marathon4you.de

 

Laufberichte

Zweimal hin und zweimal zurück ...

13.07.08

Kaum Werbung und trotzdem waren nahezu 1.000 Teilnehmer bei der Premiere des Ermstal Marathons. 

Wenn man dann die zahlreichen Zuschauer an der Strecke sah, die trotz Regen gekommen waren und von denen viele bis zum Schluss an der Strecke ausharrten, dann wurde klar, dass die meisten Teilnehmer aus der Region kamen und dass die ausdauernden Zuschauer Angehörige waren.

Im Vorfeld hatte ich ja einigermaßen Bedenken, ob eine solche Strecke, auf der man vier Mal denselben Abschnitt läuft, um auf seine 42 km zu kommen, denn Sinn macht? Langweilig!? Nein! die Wirklichkeit belehrte mich eines Besseren und jeder, mit dem ich sprach, lobte die schöne Strecke. Ganz wesentlich hat dazu natürlich beigetragen, dass man in einer sehr abwechslungsreichen Landschaft läuft. Das Ermstal zeigt sich auf den zehn Kilometern von Metzingen bis Bad Urach sehr vielseitig mit Weinbergen, fruchtbaren Feldern, Streuobstwiesen und dem malerischen Dettingen, durch das man lief.

Der Startbereich auf dem historischen Kelterplatz in Metzingen bildete bereits bei der Abholung der Startunterlagen eine angenehme Kulisse. Logistisch war hier alles im engen Umkreis zu erreichen, selbst der Bahnhof war nur 200 m entfernt und auch die Duschen nach dem Lauf erreichte man mit wenigen Schritten.

Kurz nach sieben Uhr konnte ich mein Auto auf einem Parkplatz neben dem Kelterplatz parken. Aussteigen wollte ich allerdings nicht, denn es regnete ausgiebig. Der Himmel war grau in grau und signalisierte, dass das noch einige Zeit so sein würde. Auch der Wetterbericht hatte keine Hoffnungen gemacht, erst gegen Nachmittag sollte es besser werden. Also half das Warten nichts, ich ging die paar Schritte bis zur Kelter auf dem Marktplatz und hatte kurz danach meine Startunterlagen.

Nach und nach kam dann Leben auf den Kelterplatz, bzw. in die verschiedenen Keltergebäude, die Schutz vor dem Wasser boten. Wie immer traf ich einige Bekannte und mit Unterhalten und Beobachten verging dann die Zeit. Der Sprecher hatte ein Einsehen mit uns und schickte uns erst wenige Minuten vor dem Start hinaus unter das Startbanner.


Punkt 9 Uhr war dann der Start und nach kurzem Stau kam auch ich über die Startlinie und zwischen den „Ohren“ der Zeitmessung hindurch. Wenige hundert Meter ging es die Startgerade hinunter, an der uns erstaunlich viele Zuschauer auf die Strecke verabschiedeten. Nach einer kurzen rechts-links Kombination wurden wir in einer langen Unterführung unter der B313 hindurch und auf einer gesperrten Straße hinaus aus Metzingen geführt.

Auf einem Radweg ging es jetzt Richtung Neuhausen, rechts die Bahnlinie und dahinter Häuser, links Felder. Mit etwa 17 Grad war es nicht kalt, um nicht zu sagen, die Temperatur war ideal. Nur der Regen störte ein wenig, obwohl er nie durchdringend war, machte ich mir doch Sorge um meine Kamera, die schon Mal wegen Nässe den Geist aufgegeben hatte und zur Reparatur musste.

Immer wieder lief man an Inseln mit Zuschauern vorbei, die uns freundlich applaudierten und als wir bei Kilometer zwei die Kelter in Neuhausen erreichten, waren es beinahe Mengen, die unter ihren Schirmen oder dem Dach der Kelter standen, um uns Beifall zu zollen.

Informationen: Ermstal-Marathon
Veranstalter-WebsiteE-MailErgebnislisteHotelangeboteOnlinewetterGoogle/Routenplaner

An der Verpflegungsstelle dort hielt ich nur kurz an, trank einen Becher Wasser und war sofort wieder auf der Strecke. Nachdem ich die Woche zuvor beim Nachmarathon in Marburg mit nahezu fünf Stunden eine miserable Zeit hatte, wollte ich heute sehen, ob es nicht schneller ginge, vielleicht so um die 4:30h. Ich lief also zügig und hielt nur jeweils kurz an, um ein Bild zu machen.

Ein paar hundert Meter verlief der Radweg, der uns nun am Rande von Neuhausen entlang führte, dann über freies Feld und anschließend durch Streuobstwiesen. Wir kreuzten eine Kreisstraße (K6712), bestens gesichert durch Verkehrspolizei und kamen an der nächste Verpflegungsstelle (km4,2) vorbei. 

Auf dem Streckenabschnitt bis dorthin kamen uns schon die ersten 10km-Läuferinnen und Läufer entgegen. Sie waren um 9 Uhr in Bad Urach gestartet und ihr Weg führte sie auf unserem Weg nach Metzingen. Sie hatten hier bereits 6,5 Kilometer hinter sich und brachten Leben auf die Strecke, man hatte was zum Beobachten. Die nächsten Minuten wurde der „Gegenverkehr“ dann dichter. Da liefen wir aber längst auf einer breiten Straße am Rande von Dettingen und das „Mehr“ an Läufern machte überhaupt keine Probleme.


Zwei Kilometer lang lief man nun durch Dettingen, über den Marktplatz, auf dem wieder eine Zuschauerinsel war, vorbei an Bäckereien und Läden, in denen eingekauft wurde, vorbei auch an vielen Zuschauern, die im Trockenen in ihren Hauseingängen, in ihren Garagen, unter einem Vordach oder einfach unter einem Schirm standen und uns bestaunten und beklatschten. Vermutlich waren sie alle nicht ganz sicher, ob sie uns bedauern oder bewundern sollten, denn immer noch regnete es und manch einer war nicht nur nass vom Regen und Schwitzen, sondern hatte auch nasse Schuhe und Socken, denn manches Mal hatte man den Pfützen einfach nicht ausweichen können.

Am südlichen Ortsrand kamen wir zum Sportplatz. Auf der Bahn dort war die dritte Verpflegungsstelle aufgebaut und ich nahm zur Abwechslung einen Becher Iso. Das angebotene Cola verschmähte ich noch, das wollte ich erst ab Km 30 trinken.
Nach einer halben Runde um den Sportplatz ging es am anderen Ende über ein paar Meter aufgeweichte Wiese durch den Hinterausgang des Platzes wieder hinaus. Ein ganz kurzes Wegstück war hier nicht asphaltiert, man musste durch eine riesige Pfütze, oder auf dem aufgeweichten matschigen Boden drum herum und lief dann wieder auf Asphalt vorbei am Freibad und einem Kleintiergelände weiter Richtung Bad Urach.

Inzwischen war ich etwa 50 Minuten unterwegs und irgendwo zwischen Kilometer sieben und acht, als uns die führenden Halb- und auch Marathonis auf ihrem Rückweg nach Metzingen entgegen kamen. Sehr schön konnte man da die schnellen Läufer und Läuferinnen beobachten. Störend war der Gegenverkehr zu keinem Augenblick.

Bis hierher war die Strecke eben, nur ganz unmerklich war es mal auf- oder abwärts gegangen. Ab jetzt lief man wieder zwischen Streuobstwiesen, kurvig und auch in spür- und sichtbaren Wellen auf und ab, bis wir dann Bad Urach erreicht hatten und wieder auf einer breiten Straße an den ersten Häusern entlang liefen.
Ein paar hundert Meter lief man auf der Straße, bis wir dann in einer Schleife auf den Sportplatz kamen, auf dem die vierte Verpflegungsstelle aufgebaut war. Auch hier musste man eine halbe Runde auf der Bahn absolvieren und ihn am anderen Ende verlassen. Es ging dann noch ein paar Treppenstufen hinauf und schon war man wieder auf der Straße und auf dem Rückweg. Die Stadt selbst haben wir leider nicht gesehen.


Auf meinem weiteren Rückweg kamen mir noch viele Läuferinnen und Läufer entgegen. Ich hatte mein Tempo von etwa 6:20 min/km halten können und war mal endlich, seit langem wieder, nicht am Ende des Feldes, das ich dann aber bald am entgegenkommenden Besenläufer erkannte. Bei diesem Marathon war das ein Läufer, kenntlich am Weidenrutenbesen in seinem Rucksack. Er absolvierte doch tatsächlich die ganzen 42 km jeweils hinter dem letzten Läufer.
Der Regen war wieder stärker geworden, ich hatte meine Kamera wasserdicht in der Tasche verstaut und musste sie für jedes Bild umständlich auspacken. Also sparte ich mir das, wenn nicht ein wirklich lohnenswertes Motiv kam.

Etwa bei Km 13 verließen wir die bekannte Strecke und machten einen kleinen Abstecher mit Wendepunkt, um auf die korrekten 21,1 km, bzw. 42,2 km zu kommen. Hier kam mir Renate entgegen und schimpfte wie ein Rohrspatz. „Sehr schöne Strecke“, meinte sie, um dann aber sofort mitzuteilen, dass es ihr zu nass sei und sie nach dem Halbmarathon aufhören würde. Vor Schreck blieben mir die Worte im Hals stecken, ich konnte nur noch „so was macht man nicht“ sagen und vorbei war sie.

Zwar kam ich mich ihr im Verlauf der restlichen acht Kilometer bis auf wenige Meter nähern, schaffte es aber nicht ganz, sie einzuholen, um ihr den blöden Gedanken auszureden. Man hört doch nicht einfach auf, nur weil es ein wenig regnet! Ich war entsetzt und sah ganz hautnah wieder einmal die Verführungskünste einer Strecke, bei der man beim Halbmarathon aufhören kann. Wer da nicht mental stark ist, findet alle möglichen Ausreden. Nun, Renate hatte Angst, sich zu erkälten und hatte vielleicht Recht.

Ich selbst fühlte mich wohl, mein Tempo passte und als wir uns wieder Metzingen näherten, hatte es sogar aufgehört zu regnen. Vielleicht würde das ja Renate eines Besseren belehren? Nein! Sie lief unbeirrt vor mir ins Ziel und ich um den Pfosten kurz vor dem Ziel, um auf meine zweite Runde zu gehen. Mit 2:13h hatte ich die erste Runde sogar etwas schneller absolviert als geplant. Aber man muss die Gelegenheit beim Schopfe packen, wenn sie kommt und heute war sie da, in Form von idealer Temperatur für mich.


Auf den nächsten Kilometern kamen mir noch jede Menge Halbmarathonis auf ihrem Weg ins Ziel entgegen. Zwar konnte man die Läufergruppen nicht an den Startnummern erkennen, die waren bunt gemixt von ein- bis vierstellig und wohl zufällig auf Marathon-, Halbmarathon- und 10km-Läufer verteilt, aber den meisten Entgegenkommenden sah man den Halbmarathonläufer an. Auf jeden Fall war die Strecke nicht leer, wie schon oft bei so Zwei-Runden-Marathons erlebt.
Ein letztes Mal kamen mir jetzt die führenden Marathonis entgegen auf ihren letzten Kilometern bis ins Ziel, dann wurde es etwas einsamer, bis bald darauf in Dettingen die Walker auf der Strecke waren. Die starteten wenige Minuten zuvor und wie es so ihre Art ist, liefen sie in breiter Phalanx auf der Straße und scherten sich einen Deut um entgegenkommende oder gar überholende Läufer. Nun, so sind sie eben, immer gesellig, gerne plaudernd und das macht man am einfachsten in Vierer-, Sechser- oder Achter-Reihen.

Aber auch diese Hürde meisterte ich problemlos, und der Regen, der wieder eingesetzt hatte, trübte meine gute Laune nicht. Ich war zufrieden mit mir, dass ich mein Tempo halten konnte und dass es bis jetzt sehr unterhaltsam war. Bad Urach und die Wende erreichte ich in guter Zeit. Auf meinem Rückweg begegnete ich Volker Berka, der vom Besenläufer verfolgt wurde. Er konnte ihn aber auf seinen letzten 13 Kilometern noch abschütteln und seinen letzten Platz abgeben.

Die zehn Kilometer auf dem Rückweg konnte ich tatsächlich noch etwas Tempo zulegen und deutlich unter 6 min/km laufen. Immer wieder kam ich auch jetzt noch an Zuschauern vorbei, die ich bereits ganz am Anfang nach dem Start an der Strecke gesehen hatte. Sie waren noch immer fleißig am Applaudierten und Aufmunterten.

Während der letzten 30 Minuten hatte auch der Regen endgültig aufgehört und mit 4:23:19 lief ich dann glücklich ins Ziel. Kurz nach mir kamen dann Annette und Michael, die heute ihren ersten Marathon liefen. Auf eine Zeit von 4:30h hatten sie trainiert und mit 4:26h ihr Ziel problemlos erreicht. Auch der Läufer, an den Volker die rote Laterne abgegeben hatte, lief, zusammen mit seinem zuverlässigen Begleiter, dem Besenläufer, glücklich ins Ziel. Gleichzeitig kam jetzt sogar kurz die Sonne zum Vorschein und wärmte die Wartenden.


Eine rundum gelungene Veranstaltung habe ich an diesem Tag erlebt. Da haben die Organisatoren bei ihrer Premiere so ziemlich alles richtig gemacht. Lediglich die Siegerehrung Marathon hätte man vorziehen müssen. Natürlich ist es schön, wenn auch die Läufer am Ende noch von Zuschauern und Sprecher empfangen werden. Die Kehrseite aber ist, dass die Sieger länger als zwei Stunden warten mussten, bis ihre Ehrung dran war. Vielleicht kann man sich da noch was einfallen lassen.

Die Landschaft passt bestens in ihrer Vielfalt und man kann sich lebhaft vorstellen, wie sich das schöne Ermstal bei Sonnenschein präsentiert. Dann werden hier noch mehr an den Start gehen, die meisten aber natürlich auf der Halbmarathonstrecke. Das ist der Trend, der Marathon ist wichtige Nebensache der den schmückenden Titel liefert. Ist aber gut so, denn ohne die Halbmarathonteilnehmer hätte es diesen Marathon vielleicht gar nicht gegeben. Der Organisationsaufwand ist für die Marathonis alleine kaum zu rechtfertigen.
Wünschen wir uns also, dass es mit diesem Lauf im Ermstal weiter geht.

Finisherzahlen

121 Marathon
459 Halbmarathon
238 10km-Lauf

Marathonsieger
Männer

1  Häntzschel, Steffen Sebamed  2:37:31 
2  Leibfarth, Uwe LG-Dettingen 2:47:10 
3  de Franceschi, Luigi Getraenke fro 2:48:32

Frauen

1  Frey, Dorothea Team LeoSport  2:59:46  
2  Benning, Nicole EK Schwaikheim 3:18:11  
3  Wurster, Petra LAV Asics Tuebingen 3:28:37  

Laufwettbewerbe

Marathon, Halbmarathon mit gemeinsamem Start in Metzingen, 10 km mit Start in Bad Urach, als Rahmenwettbewerb noch 7,5 km Walking/Nordic Walking

Strecke

Der Kurs ist einigermaßen flach, bis auf ein paar Wellen vor Bad Urach. Er führt auf Radwegen von Metzingen über Neuhausen und Dettingen bis nach Bad Urach und auf derselben Strecke wieder zurück bis Metzingen, wo für die Halbmarathonis Ziel ist. Die Marathonis müssen dasselbe noch mal laufen.

Kosten

Marathon 20 Euro, 
Halbmarathon 12 Euro, 
10km 10 Euro, 
Walking/Nordic Walking 8 Euro;

Aufschlag für Nachmeldung 5 Euro

Zeitnahme

Bibchip in der Startnummer integriert, also kein eigener Chip

Auszeichnung

Medaille, Urkunde aus dem Internet

Verpflegung

Ca. alle 2-3 km Wasser, Iso, Cola, Bananen, absolut ausreichend.

 

Informationen: Ermstal-Marathon
Veranstalter-WebsiteE-MailErgebnislisteHotelangeboteOnlinewetterGoogle/Routenplaner

 
NEWS MAGAZIN bestellen
Das marathon4you.de Jahrbuch 2024