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Laufberichte

Herbert! Keep pushin’!

24.07.11

Am Vorabend läuft Philip den Halbmarathon, 3 Runden mit einigen Höhenmetern. So lerne ich die letzten paar hundert Meter der Marathonstrecke kennen. 12 Grad, kein Regen.

02:15h - es regnet.  05:00h - es regnet sehr stark und es ist kalt. Mein Frühstück ist eine Salamisemmel vom Vortag. Um 06:15h stehen wir auf, eine halbe Stunde später fahre ich mit Evi und Philip die 5km zum Start. Die Temperaturanzeige schwankt zwischen 7 und 8 Grad.

Der Parkplatz ist 400m vom Start entfernt, die Stimmung im Zelt ist nicht so überschäumend. Viele sind in Folien und Decken gehüllt. Kurzfristig wurde die Strecke etwas geändert, die Polizei verlangte es. Mir egal, ich weiß nicht, ob das schlecht für uns ist oder nicht.

07.20h in die Startaufstellung, 10min später wird pünktlich gestartet, etwa 650 Leute machen sich auf den Weg. Der Regen ist nun nicht allzu heftig. Wir verlassen Füssen in Richtung Norden. Die schnurgerade Ausfallstraße ist schön breit um den Ansturm zu bewältigen. Nach etwa 2km werden wir nach einem Kreisverkehr von der Polizei auf den Radweg neben der Fahrbahn geleitet. Nun hat man freie Sicht auf die Tiroler Berge zu unserer linken. Die Gipfel sind im Nebel.

Der bunte Läuferwurm windet sich den Hügel hoch zum Hopfensee. Ich kann Martin erkennen, mit blauweißem Bierfilzhut läuft er. So, wie gestern Abend schon den 10km¬Citylauf und 40min später den Halbmarathon. Nach etwa 4km biegen wir in einen Feldweg ein. Zwischen Kuhweiden mit Stacheldraht geht es nun in den Wald.

Bei km5 die erste Labestelle und da gibt es auch schon reichlich Pfützen. Weiter durch den Wald. Bei km7 habe ich rechter Hand den See, groß ist er nicht. Schon kurz darauf das 12km-Schild. Aha, in einer halben Stunde bin ich also wieder da. Aus dem Wald raus steht ein einsamer Wanderer im Regen und applaudiert uns. Ansonsten ist es ruhig. Bis auf den Keucher links hinter mir. Der regt mich schon die längste Zeit auf. Zumal wir nun richtige Schlammspringer geworden sind, ständig die Spur wechseln, oft auch hüpfend. Wäre es trocken, hätte locker vier Leute nebeneinander Platz.

Der Regen ist nun ziemlich stark. Ein Zug braust ganz in der Nähe unüberhörbar vorbei, zu sehen ist er nicht. Ein Schild warnt vor einem Fotografen. Jetzt einen entspannten Gesichtseindruck machen! Nach 9,5km die zweite Labe, die Laufcliquen formieren sich neu und endlich wieder Asphalt!

Bei km10 sind wir einmal halb um den See, hier sind Bootsanlegestellen, der Wind kommt von rechts und kühlt ziemlich stark. Die drei Alphornbläser tuten etwas Schwermütiges. Sieht alles sehr nach November aus hier. Allerheiligenstimmung. Ende Asphalt und wieder in den Wald. Kurz nach km13 wieder ins „Freie“. Auf einer Kuhweide stehen etwa 20 Kühe beisammen. Ein paar schauen den bunten Läufern zu, einige schauen demonstrativ weg oder es ist ihnen völlig wurscht, was sie da sehen.

Bei km15 bin ich 1h24min unterwegs. Es geht nach Füssen runter und ich lasse es laufen, es taugt mir. Die Luft ist super! Km17 und ich quetsche mir ein PowerGel rein, 1h35min. Vom Wasser in der Halbliter-Flasche, die ich in der rechten Hand halte, habe ich noch nichts gebraucht. Die Labestellen sind perfekt positioniert. Sie kommen ab nun etwa alle 2,5km.

Jetzt geht es zum Ufer des Forggensees. Bei km18 wird das Festspielhaus passiert. Die nächste Labestelle (km20) hat außer Wasser und Iso auch Bananen, Äpfel, Müsliriegel und Orangen im Angebot. Nun den Lech entlang. Kurz vor der halben Distanz queren wir den Fluss über ein kleines Kraftwerk laufend. Drüben steht ein Auto mit mitlaufender Zeit am Dach: 2:00:02 habe ich bis km21 gebraucht.

Der Regen wird wieder stärker. Am Ostufer des Forggensees laufen wir nach Norden. Ein Mädchen überholt mich am Fahrrad und macht Fotos. Ihr Vater ist knapp hinter mir, daher. Die nächsten 2km weisen einen sehr unangenehmen Belag auf, brüchiger Asphalt, der nach links Richtung See hängt. Keine einzige ebene Stelle, die Bänder an den Knöcheln haben viel auszugleichen. Beiderseits der Waden fühlt es sich nicht gut an. Das bremst.

Wie windgeschützt der Kurs seit km18 war, fällt mir bei km25 auf, als wir die Uferböschung rauf laufen und nun voll dem Westwind ausgesetzt sind. Meine linke Seite wird nahezu trocken gefönt, denn es regnet kaum mehr. Aber angenehm ist das nicht, denn kalt ist es
noch immer.

Es geht zwischen Ufer und Campingplatz durch. Ein paar Eltern bieten ihren kleinen Kindern in Anorak und Haube ein Schlechtwetterprogramm: Marathonläufer schauen.

Bei etwa km28 eine Labestelle. Eigentlich wollte ich mein eigenes Wasser trinken, damit die Flasche leichter wird. Da steht so ein 3-jähriger Pimpf in rotem Anorak und mit „Eisbär“-Mütze am Kopf und hält mir mit ausgestrecktem rechten Arm einen Becher entgegen: „Magst a Wasser?“, piepst er mich an. Eh klar will ich - und er jubelt.

Nun endlich wieder Asphalt! Das Schloss Neuschwanstein liegt wunderbar vor uns. Die Strecke unterquert die B17, es geht wieder nach Süden. 100m vor der Labe km30 steht Philip mit abgespanntem Knirps. Evi habe trockene Wäsche und etwas Warmes zu trinken, informiert er mich. Umziehen tu ich mich nicht, aber das warme Wasser tut gut. Ich bin 2h54min unterwegs.

Wir laufen nun direkt auf den Tegelberg zu, ein leichter Anstieg und in rechtem Winkel am Fuße des Berges entlang. Wieder grobkiesiger Weg im Wald am Ufer eines Baches. Wo weit und breit niemand ist, haben sich etwa 20 Leute zusammen getan und veranstalten ein Mords Getöse mit Ratschen, als ich durch ihr Spalier laufe. Sie feuern mich an, ich muss lächeln.

Km 32 etwa, wieder im rechten Winkel weg vom Bachufer runter in die Ebene. Das Schloss Neuschwanstein liegt jetzt genau hoch hinter mir, ich drehe mich um. Das Schloss sieht immer wieder gut aus. Die Männer vom THW stoppen bei Bedarf für die querenden Läufer kurzfristig den Straßenverkehr.

Km33 Evi und Philip knipsen. Philip weiß, dass vorher Wigald Boning vorbei gekommen ist. Am Start habe ich schon gehört, dass der mitlaufen würde. Eine Läuferin in gelbem Shirt und schwarzem Rock überholt mich und fragt nach dem Zugläufer. Keine Ahnung, den 4h-Ballon habe ich nur am Start gesehen.

Jetzt wird es sumpfig: die nächste Labe ist mit Hackschnitzel ausgelegt, die aber schon eingestampft sind. Es gibt nun auch Cola, das ich jetzt gerne trinke. Die nächsten paar hundert Meter gehe ich. Durch das niedergetretene hohe Gras quatscht das Regenwasser durch. Wenn ich da laufe, sinke ich ja noch tiefer ein! Am Ende des Sumpfes feuert mich eine junge Amerikanerin an: „You’re doin’ great, Herbert! Keep pushin’!“ ruft sie und sie hüpft voller Begeisterung.

Wieder über eine Straße und ich will schon nach rechts Richtung Füssen. Nichts da, es geht nach links und bergauf. Ein Schild warnt vor Überflutungen, hier ist auch der die Straße begleitende asphaltierte Radweg überflutet. Ich stapfe durch das hohe Gras am Rand. Und schon biegen wir in eine Forststraße ein. Der nächste See wird (fast) umrundet. Bei km 37 holt mich der 4h15-Ballon ein. Die seitlichen Wadenbeinmuskeln sind vom holprigen Geläuf noch beleidigt. Ich blicke nach rechts, man sieht schön über den kleinen Schwansee. Am gegenüber liegenden Ufer blasen nun die Alphornbläser wieder. Sehr stimmungsvoll, und gar nicht mehr November.

Nach km38 geht es an einem Parkplatz vorbei, Fischer mit Angelruten kommen mir entgegen. Ab nun Asphalt bis ins Ziel. Kurz darauf sehe ich das Mädchen am Rad mit ihrem Vater. Der läuft etwas unrund. Ich erhöhe mein Tempo und komme näher. Dabei merke ich, dass es nun am Asphalt wieder wunderbar läuft. Die überbeanspruchten Muskeln brauche ich auf ebenem Untergrund nicht und ich spüre sie auch nicht mehr. Nun sehe ich auch den 4h15-Ballon wieder, begleitet von drei Läufern. Die will ich mir auch noch holen, denn ich will unter 4h15 ins Ziel.

Am Ende der Lechbrücke nehme ich mir einen Schluck Cola und los geht’s. Am linken Lechufer flussaufwärts Richtung Altstadt. Nun weiß ich vom Vortag, wie der Schlussabschnitt aussieht. Ein Gässchen rauf, zwischen den Häusern durch, kurzer steiler Anstieg, Spitzkehre in einen Hohlweg. Da taumelt einer vor mir, tief gebückt mäandert er bergwärts. Ich muntere ihn auf: Nur mehr 400m! Nun über die Kuppe und da sehe ich das Quartett von vorhin wieder. In großen Schritten und topfit komme ich näher, Philip ist da, und ich überhole die vier am Beginn der Zielgeraden. Ha, ich werde unter 4h15 bleiben. Knapp, aber doch. Evi wartet auf mich, wir nehmen uns an der Hand und laufen gemeinsam ins Ziel. JUHU! (4Std 14min 42sec)

Ich bekomme meine Erinnerungsmedaille umgehängt, Vom selben blonden Mädchen, das mir tags zuvor die Startunterlagen ausgehändigt hat. Jetzt ist sie im Dirndl. Etwas trinken und ein kurzes Résumé. Dann hat Evi ein trockenes Shirt für mich. Dass es da wieder zu regnen beginnt, ist völlig unwichtig.

Letztlich haben 611 LäuferInnen gefinisht. Ich als 419., na ja.

Im Startgeld von 44,-EURO waren inklusive: Eine schöne Strecke in toller Landschaft, leider über weite Strecken durchweicht, Funktions-Laufshirt mit Lauf-Logo, Einweg-Chip-Zeitnehmung, Erinnerungsmedaille, reichlich Labestellen (Wasser, Iso, Müsliriegel, Orangen, Äpfel, Bananen, Coca-Cola)

 

Informationen: Königsschlösser Marathon
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