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Laufberichte

Dabei sein ist alles!

 

Wenn eine Laufveranstaltung zum 100sten Mal stattfindet, muss dahinter eine tolle Organisation stecken. Die Bertlicher Straßenläufe finden bereits seit 1984 statt und sind hier in der Region zu einer festen Institution geworden. Kaum ein Läufer kommt an dieser Veranstaltung vorbei, und wer erst einmal hier war, kommt immer wieder.

Kein Wunder, denn in Bertlich findet man alles, was das Läuferherz begehrt. Die Veranstaltung findet dreimal im Jahr im Februar, September und November statt, und bietet 8 verschiedene Strecken zwischen 850 m und 42,195 km an. So kamen im Laufe der Jahre über 75.000 Teilnehmer und 1,2 Millionen gelaufene Kilometer zusammen. Das sind doch überzeugende Zahlen.

Was der ausrichtende Verein SuS Bertlich 1945 e.V. hier immer wieder auf die Beine stellt, ist wirklich beeindruckend. Mit viel Liebe und Sorgfalt werden im kleinen Ortsteil die Straßenläufe perfekt organisiert. Von der Anmeldung bis zum Zieleinlauf sorgt ein eingespieltes Team für einen reibungslosen Ablauf. Natürlich sind alle Strecken nach den AIMS-Richtlinien vermessen und trotz der vielen Strecken ist jeder Kilometer ausgeschildert. Die Glückauf-Werkstätten des Diakonischen Werkes kann man als Zentrum der Veranstaltung nutzen. In unmittelbarer Nähe liegt der Sportplatz mit einer modernen Sporthalle, welche geräumige Umkleidemöglichkeiten und saubere Duschen bietet. Hier kann man auch seine Wertsachen deponieren und die Jüngsten werden in einem Miniclub betreut, damit die Eltern sich unbesorgt auf den Laufstrecken austoben können.

Dass ich bereits zum 19. Mal hier dabei bin zeigt, dass ich zur großen Fangemeinde der Bertlicher Straßenläufe gehöre. Da ist es für mich natürlich eine Freude, jetzt auch beim Jubiläumslauf dabei zu sein. Allerdings kann ich nur für die Halbmarathonstrecke melden, da die Sollzeit für den Marathon 5 Stunden beträgt und ich damit Schwierigkeiten bekäme. Das ist auch mein einziger Kritikpunkt, denn wenn man die längste Strecke als erstes starten würde, könnte man bei sonst gleichem Aufwand die Sollzeit um 30 Minuten verlängern und somit auch leistungsschwächeren Läufern den Start ermöglichen.

 

 

Nun denn, dabei sein ist alles und so mache ich mich am Sonntagmorgen mal wieder auf den kurzen Weg nach Bertlich. Natürlich begleiten mich meine liebe Inge und unsere Freundin Christiane. Die Beiden sind nämlich auch Fans der Straßenläufe und kennen dort inzwischen viele der Helfer und Teilnehmer.

Eine Voranmeldung ist in Bertlich nicht möglich. Nur hier und heute kann man sich für die jeweilige Laufstrecke anmelden. Das hat den Vorteil, dass man je nach Tagesform noch kurzfristig umdisponieren kann. Die Startgebühren sind günstig. Für den Halbmarathon zahle ich 15 Euro. 50 Cent werden bei der Rückgabe der Startnummer noch zurückerstattet. Heute ist angesichts des Jubiläums die Nachfrage noch größer als sonst. Insgesamt werden 1003 Läufer starten, davon 193 beim Halbmarathon und 100 beim Marathon.

In der bereits vorweihnachtlich geschmückten Pausenhalle treffe ich meine Vereinsfreunde Dieter, Monika und Lara. Dieter hat sich für die 15 km entschieden und Lara begnügt sich mit 7,5 km. Wie gesagt, dabei sein ist heute wichtig. Der 100 MC ist auch mit etlichen Läufern vertreten. Die waren gestern schon in Bad Arolsen gestartet und machen heute in Bertlich weiter.

Auch Hans Johrendt vom SuS Bertlich ist als Helfer schon vor Ort. Der 95jährige ist immer dabei und typisch für die Einstellung der ehrenamtlichen Helfer.

Bereits jetzt gibt es Kaffee und Brötchen für ein zweites Frühstück, später dann das legendäre Kuchenbuffet, sowie Waffeln, Pommes, Eintopf, Bratwurst und Getränke aller Art - alles zu zivilen Preisen. Kein Wunder, dass fast Volksfeststimmung aufkommt. Oft tummeln sich hier an die 1000 Aktive mit ihren Angehörigen und fordern den Organisatoren einiges ab. Diese haben allerdings im Laufe der Jahre ein Konzept entwickelt, mit dem sie jeden Ansturm bewältigen.

Die ehrenamtlichen Helfer kommen fast alle aus dem Verein und sind mit großem Engagement dabei. Der Erlös der Veranstaltung kann dadurch komplett in die Kinder- und Jugendarbeit des Vereins fließen. Zum Jubiläum hat man entschieden, diesmal 1 Euro je Teilnehmer an das Kinderpalliativzentrum in Datteln zu spenden. Eine hochherzige Geste, welche die Teilnehmer noch durch zusätzliche Spenden verstärken.

 

 

Nachdem Dieter beim 15er gestartet ist, schauen wir uns auch den Marathonstart vor dem Stadion an und ich kann etliche Bekannte begrüßen. Genau 100 Marathonläufer haben sich eingefunden und mir wird doch das Herz ein wenig schwer, dass ich heute nicht mit ihnen auf die Strecke gehen kann. Nun, ich werde dann eben in der nächsten Woche in Süchteln starten. Da beträgt die Sollzeit 8 Stunden und macht mir trotz 500 Höhenmeter keine Probleme. So kann man dem Alter noch ein Schnippchen schlagen.

Pünktlich um 10:30 Uhr gehen die Marathonis mit viel Beifall auf die Strecke, und ich begebe mich zum Start des Halbmarathons. Dieser erfolgt um 10:40 Uhr. Ich habe mich im Starterfeld hinten aufgestellt, um nicht von den schnellen Hirschen überrannt zu werden. Die erste Runde beträgt 13,9 km und ist mit der Marathonrunde identisch. Die Strecke führt über asphaltierte Wirtschaftswege durch ein Naherholungsgebiet entlang der Grenze zwischen Herten und Marl. Der Rundkurs berührt mit seiner Längsachse die Stadtgebiete von Gelsenkirchen  und Recklinghausen. Sieben Verpflegungsstellen und zwei DRK-Stationen stellen die Versorgung der Läufer auf der Runde sicher.

Nachdem wir eine kleine Zechensiedlung durchquert haben, biegen wir bei Kilometer 1 mit einer leichten Steigung ins Naherholungsgebiet ein. Vorbei geht es an Mais- und Kartoffelfeldern sowie Wiesen mit Pferden und Kühen. Die Felder sind natürlich bereits abgeerntet, wir feiern ja heute schon den 1. Advent. Bald kommt die erste Verpflegungsstelle. Jetzt ist nur Wasser im Angebot, aber in der nächsten Runde kommen noch Iso und Bananen hinzu. Mit einer leichten Steigung überqueren wir eine Bahnlinie und das Feld hat sich bereits sortiert.

Durch die unterschiedlichen Farben der Startnummern kann man seine Konkurrenten den jeweiligen Wettbewerben zuordnen und erkennt daran auch die jeweils gültigen Kilometermarken. Meine neue Uhr bestätigt immer die Angaben.

Mithilfe der Polizei überqueren wir gefahrlos die Marlerstraße. Wir biegen nach links ab und es geht leicht wellig weiter. Insgesamt kann man die Strecke als flach bezeichnen. Probleme macht schon mal der Wind, da die Strecke gerade im Herbst windanfällig ist. Doch heute hält er sich zurück und es ist mit 8 Grad ganz angenehm.  

Nachdem wir auch die Hertener Straße mit polizeilicher Hilfe überquert haben, laufen wir auf dem Linder Weg kurz durch ein Waldstück und erreichen dann den Feuler Hof. Hier bietet man Hilfe für Mensch und Tier. Neben therapeutischem Reiten für Menschen mit Behinderungen, gibt es eine Tierheilpraxis, Musikschule und einen Kräutergarten. Die Hälfte der Runde ist bereits geschafft und wir erreichen die nächste Verpflegungsstelle. Vorbei an kleinen Bauernhöfen geht es bis zur Bundesstraße 225. Diese müssen wir aber nicht überqueren, sondern laufen nur für 200 Meter über den Standstreifen. Dann biegen wir in eine ruhige Straße ab und laufen Richtung Ried. Dies ist ein kleiner Stadtteil von Herten und besteht nur aus einer kleinen Häuseransammlung mit einigen Bauernhöfen. Hier ist dann auch schon die nächste Verpflegungsstelle.

Schnurgerade laufen wir mit der Riedstraße wieder Richtung Bertlich. Auf dem Radweg der Recklinghausener Straße steht die nächste Verpflegungsstelle. Nochmals wird die Marler Straße überquert und über den Bauernweg laufen wir zurück zum Stadion. Der Sprecher auf dem Stadiondach kann die Läufer schon von weitem erkennen und nennt ihre Namen und Vereine. Inge und Christiane geben Beifall und machen ihre Fotos.

Damit ist die erste Runde geschafft. Die Marathonläufer müssen diese dreimal bewältigen, aber ich kann diesmal bereits nach 4 km am Gartencenter rechts abbiegen. Oh, hier ist ja schon der Radweg der Recklinghauser Straße und es sind nur noch 3 km bis zum Ziel. Da kann ich doch das Tempo ein wenig anziehen.

 

 

Am Stadion darf ich nun links abbiegen und durch das Tor komme ich auf die Aschenbahn. Inge wartet schon auf mich und feuert mich nochmals an. Für den Halbmarathon gibt es einen eigenen Zielkanal und die Zeit wird handgestoppt. Ich benötige heute 2:24:33 und belege damit Platz 10 in der AK M65. Die Startnummer wird noch eingescannt und ich gehe die paar Schritte zur Sporthalle und freue mich dort auf die warme Dusche.

In der großen Pausenhalle kann ich dann in Ruhe meinen Kuchen mit Kaffee genießen. So wird die Wartezeit bis zur Siegerehrung nicht lang. Zur Feier des Tages wird auch noch Sekt vom Veranstalter geboten. Wer will, kann sich per Daumenabdruck auf dem Jubiläumsplakat verewigen.

Die Sieger in den Altersklassen erhalten einen kleinen Pokal, mein Vereinsfreund Dieter jenen für seinen Sieg in der M70. Zum Jubiläum gibt es heute für alle eine besonders schöne Urkunde mit Golddruck. Wer es eilig hat, kann die Urkunden auch später mit den Ergebnislisten aus dem Internet selbst ausdrucken.

Ich bin dankbar, dass ich beim Jubiläumslauf dabei sein und, zwar nicht auf der Königsstrecke, aber als Halbmarathoni die ganze Runde miterleben durfte. Damit sind für mich viele schöne Erinnerungen verbunden,  denn 2012 bin ich hier meinen 100sten Marathon gelaufenHeute feiert der Veranstalter seinen 100sten und ich kann nur herzlich dazu gratulieren. Für ein solches  Jubiläum bedarf es einer großen Ausdauer und viel Engagement, um Helfer und Läufer über eine so lange Zeit bei der Stange zu halten. Anscheinend ist es hier gelungen, bereits die nächste Generation zu motivieren.

Für 2017 sind die Termine mit dem 12. Februar, 14. September und 3. Dezember bekannt und ich wette, auch dann werden sich wieder viele Läufer hier einfinden. Denn Bertlich kann süchtig machen.  

 

Informationen: Bertlicher Straßenläufe
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