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Laufberichte

Wüsten-Stadt der 1001 Superlativen

25.01.13

Km 19 bis 21 - Bis zum Ende der langen Gerade laufen wir weiter im Nebel-Tunnel. Wie gut, dass wir bereits am ersten Sightseeing-Tag das superluxuriöse 7-Sterne-Märchenhotel Burj Al Arab bestaunt hatten. Jetzt können wir uns wenigstens vorstellen, wie wir diesem 321 Meter hohen, weissen architektonischen Wunderwerk entgegenlaufen. Das weltberühmte Hotel würde sich immer höher über die niedrigen Häuser erheben. Die Fassade des früheren Symbols von Dubai soll an das geblähte Segel eines arabischen Frachtseglers (Dhau) erinnern.

Beim 20. Kilometer-Schild ziehen wir erneut Bilanz. 1:44:33 sind verstrichen (knapp 5:14 Min./km). Wir rennen tatsächlich sehr, sehr regelmässig. Erlebnisse sammelnd sind wir lockerer unterwegs als bei einem wettkampfmässigen Marathon. Wir lassen es hauptsächlich rollen. Ein Ziel zu formulieren und dieses möglichst genau zu erreichen, ist für uns Mess-Fans auch bei einem Genuss-Marathon ein faszinierendes Spiel! Die Halbmarathon-Marke erreichen wir drei Minuten schneller als vor einem Jahr. Nach 1:50:15 Stunden (Pace 5:13.5) überqueren wir im dichten Nebel die einzige Zeitkontrollmatte zwischen Start und Ziel.

Km 22 - Einen knappen Kilometer später kündigt ein neon-gelbes Schild unter Palmen das Ende der 13-Kilometer-Gerade an. Die zweite, grosszügig breite 180-Grad-Spitzkehre liegt vor uns. Ohne zu bremsen können wir uns in die Kurve legen. Der Applaus der Zuschauer an der bogenförmig aufgestellten Abschrankung lässt uns den Rückweg beschwingt antreten. Noch einmal liegen 12 schnurgerade Kilometer vor uns. Sanfter Gegenwind fächelt uns entgegen. Ob er den Nebel bald vertreiben wird?

Km 23 - Wir loben und bewundern einen asiatischen Läufer, welcher sich für den Marathon in Schale geworfen hat. Er schwitzt im Anzug samt Hemd und Krawatte so sehr, dass sich Schweissperlen auf dem Stoff gebildet haben. Nur wenige Marathonis sind verkleidet unterwegs. Kein Wunder, bei den zu erwartenden, hohen Mittagstemperaturen. Hugo verlässt nun unser Dreier-Team. Seine Bauchschmerzen halten sich in Grenzen. Er wagt zu beschleunigen und findet seinen eigenen und etwas schnelleren, genussvollen Flow.

Km 24 - Die Sonne dringt als fahle Scheibe durch den Dunst. Sie bezwingt den Nebel jetzt endgültig und nimmt der Stadt den feuchten, trüben Schleier ab. Von Kilometer 22 bis 34 laufen wir auf demselben Weg, wie wir gekommen sind, wieder zurück. Wir haben uns kaum 10 Meter ins Landesinnere verschoben und sind jetzt auf der Gegenfahrbahn der Jumeirah Beach Road unterwegs. Die Strecke erscheint trotzdem weder genau bekannt noch langweilig. Die zahlreichen Moscheen bleiben die faszinierendsten Sehenswürdigkeiten. Unsere Füsse erhalten in regelmässigen Abständen eine minime, willkommene Abwechslung. Die Fussgänger-Übergänge sind mit Verbundsteinen gepflastert und liegen als sanfte Bodenwelle quer über der topfebenen Asphaltpiste.

Km 25 - Manchmal sind die Helfer das einzige Publikum. Ein sehr unterstützendes jedoch! An den Versorgungs-posten bekommen wir nicht nur Wasser, Iso-Getränke und erfrischende Schwämme, sondern immer auch begeistertes Lachen und motivierende Worte mit auf den Weg. "Good job!", hören wir oft. Und wir könnten dieses Lob hundertfach zurückgeben!

Km 26 - Alle drei Kilometer verpflegt sich Andreas konsequent mit einem halben Beutel Gel. Ich versuche im selben  Rhythmus mitzuhalten, nehme aber nur kleine Schlucke aus meiner Gelflasche. Riesen-Reklame-Tafeln werben für schwedische Burger. Genau! Einen Hamburger wünsche ich mir im Ziel! Der Gedanke daran versetzt den Beinen einen zusätzlichen Energieschub. Seit der Streckenmitte sind wir ein wenig schneller geworden. Jetzt kommen wir regelmässig nach 5:10 Min. an den Kilometerschildern vorbei. Die Sonne steht schon hoch am stahlblauen Himmel. Ihre Strahlen beginnen spürbar auf der Haut zu brennen. Und das Licht wir immer intensiver. Wir überholen scharenweise andere Läufer. Einige legen Gehpausen ein. Und immer häufiger stehen krampfgeplagte Sportler am Streckenrand.

Km 27 - Auf dem Hinweg noch unentdeckte Sehenswürdigkeiten überraschen uns. Wir gelangen zur Abzweigung zum ehemaligen Sommerhäuschen von Scheich Rashid. Im Majlis Ghorfat Um Al Sheef hatten in den späten 1950er Jahren Beratungen über die Zukunft Dubais stattgefunden. Die Gegend war zu dieser Zeit nur von Palmen bewachsen. Weit ab der Stadt hausten Fischer in ihren Hütten am Strand. Kaum drei Generationen später liegt hier ein Kilometer langes Band vorstädtischer Villen. Und weit in der Ferne guckt der futuristische Burj Khalifa wie eine spitze Nadel aus den letzten Dunst-Resten. Unser Ziel wird greifbarer!

Wir müssen schmunzeln, als wir eine Zuschauerin entdecken, welche im rosa Plüsch-Home-Dress früh am Feiertag-Morgen den Weg an die Strecke gefunden hat. Wenig Einheimische nehmen am Dubai-Marathon teil. Er ist die Plattform der Eliteläufer, der sportlichen „Expats“ und Marathon-Touristen. Entsprechend setzt sich das Publikum zusammen. Die Dubai’in interessieren sich eher für Pferde- und Autorennen, Golf und Falknerei. Und trotzdem möchten sie gerne den weltschnellsten Marathon in ihrer Stadt haben.

Km 28 - Hinter grossen, wohlgeformten Palmen mit schönen Wedeln entdecken wir im Quartier Jumeirah 3 eine wunderschöne Moschee. Im gleissenden Sonnenlicht kommen all die feinen Verzierungen voll zur Geltung. Eigentlich würden wir gerne stehen bleiben und dieses exotische Bauwerk eingehend bewundern. Klick, klick. Wir werden die Moschee später auf dem Foto bestaunen. Der nächste Wasserposten lockt! Wir nehmen einen grossen Schluck aus der gereichten Flasche, benetzen Haare und Schirmmütze, Nacken und Gesicht, kühlen die Arme und die Beine. Oh wie ist das herrlich! Die Garmin piept nach 5:08 Minuten. Zwei Drittel der Strecke sind geschafft. Aber ist es wirklich schon Zeit, den Endspurt anzuziehen? Wir versuchen noch einmal etwas zu bremsen.

Km 29 – 30 Wir laufen auf die ockerfarbene Moschee zu, bei welcher die 15 Kilometer Versorgungs-Stelle aufgestellt war. Doppelt und dreifach märchenhafter wirkt sie jetzt im Vormittagslicht. Und die kleine helle Moschee, die die Schwester der berühmten Jumeirah Moschee sein könnte, erstrahlt in vollster Schönheit.
Wir haben mit Knipsen, Stoppuhr bedienen, eigene Wasserflaschen auffüllen, Salz-Tabletten hervorkramen, Schwämmen fassen, Kühlen und Trinken wortwörtlich alle Hände voll zu tun. Die Kilometer vergehen wie im Fluge. 2:36:21 Stunden stoppen wir beim Schild 30 km (knapp  5:13 Min./km). Andreas hofft, dass ihm seine Energie nicht wie beim Jubileums Marathon in Stockholm zu früh ausgehen werde. Vorsichtshalber verdrückt er ein halbes Coffein-Gel. Und wir nehmen uns noch einen sanften Bremsversuch vor. Ob das gelingen wird? Die Geschwindigkeit aus den Notfall-Plan-Tempo-Trainings scheint wie eingebrannt. In diesen vier Trainingswochen waren wir oft ein bisschen schneller als 5:18 Min./km gelaufen.

 
 

Informationen: Dubai Marathon
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