Ordentlich Akklimatisieren bzw. ein Faible für Höhenluft verlangt einer der jüngsten Stars am österreichischen Trailrunning-Firmament. Die Rede ist vom Gletscher Trailrun am 6. und 7. Juli 2018. im hinteren Ötztal. Immerhin absolvieren die Teilnehmer eine Marathon- bzw. Halbmarathondistanz und bewegen sich ständig im Bereich zwischen 2.000 und 3.000 Höhenmetern. Die Strapazen lohnen sich, denn die Laufstrecken führen durch einzigartige alpine Landschaften mit imposanter Gletscherkulisse, Bergseen und geschützten Zirbenwäldern.
Wenn der normale Skifahrer wüsste, wie zehrend sich der Aufstieg zum 3.000 Meter hohen Wurmkogel gestaltet, würde er die komfortablen Aufstiegshilfen im Winter noch viel mehr schätzen. Im Rahmen des Top Mountain Runs vom Dorfzentrum in Obergurgl zum architektonisch einzigartigen Top Mountain Star in Hochgurgl verzichten die Läufer auf jegliche Hilfe und vertrauen ihrer Kondition. Einzig die Verpflegungsstationen entlang der Strecke dienen als Krafttankstellen. Mit dem Fokus aufs Ziel gehen sie den Sprintbewerb über 1.280 Höhenmeter und 12,2 Kilometer an. Als Sieger darf sich jeder fühlen, der diese zehrende Herausforderung übersteht. Beim 360°-Panorama-Blick aus der Gipfelbar haben die Sportler nach dem Night-Run Gelegenheit zum Austausch, bevor sie die Bergbahn komfortabel ins Tal bringt.
In früheren Zeiten waren es Schafbauern, Händler und Schmuggler, die auf den hochalpinen Pfaden rund um Obergurgl-Hochgurgl gingen. Heute dominieren Wanderer und Alpinisten und seit jüngstem nehmen immer mehr Läufer die Etappen in Angriff. Die volle Vielfalt an landschaftlichen Eindrücken offenbart der Gletscher Trailrun in der Marathondistanz. Während die Startpassage von Obergurgl talauswärts zur Lenzenalm in die Kategorie „Aufwärmrunde“ fällt, unterziehen die Teilnehmer in Folge ihren Körper und Geist einer ultimativen Belastungsprobe.
Die Challenge über 42 Kilometer und 2.785 Höhenmeter hat es in sich, lohnt aber wie selten ein anderer Event dieser Art. Massig Trailanteil, unterschiedlichste Landschaftsformen und der unvergleichliche Endorphinausstoß beim Durchlaufen der Ziellinie sind stichhaltige Argumente für die Anmeldung. Genießen ist beispielsweise angesagt, wenn nach dem ersten Anstieg zum Nedersee der weitläufige Rücken mit freien Blick auf den Gletscher zum Weitermachen animiert. Der höchste Punkt des Rennens, das Ramolhaus auf 3.000 m, treibt manchen Wanderer zur Verzweiflung, denn die Hütte ist von weitem schon zu sehen und quält zum Schluß mit einem knackigen Anstieg.
Für arrivierte Trailrunner liegt hier nur ein Zwischenziel zur Zeitnehmung, schließlich wartet mit der Piccard Brücke schon der nächste Höhepunkt. Die 2017 eröffnete Hängebrücke verbindet über eine Länge von 142 Meter beide Talseiten. Der rauen und kargen Steinlandschaft des Schwärzenkamms entkommen, sind Langtalereck- und Schönwieshütte die nächsten Zwischenstationen. Auf der linken Talseite gilt es dann noch die Hohe Mut Alm zu erreichen, um anschließend via Verwall- und Königstal sowie den Zirbenwald unter Anfeuerungsrufen ins Ziel zu kommen.
Wer einen moderateren Einstieg beim Gletscher Trailrun sucht, der kann gezielt die Halbmarathondistanz erlaufen. Diese „Tour de Force“ führt ebenso zum Ramolhaus und über die spektakuläre Hängebrücke mit dem weltbekannten Gletscherforscher als Namensgeber. Weitere markante Punkte der Runde sind die Langtalereck- und Schönwieshütte sowie der Lauf durchs Rotmoostal. Der Einkehrschwung, den Wintersportler auf der Hohen Mut Alm schätzen, fällt leider aus, denn im Endspurt fordert ein steiler Downhill die letzten Reserven heraus, bevor der lang ersehnte Schritt über die Finisher-Linie in Obergurgl passiert. Nachwuchs in Bewegung Freude an sportlicher Aktivität und dem Wettkampf mit Gleichgesinnten erfahren Kids und Jugendliche im Rahmen des Junior Gletscher Trailruns. In verschiedenen Kategorien (Bambini, Kinder I & II, Schüler I & II sowie Jugend) treten die jüngsten Teilnehmer auf einem abwechslungsreichen Parcours mit Hindernissen und über verschiedene Distanzen (200 m bis 1,5 km) an.
Weitere Informationen:
www.obergurgl.com/gletschertrailrun
www.oetztal-trailrunning.at
Laufberichte | ||||||
10.07.21 | Prädikat: „Besonders wertvoll“ |
Klaus Sobirey | ||||
06.07.19 | Himalaya-Trekking im Ötztal |
Klaus Sobirey |