OK – also doch wieder Transalpine-Run. Warum, wenn wir schon letztes Jahr mitgemacht und es auch geschafft haben?! Die „Ausrede“, sich mal an etwas versuchen zu wollen, von dem man nicht weiß, ob man es überhaupt schafft, gilt nicht mehr. Wir haben es ja schon mal geschafft (auch wenn dieses Jahr die Strecke über 30 km länger ist und über 4000 Höhenmeter mehr zu bewältigen sind). Ich gebe außerdem auch zu, dass wir letztes Jahr nach dem Transalpine Run erst mal in ein herbstliches Laufmotivationsloch gestürzt sind. Wir waren richtig faul, und wir dachten auch „das Thema ist abgehakt“.
War und ist es aber nicht. Irgendwann fragte Nicole, wie es denn 2006 so wäre mit dem Transalpine Run… Ob ich denn nicht wieder Lust hätte… Bei ihr kam die Lust früher, bei mir etwas später. Aber sie kam. Wenn ich darüber nachdenke woher sie kam, muss ich feststellen: Ich weiß es nicht, oder sagen wir mal nicht genau. Es ist eine Mischung aus verschiedenen Gründen. Der Wunsch, einmal im Jahr so ein richtig großes Ding zu machen. Ein Ziel zu haben, auf das man sich freut und das eine höhere Motivation zum Training bewirkt. Den Körper zu fordern, zu spüren und dabei an seine Grenzen zu gehen, ohne sie zu überschreiten. Die phantastische Atmosphäre während des Laufs unter den Teilnehmern letztes Jahr. Dieses irrsinnige Gefühl bei der Ankunft im Ziel – letztes Jahr hatten mehr als die Hälfte aller Finisher Tränen in den Augen. Und auch, weil es einfach wunderschön ist, über die Alpen zu laufen – selbst wenn das für „normale“ Menschen nur schwer nachvollziehbar ist.
Also beschlossen wir, doch wieder an den Start zu gehen und intensivierten das Training. Bei Nicole lief es sehr gut: Anders als letztes Jahr, als sie in Schweden umgeknickt war, kam sie dieses Mal ohne jedes Malheur durch den Sommer. Bei mir hieß das Problem „München“. Während der unsäglich heißen Juli-Tage konnte ich mich während meiner wöchentlichen drei Tage in München praktisch nicht zum Laufen motivieren. Es war so heiß und ich fühlte mich wegen Hitze und Luftfeuchtigkeit so unwohl, dass ich den Eindruck gewann, ohne Training einen besseren Trainingseffekt zu erzielen als mit Training. Nicole hingegen genoss die – relative – Kühle der Alpen. Mit dem Fahrrad zur Arbeit, zu Fuß zurück oder umgekehrt. Und das sind jeweils 13 km und auch einige Höhenmeter.
Drei Wochen vor dem Start hatte ich dann fast so etwas wie eine Krise: Ich war deutlich schlechter drauf als letztes Jahr. Und meine Regenerationsphasen waren aus irgendeinem Grund, den ich mir absolut nicht erklären konnte, sehr viel länger als letztes Jahr. Ich war, auf gut Deutsch, beschissen drauf. Nicole unterstellte mir zwar, dass ich nur so tue, um dann beim Lauf Gas zu geben, und Sissi im Büro diagnostiziert lapidar „alles nur Kopf“ – aber beides stimmte nicht. Im Kopf bin ich stark, doch gut drauf war ich dennoch nicht.
Aber siehe da: Zuletzt ging es dann aber doch ganz gut. Ich bin zwar nach wie vor der Ansicht, dass Nicole deutlich besser darauf ist, aber wir kriegen das schon hin. Jetzt, fünf Tage vor dem Start, ist die Vorfreude riesig, und trotz allem weiß ich: Wir werden es schaffen.
Ich weiß nicht, wie schlapp wir abends immer sein werden und ob wir immer Internet-Zugang haben werden, aber ich werde versuchen, Tagebuch zu schreiben und Euch zu informieren.
Insgesamt 233,54 Kilometer Distanz und 14.018 Höhenmeter werden die Teilnehmer des GORE-TEX™ Transalpine-Run meistern, ehe sie in Latsch im Vinschgau (Italien) die Ziel-Linie überschreiten. Die Veranstaltung richtet sich an ambitionierte Wanderer, Nordic Walker ebenso, wie an begeisterte Marathon-, Berg- u. Orientierungsläufer, die in Zweier-Teams diesen außergewöhnlichen Etappen-Wettkampf absolvieren.
Oberstdorf-Startort (D), Steeg (A), St. Anton (A), Ischgl (A), Scuol (CH), Mals (I), Schlanders (I), Latsch-Ziel (I)
Tagesetappen von bis zu 2.417 Höhenmetern und bis zu 41,36 Kilometer Horizontaldistanz fordern den ganzen Einsatz der Teilnehmer.
Oberstdorf / D – Steeg / A im Lechtal.
Vertikaldistanz: 1496 Höhenmeter im Aufstieg; Horizontaldistanz: 28,9 Kilometer, Ø Zeitbedarf: ca. 4,5 Stunden
Steeg /A im Lechtal - St. Anton /A am Arlberg
Vertikaldistanz: 1776 Höhenmeter im Aufstieg; Horizontaldistanz: 28,2 km; Ø Zeitbedarf: ca. 5 Stunden
St. Anton /A am Arlberg - Ischgl /A im Paznauntal
Vertikaldistanz: 2417 Höhenmeter im Aufstieg; Horizontaldistanz: 34,8 km; Ø Zeitbedarf: ca. 6 Stunden
Ischgl /A im Paznauntal - Scuol /CH im Unterengadin
Vertikaldistanz: 2234 Höhenmeter im Aufstieg; Horizontaldistanz: 41,36 km; Ø Zeitbedarf: ca. 6 Stunden
Bergsprint – Scuol
Vertikaldistanz: 947 Höhenmeter im Aufstieg; Horizontaldistanz: 5,35 km; Ø Zeitbedarf: Ca. 1,5 Stunden
Scuol /CH im Unterengadin - Mals /I im Vinschgau
Vertikaldistanz: 1357 Höhenmeter im Aufstieg; Horizontaldistanz: 38,53 km; Ø Zeitbedarf: ca. 5 Stunden
Mals /I im Vinschgau - Schlanders /I im Vinschgau
Vertikaldistanz: 2062 Höhenmeter im Aufstieg; Horizontaldistanz: 32,6 km; Ø Zeitbedarf: ca. 5 Stunden
Schlanders /I im Vinschgau - Latsch /I im Vinschgau
Vertikaldistanz: 1729 Höhenmeter im Aufstieg; Horizontaldistanz: 23,8 km; Ø Zeitbedarf: ca. 4 Stunden
Vertikaldistanz: 14.018 Höhenmeter im Aufstieg
Horizontaldistanz: 233,54 km