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Laufberichte

Land am Strome

16.09.12

11.16 Uhr, km14:  Am Ortsende von Aggsbach Markt wird der Gegenwind stärker. Hier sieht man am rechten Donauufer hoch oben die Burgruine Aggsbach aus dem 12. Jahrhundert. Der Ausblick von da oben weit die Donau rauf und runter sucht seinesgleichen. Die Freiwillige Feuerwehr von Willendorf feuert uns Läufer an, der Feuerwehrkommandant macht das mit Mikrophon und Lautsprecher. Er verspricht uns, dass es bis zur nächsten Labe gar nicht mehr weit sei. Nur mehr anderthalb Kilometer! Willendorf ist für seine Venus bekannt.

Die „Venus von Willendorf“ ist eine 11cm hohe Frauenfigur aus dem Jungpaläolithikum. Das heißt, diese Steinskulptur ist etwa 27.000 Jahre alt. Sie wurde 1908 gefunden und kann im Wiener Naturhistorischen Museum besichtigt werden.

Wir sind hier in einem klimatisch bevorzugtem Obstanbaugebiet: Äpfel, Marillen (dt.: Aprikosen), und Weintrauben gibt es unverfälscht, aber auch in flüssiger Form als Schnaps, Likör und natürlich Wein. 

Bei km17 ist mein PowerGel fällig. Da die Intervalle der Labestelle immer kürzer werden, laufe ich ab nun ohne Reservetank. Die Staffelläuferin im lila Shirt geht am rechten Straßenrand, sie ist es wohl etwas zu schnell angegangen. Ein leichter Anstieg bei km19 und ich spüre, dass meine diversen Laufbewerbe mit ihren Höhenmetern in den letzten drei Wochen nicht spurlos an mir vorüber gegangen sind. Das folgende Gefälle nehme ich zum Anlass, noch einmal etwas schneller zu werden. So laufe ich in Spitz ein.

Den Halben bin ich hier schon einmal gelaufen, das war damals mein 100. Halbmarathon und der erste von Hannes, dem ich den Schrittmacher gemacht habe. So fällt mir auf, dass verglichen mit 2005 der HM-Start um etwa 1km näher nach Krems gerückt ist.

Km21,1 nach 1h58min; In Spitz ist Stimmung. Viele Zuseher sind hier, eine Labestelle und ein Moderator, der sich namentlich den einen oder anderen Marathonläufer rauspickt und persönlich motiviert. Musik gibt es auch. Der Startbogen steht noch, vor knapp 2 Stunden sind hier 5300 Halbmarathonis gestartet. StaffelläuferInnen warten auf Ihren Einsatz.

Das Gebiet um Spitz gehörte von 812 bis Anfang des 16. Jahrhunderts dem bayerischen Kloster Niederaltaich, und das im österreichischen Kernland! Die Wachau und damit Spitz sind aus beliebten Filmen in der Nachkriegszeit nicht wegzudenken. Peter Alexander, Waltraud Haas, Gunther Philipp, Peter Weck und Conny Froboess hießen die Publikumslieblinge.  

Bei Sankt Michael reichen die Weinberge nun bis zur Straße und damit bis zur Donau. Die Hänge rauf wächst er auf Steinterrassen. Die Donauuferstraße aber ist flach, dennoch werde ich langsamer. Der Gegenwind nimmt etwas zu und es wird auch wärmer. In Joching bei km25 „frisst“ mich schließlich die Sub-4Std.-Meute. Für heute habe ich unter 4h15 Laufzeit geplant, ich bin also im grünen Bereich. In Weißenkirchen legt gerade eine Rollfähre an. Diese und andere Fähren in der Wachau ermöglichten die An- und Abreise zu den Laufbewerben auch am rechten Donauufer.

Reger Schiffsverkehr herrscht heute auf der Donau. Seit Öffnung des Main-Donau-Kanals vor 20 Jahren hat diese große Wasserstraße enorm an Bedeutung gewonnen, da sie den Rhein mit dem Schwarzen Meer verbindet. Nicht nur was den Warenverkehr betrifft, auch die Kreuzfahrtschiffe auf der Donau erfreuen sich steigender Beliebtheit.

12.55 Uhr km30; Dürnstein kommt in Sicht, unverwechselbar mit dem blau-weißen Turm der Stiftskirche, dem Wahrzeichen der Wachau. Auf der Burg Dürnstein wurde der im Dezember 1192 in Wien gefangen genommene König Richard Löwenherz 4 Monate lange gefangen gehalten.  Dürnstein und die Wachau sind UNESCO-Weltkulturerbe. Fast schade, dass man im Zuge des Marathons durch einen Tunnel läuft und viel Schönes daher nicht sieht.

Nach dem Tunnel, bei km33 müssen wir den in Spitz eingebüßten km hereinholen. Die Strecke biegt von der Straße ab, an der Schiffsanlegestelle gibt es einen ein paar hundert Meter langen schattigen Gegenverkehrsbereich. Erst sieht man, wer knapp vor einem liegt, dann jene, die knapp hinter einem sind. Hier war um 09h30 der Start der 10,5km-LäuferInnen. Als ich wieder auf die Donauuferstraße zurück komme, begegnet mir Gerhard Wally, der irgendwann 2013 seinen 500. Marathon laufen wird. Müsste mit dem Teufel zugehen, wenn nicht. Die Trommler trommeln wie wild, eine Trommlerin ist zuversichtlich, dass ich es schaffen werde und sagt es mir auch. Ja, ich denke auch, dass ich es schaffen werde.

In Loiben, km36, gibt es wieder Nahrungszufuhr. Nach einem Durchhänger läuft es jetzt wieder besser. Mit 4h15 bin ich nun nicht mehr zufrieden, ein Schnitt von unter 6min/km soll es nun werden. Mir fällt auf, dass ich bereits einige Minuten einen Läufer im Windschatten mitschleppe, denn momentan ist der Gegenwind relativ stark. Wegen des Gegenwinds spürt man aber auch die gestiegene Temperatur nicht so, 20 Grad sind das mindestens.

Als ich auf die linke Spur wechsle, um das Schild „Ende der Wachau“ zu knipsen, ist der Windschattenläufer weg. Bei km38 bin ich in Krems-Stein. Das ist tückisch, zwar ist man in Krems, aber noch nicht im Ziel. Stein ist bekannt durch sein Gefängnis für etwa 800 vieljährige Gefängnisinsassen, seit fünf Jahren gibt es hier eine Kuschelzelle. Stein hat aber auch eine sehr schöne Altstadt.

Nun weg von der Donau, es geht in die Kremser Innenstadt. Ich nähere mich dem Ziel, bis auf 100m, dann schlägt die Strecke einen Haken, ich muss das Zielgelände weiträumig umlaufen. Man hört natürlich den Tumult, noch ist man aber nicht dort. Ich will nun eine 4:Nuller Zeit laufen, dazu sollte ich nicht mehr viele Fotostopps einlegen.

Drei Schlagzeuger zu meiner Linken bevor ich in die Zielgerade einbiege, das Ziel aber im Rücken. Auf der anderen Straßenseite geht der 3:59:59-Pacer, um nicht allzu bald im Ziel zu sein. Ich habe noch etwa 2km vor mir, ein kurzes Stück laufe ich an der Krems entlang. Zwei Fotos müssen noch sein. Kurz vor dem Ziel werden wir noch beschallt, von Lady Gaga.

Dass die mitlaufende Zeit da vorne 4:0x anzeigt kann ich erkennen. Ich habe nicht viel Spielraum zwischen Brutto- und Nettozeit und muss mich beeilen. Ja, das geht sich aus, Fredi ruft mir zu, ich winke und freue mich und laufe auf dem roten Teppich durchs Ziel: 4h 09min 32sec Gerhard begrüßt mich im Ziel und freut sich mit mir. Ich bekomme meine Erinnerungsmedaille am grünen Band umgehängt. Ich gratuliere Gerhard zu seinem 473. Marathon

Meine Zeit: 4h 09min 00sec  Die Zeit des Siegers, Tobias Sauter aus Deutschland:  2h 28min 44sec  Im Zielbereich lerne ich eine junge Novizin kennen, sie ist heute ihren ersten Marathon gelaufen und steht nach ganz unter dem Eindruck des Erlebten. Auch ein nicht mehr ganz so junger Marathonneuling ist zufrieden mit sich und seiner Leistung. So soll es sein.

Knapp über 700 Marathonis kommen schließlich ins Ziel, Renate heute leider nicht.  Die Siegerzeit im Halbmarathon: 61:05

Duschen gibt es auch, man muss nur lange genug den Wegweisern folgen.

Für das Startgeld von 55,- EURO inklusive Zeitnehmung gab es

einen Goody-bag;

ein Funktionsshirt gegen Aufpreis

eine landschaftlich sehr schöne, ziemlich flache Strecke auf Asphalt, tauglich für eine Bestzeit; super organisiert!

fast perfektes Wetter, am Start 12 Grad, dann 20 Grad, etwas windig

g enug Versorgungsstellen mit Wasser, Iso, Cola, Isostar-Riegeln, Bananen, Apfelstücken,

große Ziellabe
  

Marathonsieger

Männer

1 Sauter Tobias GER 2:28:44.
2 Wallner Wolfgang AUT  2:31:21
3 Maukner Lukas AUT 2:41:38

Frauen

1 Schneitl Gertraud AUT 3:14:58
2 Limberger Veronika AUT 3:16:12
3 Reiter Elisabeth AUT 3:20:30


705 Finisher

12
 
 

Informationen: WACHAUmarathon
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