Die einzige Möglichkeit, die der Hase hat, sich gegen seine Feinde zu wehren, ist abzuhauen. Deshalb kann er das auch besonders gut. Bis auf 70 km/h bringt er es, wenn er mal in Fahrt ist.
Ursprünglich kommt der Hase aus Südamerika und Australien, heute ist er praktisch überall zuhause. Am liebsten in Löningen. Dort hat man ein ganzes Tal nach den Langohrigen benannt, um dem armen Kerl zu gedenken, der sich totgelaufen hat, weil er von einem Igel bei einem Wettlauf übel reingelegt wurde. Seit zehn Jahren gibt es sogar einen Gedächtnislauf, den sogenannten Hasetal-Marathon.
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… es gibt Orte, die würde man sicher nicht kennen, gäbe es dort nicht einen Marathonlauf. Löningen gehört dazu. Hat man aber einmal den Weg ins Oldenburger Münsterland gefunden und das Lauffest auf dem Marktplatz und im Hasetal genossen, kommt man wieder. Denn was hier abgeht, ist das Salz in der Marathonsuppe. Dass es sich um kein gigantisches Retorten-Event mit zigtausend Läufern und großem Promi-Rummel handelt, um das zahlungskräftige Sponsoren buhlen, ist klar. Aber in der Region ist man fest verankert. Sogar ein regionaler TV-Sender ist präsent.
Um so was aufziehen, braucht man auf dem Land Leute, die das ganze Jahr über ihre Freizeit opfern, Familien, die das nicht nur tolerieren, sondern tatkräftig unterstützen, Vereine, die für Freibier Hand anlegen, Firmen, die für nix Personal und Gerätschaft zur Verfügung stellen und ein Bürgermeister, der unbürokratisch Genehmigungen erteilt. Wer keine Aufgabe abbekommt, zieht sich nicht schmollend in die Kammer zurück, sondern steht an der Straße und feiert das Läufervolk, wie es sonst nur in den großen Städten (und dort auch nicht immer) vorkommt. Es will schon was heißen, wenn das nicht nur ein- oder zweimal funktioniert, sondern jetzt schon zehn Jahre.
Das magische Orga-Trio Jürgen Schelze, Wilfried Senger, Jürgen Patock halten die Helferschar und die Sponsoren, allen voran das Baustofftechnik-Unternehmen Remmers, größter Arbeitgeber im Ort, bei der Stange.
Es versteht sich von selbst, dass man in einem 13.000-Einwohner-Städtchen keine langen Wege hat. Startnummernausgabe, Startplatz und das Zielgelände sind beinahe in Sichtweite.
Die Startzeit um 17.00 Uhr ist in mehrerer Hinsicht genial. Man kann bequem am Veranstaltungstag auch aus größerer Entfernung anreisen. Auch wenn es im Sommer mal gut warm ist, hat man die Gewissheit, es wird nicht wärmer. Im Gegenteil. Man läuft in den kühlen Abend hinein und hat auf den zwei Runden völlig unterschiedliche Eindrücke von der abwechslungsreichen Landschaft. Last but not least kann man auf dem nicht alltäglichen Open-Air-Marathon-Fest auf dem Marktplatz stimmungsvoll bis zum traditionellen Feuerwerk abfeiern, um dann in einem der gemütlichen Gasthöfe für relativ kleines Geld zu nächtigen. In der Sporthalle kann man das sogar zum Nulltarif. Am Sonntag kann man dann einen Ausflug an die Nordsee machen.
Das Startgeld inklusive toll gestyltem Funktions-Shirt, Medaille und Urkunde beträgt gerade mal 28 – 36 Euro. Wollt Ihr jetzt überhaupt noch wissen, wie es auf der Strecke ist? Na, dann lest weiter.
Alles ist wie auf einer Großveranstaltung. Nur etwas kleiner, dafür in vielen Punkten besser. 2000 Aktive kommen bei den Wettbewerben insgesamt zusammen, die meisten laufen den Halbmarathon oder den Ganzen. Seit nunmehr 6 Jahren ist Marco Diehl hier Stammgast. Der Sprecher behauptet, er sei im Ort bekannter als der Bürgermeister.
Als Siegprämie lockt nicht Bares, sondern Reisegutscheine, allerdings in beträchtlicher Höhe (800/500/300 Euro). Weil unsere Ostafrikanischen Lauffreunde auch in der zweiten und dritten Liga nur für Bargeld auf die Strecke gehen, bleiben sie Löningen diesmal fern. Ich habe den Eindruck, dieser Effekt ist nicht ganz ungewollt. Die Bühne gehört Marco Diehl, dem einzigen 2:30-Läufer, der die Voraussetzungen für die Aufnahme im MC100 erfüllt, den local Heros und selbstverständlich den Hobbyläuferinnen und –läufern.
Auch ich kann hier ohne wackelige und schmerzende Knie an den Start, denn nach einer Runde habe ich die Strecke erlebt und abgelichtet und kann Euch authentisch berichten.
Die Vorrede ist schon wieder viel zu lange und trotzdem ist nicht alles gesagt. Aber jetzt geht’s los. Blasmusik und Cheerleader machen den Auftakt, das Publikum wird fach- und sachkundig informiert, große Reden werden nicht geschwungen. Der Bürgermeister hat erst am Abend seinen Auftritt.
Die Bedingungen sind ideal, 18 Grad und ein paar Wolken. Vielleicht stört der Wind ein wenig. Schuss und ab geht’s.
Nur kurz läuft man durch den Ort, erreicht die schmucken neuen Siedlungshäuser am Waldrand, läuft entlang dem Maisfeld mit der kleinen, versteckten Backsteinkapelle gegenüber und erreicht nach nur knapp 2 Kilometer schon die erste Getränkestelle bei der kleinen Wohnsiedlung am Werwer Fuhrenkamp, einem kleinen, schattigen Waldstück.
Der Schotterweg ist breit und gut zu laufen. Nach 1000 m haben wir schon wieder Asphalt unter den Füßen und linksseitig freies Feld. Der Wald spendet keinen Schatten mehr, aber unangenehm ist das heute nicht. Im Gegenteil. Verwöhnt sind wir ja diesen Sommer von der Sonne bisher nicht, egal aus welcher Region man kommt. Und so blickt man (fast) nur in strahlende Gesichter.
Das nächste Örtchen, Evenkamp, kann man noch nicht sehen, aber bereits hören. Die Lärmquelle ist schnell erreicht und ausgemacht. Eine schätzungsweise 30köpfige Musikkapelle übernimmt die Beschallung des Ortes. Die Bewohner sind vollzählig rechtsseitig im Schatten um diverse Getränke- und Verpflegungsstände versammelt und lassen die Läuferinnen und Läufer hoch leben. Das muss man erlebt haben. Jeder kriegt eine Überdosis an Komplimenten und Motivation mit auf den Weg. Wer bis dahin nicht mit Bier seinen Flüssigkeitshaushalt reguliert hat, bekommt am Ortsausgang Wasser.