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Laufberichte

Der Spezialitäten-Marathon

20.06.10

Gegenüber vom Verpflegungsstand gibt es Lifemusik und die Grünen und Roten Nummern schauen andächtig bei Speis und Wein zu oder stimmen bei der Musik mit ein. Wir durchlaufen das untere Stadttor (Niedertor). Die Strecke in der kleinen 700 Seelen Gemeinde steigt noch weiterhin bergan. Von der mittelalterlichen Stadtbefestigung von Wangen sind noch zwei der drei Türme (Niedertor, Sommertor, Motcheltor) erhalten. Wir verlassen den Ort bergab durch das Motcheltor.

Der Trail geht weiter mit weiten Ausblicken auf Felder, Wiesen und Weinberge, auf Ortschaften und die Berge. Unterwegs werden viele Läufer von den herrlichen Kirschen die uns anleuchten zum Genuss verführt. Bei Km 33 erreichen wir Traenheim. Durch den Ort begleiten uns schöne Karikaturen von Läufern.

Am 9. Gourmet-Verpflegungsstand gibt es Münsterkäse und Gewürztraminer. Der Munsterkäse wurde von den Benediktinermönchen 660 erfunden und nach dem Münstertal in den Vogesen benannt. Der sehr streng riechende Käse hat eine glatte und weiche Struktur und schmeckt bei sachkundiger Reifung mild. Dazu wird uns Gewürztraminer gereicht. Dieser säurearmer Weißwein wird fast ausschließlich im Elsass und das schon seit 1500 angebaut und gilt deshalb auch als typischer Elsässer Wein. Er hat intensive Aromen von Rose, Lychee, Bitterorange und Marzipan.

Am Weinversorgungsstand fällt mir auf, dass sich ein Läufer seine Trinkflasche nicht mit Wasser, sondern mit Wein auffüllen lässt. Ich will auch noch erwähnen, dass es neben den Gourmetversorgungsständen viele Läuferversorgungsstände mit Wasser, Iso, Müsliriegeln in verschiednen Sorten und Obst gibt. Hier liegen die Stände ausnahmsweise mal ganz eng zusammen. Wir durchlaufen den Hof eines Weingutes und per Trail geht es weiter durch eine Schlucht bergauf hinaus aus dem Ort.

Nach einem heftigen Aufstieg geht es zickzack durch Weinberge über richtige Trailwege zum nächsten Verpflegungsstand mitten in den Weinbergen. Neben Wasser und Müsli gibt es Munsterkäse und Wein. Wieder gibt es eine Menschentraube um den Stand.

Es geht weiter nach Dangolsheim zum 10. Gourmet-Verpflegungsstand. Es gibt Pastete und Pinot Gris. Hier schreit schon von weitem Joe: „Bernd komm her es gibt leckere Wildschweinpastete“ und natürlich wieder Wein. Hier stehen auch Rudi und Marita. Rudi läuft heute seine 177. Marathon. Wir haben uns voriges Jahr auf Malta kennengelernt und seit dem treffen wir uns auf vielen Läufen. Da ich die drei schon lange aus meinen Augen verloren hatte, dachte ich die wären schon längst im Ziel. Aber Wein und leckere Speisen haben dies verhindert. Es ist wie überall,  alles lecker. Aber jetzt bei km 37 wird der Körper langsam müde und so auch der Geist. Man kann das Überangebot leider nicht mehr richtig schätzen.

Wir kommen bergab nach Soultz les Bains und werden am Friedhof mit lauter Rockmusik, natürlich in französisch empfangen. Bei uns gäbe das sicherlich Ärger wegen Störung der Totenruhe. Nach der Verpflegungsstation geht es durch den Ort und weiter entlang einer ruhigen Nebenstraße nach Wolxheim, das zu den besten Weinlagen im Elsass zählt.

Nur 2 km nach Dangoldsheim erreichen wir Avolsheim und damit die vorletzte Gourmet-Verpflegungsstation. Es gibt Lebkuchen und Muscat. Der Muscat d´Alsace unterscheidet sich zu den südfranzösischen süßen Muscat durch seinen trockenen und aromatischen Geschmack. Schon Barbarossa schätzte ihn und er wird sogar im Nibelungenlied erwähnt.

Hier ist Joe mal wieder in Action, „Bernd mach mal`n Foto“, rief er schon von weitem. Nora und Sarah-Jane feiern hier am Stand mit Joe, bevor es weiter geht. Wir überqueren den kleinen Fluss und kommen an den Le Canal der hier aufgestaut wird zu einem kleinen See.

Meine Füße brennen und ich freue mich aufs Ziel. Wir biegen in den Ort ab wo sich die älteste Kirche im Elsass befindet. Der Dompeter entstand auf den Fundamenten aus der Merowinger-Zeit. Nach der Überquerung der Bruche geht es über rot asphaltierte Radwege Richtung Molsheim. Es kommt das Kilometerschild 40 und dann endlich 41. Jetzt geht es in den Ort und die letzte Verpflegungsstation 700m vorm Ziel erwartet uns. Es gibt Wein und Kekse. Welchen Wein weiß ich nicht mehr, glaube aber Muscat. Ich laufe mit einer bunten Gruppe in der sich auch Caesar befindet. Und die nächste Strasse heißt auch noch Rue Jules Cesar. Sogleich werden wieder viele Fotos geknipst.

Wir sind schon im Zielort, noch 500m, vorbei an einem Storchennest das auch bewohnt ist und neben uns taucht der Campingplatz auf. Noch einmal rechts ab und vor uns liegt der über 100m lange rote Teppich an dessen Ende ich den blauen Zielbogen sehe. Ab über die piepsende Matte, noch schnell ein Zielfoto und endlich stehen bleiben. Ich erhalte eine schöne Medaille um den Hals gehängt und Jungs schnippeln mir den Leihchip vom Schuh. Es gibt hier direkt hinterm Ziel eine erste Versorgung mit Obst und Wasser. Um die Ecke erhalten wir unser Funktions-Shirt, das im Startgeld mit enthalten war. Die Flasche Riesling-Wein holen wir uns nebenan auf dem Platz vor der Münze beim Weinstand ab.

Ich bringe alles zurück zum Auto und gehe erst mal duschen. Anschließend geht es in die Münze, denn es gibt noch Essen und Trinken zur Stärkung nach dem Lauf. Im Saal erhalten wir gegen Bon, der auch im Startgeld enthalten war, einen Teller mit Pastete, 3 Salaten, Munsterkäse, Radieschen und ein Getränk nach Wahl.

Das Zeitlimit von 6 Stunden wurde auch heute wieder verlängert, da noch einige Gourmets (ein sachkundiger Genießer raffinierter Speisen und Getränke) oder waren es Gourmands (Unterschied zum Gourmet fehlt ihm die Mäßigung weshalb er auch Leckermaul oder Vielfraß genannt wird) noch auf der Strecke waren. Hier werden die Letzten nicht vom Besenwagen, sondern vom Besen-Traktor „gejagt“.

Fazit: Ein Lauf der einen sehr hügeligen Charakter hat und teilweise auf schmalen Pfaden und holprigen Wirtschaftswegen entlang führt. Landschaftlich ist er sehr schön und abwechslungsreich. Prädikat „Sehr empfehlenswert“. Wenn ich das sehr günstige Startgeld umrechne habe ich hier durch die vielen Speisen, Getränke und sonstigen Zugaben Geld verdient.

Ach, übrigens gab es auch Sieger:

Marathon Männer
1. Abdelkerim Abdoulaye France                2:34:06
2. Michael Boch, Sport 2000                        2:41:46
3. Yves Ducret, Strasbourg                          2:47:31

Frauen
1. Annette Sattler,  Spiridon Frankfurt         3:21:25
2. Marie-Christine Schatz, Sport 2000       3:28:45
3. Stephanie Ponthus, St. Cergue              3:29:36

562 Finisher

 

 
 

Informationen: Marathon du Vignoble d'Alsace
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