Mit dem Marathon in Münster beginnt für mich immer die Herbstsaison. Nun werden wieder die Marathonveranstaltungen zahlreicher und die Auswahl schwieriger. Der Marathon in Münster ist für mich aber fest eingeplant und ein Höhepunkt in meiner Jahresplanung.
2012 konnte Münster beim Marathon4you-Voting den ersten Platz in Nordrhein-Westfalen und Platz 6 in der Gesamtwertung belegen. Damit wurde das jahrelange leidenschaftliche Engagement der Veranstalter belohnt, die immer versuchen, das hohe Niveau des Laufes weiterhin zu verbessern. Kein Wunder, dass man die Teilnehmerzahlen gegen den allgemeinen Trend hier sogar steigern kann und mit fast 9.000 Teilnehmern aus 30 Nationen einen neuen Rekord feiert.
Das Motto „Laufen aus Leidenschaft“ ist auch auf die Organisatoren übergesprungen. Das ganze Jahr hat man sich um die Läufer bemüht. Gleich nach dem Zieleinlauf beginnt schon die Planung für den nächsten Marathon. Newsletter informieren ständig die Laufgemeinde über den Stand der Dinge. Seminare und Vorbereitungsläufe unterstützen die Läufer bei ihren Trainingsplänen und sorgen dafür, dass man das große Ziel nicht aus den Augen verliert. Mit Aktionen wie „Geh aufs Ganze“ und „Schlag deinen Schatten“ werden Läufer zu neuen Zielen geführt.
Auf der klassischen Marathonstrecke kann man hier auch als Staffel dabei sein. 4 Läufer teilen sich dann die 42 km Strecke und können so auch mit Entfernungen zwischen 10 und 11 km dabei sein. 5.600 Läufer wählen diese Option und wenn es hier kein Teilnehmerlimt gäbe, wären es wohl noch viel mehr. Seit April aber ist der Staffelwettbewerb bereits ausgebucht.
Mit dem Kids-Marathon über 1,5 km gibt man auch dem Nachwuchs die Möglichkeit mitzumachen. Auch hier ist das Limit von 300 Kindern ganz früh ausgebucht. Dann bleibt nur noch die Möglichkeit über den Terres-de-Hommes Benefizlauf über 10 km dabei zu sein, wenn man – warum auch immer – die gesamte Marathonstrecke nicht laufen kann oder will.
Allerdings bekommt man dann auch nur einen kleinen Teil der Laufemotionen geboten. Aber mit dem Zieleinlauf am Prinzipalmarkt ist das stärkste Erlebnis dabei.
Auch wenn es für mich fast 1 Stunde Fahrzeit bedeutet, fahre ich mit meiner lieben Inge und ihrer Freundin Christiane bereits am Samstag nach Münster um meine Startunterlagen abzuholen. Diese erhalte ich wieder am Gymnasium Paulinum. Hier ist gleichzeitig das Logistikzentrum des Marathons. Man bekommt hier nicht nur seine Startunterlagen, sondern kann auch gleich die Marathonmesse besuchen. Diese ist eine gute Gelegenheit, sich wieder auf den neuesten Stand der Läuferwelt zu bringen. Hier präsentieren sich nämlich Sportartikelhersteller, Sportgeschäfte und Dienstleister, die alles rund ums Laufen anbieten. Außerdem informieren Marathon- und Laufveranstalter über ihre Events.
Gleich treffe ich Gerd Zachäus mit seiner Frau Elke. Sie machen wieder für den ältesten Marathon Deutschlands am Baldeneysee Reklame. Auch Duisburg, Gelsenkirchen und Steinfurt sind vertreten, um nur einige zu nennen.
Problemlos erhalte ich meine Startunterlagen. Gelaufen wird hier in Münster mit dem bewährten Championchip. Wer noch keinen besitzt, kann einen solchen hier gegen eine Leihgebühr erhalten. Da dieser bei vielen Veranstaltungen eingesetzt wird, hat sich aber auch der Kaufpreis von 30 Euro schnell bezahlt gemacht.
Die Startgebühr beträgt je nach Anmeldedatum zwischen 45 und 60 Euro. Hierfür erhält man ein Finisher-Funktionsshirt, eine Finisher-Medaille, eine Urkunde aus dem Internet, einen Film und die Ergebnisse auf einer DVD und eine gute Versorgung alle 2,5 km nach den ersten 5 km. Kurzentschlossene haben heute noch bis 16 Uhr die Möglichkeit zur Nachmeldung.
Im Pausenhof wird gerade die Duschanlage aufgebaut. Ein freundlicher Feuerwehrmann erklärt mir, dass eine solche mobile Anlage erhebliche Vorteile gegenüber den üblichen Duschräumen hat. Keine Legionellengefahr und immer frisches Wasser bei gleich bleibender Temperatur bis zum Schluss.
Es werden auch noch Transparente für morgen angeboten, mit denen man seine Läufer individuell anfeuern kann. Inge und Christiane entschließen sich für den Hinweis, dass Anfeuern auch anstrengend sein kann und wünschen mir dann auch schriftlich viel Glück.
In der Aula des Gymnasiums findet ab 16 Uhr die Pastaparty mit flotter Musikunterhaltung statt und die Preise sind günstig.
Obwohl der Sommer heute Pause macht, nutzen wir die Gelegenheit, um den nahe gelegenen Aasee aufzusuchen. Bei Kaffee und Kuchen können wir die Taktik für morgen besprechen. Was zieht man morgen an bei den Vorhersagen? Zu Fuß ist es von hier auch nur wenige Minuten bis zum Prinzipalmarkt und wir überzeugen uns noch davon, dass für den Zieleinlauf bereits wieder alles vorbereitet ist.
Da der Start um 9 Uhr ist, müssen wir am Sonntag uns schon frühzeitig auf den Weg machen. Mit Christiane ist das Team wieder vollständig. Geweckt wurde ich bereits mit Blitz und Donner und es gießt wie aus Eimern. Das kann ja heiter werden.
Trotzdem erreichen wir problemlos den Schlossplatz in Münster, und können hier direkt in der Nähe der Startlinie parken. Der Wetterbericht im Radio spricht von anhaltenden ergiebigen Regenfällen und meldet eine Unwetterwarnung für das gesamte Münsterland. Die Temperatur beträgt zurzeit nur 13 Grad. Vor lauter Schirmen sieht man die Läufer nicht. Ein junger Mann bietet Regenponchos kostenlos an, und bekommt diese fast aus den Händen gerissen. Hier treffen wir auch HaWe aus Osnabrück. Er will allen Ernstes heute mit dem Regenschirm laufen. Hat er Angst um seine Frisur? Nein, er möchte die mitgeführte Elektronik schützen. Das passt zu der Läuferin, die sich vorsichtshalber mit Schwimmflügeln ausgerüstet hat.
Nach und nach sammeln sich immer mehr Läufer. Um 9 Uhr werden zuerst die 2.700 Marathonläufer starten, bevor ihnen dann um 9:15 die Staffeln folgen. Der Lauf nennt sich auch „Lauf der Emotionen“ und diese beginnen schon hier am Start. Die Musikauswahl stimmt uns bereits ein. Die Startaufstellung erfolgt in Blöcken gemäß der angegebenen Zielzeit. So gerät man nicht in Gefahr von schnelleren Läufern gejagt oder sogar überrannt zu werden. Zur Orientierung stehen auch Brems- und Zugläufer zur Verfügung. Von 2:30 bis 4:30 reicht hierzu das Angebot.
Ja, ihr habt richtig gelesen, es gibt einen Zugläufer für 2:30. Das gibt es sonst nirgendwo. Überhaupt bemüht man sich, auch deutsche Marathonläufer zu Spitzenleistungen zu motivieren. Neben den Siegprämien zwischen 2.500 und 100 Euro für die jeweils ersten 6 des Gesamteinlaufes, erhalten die drei ersten deutschen Läufer ebenfalls Prämien zwischen 2.000 und 500 Euro. Für eine Verbesserung des Streckenrekords (2:10:25 Männer und 2.34.58 Frauen) sind nochmals 3000 Euro ausgelobt.
Jetzt werden die gemeldeten Favoriten vorgestellt und es sind hauptsächlich Athleten aus Kenia, Äthiopien und Japan, die den Streckenrekord angreifen könnten.
Vor dem Start singt noch Jenny Garcia die passende Hymne „Runaway“. Am Start wehen die Fahnen aller teilnehmender Nationen und die „Cheerteam Starlets“ heizen noch die Stimmung an. Dann erfolgt der erlösende Startschuss und unter dem Jubel der Zuschauer setzt sich langsam das große Feld in Bewegung.
Insgesamt sollen bei zuschauerfreundlichem Wetter 100.000 Menschen an der Strecke sein, doch heute ist es vielleicht nur die Hälfte. Diese machen allerdings Stimmung für die doppelte Menge, denn es sind die besonders Engagierten. Hier und in der Innenstadt stehen sie ganz dicht. Da kann ich auch Michel entdecken, welcher als Vorzeigefranzose uns besonders anfeuert.
Inge und Christiane haben wieder einen guten Platz für die Startfotos gefunden und mich auch im Feld schnell entdeckt. Heute kann ich mein neues M4Y T-Shirt einweihen. Es lässt mich vielleicht optisch ein wenig schneller erscheinen. Jetzt ist aber erst einmal Konzentration notwendig, denn auch auf der breiten Straße ist es jetzt noch eng. Am Aegiditor ist der erste Powerpoint und eine Cheerleadergruppe macht schon Stimmung. Hier werden wir nochmals bei Kilometer 11 und 41 vorbeikommen und die Stimmung wird hier kochen.
Die ersten Kilometer führen uns nun in die etwas verwinkelte Altstadt. Teilweise geht es über Kopfsteinpflaster, welches durch den Regen rutschig ist. Bei Kilometer 5 erreichen wir den ersten Verpflegungspunkt. Auch bei den heutigen Temperaturen ist es wichtig frühzeitig zu trinken. Wenn erst das Durstgefühl da ist, ist es meistens schon zu spät. Die weitere Verpflegung wird nun im Abstand von 2,5 Kilometer erfolgen. Mit Obst, Elektrolytgetränken, Wasser und Cola auf den letzten Kilometern ist sie optimal. Zum Schluss ist für Genießer sogar noch eine Weinprobe möglich. Darauf wurde ich im letzten Jahr erst von Joe aufmerksam gemacht.
Über den Grüngürtel laufen wir in die Fußgängerzone und das Ziel auf dem Prinzipalmarkt ist schon zu sehen, aber davon trennen uns im Moment noch 35 km. Jetzt geht es wieder am Aegiditor vorbei hinaus zum Aasee. Hier stehen bei Kilometer 11 auch Inge und Christiane um alle wieder anzufeuern. Während wir den See umrunden, können sie uns danach mit wenigen Schritten wieder auf der anderen Seite sehen.
Durch das Klinik- und Hochschulviertel führt uns die Strecke weiterhin im strömende Regen in den Stadtteil Gievenbeck. An der Strecke wird es nun bis zum Kilometer 14 etwas ruhiger. Aber nur bis zur Himmelreichallee, denn dort ist der Stadtwerke-Kids-Point und macht uns mit einer Samba Trommelgruppe wieder Beine. Die Zuschauer in Münster sind sehr begeisterungsfähig und stolz auf ihren Marathon. Unter den Läufern finden sie viele Freunde und Bekannte und freuen sich immer wenn sie diese entdecken.