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Laufberichte

Natur vom Feinsten

01.07.06

Alpinmarathon in Oberstaufen zum Dritten 


Es war eine 250 km lange Anreise aus nördlicher Richtung über Kempten und Immenstadt nach Oberstaufen, einer Kleinstadt mit etwas über 7000 Einwohner und der sagenhaft hohen Anzahl an Gästeübernachtungen von über 1 Million jährlich. Dem entsprechend ist die Infrastruktur sehr gut entwickelt, um den Erholungssuchenden -  neben der weltbekannten Schrothkur – mit Wanderwegen, Kuranlagen, Freizeiteinrichtungen wie z.B. das Erlebnisbad Aquaria sowie mit einem Haus des Gastes, den Aufenthalt angenehm zu gestalten.


Der seit 1969 staatlich anerkannte Luftkurort liegt auf knapp 800 Höhenmeter
Im Landkreises Oberallgäu. Rein rechnerisch sind es somit schon mal 1000 Höhenmeter, um an den höchsten Punkt des Laufes über die Marathondistanz zu gelangen, also ein Lauf  mit  herrlichen Aussichten und Ausblicken wird auf uns Läufer zukommen.

 

Da wir schon am Freitag anreisten, konnte ich die Gelegenheit nutzen, meine Startunterlagen zwischen 18.00 Uhr und 20.00 Uhr im leicht zu findenden Haus des Gastes abzuholen. Innerhalb einer halben Minute war dies – Dank bester Organisation – geschehen. Natürlich war auch Oberstaufen von dem – für mein Empfinden – schon lästigem Fussballfieber gnadenlos erfasst. So brummte die Flimmerkiste an jeder Ecke – ob beim Abholen der Startunterlagen – ob im Cafe – ob im Restaurant. Läufer, die am Veranstaltungstag anreisen, können ab 6.00 Uhr bis 8.00 Uhr nachmelden bzw. ihre Startunterlagen direkt auf dem Startgelände an der Sportanlage Kalzhofen  in Empfang nehmen.

 

Der Veranstalter hatte eine Vielzahl von Sponsoren mit ins Boot holen können. Die angemeldeten Läufer konnten so zum Beispiel Gutscheine im Wert von ca. 35,-Euro in Empfang nehmen ( Fahrten für Hochgrat, Hündelebahn -Tageskarte fürs Schwimmbad ).

 

Am Starttag bin ich so um 8:00Uhr in der Sportanlage in Kalzhofen eingetroffen – für Schwimmer mit Sicherheit ein Wetter wie aus dem Bilderbuch. Für mich und bestimmt auch für die Mehrzahl der Läufer viel  zu warm, schon jetzt Temperaturen nahe der 20° C Marke. Aber als Belohnung kann in diesem Jahr wieder die Orginalstrecke angeboten werden, nachdem im letzten Jahr aufgrund der nicht sichergestellten Flugrettung die Strecke von der Falkenhütte bis zum Gipfel Hochgrat gekappt werden musste.

 

Pünktlich um 8.30 Uhr fiel der Startschuß für die ungefähr 250 Marathonläufer, wobei am Ziel leider nur ca. 210 ankommen sollten. Eine doch recht hohe Ausfallquote, die schwierige Strecke zusammen mit den hohen Temperaturen forderten Tribut.

 

Eine Stadionrunde musste absolviert werden, es folgte ein ca. 2 km langes flaches Teilstück durch Oberstaufen, ehe dann die ersten 200 Höhenmeter bis Kapf bewältigt wurden. Jetzt ging es erst mal gemütlich bergab bis nach Weissach (660 m), dem tiefsten Punkt.

 

Nachdem wir Steibis  und die Talstation der Imbergbahn passierten, ging es nun so richtig zur Sache. Ja, nicht nur ein ordentlich steiler Anstieg liess die Atemluft knapp werden und die Pulsfrequenz aus dem idealen Bereich treiben, nein auch der Untergrund – ich kam mir vor wie in einer Geröllwüste – machte das Laufen  oder besser gesagt das zügige Wandern – recht beschwerlich. Aber auf 1500 HM ist das nächste Ziel die Falkenhütte  mit Verpflegungssation erreicht. Hier fragte ich mich, wie die Helfer das nur fertig bringen, stundenlang bei brütender Hitze den Job zu machen und auch noch ehrlich gemeinte, liebe Worte zu finden. Einfach toll.

 

Die nächsten alpinen 3 km sind nun für die meisten Läufer das Kernstück der ganzen Strecke. Bei manchem Blick nach links oder rechts konnte es einem recht mulmig in der Magengegend werden, beachtlich – nahezu senkrecht – geht es stellenweise wenige cm von dem Weg entfernt – mind. 50 m abwärts. Jedoch war an besonders kritischen Stellen die Bergwacht vor Ort und sicherte diese Passagen mit Seilen und guten Ratschlägen,  wie „eine Hand immer am Boden lassen“,  ab.

 

Zuschauer gab es auf der ganzen Strecke wenig, aber gerade in diesem recht schwierigen Bereich war es verwunderlich, dass eine schätzungsweise ganze Hundertschaft Wanderer uns Läufer entgegenkam. Alle Hochachtung, bei diesen Temperaturen - und meistens waren es auch ältere Menschen.

 

Nachdem auch noch eine Steigleiter bezwungen werden musste, war es nicht mehr weit,  bis auf 1708 m der höchste Punkt, der Hochgrat erreicht wurde. Am liebsten wollte ich hier den ganzen Tag verbringen und einfach nur die Natur, wunderschöne, gelb blühende Trollblumen und die überwältigende Fernblicke genießen. Aber daraus wurde nichts, gerade mal 20 km waren bezwungen.

 

O weh, dann wurden die Oberschenkelmuskeln gefordert, 6 km ging es sehr steil bergab. Bremsen, bremsen und nochmals bremsen und das bei einem Untergrund, der aus mehr oder weniger groben Gestein aufgebaut war.  Für mich mit Sicherheit das schwierigste Teilstück des gesamten Laufes. Ich war froh, nun die Talstation der Hochgratbahn erreicht zu haben und wieder in Richtung Steibis entlang der Weisach zu laufen.

 

Endlich wieder asphaltierte Wege, zwar weiterhin ein recht abwechslungsreiches Streckenprofil – es geht irgendwie immer auf und ab – was aber deutlich leichter zu bewältigen war, da der Untergrund einigermaßen passte. Es folgten schattige Abschnitte durch lichte Laubwälder, was für angenehme Erleichterungen sorgte.

 

Meine Kräfte hatte ich gut eingeteilt und so fiel mir das Laufen bis Oberstaufen nicht schwer. Wir liefen durch den Kurpark und wer noch Muße hatte, konnte die blühenden und wohlriechenden Blumenbeete bewundern, ehe es auf die letzten Kilometer ging.

 

Dann war Kalzhofen erreicht, eine Stadionrunde musste gelaufen werden  und jeder Läufer wurde vom Sprecher namentlich begrüßt. Ich nahm nach 5h und 47 min mein T–shirt entgegen und wurde freudig von meiner Frau empfangen.

 

Bald eine Stunde länger war meine Laufzeit gegenüber dem Vorjahr. Trotzdem war ich mit mir zufrieden und empfand den Lauf als einzigen Genuß. Nahezu zwei ein halb Stunden früher war der nun schon dreimalige Sieger Michael Barz im Ziel – eine bewundernswerte  Leistung.

 

Die Organisation war bestens, großes Lob an die 150 Helferinnen und Helfer. Prima, dass noch zusätzliche Getränkestellen spontan eingerichtet wurden. Natürlich wird es bei der vierten Auflage ein Wiedersehen geben. Schon alleine wegen der Natur vom Feinsten.

 

Informationen: Alpin Marathon Oberstaufen
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