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Laufberichte

Im Hasetal gibt es die besten Marathonfans

25.06.11

Bei km 3 geht es am Waldrand entlang nach Werwe. In altfriesischen Gesetzbüchern taucht das Wort „Warf“ mehrfach auf, was Gericht oder Gerichtsstätte bedeutet. Die heutige kleine Wohnsiedlung war früher das Gogericht für die Landgemeinden von Löningen. Seit alten Zeiten gehörte fünf Bauern in Werwe der Grund und Boden, die noch heute der Kern des Drubbels sind. Von den später sieben dazu gebauten Heuerhäusern stehen heute noch drei. Hier gibt es schon wieder eine Getränkestation. Viele Kinder und Jugendliche sind sehr engagiert bei der Sache.

Wir verlassen den Ort Richtung Evenkamp. Kurz hinter dem Ort sieht man links im Korn ein Großsteingrab von ca. 1,80m Innendurchmesser. Nur knapp einen Kilometer weiter erreichen wir den Ort und schon am ersten Haus stehen die Anwohner und jubeln uns laut zu. Auf der anderen Straßenseite sitzen Anwohner und feiern uns. Dann geht es um die Ecke und vor der Dorfkneipe feiern uns die Gäste, ohne jedoch die  Bierflasche aus der Hand nehmen. Gleich nebenan gibt es ein Fest mit Bierpilz. Wir werden frenetisch angefeuert. Man spürts, die Leute haben ihre Freude. Ich rufe ihnen zu: „Durchhalten, wir kommen wieder“. Noch im Ort hinter der nächsten Kurve sind einige vom Schützenhutclub mit lauter Musik, die uns feiern. Aber noch bevor wir den Ort verlassen, gibt es schon wieder eine Versorgungsstation, wo uns das Personal weiter anfeuert. Es ist einfach toll, was die hier auf dem platten Land für diese Veranstaltung tun. Hier wird richtig gefeiert. So viel Begeisterung habe ich wo anders noch selten erlebt. Jetzt verstehe ich auch, warum hier so viele Wiederholungstäter gibt.

Ich bleibe auf ein Schwätzchen und werde dann freudig mit meiner Kamera geknipst. Die Menschen sind hier alle so herzlich. Schade, dass ich in 5 Stunden im Ziel sein muss.

Jetzt fängt es an zu nieseln, ich verlasse den Ort über den Ehrener Kirchweg. Ich bin erstaunt,  wie viel kleine Wäldchen bzw. Schonungen es entlang der Laufstrecke gibt. Bei km 7 überqueren wir das Flüsschen Hase. Die Hase ist ein 169 km langer Nebenfluss der mittleren Ems, die über die Else in die Weser mündet. Der Name hat nichts mit dem Tier zu tun, denn die frühere Schreibweise Haase kommt aus dem germanischen was soviel wie Grau heißt. Die Benennung eines Flusses nach der Farbe war früher üblich.

Bei km 8 erreichen wir Ehren, was auch der südlichste Punkt der Strecke ist. Wir befinden uns hier in einer herrlichen idyllischen Landschaft. Neben uns galoppieren die Pferde auf der Weide, wohl durch uns Läufer angesteckt. Aus dem Nieseln wird langsam Regen. An einer kleinen Kapelle am Wegesrand stellen sich Zuschauer unter.

Das Dorf selbst hat nur wenige Häuser. Die Lage der Ehrener Höfe sind im Halbkreis auf einer Höhe um die Haseniederung gebaut worden, dem sogenannten „Winkel“, der heute noch bei starkem Hochwasser überschwemmt ist. Früher war Ehren ein reines Bauerndorf. Die Heuerleute und Pächter arbeiteten auf den Höfen und halfen bei der Feld- und Stallarbeit. Außerdem gab es auf fast allen Höfen Knechte und Mägde. Heute gibt es hier 29 Familien, die, ich würde wetten, vollzählig an der Strecke stehen und uns direkt in einer Kurve beim Bier- und Bratwurststand richtig " eingeheizen".

Nur ein kurzes Stück weiter ist schon wieder was los. Links und rechts der Straße Pavillons und feiernde Menschen. Statt Frösteln Gänsehaut, die Leute sind einfach toll hier. Kinder versorgen uns mit Wasser und freuen sich, abgeklatscht zu werden. Eigens für Joey Kelly wurde ein Banner bemalt.

Wir laufen bei km 10 an Winkhof und bei km 11 bei Wienöbst vorbei. Hier liegen verstreut die Höfe zwischen den Feldern. An einem Knick steht ein Zelt an der Strecke, in der eine Gruppe Kinder Musik macht. Toll, einfach toll. Jetzt wird der Regen stärker und es geht an der Straße entlang, die für uns einseitig gesperrt ist. Den  Radweg daneben kann man auch benutzen. Aber es kommt ja nur so alle 5 Minuten ein Auto entgegen.

Bei km 12 am Knick zur K164 ist die Siedlung Angelbeck. Hier stehen im stärker werdenden Regen in einer langen Reihe Kinder in T-Shirts, so lang wie Nachhemden. Jeder will seinen Getränkebecher an einen Läufer loswerden. Der SC Winkum betreut diese Station. in Teil unserer Laufstrecke ist mit verschiedenen Nationalflaggen geschmückt. Das ist nicht wegen der am Sonntag beginnenden Fußball-WM der Frauen, sondern alleine für den Marathon. Wo gibt es noch so großes Engagement? Ich muss hier einfach ins Schwärmen kommen, denn so viel Begeisterung bei einem Landschaftslauf kenne ich nicht.

Wir kommen ans Haseknie und biegen von der Hauptstraße ab. Geradeaus wären wir nach 1km im Ziel, aber wir müssen noch eine 7,5km lange Schleife laufen. Direkt hinter dem Knick ist die Staffelübergabe und natürlich wieder ein Stimmungsnest. Hier spielt die Rockband „Wild Rogues“ aus Münster.

Nach einem Stück sind wir in Löningen „Auf der Hüe“. Hier findet eine Marathon-Party der VFL - Handballer mit Moderator Jörn Willen und der Band "once more" statt. Obwohl es regnet ist hier eine Superstimmung. Man staunt, dass ich Zeit für Fotos habe.

Jetzt sind wir rund 2km allein  mitten in der Natur. Es geht vorbei an blühenden Kartoffelfeldern und an Getreidefeldern, die von herrlichen Mohnblumen eingerahmt werden. Es geht nach Röpke. Man sieht schon von weitem die aufgereihten Tische, an denen wir im Regen bestens versorgt werden. Es geht weiter zur Schelmkapper Brücke an die L74. Hier stehen Dirk Schelze mit der SG Boen und einige Trommler, die uns anfeuern, als wäre das bei diesem Mistwetter das normalste der Welt.

Es geht über die Brücke der Hase und gleich links ab dem Flüsschen  entlang. Wir laufen auf dem Hasedeich begleitet von grasenden und meckernden Schafen. Auch hier mitten auf dem Deich kurz vor km 19 wird gefeiert. Die Läuferschar ist pitschenass und die Zuschauer freut’s – sie jubeln.

An der Hasestraße biegen wir ab in die Stadt. Über die Langenstraße kommen wir ins Zentrum, werden aber vor dem Marktplatz umgeleitet, so dass wir nicht durch den Zielbogen in die zweite Runde laufen. Wir kommen hinter dem Ziel neben der Zielversorgung nach einer Schleife wieder auf die neue Runde. Die Straßen sind nass und es regnet weiter. Hier in der Umleitung ist keiner am Straßenrand aber den Zielsprecher hören wir aus der Parallelstraße.

Wie immer bei einem Zweirundenkurs beginnt jetzt die Einsamkeit des Marathonis. Weit vor mir und weit hinter mir gibt es noch Läufer. Ich lasse jetzt bei dem Regen die Kamera in der Tasche, denn die Bilder werden jetzt nur noch verschwommen.

Es geht die gleiche Runde nochmal, was ich aber trotz des Regens als nicht schlimm empfinde. Zu meiner Überraschung sind immer noch viele Zuschauer an der Strecke -  trotz des Sauwetters. Viele erkennen mich auch wieder, als der, der viel fotografiert hat.

Die Helfer, ob groß der klein, sind immer noch gut gelaunt, rufen ihr Angebot laut hinaus und reichen uns die Becher. Ich muss noch etwas zulegen, damit ich unter 5 Stunden ins Ziel komme. Bei Km 37 kommt ein Läufer von hinten und fragt, ob wir noch unter 5 Stunden ankommen. Ich kann ihn beruhigen, wir haben für jeden Kilometer noch 8 Minuten Zeit und 2 Minuten Reserve.

Bei Kilometer 41 gibt es im Halbdunkel ein Blitzlichtgewitter, denn hier stehen die offiziellen Fotografen und knipsen, was das Zeug hält. Der Regen hat jetzt kurz vorm Ziel aufgehört. Ich laufe nach 4:54:45 durchs Ziel und empfange meine Medaille. Kurz danach gibt es die Versorgung und ich freue mich auf das erste alkoholfreie Bier. Danach die Tasche holen, warm anziehen und ab zur Sporthalle. Hier dusche ich ausgiebig mit herrlich heißem Wasser, warm anziehen und ab auf den Markplatz.

Hier angekommen, beginnt gerade die Siegerehrung der 3 schnellsten Männer und Frauen vom Marathon. Obwohl noch alles nass ist und es langsam kühl wird, ist der Platz voll. Heute geht Marco Diehl leer aus, denn er erreicht den 4. Platz, bleibt aber mit  2:37:03 wieder in seinem Zeitrahmen.

Jetzt beginnt die Marathon-Night-Party mit der Showband "Chess", die Super Musik machen. Viele Läufer tanzen, es ist eine Superstimmung. Um 23 Uhr gibt es eine Pause und es wird ein tolles Feuerwerk abgebrannt. Dann geht es weiter in die Nacht. So gegen 1 Uhr mache ich mich auf zur Sporthalle, wo ich heute übernachte. Es sind aber noch längst nicht alle Schlafsäcke belegt.

Am Sonntagmorgen um 6:30 Uhr sind schon die Ersten wieder auf den Beinen und ab 7 Uhr herrscht Aufbruchsstimmung in der Halle. Gleich nebenan im Jugendtreff haben wir das Frühstück für 6€ gebucht. Überrascht sind wir über das tolle Büffet,  das die jungen Mädels aufgebaut haben. Wer das einmal genossen hat, bestellt es sich nächstes Jahr wieder. Vielen herzlichen Dank für die tolle Bewirtung.

Ich kann den Schlusssatz von Klaus Duwe im Bericht vom letzten Jahr nur wiederholen: Kompliment an das Orga-Team und die vielen Helferinnen und Helfer. Der Hasetal-Marathon ist ein echtes Juwel. Ich komme bestimmt wieder.

Neben einem neuen Teilnehmerrekord von insgesamt 2320 LäuferInnen in den fünf Wettbewerben gab es auch einen neuen Streckenrekord von Manuel Meyer. Er verbesserte die alte Marke von 2:24:59 vom Ungar Tamas Toth aus 2009 um über 1 ½ Minuten.

Nächstes Jahr gibt es das Jubiläum zum 10. Mal Hasetal-Marathon mit Überraschungen.

Marathonsieger
Männer
1. Manuel Meyer    GER TV Wattenscheid 02:23:23
2. Lucas Panfil    POL    02:28:49
3. David Kirui    GER    02:32:31

Frauen
1. Jana Hempelmann   GER LSF Münster  02:54:20
2. Mariette Ten Bokkel-Ammerlaan NL Atletico 73  03:12:38
3. Ute Deters    GER    03:17:17

 

 

 

 

 

 

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Informationen: Remmers-Hasetal-Marathon
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