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Laufberichte

„Ciao, i sono Andrea”

14.10.12

Zwischen den etwa 2200 Läufern am Start steht auch Raffaele, er verpasst seinen Einsatz nicht. Dafür sorgt Giuseppe, er gibt seinem Freund ein Zeichen, Raffaele nickt, keine Minute später sind die beiden aus dem Sichtfeld verschwunden – es ist 9:31 Uhr. Mit uns sind über 300 deutsche Läufer auf der Strecke. Darunter auch der Leipziger Thomas Voland. Er startet aus der ersten Reihe und das aus gutem Grund. 2011 gewann er auf der 15-Kilometerstrecke und der Veranstalter, Stefano Ballardini, lud ihn daraufhin für dieses Jahr wieder ein. Thomas wollte in diesem Jahr aber nicht die 15 Kilometer laufen, auch nicht die erstmals angebotenen 30 Kilometer, nein er ist hier um den Marathon zu laufen.



Ganz sicher ist auf jeden Fall, dass der gebürtige Frankfurter namens Goethe nicht an den Lago gekommen war, um in Torbole zu Kiten, dass Freeclimbing in Arco auszuprobieren oder gar hier einen Marathon zu laufen. Zumal es damals noch gar keine Straße gab, auf der man hätte laufen können. Denn bis 1932 war Limone noch ein Fischerdorf und abgeschnitten von der Außenwelt; einzig über den Seeweg erreichbar.

Regelrecht übereinander geschachtelt kleben die Häuser am Felsen. Die Dächer terrakottafarben Ton in Ton, steinerne Kaskade der Häuser, seit Jahrhunderten unverändert. Da stößt der Ort, besonders im Sommer, schon mal an seine Kapazitätsgrenzen. Wer sich fragt, ob es jemals einen Moment gibt, den Gardasee fast ungestört zu genießen, dem kann ich antworten: Ja! HEUTE! Kein Urlauber ist begeistert, wenn er durch das Treiben auf der Straße aus dem Schlaf gerissen wird. Wir stören heute jedoch nur wenige Touristen. Nicht nur weil sich die Saison am Gardasee dem Ende zuneigt, auch weil die schmale Uferstraße von Limone nach Malcesine für den Verkehr vollkommen gesperrt ist.


"La costanza sempre avanza“


"Mit Ausdauer kommt man immer vorwärts“. Die zuvor tolle Aussicht auf den See weicht immer wieder dem Tunnelblick. Weltweit als Meisterwerk der Straßenbaukunst bewundert wurde die Gardesana mit ihren 75 Tunnels und Galerien. Während andere Kilometer um Kilometer des Marathons nach unten zählen, habe ich mir sozusagen ein Tunnelprojekt gestellt.



Ich versuche Tunnel um Tunnel, Röhre um Röhre, vom kleinsten bis zum größten, nach oben zu zählen. Der erste Kilometer ist laut. Rhythmisch lassen die Motorradfahrer neben uns ihre Maschinen aufheulen, im Tunnel verschärfen sich Lärm und Gestank. Die Strecke beginnt leicht fallend und bei Kilometer drei ist bereits der Tunnel Nr. 8 erreicht. Die störenden Motorräder von eben sind längst vorbei. Immer wieder wird man entlang der Straße mit Gedenktafeln an die Toten erinnert, die dieser Straße zum Opfer gefallen sind. Fährt man mit dem Auto oder Motorrad vorbei, nimmt man diese normalerweise nicht wahr.


Arrivederci Riviera dei Limoni


Heißt es bereits bei Kilometer 10. Weiter durch Tunnel Nr. 12, 13, 14. Ich freue mich schon auf den Überraschungseffekt am Ende des Tunnels. Was passiert? Genau! Es folgt Tunnel Nr. 15. Dieser misst 960 Meter, drinnen ist es schwül.



Das Schnaufen der Mitläufer hallt doppelt laut. Leuchtreflektoren an den Hosennähten oder Shirts der Läufer vor uns schimmern grell, besonders dann, wenn Kay mit Blitzlicht fotografiert. Notausgänge wechseln mit SOS Säulen ab. Der Asphalt unter unseren Füßen ist gespickt mit ausgespuckten Kaugummis.

 
 

Informationen: LAKE GARDA 42
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