgunder oder Blauburgunder. Seine Farbnuancen reichen von Ziegel- bis Tiefrot. Typische Aromen sind Brombeere, Himbeere, Kirsche, Rauch, Leder und ein wenig Holz. ...mmmh, mir ist er etwas zu trocken.

Bereits drei Kilometer weiter auf der Weinstraße ist vor dem Tor der mittelalterlichen Stadtbefestigung von Wangen die nächste Station erreicht. Zur Wurst mit Weißbrot wird uns wieder Riesling serviert. Mit ca. 23 % Anbaufläche belegt er den größten Anteil der wichtigsten Rebsorten des Elsass. Nach Durchlaufen der Ortschaft mit seinen wunderschönen alten Fachwerkhäuschen werden wir durch ein Tor wieder in die Weinberge geleitet. Verbunden ist das natürlich auch mit einigen Anstiegen auf vielfältigen Untergründen. Von Teer über Kies, Gras und sogar grob zerkleinerten Dachziegeln ist alles dabei, aber die Aussicht über die Weinberge ist großartig und entschädigt für alles. In Traenheim liegt eine V-Station mit normaler Sportlerverpflegung, etwas hinter einem Traktor versteckt kann man sich aber auch hier mit einem Gläschen Wein oder Pils versorgen. Weiter führt der Weg direkt durch den Hinterhof eines Winzers hinaus in die Weinberge.

An blühendem Moon vorbei erwartet uns etwas außerhalb der Ortschaft, mitten in der Pampa, ein nächster kulinarischer Höhepunkt. Der vorzügliche Münsterkäse mit seinem charakteristischen strengen Geruch ist es wert, vor dem Wein erwähnt zu werden. Im Nu hat sich wieder eine ganze Gruppe versammelt und lässt sich diesen Leckerbissen nicht entgehen. Mit seinem glatten, weichen Teig verläuft er im Mund. Sachkundig gereift, wie dieser hier, schmeckt er wunderbar mild. Dazu gibt es Gewürztraminer. Von insgesamt 2.600 ha Rebfläche mit Gewürztraminer Reben in Frankreich werden allein 2.500 ha im Elsass angebaut, definitiv einer meiner Favoriten. Ich mag es etwas süßer ...  Wie viele Favoriten hab ich denn heute schon? Egal, auch Cornelia aus der Zaubererschmiede von Hogwarts, Jörg der römische Legionär und Drummer Jan sind äußerst angetan, hier lohnt es wieder länger zu verweilen. 31 km haben wir hinter und noch drei Weinstationen vor uns.

Richtung Dangolsheim ist auf einem längeren Abschnitt ein Teil der Autostraße für uns abgesperrt. In Bergbieten sorgt die Feuerwehr für etwas Abkühlung, an ausgelegten Schläuchen kann man sich vom Wasser berieseln lassen. Nach 6 Kilometern über Straßen und Felder erreichen wir Dangolsheim. Hier ist der Teufel in Form eines Urzeitmenschen los, der sich Joe nennt. Die Stimmung am Delikatessenstand ist unglaublich ausgelassen. Es wird gebusselt, gefeiert und natürlich getrunken und gegessen. Man kann sich der Stimmung gar nicht entziehen, selbst wenn man wollte. Man muss hier einfach ein paar Minütchen verweilen. Zum vorzüglichen Pinot Gris werden uns feinste Pasteten mit Weißbrot aufgetischt. Die Rilettes de Voillaile Pastete vom Geflügel zergeht auf der Zunge. Später gibt es noch Wildschwein und andere erlesene Sorten.

Irgendwann müssen wir weiter, sonst kommt der Besenwagen, hier in Form eines riesigen Weinfasses auf einem Traktor. Fünf Kilometer haben wir noch vor uns, die werden uns aber versüßt mit noch zwei weiteren Weinständen. Ja, ist denn heut schon Weihnachten? In Avolsheim werden uns kurz vor Abschluss unserer Schlemmerreise doch tatsächlich noch Lebkuchen und Orangen als Nachspeise vorgesetzt. Und dazu auch erstmals ein fruchtiger Muscat. Der hat uns noch gefehlt in der Sammlung. Wir haben jetzt alle sieben wichtigen Rebsorten des Elsass durch. Zum krönenden Abschluss werden ein paar hundert Meter vor dem Ziel noch Crémant und Mignardises (Kekse) gereicht. Die letzte Hürde der Elsässer Härteprüfung ist somit überstanden. Mit 5.41 laufen wir ins Ziel ein, genau so habe ich mir das vorgestellt.

Jan und ich haben alle Sorten durchprobiert und auch fast alle Speisen getestet. Nicht Eimerweise, aber immerhin. Dazu haben wir den größten Teil des Kurses auch laufend absolviert. Es ging leichter als ich es mir vorgestellt habe und es ist machbar. Die Stimmung auf der Strecke, die herrliche Landschaft, gepaart mit der vorzüglichen Verpflegung machen diesen außergewöhnlichen Marathon zu einem großartigen Erlebnis, das auf meiner Highlightliste einen Top-Platz einnimmt.

Marathonsieger
Männer
1. Abdelkerim Abdoulaye France                2:34:06
2. Michael Boch, Sport 2000                        2:41:46
3. Yves Ducret, Strasbourg                          2:47:31

Frauen
1. Annette Sattler,  Spiridon Frankfurt         3:21:25
2. Marie-Christine Schatz, Sport 2000       3:28:45
3. Stephanie Ponthus, St. Cergue              3:29:36

562 Finisher

123
 
 

Informationen: Marathon du Vignoble d'Alsace
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